Kapitel 4

„Wenn das so weitergeht, dann...“

„Dann was?“

Harry wollte ihm eigentlich nicht drohen. „Das siehst du dann schon, du Motte. Wie alt bist du überhaupt?“

Louis knurrte wütend. „Ich brauche nur noch einen Monat!“

Harry zog gespielt anerkennend die Augenbrauen hoch. „Also tatsächlich noch nicht ganz ausgewachsen. Ich hab schon überlegt, ob du vielleicht einfach nur klein bist. Aber du bist tatsächlich noch ein Junges.“

„Bin ich nicht!“, zickte Louis, seine Rute schlug wütend auf den Boden. Er schien es nicht einmal zu bemerken. „Oder sehe ich für dich aus, wie ein Welpe?! Ein Dreimonatswolf?“

Harry verkniff sich ein Lachen.

„Das ist nicht lustig, du Oberpflaume von Alpha!“

Harrys Lachen verschwand genau so schnell, wie es gekommen war. „Jetzt mach aber mal halblang, du Dreikäsehoch! Reiß dich am Riemen oder muss ich erst ungemütlich werden?“

„Sowas kannst du?“ Louis grinste.

Harry erhob sich. „Es reicht.“ Er griff Louis etwas unsanft im Nacken.

Der Omega trottete humpelnd hinterher. „Wenn du- wenn du mich vergewaltigen willst, dann muss ich dich enttäuschen!! Ich war noch nicht in der Hitze!“, keifte Louis zittrig, als Harry ihn in ein Haus schleppte.

Harry schnaubte. „Ich dich? Vergewaltigen? Wohl kaum.“ Obwohl Harry zugeben musste, dass Louis selbst als Wolf ziemlich schnuckelig aussah, würde er ihn niemals vergewaltigen. Niemandem würde er sowas antun.

„Wohin bringst du mich dann?“ Louis hatte ein bisschen Angst.

Harry brachte ihn in ein Zimmer, mit einem riesigen Bett und Parkettboden. Er hob Louis hoch und setzte ihn auf dem Bett wieder ab. „Du bleibst hier“, stellte er klar. „Ich komme später wieder. Mach keinen Scheiß, ruh dich am Besten ein bisschen aus. Wenn ich wiederkomme, will ich kein Chaos, alles klar?“

Und dann ging Harry einfach. Hallo? Wie kam er dazu, Louis alleine zu lassen? Er war verletzt, er brauchte Bespaßung!

Eine Weile lag er einfach nur dumm rum, schaute sich alles genau an. Doch hier gab es nicht viel zu sehen. Bloß die langweilige dunkelblaue Bettwäsche, die Louis als Wolf sowieso nicht benutzen konnte, den hellen Boden und ein gigantisches Fenster mit weißem Rahmen. Es war weit offen. Was, wenn ihn jetzt jemand klaute, mh? Louis konnte vom Bett aus hinaus gucken. Draußen war eine hellgrüne, saftig aussehende Wiese. Zwei Hasen tobten darauf herum, rannten davon und Louis drehte sich auf den Rücken. Da bemerkte er über sich eine Art Mobile mit kleinen Tieren dran. Eine Eule und ein Wolf und ein Hase und ein Fisch und ein Reh und Louis hatte vor Faszination riesige blaue Augen bekommen und tippte das Reh vorsichtig mit der linken Vorderpfote an. Das Mobile klimperte und drehte sich. Dann stieß er sanft die Eule an und dann den Wolf und kurz drauf war er so gefesselt davon, dass er nicht bemerkte, wie auf der Wiese vor dem Fenster ein paar junge Wölfe zu toben begannen.
Sie schnappten spielerisch nach einander und warfen sich um, spielten Fangen und bellten laut. Doch Louis war so fasziniert, dass er erst aufhörte, mit dem Mobile zu spielen, als er einen unbekannten Wolf in unmittelbarer Nähe witterte. Er fuhr herum, jaulte kurz auf, als er sein Bein bewegte, und starrte in ein paar ebenfalls strahlend blaue Augen.

Der hellbraune Wolf legte den Kopf schief. „Hallo“, piepste er. Er dürfte einen Monat jünger sein, als Louis.

„Hi.“

„Ich bin Niall“, erklärte er stolz. Er hatte seine Pfoten auf der Fensterbank und seinen kleinen Kopf darauf platziert.

„Ich bin Louis.“

„Sind wir jetzt Freunde?“ Nialls Rute wedelte aufgeregt hin und her.

„Na klar, wenn du das willst. Gehörst du zu Harry?“

„Harry? Meinst du-“

Louis legte den Kopf auf die Vorderpfoten. „Na der Alpha. Der heißt Harry. Und der hat mich hier rein gebracht. Er ist wirklich doof. Wieso lässt er mich hier alleine? Ich bin verletzt, ich brauche Unterhaltung!“

Niall und die anderen Wölfe erstarrten.

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