~05~
"Wartest du auf jemand bestimmtes?"
Mein Blick wanderte zu der Krankenschwester, die gerade dabei war meine Infusionsflasche neu zu füllen.
Sie sah mich leicht belustigt an, und hatte wohl bemerkt da sich die ganze Zeit apathisch auf die Wanduhr gestarrt hatte.
"Ehrlich gesagt schon, ja."
Fing ich an, und sah auf meine Schiene die meinen linken Arm zierte. Ich wollte Mr.Yeng unbedingt fragen was er damit gemeint hatte, als er sich entschuldigte. Als ich hilflos dort lag. Ich wollte wissen was mit ihn los war.
Er hatte gesagt er würde kommen, und ich konnte mich immer auf ihn verlassen, das wusste ich zu 100%. Nur leider ist er noch nicht aufgetaucht. Kurz hatte ich darüber nachgedacht ob ihn nicht die Rezeption einen Strich durch die Rechnung machten, da er nicht mit mir verwandt war.
"Wenn du mir sagst wer ist ist, kann ich dir sagen ob derjenige hier überhaupt durch kommt."
"Es ist derjenige der gestern hier war. Mein Nachbar. Schwarze Haare, Japanisch..."
"Achso ja der. Ist mir immer noch ein Wunder wie er durch die Rezeption kam...hm vielleicht kommt er dieses mal nicht durch. Ich sehe mal was ich machen kann wenn er das nächste mal kommt."
Erklärte sie mir.
"Danke."
Lächelte ich und sah aus dem Fenster.
Obwohl ich hoffte das Mr.Yeng mich heute doch noch besuchen würde, kam er nicht. Ich machte mir Gedanken um ihn. Was ist, wenn dieser Anblick wie ich von einem Laster überrollt wurde, zu grausam zu verarbeiten für ihn war?
Das grübeln brachte mich nicht weiter, weswegen ich erst spät einschlief. Draußen auf den Fluren konnte ich die Krankenschwestern vorbei huschen sehen, das sperrige Licht warf ihre Schatten auf dem hellblauen Boden.
Ich löschte das Licht und sank recht schnell in einem Traumlosen Schlaf.
Doch nach einiger Zeit, so schien es mir jedenfalls- spürte ich eine Hand die mich am Oberarm tätschelte. Meine Augenlider zuckten, und ich vermutete schon es wäre eine Krankenschwester, die aus wessen Grund auch immer noch einmal Nachts in mein Zimmer kommen musste.
Ich wollte sie erst ignorieren, doch als mir der Geruch von Vanille und Würzigen Nudeln in die Nase stieg, riss ich die Augen auf.
"Mr.Yeng?"
Fragte ich und blinzelte damit meine Sicht klarer wurde.
"Ich dachte schon du stehst gar nicht mehr auf..."
Flüsterte er leise aber lächelte mir zu.
Verwirrt setzte ich mich auf und sah zur Uhr. Die Zeiger darauf zeigten mir an das es schon Mitternacht war.
"Wie kamen Sie so spät hier rein?"
Fragte ich ihn ebenso leise, doch der Mann winkte ab.
"Das erkläre ich dir nachher, zuerst muss ich noch mit dir reden..."
"Ich auch..."
Sagte ich und schielte zur Tür, in der Angst jeden Moment könnte einer der Krankenschwestern durch das kleine Fenster blicken.
Als ob er meine Gedanken gelesen hätte, sah er nach hinten.
"Keine Sorge sie werden nicht merken da sich hier bin."
"Woher wollen Sie das wissen? Die laufen schon seit 21 Uhr hin und her."
Sagte ich, doch Mr.Yeng setzte sich auf die Bettkante und sah mich an.
"Ich muss dir etwas sagen, du musst mir aber versprechen das du nicht ausflippst, in Ordnung?"
Mein Herz raste wie wild, und mein Hals wurde trocken. Was kam denn jetzt?
"Ähm...ja klar, ich verspreche es."
Sagte ich daher, doch er sah mich weiterhin prüfend an.
"Ich meine es ernst Georga, was ich dir jetzt sage darfst du auf gar keinen Fall weiter erzählen. Es muss unter uns bleiben."
"Jetzt sagen Sie schon was los ist. Sie wissen doch das ich Geheimnisse immer für mich behalte."
Drängte ich, denn sein bohrender Blick ließ mich beinahe die Fassung verlieren.
"Ich bin nicht mehr mit dieser Welt verbunden."
Ich sah ihn an, und dachte schon ich hätte mich verhört, als er weiter erzählte.
"Ich bin nur hier, weil es meine Aufgabe ist dich zu beschützen."
"Moment mal, was meinen Sie damit? Natürlich sind Sie mit dieser Welt verbunden..."
Sagte ich, doch Mr.Yeng ließ mich gar nicht zum Punkt kommen.
"Nein, du verstehst das nicht. Ich bin kein Mensch wie du denkst. Ich bin-"
Er stoppte plötzlich und sah mich an, sodass ich für einen kurzen Augenblick dachte er wolle mir nicht mehr sagen was ihn auf der Zunge brannte- als er dann doch seinen Satz zu ende führte.
"Ich bin ein Engel."
Okay, jetzt hatte er vollkommen den Verstand verloren.
Ich sah ihn nur sprachlos an, und wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Von dem sonst so spirituellen, ruhigen alten Mann, ist plötzlich nichts mehr übrig. Stattdessen sah er aufgewühlt und unruhig aus. Was meinte er damit zur Hölle?
Am liebsten hätte ich mir in den Arm gekniffen um zu checken ob ich wach war oder nicht.
"Was reden Sie denn da?!"
Ich merkte wie ich langsam die Geduld verlor. Warum redete er so einen Unsinn?
"Ich weiß das du mir nicht glaubst, und eigentlich sollt ihr Menschen auch gar nicht erfahren das es uns gibt. Aber ich habe gegen einer zu schlimmen Sache verstoßen."
Ich sah ihn prüfend in die Augen. Er schien die Wahrheit zu sagen, schließlich hatte er mich noch nie angelogen.
"Okay...wenn es stimmt was Sie sagen..."
Fing ich an, und merkte im gleichen Moment wie dumm das eigentlich klang.
"Warum kann ich Sie sehen? Sollten Engel nicht eigentlich unsichtbar für uns Menschen sein?"
Fing ich an, und strengte mich wirklich an ihn zu glauben.
"Komm, ich zeige dir etwas."
Er stand auf und streckte seine Hand aus, die ich fragend ansah.
"Wenn ich dir erzähle was passiert ist, musst du mir zuerst glauben. Alles andere bringt nichts."
Erklärte er die Frage die niemand gestellt hatte.
Zögernd ergriff ich sie, und schwang meine Beine aus dem Bett. Ich war immer noch wackelig auf den Beinen, und es fühlte sich an als ob ich jeden Moment zusammenbrechen würde.
Er führte mich zu der Wand an der ein einziger blauer Stuhl stand, und blieb davor stehen.
"Ähm... und was jetzt?"
Fragte ich doof in die Stille.
"Du warst schon immer so ungeduldig gewesen."
Mr.Yeng lächelte als er seine rechte Hand etwas anhob und seine Finger etwas bewegte. Plötzlich schien die Wand vor uns sich zu bewegen, fast so als wäre sie plötzlich aus dünnen Papier.
"Was zur...."
Verblüfft starrte ich auf das dünne Stück Papier, das jetzt in meine Richtung wehte. Die Struktur der Wand- einfach alles sah aus wie immer, nur ebend das die Wand plötzlich ihre Stabilität verloren hatte.
"Hab' keine Angst."
Mr.Yeng holte mich aus meiner Starre, und schob den Papiervorhang zur Seite.
"Ich will dir etwas zeigen, geh hindurch und warte am anderen Ende auf mich."
Sagte er und führte mich an der Hand nach vorne.
"Ich weiß nicht...."
"Vertrau mir."
Ich warf ihn einen Blick zu. Sein schwarzes Haar schien im Mondschein wie Metall, als mich für eine Sekunde der Zweifel packte.
Ich konnte ihn vertrauen, und das alles musste ein Traum sein. Es ging nicht anders. Wahrscheinlich war es eine Ausgeburt meiner Fantasie, da er der erste gewesen war den ich vor meiner Ohnmacht gesehen hatte.
Ja, dass musste es wohl sein...
Ich drehte mich um und berührte das Papier und zog dieses zur Seite. Dort hinter war es so hell das ich die Augen zusammenkneifen musste.
Ich ging einen Schritt voran, während ich die Hand von Mr.Yeng immer mehr los ließ, bis ich sie schließlich gar nicht mehr spürte.
Meine Angst wuchs umso mehr, als ich plötzlich den Wind in meinen Haaren merkte.
"Was zur Hölle..."
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Bis zum Nächsten Kapitel ♡♡♡
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