❅ ⊱⋯ 𝟠 ℤ𝕚𝕞𝕥𝕡𝕝ä𝕥𝕫𝕔𝕙𝕖𝕟 ⋯⊰ ❅
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Flashback
Seit dem Kuss vor gut zwei Wochen, war nichts mehr wie früher. Alles hatte sich grundlegend zwischen ihnen verändert. Anfangs hatte Taehyung noch die Hoffnung gehabt, dass die beiden am nächsten Tag darüber reden würden und sich anschließend darüber kaputt lachten, weil ihre Hormone einfach mit ihnen durchgegangen waren. Doch dem war nicht so. Alle akribisch zurechtgelegten Worte blieben Taehyung im Halse stecken, sobald er auf Jungkook traf. Zu sehen, wie das Funkeln in seinen Augen erloschen war, raubte ihm sämtlichen Mut, auf seinen ehemals besten Freund zuzugehen.
Selbst Taehyungs Mutter hatte mittlerweile mitbekommen, dass es sich zwischen den beiden offensichtlich verändert hatte. Seit ihrer Kindheit waren sie immer unzertrennlich gewesen, doch nun schien eine unsichtbare Mauer die beiden zu trennen. Jeden Tag musste sie mit ansehen, wie die beiden ein Stück mehr auseinandertrieben und natürlich fragte sie sich, was vorgefallen war.
Von ihrem Sohn erhielt jedoch keine Antwort. Der jüngste Spross der Familie hatte sich verändert, zog sich die meiste Zeit des Tages in seinem Zimmer zurück und gab, wenn überhaupt, nur patzige Antworten.
"Taeschatz?", rief Taehyungs Mutter, doch er ignorierte sie zunächst. Erst zwei weitere Versuche später, und nachdem er das zaghafte Klopfen an seiner Zimmertür hörte, raffte er sich endlich auf. "Was..?", grummelte er genervt, als er die Tür aufriss und seine Mutter schlecht gelaunt musterte.
Was auch immer sie wollte, er hatte überhaupt keine Lust darauf, mit ihr zu sprechen. Streng genommen hatte er auf rein gar nichts mehr Lust, seit Jungkook und er nicht mehr jeden Tag aufeinander hingen, doch das konnte er ihr schlecht sagen. Er hätte erklären müssen, was vorgefallen war und darauf konnte er gut und gerne verzichten. Es reichte, dass er sich selbst schon den ganzen Tag Vorwürfe machte, da brauchte es nicht noch eine Belehrung seiner Mutter.
"Ich wollte wissen, ob Jungkook heute zu uns kommt, und ob ich ihn fürs Essen mit einplanen soll", fragte seine Mutter mit sanfter Stimme, beinahe so, als hätte sie Angst, etwas Falsches zu sagen. Und doch wollte sie es wagen, immerhin war es ein besonderer Tag.
"Ich glaube eher nicht", antwortete Tae unterkühlt. Allein den Namen seines Freundes zu hören, ließ die Erinnerungen wieder neu aufflammen.
"Aber heute ist doch der Tag vor Heiligabend. Er kommt doch jedes Jahr zu uns", setzte sie nochmal neu an, und sah ihren Sohn dabei sorgenvoll an, „Ist wirklich alles okay zwischen euch? Habt ihr euch gestritten?"
"Nein! Haben wir nicht! Wir sind nur keine kleinen Kinder mehr! Das ist alles!", zischte Taehyung und zog dabei die Augenbrauen tiefer. Sein Brustkorb hob und senkte sich rasch, und mit einem Male spürte er, wie sein ganzer Körper sich anspannte. Noch mehr Nachfragen ertrug er nicht. Was mischte sie sich überhaupt da ein? Merkte sie nicht, dass er nicht darüber reden wollte? Es war sein Freund, also konnte er doch selbst entscheiden, ob er ihn einlud oder nicht!
"Aber letztes Jahr...", startete seine Mutter ein weiteres Mal, wurde jedoch sogleich von ihrem lauten Sohn unterbrochen. "Es geht dich einen Scheißdreck an, was zwischen Jungkook und mir ist! Halt dich da raus!!" Seine Stimme bebte und sein Herz schlug stark gegen seine Brust. Er hatte seine Mutter noch nie so angeschrien. Er bereute es, wollte sich umgehend dafür entschuldigen, doch er spürte, dass er dann zu weinen anfangen würde.
Deshalb schluckte er den dicken Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte, runter, verschwand wieder in seinem Zimmer und knallte die Tür vor ihrer Nase zu.
Mit Wut und Schuldgefühlen zugleich im Bauch schmiss er sich aufs Bett, schaltete seine Musik im Liegen an, sodass die lauten Klänge kurz darauf im ganzen Haus zu hören waren.
Taehyung war für gewöhnlich gut erzogen, hielt sich an die Hausregeln und machte nur äußerst selten wirklich Probleme. Wenn er jedoch so laut die Musik in seinem Zimmer aufdrehte, wusste seine Familie, dass er ein wandelndes Pulverfass war. So selten es auch vorkam, wenn Tae einmal sauer war, dann richtig.
Deswegen konnte er auch dem Drang nicht widerstehen, in seine Kissen zu boxen, als würden sie Schuld an den Differenzen der beiden Freunde tragen.
Die Wut ebbte nur langsam ab, als sich die ersten Tränen schon in seinen Augen gebildet hatten. Er versuchte gar nicht, sie noch länger zurückzuhalten, sondern ließ sie einfach zu. Er wusste nicht, weshalb er jetzt weinte, ob nun wegen der restlichen Wut, vor Trauer, oder weil er einfach völlig überfordert war. Wie sollte er es denn wieder hinkriegen, dass Jungkook und er das klären konnten? Er wollte ihn nicht als Freund verlieren, dafür war er viel zu wichtig für ihn.
Taehyung bereute es einmal mehr, diesem Impuls nachgegeben zu haben und fragte sich, wieso er es nur so weit hatte kommen lassen. Viele Jahre Freundschaft waren wegen ein paar weniger Sekunden hinfällig. Wieso? Wieso hatte er das nur getan? Wenn er könnte, würde er am liebsten die Zeit zurückdrehen und alles ungeschehen machen. Dann würde er jetzt mit Jungkook gemeinsam irgendeinen Blödsinn im Schnee anstellen, anstatt heulenderweise auf seinem Bett zu liegen.
"Scheiß Idiot!", beleidigte er sich selbst, weil er nicht fassen konnte, dass er derjenige war, der die Schuld daran trug. Wieder krochen neue Tränen empor, doch diesmal versuchte er sie zu unterdrücken. Er fühlte sich schlapp, ausgepowert und wollte einfach Ruhe haben und schlafen. Die Musik drehte er leiser, bevor seine Augen schon zufielen und er wegdämmerte.
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Das Klopfen an seiner Tür, nur eine halbe Stunde später, riss ihn aus seinem Halbschlaf. Benommen tapste er zur Tür, öffnete sie und riss seine schlafvernebelten Augen auf.
"Was... machst du denn hier...?", fragte Tae überrascht, denn im ersten Moment glaubte er, noch zu träumen. Da stand er. Sein bester Freund, oder sollte man besser sagen ehemals bester Freund? Sein Blick war zu Boden gerichtet, seine Finger in den zu langen Ärmeln seines schwarzen Hoodies versteckt. Wohl fühlte er sich nicht, das erkannte Tae auf den ersten Blick. Aber ihm selbst ging nicht anders. Er spürte sie Schuld erneut, aber in einer Intensität, dass sein Verstand aussetze.
"Ich... können wir reden?" Jungkooks Stimme war nur ein leises Wispern, doch Taehyung nahm sie in aller Deutlichkeit wahr. Er hatte sich zu lange vor dieser Frage gefürchtet.
"Ich glaube nicht, dass das der richtige Zeitpunkt ist. Wie... bist du überhaupt rein gekommen?"
"Deine Mum hat mich angerufen und gefragt, ob ich nicht vorbeikommen möchte und... Dann hat sie mich gefragt, ob etwas zwischen uns vorgefallen ist. Ich hab ihr nichts gesagt, aber... Ich... hab den ganzen Tag überlegt, ob ich wirklich kommen soll... Tae, ich kann das nicht mehr. Morgen ist Heiligabend und... heute ist doch unser Tag..."
Jungkooks Worte waren wie Messerstiche. Ja, er hatte Recht. Der Tag vor Heiligabend gehörte den beiden. Er hatte schon immer ihnen gehört. Seit sie Kinder waren, trafen sie sich am 23. Dezember, damit sie sich gegenseitig ihre Weihnachtsgeschenke überreichen konnten. Ihre Eltern hatten darauf bestanden, dass Heiligabend nur der Familie gehörte und so hatten sie diesen Tag zu ihrem besonderen Tag gemacht.
"Ich...", begann Taehyung, und wollte eigentlich Argumente aufbringen, die dagegen sprachen, doch stattdessen murmelte er ein leises "Okay."
Einige Sekunden standen sie stillschweigend voreinander und wussten nicht, wie sie nun reagieren sollten. Die Stimmung war zum zerreißen angespannt.
"Sollen.. wir raus gehen? Ich hab keinen Bock, dass meine Mum was mitbekommt."
Jungkook nickte, ohne auch nur einmal den Blick zu heben. Er konnte Tae nicht in die Augen sehen, nicht bevor sie sich nicht endlich ausgesprochen hatten.
Stumm machten sie sich auf den Weg nach draußen. Sie wollten einen kurzen Spaziergang machen, in der Hoffnung, dass sie dadurch besser reden könnten. Der eisige Wind fegte um sie herum, wirbelte vereinzelt frisch gefallene Flöckchen wieder auf, ehe sie lautlos wieder zu Boden sanken.
Erst da fiel Taehyung auf, dass sein Freund über den Hoodie seine liebste Lederjacke trug. Er zog sie meistens dann an, wenn er unsicher war. Er hatte ihm mal erzählt, dass sie ihn ermutigte, und er sich darin sicherer fühlte.
Also war es für Jungkook genauso schwer, wie für ihn. "Ist dir nicht kalt? Vielleicht hättest dich wärmer anziehen sollen...", bemerkte Taehyung, als der nächste Windstoß ihn frösteln ließ. Er hoffte, dass er so ein Gespräch anfangen könnte, denn immerhin könnte Kookie darauf antworten, dass er sie trug, weil er genauso Angst vor dem Gespräch hatte. Innerlich legte sich Tae schon seine Antwort zurecht, doch Kookie ließ ihm nicht die Chance dazu. "Passt schon", war alles, was er darauf sagte, ehe sie weiter nebeneinander herliefen und sich anschwiegen.
Wieso war es so schwer, ein solches Gespräch anzufangen? Was ging nur in Kookie vor? Was erhoffte er sich? Wollte er alles vergessen und wieder zur alten Freundschaft zurückkehren? Wollte Tae das überhaupt? Er wusste ja selbst nicht so genau, was er sich nun erhoffte, da machte es ein Gespräch nicht unbedingt leichter.
Die beiden hingen ihren Gedanken nach, den unausgesprochenen Fragen und versuchten, das Gefühl zu deuten, das zwischen ihnen herrschte. Jetzt mussten sie es nur noch schaffen, darüber miteinander zu reden.
Es war schließlich Jungkook, der die ohrenbetäubende Stille nicht mehr aushielt.
"M-meine Mama hat übrigens wieder Zimtsterne gebacken... Ich... wollte dir eigentlich welche mitbringen... aber ich hab sie liegen gelassen und..."
Taehyung hatte gehofft, dass er direkt zum Thema kam, stattdessen versuchte er sich an Smalltalk, etwas wonach Taehyung gerade gar nicht war. Daher schnaubte er abfällig, blieb währenddessen abrupt stehen und fixierte seinen Freund mit eindringlichem Blick. "Jungkook, was soll das!? Ich glaube, wir haben echt wichtigeres zu bereden, als irgendwelche liegengelassenen Plätzchen..."
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Ich weiß nicht, warum, aber die Kapitel werden irgendwie immer länger...😂😅
ups...
Und vielen Dank, dass ihr so fleißig den Kalender lest😢❤
Ich hätte niemals gedacht, dass der so einen Anklang findet und bin deswegen immer noch sprachlos.... i mean 700 reads!? Jetzt schon? Das ist Wahnsinn 😭💜danke!
i purple u
Eure Taelieium 💜
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