❅ ⊱⋯ 𝟞 𝕃𝕒𝕨𝕚𝕟𝕖 ⋯⊰ ❅
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Flashback
Taehyung nahm den letzten Schluck seines lauwarmen Kakaos, als er bemerkte, dass es draußen anfing zu schneien.
Ein Schmunzeln breitete sich auf seinen Lippen aus, denn er wusste, dass aller Wahrscheinlichkeit nach gleich ein gewisser Nachbarsjunge an seiner Tür klingeln würde.
Die Tasse landete in dem Moment mit einem dumpfen Geräusch auf Taes Schreibtisch, als er das Klingeln der Haustür hörte. Die Vorfreude auf Jungkook ließ ihn immer breiter grinsen, sodass er gut gelaunt die Treppen ins Erdgeschoss runter eilte, um seinen Freund in Empfang zu nehmen und den ersten Schnee gebührend zu zelebrieren.
"Tae! Hast du gesehen!?", kamen ihm die Worte förmlich entgegen geschleudert, als er die Tür öffnete und ein vor Aufregung hibbeliger Jungkook vor dem Eingang des Hauses stand. Er war so voller Euphorie, dass er völlig vergaß, seinen Freund anständig zu begrüßen.
"Nein, aber ich hab ja meinen persönlichen Schneemelder namens Jungkook...", stellte Tae fest, ehe er nach seiner warmen Winterjacke griff, die neben ihm an der Garderobe hing. Mit einem knappen: "Bin mit Kookie draußen!", verkündete Tae seiner Mutter, dass er so schnell nicht wieder kommen würde und schlüpfte im Hinausgehen in den wärmenden Stoff.
"Jetzt warte doch mal!", rief Tae seinem Freund hinterher, der wie ein zu aufgedrehtes Kleinkind im Schnee tollte. Die kalte Winterluft um sie herum störte ihn dabei wenig. "Tja, Tae. Die Zeiten, wo du schneller warst sind vorbei!", neckte der aufgeweckte Jüngere seinen Freund. Dieser ließ es natürlich nicht lange auf sich sitzen, auch wenn er wusste, dass Jungkook dank der eingesetzten Pubertät und dem damit verbundenen Muskelzuwachs mittlerweile in einer viel besseren körperlichen Verfassung war als er.
"Na warte!", drohte Taehyung spielerisch, ehe er dem Jüngeren hinterher hechtete. Er hatte ihn fast eingeholt, da blieb Jungkook ganz plötzlich stehen und drehte sich mit einem schelmischen, nichts Gutes verheißenen, Grinsen zu ihm um. Taehyung konnte gar nicht so schnell reagieren, wie der Schneeball seine Stirn traf. Irritiert blinzelte er einige Male, doch Jungkook lachte nur lauthals los, während er sich darüber amüsierte, wie dumm Tae doch aus der Wäsche schaute.
"Jetzt bist du dran!", knurrte der Ältere, der mit einem breiten Grinsen im Gesicht blitzschnell einen Schneeball formte. Der Jüngere mochte zwar schneller sein, doch was die Treffsicherheit einer Schneballschlacht anging, war immer noch Tae ganz klar der bessere!
Kookie quiekte hell auf, während er auf seiner holprigen Flucht immer wieder von Taes Schneebällen getroffen wurde. "Stooooop! Gnaadee!", flehte Kookie vergnügt, doch Taehyung zeigte sich erbarmunglos. Er hatte den Jüngeren endlich eingeholt, weil Jungkook vor lauter Lachen nicht mehr weiter laufen konnte. Stattdessen hatte er die Hände auf den Knien abgestützt und japste nach Luft. Das war Taehyungs Chance, und die ließ er sicherlich nicht einfach so ungenutzt verstreichen.
"Nichts da, Gnade!", widersprach Tae, ehe er sich auf den Jüngeren warf und sie gemeinsam in dem weichem Schnee landeten. Doch Taehyung war noch längst nicht fertig. Er hatte Jungkook jetzt genau da, wo er ihn haben wollte. Mit einem fiesen Grinsen fing Tae an, den Jungen unter ihm durchzukitzeln, was durch die warme Winterjacke gar nicht so einfach war, und doch konnte er Jungkook ein noch lauteres Lachen entlocken.
"Du ... du hast gewonnen, Tae!" Jungkooks Bauch schmerzte bereits aufgrund des vielen Lachens, weswegen er Nichts unversucht ließ, Tae zum Aufhören zu überreden. Er würde ihn sogar wieder mal gewinnen lassen, wenn er nur endlich seine Kitzelattacke stoppte.
"Ich sag ja! Du hast keine Chance gegen den Schneeballchamp!", kicherte Tae vergnügt, weil er sich eines weiteren Sieges bewusst war, ehe er sich endlich ein Herz fasste und von seinem besten Freund abließ.
"Du spielst mit unfairen Mitteln!", schmollte Jungkook beleidigt. Er kämpfte damit, die Bauchschmerzen möglichst schnell einzudämmen, indem er seine Hände darauf ablegte und die schmerzende Stelle rieb. Taehyung dagegen plusterte seine Wangen künstlich auf. "Gar nicht!"
"Doch!", wetterte Jungkook dagegen.
"Haha, na gut. Vielleicht ein bisschen ...", gab Tae endlich zu. Er lag noch immer auf seinem Freund, aber das bemerkte er erst, als er seine Hände neben Jungkooks Kopf stützte, um aufzustehen. Aber, statt sich zu erheben, verharrte er in dieser Position. Plötzlich fiel Tae auf, wie nah sie sich waren und wie sehr er Jungkooks fröhlichen Gesichtsausdruck erlegen war. Die Wangen des Jüngeren waren aufgrund der Kälte schon ganz rosig. Oder vielleicht lag es auch an dem vielen Lachen und Toben, dass sie einen dunkleren Ton angenommen hatten.
Einen Moment lang passierte nichts. Niemand sprach, niemand bewegte sich und Tae glaubte sogar, dass er aufhörte zu atmen. Schneeflocken tänzelten verspielt um sie herum, doch in diesem Augenblick war die weiße Pracht selbst für den schneevernarrten Jungkook nebensächlich. Es zählte nur noch diese magischen Anziehungskraft, die auf einmal zwischen ihnen herrschte. Er bekam zunächst gar nicht mit, wie sich die Finger des Jüngeren an seinem Oberkörper hinaufbewegten. Als Jungkook jedoch plötzlich leicht an dem Stoff seiner Jacke zog, setzte sein Herz kurz aus.
Als wäre dies eine stille Aufforderung, näher zu kommen, beugte sich Tae zu seinem Freund runter. Er konnte nicht denken, sein Kopf war wie leergefegt, und gerade wollte er auch keinen Gedanken an die Konsequenzen verschwenden. Immer weiter lehnte sich Taehyung zu seinem Freund hinunter, krallte seine Hände in den Schnee und spürte zum ersten Mal Jungkooks Lippen.
Der Kuss raubte Jungkook beinahe die Luft zu atmen, er genoss jede kleinste Millisekunde und selbst der heftigste Schneesturm war kein Vergleich zu dem, was gerade in ihm vorging.
Nur langsam lösten sie sich wieder etwas voneinander, wobei ihre Lippen noch immer nah über denen des anderen schwebten. Taehyungs Augenlider flatterten, als der unruhige, warme Atem stoßweise auf seine Lippen traf, und auch Jungkook erschauderte unter dem Gefühl, dass der nächste Kuss nur noch Millimeter entfernt war.
Ihre Sinne vernebelten, spielten ihnen Streiche, und Jungkook glaubte sogar, auf einmal den Schnee um sich herum riechen zu können. Dieser Moment, bevor ihre Münder wieder zueinander fanden, fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Er war fast so berauschend, wie die Wärme, die sie erfüllte, als sie einander wieder spüren konnten.
Jungkook dachte, dass der zweite Kuss nicht solche heftigen Gefühle in ihm hochkommen lassen würde, doch da hatte er weit gefehlt. Nur diesmal hieß er den Sturm an Endorphinen willkommen. Der süßliche Geschmack von Schokolade, die weichen Lippen und das unbeschreibliche Gefühl, jemandem so nah zu sein, erfüllten jede Zelle seines Körpers mit Glück. Er ließ sich völlig in den Kuss fallen, und bewegte seine Lippen, beflügelt von der Welle an Glücksgefühlen, gegen die des Älteren. Gerade, als Jungkook der festen Überzeugung war, schweben zu können, löste Tae sich ganz langsam wieder von ihm.
Erst da begriffen die beiden Jugendlichen, was sie getan hatten.
"T-tae...?", wisperte Jungkook mit wackeliger Stimme. Sein Herz konnte sich nicht beruhigen, auch dann nicht, als Taehyung sich wieder aufrappelte, sich neben Jungkook in den Schnee plumpsen ließ und einen lauten Seufzer ausstieß. Dieser bereute es eigentlich nicht, sich seinem Verlangen hingegeben zu haben und doch fragte er sich, ob es ein Fehler gewesen war. Jungkooks Stimme klang wackelig, zerbrechlich und in diesem Moment befürchtete Taehyung, dass er seinen besten Freund verletzt hatte.
Er wollte den Jüngeren nicht verletzen. Niemals.
"A-alles okay ...?", fragte er daher an seinen jüngeren Freund gewandt, der seinen verwirrten Blick ruckartig von ihm abwandte. Tae konnte sehen, wie er sich auf die Unterlippe biss und anscheinend einiges in ihm ausgelöst hatte. Verständlich.
Jungkook war jünger und hatte noch keinerlei Erfahrungen in Sachen Liebe. Und soweit er das mitbekommen hatte, hatte sein bester Freund noch nicht einmal Erfahrungen im Küssen sammeln können.
Was hatte er sich nur dabei gedacht?
"Tut ... mir Leid, Kookie. Ich ... ich weiß auch nicht, warum ... also warum ich das getan habe ...", entschuldigte sich Tae umständlich und stotternderweise.
Jungkook nickte. Zu mehr war er nicht in der Lage, aber wie sollte er auch darauf reagieren? Sein bester Freund hatte ihn ohne jegliche Vorwarnung geküsst. Und das gleich zwei Mal ...
Der eisige Wind um Jungkook herum ließ ihn urplötzlich frösteln, als ihm bewusst wurde, der Schnee nun noch eine ganz andere Bedeutung für ihn hatte. Er würde den ersten Schneefall des Jahres auf ewig mit seinem ersten Kuss verbinden.
"Ich... sollte dann mal nach Hause", beschloss Jungkook, weil er mit der Situation überfordert war, und ohne noch eine Reaktion seines Gegenübers abzuwarten.
Er flüchtete. Vor diesem Moment.
Und vor den Gefühlen, die ihn begruben, wie unter einer gewaltigen Schneelawine.
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Einen schönen Nikolaustag und einen wundervollen 2. Advent für euch ☆♡☆
I purple u ♡
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