❅ ⊱⋯ 𝟙𝟠 𝕕𝕖𝕣 𝔸𝕟𝕣𝕦𝕗 ⋯⊰ ❅
Warnung: dieses Kapitel ist absolut nichts für schwache Nerven. Ich habe versucht, es so schonend wie möglich zu schreiben, aber es ist das schlimmste Kapitel dieses Kalenders. Aber auch das letzte dieser Art...
Bitte lest das also nur dann, wenn ihr euch ganz sicher seid!!!
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Flashback
Taehyung verschanzte sich, wie die letzten Tage zuvor auch schon, in seinem Zimmer und litt unter der Zwiespältigkeit seiner Gefühle.
Immer wieder ging er gedanklich durch, was er zu Jungkook sagen wollte, wenn sie das nächste Mal miteinander reden würden. Er überlegte hin und her. Vor und zurück. Sollte er ihm sagen, dass er oft an den Kuss dachte, aber trotzdem keine Beziehung wollte? Sollte er ihn vertrösten? Wieso war das alles so kompliziert?
Taehyung lag noch bis mitten in der Nacht wach. Immer wieder döste er weg, doch sobald er Jungkooks enttäuschten Blick vor seinen inneren Augen sah, wurde er schlagartig wieder wach. Es ging lange hin und her, und eigentlich freundete sich Tae schon mit dem Gedanken an, diese Nacht wieder keinen Schlaf zu finden.
Es war schon nach Mitternacht, als es plötzlich an der Tür seines Zimmers klopfte. Verwirrt blinzelte er einige Male, bis er sich schließlich doch aufraffte. Er griff nach seiner Jogginghose, zog sie eben an, ehe er zur Tür seines Zimmer ging, um sie zu öffnen. Seine Mutter stand davor und sah ihn mit einem seltsamen Blick an, den Taehyung nicht direkt deuten konnte. Sicher wollte sie ihn wieder fragen, was passiert war. Aber warum um diese Uhrzeit? Er musterte seine Mutter fragend, während sie ihre Stimme erhob.
"Taehyung, weißt du zufällig, wo Jungkook ist?", fragte sie krächzend. Erst da fiel ihm auf, dass seine Mutter ihr Handy fest umklammert hielt und fest an ihre Brust drückte. Das war äußerst untypisch für sie, und Taehyungs Bauchgefühl schrie ihm entgegen, dass hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.
"Nein... also hier ist er nicht", antwortete er skeptisch. Wieso fragte sie ihn sowas? Sie sollte doch wissen, dass er allein nach Hause gekommen ist. Sie hatte es doch gesehen.
"Hätte ja sein können...", antwortete sie zunehmend leise. Sie schaffte es nicht mal, ihren Sohn dabei anzusehen, dabei war sie sonst immer sehr pingelig, was das Ansehen beim Reden anging. Taehyung reichte es. Er wollte wissen, was passiert war.
"Mama, was ist los?"
"Jungkooks Mama hat grade angerufen. Er... er ist nicht nach Hause gekommen. Sie haben alles abgesucht und ihn versucht anzurufen. Aber... aber er meldet sich nicht. Sie hat gehofft, dass du etwas weißt. Vielleicht kennst du einen Freund, bei dem er sein könnte. Oder... vielleicht hat er dir ja gesagt, wo er hinwollte."
Es gab keine anderen Freunde, wo Jungkook zu dieser Uhrzeit hätte hingehen können. Das wusste er. Jungkook war immer zu ihm gekommen, wenn ihn etwas belastete. Aber das ging ja nicht. Er konnte nicht zu Taehyung. Er war auch nicht zu Hause. Taehyung stand in einer Starre gefangen vor seiner Mutter, während seine Erinnerungen Bilder von Jungkook und seinem letzten Treffen aufleben ließ. Immer wieder sah er Jungkook, wie er in den Wald lief. Da hatte er ihn das letzte Mal gesehen.
"Tae? Was ist mit dir?", hörte er seine Mutter fragen, doch er konnte nicht darauf antworten. Stattdessen stieß er sie auf Seite und rannte an ihr vorbei zur Haustür auf der unteren Etage.
Eilig griff er nach seinem Mantel an der Garderobe, zog gleichzeitig eine Taschenlampe aus der Schublade der Kommode und schlüpfte in seine Stiefel. Schnell griff er noch nach seiner Mütze und dem erstbesten Schal, den er zu fassen bekam, ehe er aus dem Haus stürzte.
Von seiner inneren Angst getrieben lief er Richtung Wald. Es war stockdunkel uns eiskalt, doch das interessierte Taehyung kein bisschen. Er konnte nur noch daran denken, wie sehr Jungkook den Schnee immer gemocht hatte und hoffte inständig, dass sich seine Vorahnung als falsch herausstellte. Ungeduldig, weil ihm alles nicht schnell genug ging, wühlte er nach der Taschenlampe und auch nach seinem Handy. Er versuchte Jungkook anzurufen, doch immer wieder meldete sich nur die Mailbox. Währendessen schaltete er die Taschenlampe an, doch die flackerte nur. Er hätte sich ohrfeigen können, dass er so übereilt hinausgestürzt war, ohne vorher zu checken, ob die Batterie noch voll war. Er schlug sie mehrmals feste auf seine Handfläche und hoffte, dass es nur ein Wackelkontakt oder sonst was war. Und tatsächlich - nach einem weiteren Schlag funktionierte sie wieder. Taehyung leuchtete mit dem Licht der Taschenlampe immer wieder um sich herum, doch außer dem vielen Schnee konnte er nichts erkennen. Immer wieder schrie er Jungkooks Namen in die Dunkelheit. Es war zum verrückt werden. Es war beinahe, als hätte sich Jungkook in Luft ausgelöst, und sein Handy gleich mit. Er erreichte immer noch nur die Mailbox und verwarf sein Vorhaben, Jungkook telefonisch erreichen zu wollen. Kurz blieb Taehyung stehen, drehte sich mehrmals um seine eigene Achse und überlegte angestrengt, wie er Jungkook finden könnte.
Kleine Wölkchen bildeten sich vor seinem Gesicht, als sein warmer Atem auf die kalte Winterluft traf. Es war so verdammt kalt! Und Jungkook hatte bei ihrem Treffen nicht mal einen warmen Wintermantel an, sondern nur dieses dünne Lederjäckchen, dass zwar hübsch anzusehen war, aber sicherlich keinen Schutz vor der Kälte bot.
"Bitte nicht!", wimmerte Taehyung am Rande der Verzweiflung. Er betete, dass er Jungkook hier nicht finden würde, sondern er irgendwo an einem warmen Ort in Sicherheit war und der Akku seines Handys leer war. Aber wo sollte er sein?
"JUNGKOOK!", rief Taehyung erneut durch die kalte Winterluft. Als wäre dies der Startschuss gewesen, rannte er wieder los, weiter in den Wald hinein. Dabei rief er immer und immer wieder nach dem Namen seines besten Freundes. Er hatte solch wahnsinnige Angst um ihn. Er wollte nicht, dass ihm etwas zugestoßen war. Er würde sich das niemals verzeihen können, wenn der Schnee, den Jungkook so liebte, sein Grab geworden war. Das durfte nicht sein!
"Jungkook...", flehte er unter Tränen, als ihn langsam aber sicher die Kraft verließ. Ihm war kalt, und er zitterte am ganzen Körper. Die Jogginghose bot nur wenig Schutz vor der Kälte, dennoch lief er immer weiter, so gut ihn seine kalten Beine noch trugen. "Bitte... Kookie, wo bist du..?", wisperte er zittrig, während er mit seiner Taschenlampe den Wegesrand ableuchtete. "Kook...-"
Plötzlich hörte die Erde auf, sich zu drehen.
Am Rande des Weges konnte er im schwachen Schein seiner Taschenlampe etwas dunkles ausmachen. Es war größtenteils von Schnee bedeckt, und dennoch konnte Taehyung es genau erkennen. Da lag etwas. Oder besser gesagt... jemand.
Wie in Zeitlupe schlich Taehyung einen Schritt nach vorne. Und noch einen.
"Bitte nicht... Bitte. Nein..." Immer wieder sagte er die Worte. Sie wirkten beinahe wie ein Mantra, das alles Böse von ihm abwenden sollte. Doch es half nicht. Taehyung erkannte das dunkle Leder, das fast vollständig von Schnee bedeckt war. Es war ein zu starker Kontrast zum weißen Schnee. Das war eindeutig eine Lederjacke, die dort unter dem Schnee begraben war, kein Zweifel.
Zwei vorsichtige Schritte später, gab es auch keine Zweifel mehr, dass er Jungkook endlich gefunden hatte.
Seine Taschenlampe landete im Schnee, als ihn jegliche Kraft verließ. Es wurde schlagartig dunkel, und nur ein seltsamer Schimmer im Schnee blieb zurück. Wie versteinert sah er auf das dunkle Etwas vor ihm. Taehyung fühlte nichts. Er weinte auch nicht. Er spürte nicht einmal mehr die Kälte. Seine Sicht verschwomm, als er es nicht mal mehr schaffte, zu blinzeln. Kleine, helle Pünktchen tanzten vor seinen Augen und ließen alles um ihn herum noch surrealer wirken, als es ohnehin schon war.
"Taehyung, da bist du ja!", erklang eine besorgte Frauenstimme aus der Ferne. Er reagierte nicht. Er konnte sich keinen Millimeter bewegen. Er meinte sogar, dass dein Herz aufgehört hatte, zu schlagen. Die Stimme kam näher, klang besorgt und doch fühlte es sich an, als wäre sie immer noch in weiter Ferne.
"Was machst du denn.. ach du...-" Taehyungs Mutter verstummte augenblicklich, als sie mit ihrer eigenen Lampe in die Richtung leuchtete, in die ihr Sohn sah. Sofort schossen Tränen in ihre Augen, als sie den leblosen Körper erkannte. Hilflos und überfordert zog sie ihren Sohn in ihre Arme und versuchte, ihn von dem Anblick zu schützen. "Sieh nicht hin", schluchzte sie, doch ihr Sohn reagierte auf keines ihrer Worte.
Aber es war zu spät. Taehyung hatte es gesehen.
"Taeschatz? Sieh mich an", versuchte sie verzweifelt, ihn zu erreichen, doch er sah sie nur mit ausdruckslosem Gesicht an. Taehyung wollte nicht fühlen. Er ertrug den Anblick nicht. Seine Welt hatte keinen Grund mehr, sich weiter zu drehen.
Taehyungs Mutter verzweifelte. Sie sorgte sich um ihren Sohn, dabei wusste sie nicht, dass Taehyungs Körper nur versuchte, ihn zu beschützen. Sie wusste nicht, dass es nur ein Schutzmechanismus seiner Seele war, um nicht auf der Stelle durchzudrehen.
Taehyung hatte etwas gesehen, dass sein Herz nicht verkraftete. Etwas, was für ewig seine Seele in tausend Teile zerrissen hatte.
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