Kapitel 86: Die erste und letzte Nachricht

Mein Vater drückt ihr lächelnd einen Kuss auf die Wange. Seine schwarzen Haare fallen ihm dabei etwas ins Gesicht. Seine stahlgrauen Augen funkeln freudig in die Kamera. Meine Hand strecke ich nach dem Bild aus, bevor ich vorsichtig über die Zwei streiche.

Sind das...? Noch nie habe ich ein Bild von ihr gesehen. Noch nie wusste ich, wie sie aussieht...doch jetzt....

...Kein Zweifel....

Meine Mutter...

Mein Vater...

...Das sind meine Eltern.

*****Die erste und letzte Nachricht

Du weißt es, nicht wahr?", ertönt es auf einmal hinter mir, weswegen ich erschrocken zusammen zucke und mich ruckartig umdrehe. Dort steht Kaito mit verschränkten Armen vor der Brust, während sein Blick an dem Bild hängt. Wie lange steht er da schon? Ist er womöglich sauer, dass ich hier einfach so reingeplatzt und mir die Bilder angeguckt habe?

Aber wenn er nicht will, dass jemand einfach so herein platzt, sollte er eben abschließen und wenn niemand die Bilder anschauen darf, sollte er sie nicht hier hin hängen. Also kann er gar nicht sauer auf mich sein, da er selbst schuld ist!

Einen Moment brauche ich, um überhaupt zu realisieren, was er gesagt hat. Erst dann schüttele ich kaum merklich den Kopf und erwidere: „Ja, Kano hat es mir verraten...aber warum hast du es mir nicht direkt gesagt? Du wusstest es doch...die ganze Zeit schon, seitdem ich hier war"

„Das ist sie..Taiyō Tsubomi und ich...über 18 Jahre ist das nun her", ist das Einzige, was er darauf sagt, was mich schon dezent wütend macht. Das darf doch alles nicht wahr sein!? Erst lässt er mich wie eine idiotische Ziege im Dorf umher irren, ohne mir zu sagen was Sache ist und nun antwortet er mir noch nicht mal auf meine Frage!

Zornig ziehe ich daher die Augenbrauen zusammen und bin gerade dabei den Mund aufzumachen, um ihm die Vorwürfe an den Kopf zu werfen, als er mir ins Wort fällt: „Das war genau eine Woche, bevor das Kaiserreich nach ihr rief. An dem Tag hat sie den kleinen Jungen vor den Banditen gerettet..."

Kurz hält er inne, bevor er sich durch seine Haare fährt und mich fragt: „Es gibt bestimmt eine Menge Sachen, die du nun wissen willst, nicht wahr?" Das ist die dämlichste Frage, die ich jemals gehört habe.

Natürlich habe ich Fragen! Wer hätte das nicht in meiner Situation?!

So nicke ich zustimmend und meine: „Selbstverständlich habe ich viel, was du mir beantworten musst. Allen voran warum du so getan hast, als wäre nichts!" „Es tut mir leid, aber ich wollte, dass du es selbst herausfindest", antwortet er mir, bevor er seine Hand hebt und mir durch meine braunen Locken wuschelt.

Nach wenigen Sekunden hört er auf, woraufhin ich mir schmollend meine Haare wieder richte, während er fortfährt: „Mir ist klar, dass du wahrscheinlich nun ziemlich sauer auf mich bist, dass ich dir die ganze Zeit nichts gesagt habe. Aber ich verspreche dir alles zu beantworten, was dir auf dem Herzen liegt"

„Ich bin nicht sauer...", murmele ich und schaue stumm zur Seite. Darauf erwidert Kaito nichts mehr, weswegen sich eine unangenehme Stille ausbreitet. Gefühlte Stunden stehen wir so, bis mir ein beißender Geruch in die Nase steigt. Irritiert runzele ich die Stirn und frage: „Riechst du das auch?"

Verwundert schaut mein Gegenüber auf und schnuppert ein paar mal an der Luft, bis es ihm wie Schuppen von den Augen fällt. Fassungslos stürmt er den Flur entlang und verschwindet hinter einer Tür, während er ruft: „Verdammt! Das Essen!"

Geschwind renne ich ihm hinterher und finde mich schnell in einer Küche wieder, die eigentlich ganz schön eingerichtet ist. Es steht nicht wirklich viel hier drin. Nur das nötigste halt. Aber es ist trotzdem irgendwie schön und auf irgendeine Weise gemütlich und wohnlich. Vor dem Herd steht ein etwas überforderter Kaito, der mit einem Pfannenwender herumwerkelt.

Mit hochgezogener Augenbraue beobachte ich stumm das Geschehen und sehe dabei zu, wie mein Vater verkohltes Essen aus der Pfanne auf zwei Teller kratzt. Kurz schaut er auf und fragt: „Kommt Itachi auch noch gleich?" „Ja, er wollte nur mal eben kurz nach Totto schauen und dann nach kommen", erwidere ich, was ihn verstehend nicken lässt.

Geschwind holt er noch einen dritten Teller heraus, auf den Kaito auch etwas von dem Essen drauf kratzt. Mit einer einfachen Bewegung stellt er die Teller auf den Tisch, der hier in der Küche steht, bevor er etwas in den Schränken kramt. Etwas unbeholfen stehe ich daneben und frage: „Kann ich irgendwie helfen?"

„Ja, du kannst schon mal das Besteck herausholen. Ist in der Schublade neben dem Kühlschrank", murmelt Kaito abwesend, während er weiter kramt. Stumm tapse ich zur Schublade hole das Besteck heraus und Decke damit den Tisch. Als ich fertig bin, taucht auch schon Kaito neben mir auf, der Servietten und Gläser dazu stellt.

Und perfekt, wie das Timing ja immer so ist, klopft es an der Haustür. Vermutlich ist es Itachi. Meine Vermutung bestätigt sich, als mein Vater kurz verschwindet, um die Tür zu öffnen und darauf mit dem Uchiha wiederkommt. Lächelnd blinzelt er mir zu, was ich erwidere, bevor ich mich mit den anderen an den Tisch setze.

Monoton mustert mein Verbündeter das Essen vor sich, bevor er seufzt und kaum hörbar murmelt: „Jetzt weiß ich wo mein Mädchen ihre Kochkünste her hat..." Ich hingegen habe ihn klar und deutlich verstanden, weswegen ich auch meine Augen verenge und beleidigt zur Seite schaue.

Also wirklich! Mein Essen ist doch viel besser als Kaitos!

Bevor der werte Uchiha etwas sagen kann, um mich aufzumuntern, sagt Kaito: „Guten Appetit! Ich hoffe ihr habt Hunger und es schmeckt euch. Leider bin ich nicht der beste Koch..." „Ach was, es wird bestimmt lecker schmecken", erwidert Itachi höflich, bevor er einen Bissen nimmt.

Ja, er kann das ja essen, ich aber bestimmt nicht.

Einmal kaut er drauf, bevor ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht weicht und er schnell das Wasserglas vor sich leert. Lachend klopft ihm Kaito auf die Schulter, als sich mein Verbündeter auch noch verschluckt und hustend nach Luft schnappt.

„Das Essen sollten wir am besten lassen und direkt zum Wichtigen Teil übergehen. Der Teil, wo du mir die Fragen stellst, die dir auf der Seele brennen", sagt der Gankona ruhig und schaut mich bei seinen letzten Worten abwartend an. Auch Itachi verstummt und blinzelt ruhig zu mir.

Etwas unbehaglich spiele ich nervös mit meinen Fingern. Jetzt ist endlich der Zeitpunkt gekommen auf den ich schon so lange gewartet habe. Das Ziel unserer monatelangen Suche ist erreicht. Tief atme ich ein und aus, um mich etwas zu beruhigen. Wo soll ich nur anfangen?

Itachi, der meinen Gefühlsstand wohl klar und deutlich spürt, nimmt langsam meine Hand und drückt diese beistehend. Lächelnd schaue ich auf und erinnere mich daran, dass ich das nicht alleine durchstehen muss.

Der Göttin sei Dank...

Ein letztes Mal hole ich tief Luft, bevor ich ernst zu Kaito schaue und klarstelle: „Vieles, was ich wissen wollte, weiß ich nun. Ich wollte wissen wie meine Mutter aussah. Das weiß ich jetzt. Ich wollte wissen, was für ein Mensch sie war. Das weiß ich jetzt.

Ich wollte wissen wie mein Vater aussieht. Das weiß ich nun. Ich wollte wissen was für ein Mensch er ist. Das weiß ich nun. Zwar habe ich natürlich noch ein paar andere Fragen, die mich aber im Moment nicht so interessieren. Momentan gibt es nämlich zwei Dinge die mich persönlich interessieren.

Zwei Fragen. Und es gibt eine Sache, die mich als stärkste Kriegsmagierin interessiert. Das wären dann also insgesamt drei Fragen"

„Und die wären? Wie schon gesagt, ich beantworte dir alles", erwidert mein Vater ruhig, während er einen Schluck seines Wassers nimmt. Einen Moment halte ich inne, bevor ich die erste Frage stelle: „Wusstest du, dass meine Mutter schwanger war, als sie zurück ins Kaiserreich reiste?"

„Nein. Zu dem Zeitpunkt wusste ich es nicht. Der Kaiser hat mir ungefähr ein Jahr, nachdem sie ins Kaiserreich zurückkehrte, einen Brief geschickt, der von ihr kam. Dort stand drin, dass sie ein Kind erwartet und die Geburt nicht überleben wird. Da standen auch noch ein paar andere Dinge. Ich kann ihn dir gleich zum lesen geben, wenn du magst", antwortet er mir und wartet auf meine nächsten Fragen.

Verstehend nicke ich und muss die aufkommenden Tränen unterdrücken, als ich frage: „Und warum bist du nie zu mir gekommen? Wieso hast du nie nach mir gesucht? Ich weiß, dass es schwer gewesen wäre, als Ninja ins Kaiserreich zu gehen, es wäre allerdings nicht unmöglich geworden!"

Kurz halte ich inne, als ich Itachi's Hand loslasse, ruckartig aufstehe und meine Hände auf den Tisch knalle: „Hast du eine Ahnung wie allein ich all die Jahre war? Wie ich mich gefühlt habe? Wie ich behandelt wurde? Und wie ich mir gewünscht habe einen Vater an meiner Seite zu haben?"

Während ich spreche werde ich immer lauter, während gleichzeitig einige Tränen meine Wangen hinab fließen und auf die Holzlatten tropfen. Stumm lässt Kaito alles über sich ergehen. Erst, als ich fertig bin, schaut er auf und antwortet: „Der Grund dafür steht ebenfalls in dem Brief, den mir Taiyō schickte"

Verständnislos schüttele ich den Kopf, wische mir meine Tränen weg und lasse mich wieder in meinen Stuhl fallen, während ich Kaitos Worten zuhöre: „Was ist die letzte Frage? Die, die du als stärkste Kriegsmagierin wissen willst?"
„Wie ich die Blockade lösen kann, die mein Chakra unterdrückt", murmele ich und greife gleichzeitig nach der Hand des Uchiha's, da ich momentan seine Nähe brauche.

Sanft drückt mein Verbündeter meine Hand, während Kaito auch meine letzte Frage beantwortet: „Auch das steht in dem Brief. Warte, ich hole dir diesen mal" Danach steht mein Vater auf und verschwindet aus dem Raum. Meinen Kopf lehne ich gegen Itachi's Schulter, der seinen wiederum gegen meinen Kopf lehnt.

Ruhig streichelt er mit seinem Daumen über meine Hand und murmelt: „Bist du gespannt, was in diesem Brief steht?" „Ja...warum wollte meine Mutter nicht, dass mein Vater ins Kaiserreich zu mir reist? Und wie können wir diese Blockade letztendlich lösen..?", erwidere ich geschwächt und merke erst jetzt, wie mir das ganze hier an die Substanz geht.

Schlapp und Kraftlos fühle ich mich und würde mein Verbündeter nicht neben mir stehen und mir eine helfende Stütze sein, so würde meine Adern dazu noch Hilflosigkeit durchfluten. Seufzend setze ich mich wieder auf, als Kaito mit zwei Zetteln in der Hand herein kommt.

Irritiert lege ich die Stirn in Falten. Ich dachte es wär ein Brief. Meine unausgesprochene Frage beantwortet mir mein Vater, während er mir ein Papier hinhält: „Ich habe vielleicht etwas ausgelassen. Und zwar, dass Taiyō...deine Mutter nicht nur mir einen Brief geschrieben hat, sondern auch dir.

In meinem steht nicht besonders viel drin. Nur, dass sie schwanger ist, dass sie mich liebt und dass ich nicht zu dir kommen soll, da du sonst aus dem Kaiserreich verstoßen werden würdest. Was in deinem steht, weiß ich nicht. Ich habe ihn nicht geöffnet, sondern nur all die Jahre aufbewahrt, in der Hoffnung, dass du eines Tages zu mir finden würdest..."

Meine Kinnlade klappt herunter, als sich meine Augen weiten und ich das zusammen gefaltete Stück Papier entgegen nehme. Dadrauf steht ordentlich mein Name geschrieben.

Das ist tatsächlich ein Brief von meiner Mutter an mich...

Mit zittrigen Händen will ich diesen öffnen, werde aber von Kaito aufgehalten: „Lies ihn noch nicht. Tu es in Ruhe, wo du ungestört bist. Beziehungsweise ihr, wenn ihr es zusammen lesen möchtet. Denn das ist die erste und letzte Nachricht, die du direkt von deiner Mutter bekommst."

❤︎——to be continued——❤︎
Hii!
Was wohl in dieser Nachricht steht und ob Arturia nun wirklich erfährt,
wie sie ihre Chakra Blockade lösen kann, erfahrt ihr erst beim nächsten Mal!
Also dann, tschüssi
Hiyori

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