XII. Verbrüderung und Versuchung

,,Crowley, du wurdest der Verbrüderung und der Versuchung eines himmlischen Wesens beschuldigt, was zu einem Sturz der Gnade führte."
,,Was?" Crowley konnte nicht verhindern, dass dieses Wort über seine Lippen kam.
Einen Moment lang spürte er nicht einmal die Qual des geweihten Bodens, der sein Blut zum Kochen brachte. Verbrüderung? Versuchung, die zu einem Sturz aus der Gnade führte?
Alles, womit er Erziraphael jemals verführt hatte, war Essen! Das war kaum einen Sturz wert! Nein, nein ... Das konnte nicht passieren.
Sie aßen doch schon immer zusammen. Warum sollte es gerade jetzt ein Problem darstellen? Was würde Erziraphael denken, wenn er dies hörte?
Er war stolz auf seinen engelhaften Status - er liebte seine Rolle. Wenn er jemals fallen würde ... Erinnerungen an Feuer und den Gestank von Schwefel quälten Crowley. Das Gefühl endlosen Fallens, schmelzender Haut und verkohlender Federn überwältigte ihn, bis er anfing zu würgen.

Der Engel war zu gutherzig, um das zu ertragen. Seine Jahre auf der Erde hatten ihn empfindlicher gemacht und das Fallen würde ihn in jeder Hinsicht zerstören.
,,Erziraphael ... er ist nicht ...", Crowley versuchte sich etwas auszudenken, aber in seinem Gehirn tobten der reinste Horror, schlechte Erinnerungen und unerträgliche Schmerzen. Es brachte keine Worte heraus, wollte sich nur übergeben und ... weinen.

,,Ich bringe ihn dazu, menschliche Dinge zu mögen und ihr wollt ihn dafür in die Hölle schicken? Ihr seid das reinste Böse!"
,,Wir haben Grund zu der Annahme, dass du ihn weit mehr in Versuchung geführt hast, Dämon", sagte Michael, bevor er ihren Verbündeten einen seltsamen Seitenblick schenkte.
,,Und wir werden dieses kleine Treffen nicht beenden, bis du uns sagst, was wir wissen müssen."
,,Erziraphael ist eine Million von euch Monstern wert", schrie Crowley.
,,Warum? Weil er die menschliche Kultur so sehr liebt und beschlossen hat, seine himmlischen Pflichten aufzugeben und unter ihnen zu verweilen?", fragte Gabriel und neigte herablassend den Kopf.
,,Er liebt alles - ist es nicht das, was ihr auch tun sollet?", stellte der Angesprochene die Gegenfrage.
,,Dein Missverständnis für die Rolle eines Engels ist offensichtlich."
,,Du verstehst das nicht", sagte Crowley und versuchte aufzustehen, um zumindest auf Augenhöhe mit den Engeln zu sein.
„Wenn man bedenkt, dass du ziemlich früh in deiner Existenz gefallen bist, würde ich sagen, wir haben ein besseres Verständnis als du darüber, ein Engel zu sein. Aber wir sind nicht hier, um über deine Fehler und deine Dummheit zu streiten, Crowley. Wir sind wegen Erziraphael hier."
,,Ich erzähle dir nichts von ihm", zischte Crowley. „Tu mit mir, was auch immer du willst."
Es war schwer einschüchternd zu klingen, als er sein Gewicht immer wieder hin und her balancierem musste.

,,Ich habe dir gesagt, dass er nicht reden würde", sprach Michael voller Trotz.
,,Nun, wenn er nichts für uns hat, ist es Zeit für die zweite Hälfte des Prozesses", wendete Uriel ein. Sie spottete auch auf ihre eigene Art und Weise und Crowley spürte, wie seine Ängste noch größer wurden. Er konnte nicht entkommen. Er konnte sie nicht bekämpfen, konnte kaum aufstehen.
Er hätte es wissen und Erziraphael warnen müssen, dass eines Tages ihre jeweiligen Seiten hinter ihnen her sein würden, aber er hatte es nicht so abrupt erwartet.

,,Antworte!", dröhnte Gabriel's Stimme an sein Ohr, er hatte ihm nicht einmal zugehört.
,,Was soll ich sagen?"
,,Bekenne die Sünden von Erziraphael!"
,,Ich sage euch nichts."
„Wie du willst", sagten Uriel und Michael gemeinsam. Bevor Crowley überhaupt reagieren konnte, packten sie ihn an einem Arm. Er kämpfte gegen sie, schlug und trat um sich, aber nichts funktionierte. Er würde sich verwandeln müssen, dachte er, und das tat er auch. Mit einem lauten Zischen fiel er in einer engen Spirale auf den Boden. Der Boden verbrannte ihn in dieser Form zehnmal schlimmer, doch er konnte sich unter ihren Berührungen besser winden.

Er suchte verzweifelt nach einem Ausweg und wenn ihm ein Engel zu nahe kam, stürzte er sich auf ihn, entblößte seine Reißzähne und spuckte gelegentlich Gift, das nicht tötete, aber mit Sicherheit so viel verbrannte wie der geweihte Boden.

Für einen Moment hatte er sie unter Kontrolle. Doch dann, als er sich schnell am Rand des Raumes entlang bewegte, hörte er ein lautes Geräusch und war sofort mit einem brennenden Schmerz konfrontiert, der so schlimm war, dass er keine andere Wahl hatte, als zu seiner menschlichen Form zurückzukehren.
Als er die Hände von seinem Gesicht entfernte, sah er die blutige, abgetrennte Spitze seines Schlangenschwanzes auf dem Boden liegen, während Uriel ein Schwert schwang.
,,Was zur Hölle ist los mit euch?", brüllte er unter Tränen, während seine Stimme vor Schmerzen bebte.
„Du hast das gewählt, Crowley", meinte Michael und schnalzte mit der Zunge. ,,Du hättest dich benehmen können, aber du hattest beschlossen, in Hysterie zu verfallen. Das war deine Entscheidung. Siehst du? Das ist doch dein freier Wille, nicht wahr?"

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top