⋯⊰ ❅ 𝟭𝟵 𝗻𝘂𝗿 𝗘𝗶𝗻𝗯𝗶𝗹𝗱𝘂𝗻𝗴 ❅ ⊱⋯
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Alles schien auf einmal Sinn zu machen. Die Worte des alten Mannes. Der Junge, der aus dem Nichts aufgetaucht war. Die Reisen in die unterschiedlichen Vergangenheiten. Jetzt machte endlich alles Sinn. Das hier war der Schlüsselmoment. Der Moment, der sein ganzes Leben verändert hatte. Das war seine zweite Chance und gleichzeitig die einzige Möglichkeit, Jungkooks Tod abzuwenden.
Mit aufgerissenen Augen sah er, wie Jungkook im Begriff war, wegzurennen. Er wollte sein damaliges Ich davon zu überzeugen, anders zu reagieren, auch wenn er noch nicht wusste, wie er das anstellen sollte. Er setzte gerade an zu reden, als ein sanftes Klingeln neben ihm erklang.
Augenblicklich hielt er den Atem an und drehte sich zu seinem Jüngeren ich um. Er hielt mit einem zufriedenen Lächeln das Glöckchen in der Hand. Taehyung fragte sich, was er nun vorhatte, doch da schnellte sein Blick zurück zu seinem jugendlichen Ich.
Plötzlich erinnerte er sich. Er hatte es damals schon gehört. Das sanfte Klingeln des Glöckchens. Deswegen war es ihm auch so vertraut vorgekommen. Natürlich. Er hatte es schon mal gehört.
"Ich... ich erinnere mich. Ich hab es damals auch gehört. Aber ich dachte, ich hätte mir das eingebildet...", stammelte er überrascht.
"Hast du nicht. Du hast nur nicht genauer hingehört", erklärte der Kleine mit einem liebevollen Lächeln.
Taehyung verstand.
Ruckartig erhob er sich und spannte seine Muskeln an. Mit seinem entschlossenen Blick fixierte er sein jugendliches Ich und ging noch einige Schritte auf ihn zu.
"Ich weiß, dass du mich nicht hören kannst! Und ich weiß auch, dass ich die Vergangenheit nicht verändern darf. Aber verdammt! Taehyung! Siehst du nicht, dass es deine letzte Chance ist!? Es gibt kein nächstes Gespräch! Du musst Kookie jetzt aufhalten, sonst ist es für immer zu spät!", schrie er sich selbst entgegen. Der Kleine betrachtete Taehyung schweigend, aber immer noch lächelnd.
"Taehyung!!! Das Glöckchen ist keine Einbildung! Hör hin! Hör mir zu! Verdammt! Bitte!!! Sei nicht so stur, du Idiot! Ich bin den weiten Weg nicht gekommen, um mit anzusehen, wie du den selben Fehler nochmal machst! Renn ihm hinterher! Sag ihm, dass du ihn liebst! Du liebst ihn doch! Jungkook ist alles, was du willst- also tu endlich was!"
Taehyung war festentschlossen, sein Schicksal zu ändern. Wenn es eine zweite Chance gab, dann jetzt. Er konnte es nicht wieder so ausgehen lassen. Er hatte gelernt. Mit einem kräftigen Ruck schnappte er sich das Glöckchen, dass der Kleine noch immer in seinen Händen gehalten hatte. "Hier!", schrie er, während er das Glöckchen erneut klingeln ließ. "Hörst du das!?"
Er sah, wie sein jugendliches Ich sich irritiert umschaute. Er suchte allem Anschein nach nach der Quelle des Geräusches, fand aber nichts. "Du kannst mich nicht sehen! Aber vielleicht kannst du mich endlich hören", brüllte er erbost, als er sah, wie unsicher er in der Vergangenheit hin und her taumelte. Immer wieder läutete er das Glöckchen in seiner Hand, während er versuchte, sich selbst zu erreichen.
"JETZT MACH SCHON, TAE!", schrie er so laut er konnte und endlich. Die Worte schienen endlich bei seinem damaligen Ich angekommen zu sein, denn er riss erstaunt die Augen auf und setzte sich in Bewegung.
"Ja! Los! Geh zu ihm! Sag ihm, dass du ein verdammter Idiot warst und dann rede endlich mit ihm!"
Taehyungs Herz raste. Noch nie in seinem Leben war er so aufgeregt, nervös und ängstlich zugleich gewesen. Alle Sinne waren bis aufs Äußerste angespannt und fanden erst dann Erleichterung, als er sah, wie sein vergangenes Ich hinter Jungkook herlief. "Das ist die richtige Richtung", stellte er erleichtert und mit Tränen in den Augen fest, als er sah, wie er in Jungkooks Richtung lief. Endlich.
Hatte er es geschafft? Hatte er es wirklich geschafft, seine Vergangenheit zu verändern? Hatte er seine zweite Chance genutzt und Jungkook vor seinem grausamen Schicksal bewahrt?
"Ja, das ist die richtige Richtung, Taehyung", kicherte Taehyungs jüngeres Ich breit grinsend, "Ich hoffe nur, dass du eines Tages nicht wieder die falsche Richtung einschlagen wirst. Ich hoffe, dass du die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholst. Werde nicht wieder blind." Die Stimme des Kleinen klang zufrieden, beinahe verträumt. Er hatte so sehr gehofft, dass Taehyung es verstehen würde. Dass er die Chance nutzen würde, um sich und sein Schicksal zu ändern.
Taehyung sah noch lange in die Richtung, in die er sich selbst hatte fortlaufen sehen. Jungkook würde überleben. Er hatte die Fehler von damals wieder gut gemacht und hoffte inständig, dass alles gut ausgehen würde. Das hatte er diesem kleinen Jungen zu verdanken, von dem er immer noch nicht wusste, wer er nun genau war. Von wo kam er? Wer hatte ihn geschickt? Woher wusste er all die vielen Dinge, die Taehyung selbst in seinem höheren Alter nicht wusste?
So Vieles ging in Taehyung vor, er hatte so Vieles, was er dem Kleinen sagen wollte. So viele unbeantwortete Fragen, auf die er gerne eine Antwort gehabt hätte, doch er schwieg und zog sein jüngeres Ich stattdessen in eine liebevolle Umarmung. Anstatt große Reden zu schwingen, entschied er sich für ein knappes, ehrliches "Danke".
Sie beiden sahen sich einen Moment lang an und benötigten keine weiteren Worte mehr. Sie wussten, dass ihre Reise an diesem Punkt ein Ende gefunden hatte. Ein glückliches Ende.
"Leb wohl, Taehyung", verabschiedete sich der kleine Junge von seinem größeren Ich.
Taehyung nickte dankbar, ehe das grelle Licht wieder aufleuchtete. Fest kniff er die Augen zusammen und war gespannt, was nun passieren würde. Er hatte die Vergangenheit verändert und er konnte sich noch nicht vorstellen, was das nun für ihn bedeutete.
Würde er in die Gegenwart zurückkommen und Jungkook neben sich haben? Wären sie zusammen? Oder würde er in einer ganz anderen Zeit wieder auftauchen?
Würde er weiter existieren?
Taehyung wusste es nicht, doch das Wissen, dass Jungkook an diesem Abend nicht sterben würde, nahm ihm jede Furcht. Es würde schon gut ausgehen. Er würde seinen Platz schon finden, wo auch immer dieser Platz war, dessen war er sich sicher.
Er war innerlich ruhig, er war wieder mit sich im Reinen. Deswegen hatte er auch keine Angst davor, als das grelle Licht wieder erlosch und er die Augen öffnete.
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