❅ ⊱⋯ 𝟙𝟚 𝕕𝕖𝕣 𝔹𝕒𝕘𝕘𝕖𝕣 ⋯⊰ ❅

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Glücklich lächelte die Mutter, als sie ihrem dreijährigen Sohn hinterher sah.
"Jungkookie! Nicht so schnell!", schallte die besorgte Frauenstimmer immer zu hinter ihm her. Jungkook war schon immer ein aufgedrehter, quirliger Junge gewesen und gewiss mehr als einmal auf die Nase gefallen. Aber davon ließ er sich nicht entmutigen.
Mit seinen kurzen Beinchen lief er über die riesige Wiese des Gartens, der hinter ihrer neuen Wohnung lag.
Zu ihrer vorherigen gehörte nämlich kein Garten, nur einen jämmerlicher Balkon, der nicht mal für eine ordentliche Sitzgarnitur Platz bot.

Aber das hier. Das war das Paradies für ein so aufgewecktes Kleinkind! Die Wiese war so groß, dass Jungkook es nicht mal schaffte, die ganze Strecke zu laufen, aber er hatte auch schon wieder etwas anderes entdeckt, dass seine Aufmerksamkeit einforderte. Am Rande der Wiese lagen vereinzelt Spielzeuge, und die Mutter vermutete, dass sie von den Nachbarskindern waren. Die Wohnung war in einem Mehrfamilienhaus und es erleichterte sie zu sehen, dass ihr Sohn anscheinend nicht das einzige Kind war.

Kaum war ihr Sohn dort angekommen, quietschte er vergnügt auf. Die kleinen Kinderaugen funkelten und besahen sich die fremden Spielzeuge ganz genau. Der blaue Laster mit der roten Laderampe jedoch interessierte ihn am meisten. Er stürzte sich regelrecht auf ihn, lachte vergnügt, während er ihn immer wieder vor und zurückbewegte. "Jungkookie! Das Spielzeug gehört dir doch gar nicht. Du musst erst fragen, ob du damit spielen kannst", belehrte sie mit sanfter Stimme ihren Sohn, doch der ließ sich nicht beirren.

Mit einem Seufzen kniete sie sich zu ihm, bat ihn, sie anzusehen und wiederholte ihre Worte.

"Aber Bagga!" Jungkook streckte seine kurzen Ärmchen nach dem bunten Laster aus und blickte seine Mutter traurig an. Die ersten Krokodilstränen sammelten sich in seinen Kinderaugen an. "Nein, Jungkookie. Das gehört dir nicht, auch nicht, wenn du weinst. Komm, wir schauen später einfach mal, ob wir jemanden finden, und dann fragen wir, ob du damit spielen kannst."

Jungkook schien gar nicht begeistert zu sein, dennoch griff er nach der Hand seiner Mutter und stand auf. Etwas unbeholfen tapste er ihr hinterher, doch sein Blick war immer noch auf das auserkorene Spielzeug gerichtet.
Er wollte so gerne damit spielen. Die Laderampe war sogar beweglich und er wollte ausprobieren, was er alles damit umladen konnte.
Aber seine Mutter war eisern. Sie erklärte ihm, dass er gerne später nochmal raus könne, doch erstmal wollte sie in die neue Wohnung. Letztendlich konnte sie ihn nur damit locken, dass er sofort seine Spielsachen mit auspacken, und seinen Kuscheltieren das neue Kinderzimmer zeigen durfte.

Am Nachmittag beschloss Jungkooks Mutter ihr Versprechen einzulösen. Jungkook freute sich wie ein Schneekönig. "Bagga!", jauchzte er fröhlich, während er auf das Spielzeug der Nachbarskinder zulief.

"Jungkookie, was haben wir gesagt? Du musst erst fragen."

Wieder sammelten sich kleine Tränchen in seinen Augen, doch als ein fremder Junge auf ihn zugelaufen kam, versiegten sie so schnell, wie sie gekommen waren.

"Ähm, hallo", begrüßte ein Junge, der nur wenig älter als Jungkook war, die beiden Neuankömmlinge.
"Wohnt ihr jetzt hier?", fragte er geradeaus und hockte sich zu Jungkook an den Rand der Wiese. Er schien sofort zu merken, dass Jungkook mit seinen Spielsachen spielen wollte, aber das fand er okay.

"Bagga?", murmelte Jungkook fragend, denn er hoffte so sehr, dass das Spielzeug ihm gehörte und er ihm erlaubte, damit spielen zu dürfen.

"Den?", hinterfragte der Junge verwundert. "Der ist voll alt. Du kannst den haben. Ich spiel nicht mehr damit."

Jungkook fand den Jungen toll. Mit großen leuchtenden Augen strahlten er ihn an und bekam daraufhin den Laster schon in seine kleineren Hände gedrückt. Jungkook konnte sein Glück kaum fassen! Der Junge hatte ihm einfach so sein Spielzeug geschenkt.

"Danke!", rief er euphorisch aus, ehe er freudestrahlend aufsprang und gar nicht wusste, was er jetzt zu erst damit spielen sollte. Der fremde Junge betrachtete ihn dabei, fand es etwas seltsam, dass er sich so über den alten Laster freute, aber dann war es so.
"Wie heißt du? Ich heiße Taehyung", stellte er sich vor, woraufhin Jungkook kurz innehielt.

"Jungkook", antwortete er unbeholfen. Der Junge hatte sogar nach seinem Namen gefragt, vielleicht konnten sie ja sogar Freunde werden! Umständlich versuchte er, drei seiner Finger in die Höhe zu halten. "Ich bin schon drei", erklärte er stolz. Taehyung lächelte freundlich, erhob sich im nächsten Moment aber stolz und streckte dem Neuen seine Handfläche entgegen. "Ich bin schon fünf! Ich geh bald schon in die Schule!"

Jungkooks Augen wurden nochmals größer. Der Junge war ganze zwei Jahre älter? Jungkook beschloss, ganz schnell auch so alt zu werden. Und so cool. Denn sein neuer Freund war der coolste Junge, dem er je begegnet war.

"Komm, lass uns zusammen spielen!", rief Taehyung, ehe er Jungkook antippte und daraufhin weglief. "Fang mich, wenn du kannst!" Das ließ sich Jungkook nicht zwei Mal sagen und rannte etwas tapsig hinter seinem neuen Freund hinterher. Der Große war natürlich viel schneller als er und eigentlich fand Jungkook das gemein. Aber er hatte ihm den Bagger geschenkt, also war er nicht gemein.

Die Mutter betrachtete mit einem erleichterten Lächeln, wie die beiden Jungs sich durch den Garten jagten. Ihr Sohn hatte anscheinend sehr schnell einen neuen Freund gefunden und sie hoffte sehr, dass der Umzug dadurch etwas leichter wurde für Jungkook. Doch wenn sie sah, wie ausgelassen die beiden spielten, machte sie sich da weniger Gedanken. Jungkook schien sehr schnell Anschluss gefunden zu haben.
Als wenig später eine weitere Mutter zu ihnen stieß, wurde sie freundlich von ihr in Empfang genommen. Sie unterhielten sich eine Weile, während im Hintergrund das Lachen ihrer beiden Söhne zu hören war.

Als sie erfuhr, dass der Nachbarsjunge in den selben Kindergarten ging, konnte auch sie ihr Glück kaum fassen. Das waren gute Voraussetzungen für ihren Sohn. Sehr gute. Taehyung schien ein freundlicher Junge zu sein und vielleicht würde er ihm helfen, sich in seiner neuen Umgebung schnell einzuleben. Sie hoffte es sehr, denn dann musste sie nicht mehr so ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber haben, weil er sie von seinen alten Freunden getrennt hatte.

Am Abend, als Jungkook hundemüde in ihren Armen lag und seine allabendliche Gute-Nacht-Geschichte einforderte, wurde ihr klar, dass es die richtige Entscheidung war, hierher zu ziehen. Jungkook redete kreuz und quer und ohne Punkt und Komma wie toll er seinen neuen Freund fand. Wann hatte sie ihn das letzte Mal mit solchen glücklich funkelnden Augen gesehen? Es war lange her.

Doch. Dieser Umzug war definitiv die richtige Entscheidung.

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