「9」 Der jamaíloranische König
Eve erkannte die Stimme sofort und wusste, dass es sich tatsächlich um Sorraia handelte, bevor diese überhaupt in das düstere Licht trat.
Ihr Haar war viel zerzauster als sonst, strähnig und teilweise verfilzt. Sie hatte Dreck im Gesicht und eines ihrer Knie war aufgeschürft, was man durch das Loch der ziemlich zerfetzten Hose gut sehen konnte. Doch Sorraias Augen leuchteten erleichtert, fast schon fröhlich. „Ihr seid hier!"
Spock griff nach den alten Gitterstäben und drückte sie langsam auseinander.
Eve war leicht beeindruckt. „Oh wow."
„Da die Gitterstäbe alt und bereits angerostet sind, sollte es Sie nicht überraschen, dass ich als Vulkanier in der Lage bin sie zu deformieren.", kommentierte Spock angestrengt, während er die Gitterstäbe so weit auseinander drückte, dass Sorraia sich hindurch quetschen konnte. Und das tat sie auch, kaum das Spock einen Schritt zurück gemacht hatte.
Als Sorraia endlich in der Freiheit stand, zog Giorgia sie in eine feste Umarmung. „Ich bin froh, dass es dir gut geht."
Spock holte den Communicator raus. „Commander Spock an Enterprise. Wir haben Sorraia erfolgreich befreien können und begeben uns auf den Rückweg.", teilte er der Brücke mit.
»Ausgezeichnet, Spock. Beeilen Sie sich.«
Spock ging wieder voran, Giorgia und Sorraia bildeten die Mitte und Eve lief am Schluss.
Alles verlief reibungslos. Eindeutig zu reibungslos.
Und deswegen überraschte es Eve auch nicht wirklich, als plötzlich hinter ihr hörbar eine Waffe entsichert wurde.
Sorraia vor ihr jedoch fuhr heftig zusammen und machte einen Satz nach vorne, bevor sie panisch herumwirbelte.
Eve und Giorgia drehten sich langsamer um, Spock fast schon in Zeitlupe.
Vor ihnen stand ein kleines kaum an die 1,50m reichendes schwarzes Wesen. Statt Haaren hatte es drei merkwürdige zickzack-förmige Fühler, die rechts, links und oben von dem Kopf abstanden. Durch seine eisblauen großen Augen sah das Wesen die drei forschend an und richtete einen dreizackigen Speer auf sie.
„Oh shit.", fluchte Eve unterdrückt.
„Wir könnten ihn erschießen.", schlug Spock leise vor.
„Bis wir die Waffe gezogen haben, hat er uns schon alle mit Leichtigkeit erstochen.", zischte Eve zurück.
„Nein, wahrlich, eine Waffe zu ziehen wäre unglaublich töricht, ihr Narren.", kommentierte der Alien mit einer verblüffend tiefen Stimme.
„Holy shit.", murmelte Eve. „Sind die hier im 16. Jahrhundert stecken geblieben?"
„Wir kommen in Frieden. Wir sind Bewohner der Erde und unsere Freundin hier ist auf diesem Planeten abgestürzt.", fing Giorgia an ruhig zu erklären.
„Erde? Was kann man unter diesem Objekt verstehen?", fragte das Wesen und legte den Kopf schief.
„Wir werden sterben.", kommentierte Sorraia so, als ob sie sich schon mit diesem Schicksal abgefunden hätte.
„Ich werde euch jetzt zu unserer Führungsperson geleiten.", verkündete der Alien ohne auf eine Erklärung für seine Frage zu warten.
„Oh Gott, erschießt mich.", nuschelte Eve als Reaktion auf die veraltete Ausdrucksweise.
„Das kann ich ebenfalls in die Wege leiten.", erwiderte der Fremde.
„Nein, danke.", schritt Giorgia hastig ein.
Der Alien nickte leicht. „Hier entlang. Und bringt gar nicht erst den unterbewussten Gedanken hervor zu fliehen."
Eve schnaubte. „Und was wenn ich dich den unterbewussten Gedanken hervorbringe zu fliehen?", spöttelte sie so leise, dass nur ihre drei Freunde sie hören konnten.
Zum Glück.
Die vier hatten keine ander Wahl als dem Jamaíloraner zu folgen, denn er blickte sich immer wieder nach ihnen um und keiner von ihnen bezweifelte, dass er seine mysteriöse Waffe einsetzen würde, sollten sie eine falsche Bewegung machen.
»Brücke an Commander Spock. Was dauert da so lange?«
Es glich einem Wunder, dass das pechschwarze Wesen es nicht bemerkte. Damit dass auch so blieb, zog Spock hastig den Communicator heraus. „Komplikationen. Wir melden uns.", zischte er in das Gerät, bevor er es hastig wieder wegsteckte.
Gerade rechtzeitig, denn die Wache drehte sich gerade zu ihnen um, musterte sie kurz und steuerte dann auf eine breite Flügeltür zu, die er schwungvoll aufriss.
„Na wundervoll.", stieß Giorgia seufzend hervor, bevor sie die große Halle als Erste betrat.
In der Halle waren mehrere dieser komischen schwarzen Kreaturen, die die vier jetzt von geschockt bis hasserfüllt mit jeder denkbaren negativen Emotion anstarrten.
Am anderen Ende des Saales ragte eine Plattform mit einer Art Thron in die Höhe.
Auf ihm saß ein weiter Jamaíloraner, der sich durch übermäßig farbenfrohe Kleidung vom Rest des Volkes abhob.
Es gab keine Farbe, die das lange Gewand nicht hatte. Vermutlich war das die Führungsperson der Jamaíloraner.
„Wen führst du da in meine Hallen?", fragte er mit der gleichen tiefen Stimme wie die Wache.
„Die Gefangene ist entschwunden, vermutlich ist sie von diesen Fremdlingen befreit worden. Ich habe sie in den Gängen aufgespürt, mein König.", erklärte die Wache.
Der König legte den Kopf schief. „Wie ungewöhnlich von den Androxanern, die ihresgleichen nicht dem Tod zu überlassen."
„Wir sind keine Androxaner.", warf Giorgia ruhig ein.
„Und doch seid ihr wie ihr Ebenbild.", unterbrach der König sie und musterte die vier vollkommen gefühlskalt.
Er glaubte ihnen nicht.
„Da euer Volk noch nicht weit in das Universum vorgedrungen ist, könnt ihr nicht wissen, dass es drei Planeten gibt auf denen Wesen leben, die wie die Androxaner aussehen. Androx ist nur einer der drei Planeten.", erklärte Giorgia.
Der König„Und wer versichert mir, dass sich eure Gemüter nicht genauso gleichen wie euer Aussehen?"
„Wenn Raven jetzt da wäre, könnte sie die paixische Friedensfanatikerin in sich rauslassen und diese Idioten davon überzeugen, dass wir in Frieden kommen. Wo sind die Paixaner wenn man sie mal braucht?", regte sich Eve auf und interessierte sich nicht dafür, was die Aliens von ihrem Ausbruch dachten.
„Hast du Paixaner gesagt?", hakte der der König plötzlich interessiert nach.
Eve sah unsicher zu Giorgia, bevor sie nickte.
„Hmm.", machte der König. „In den Aufzeichnungen unseres Volkes ist vermerkt, dass die Androxaner oft von den Paixanern als ihren größten Feind gesprochen haben. Seid ihr mit den Paixanern verbündet?"
Nie hätte einer der vier gedacht, dass ihre Verbindung zu dem Volk von Paixus, das sie fast genauso verabscheuten wie das von Androx, ihnen einmal das Leben retten könnte.
„Wir haben eine Freundin, die aus Paixus stammt. Sie gehört dort sogar zur Königsfamilie. Die Androxaner hassen Paixus, weil sie ihr genaues Gegenteil darstellen - Friedlich und vernünftig.", flunkerte Eve ein bisschen. Androx und Paixus waren vor nicht allzu langer Zeit sogar noch Verbündete gewesen. Aber das sollten die Jamaíloraner besser nicht wissen.
„Hmm.", machte der König erneut. „Ihr könntet euch diese Geschichte ausgedacht haben." Bedrohlich lehnte er sich vor und auch wenn er noch so weit weg von ihnen war, schüchterte er Sorraia ein wenig ein. „Und für mich erscheint es auch sich so zu befinden, denn meine Berater haben eure Gesprächssendungen abgefangen."
Gesprächssendungen?, wiederholte Eve den Begriff verwirrt im Kopf und runzelte die Stirn.
Da erklang plötzlich eine Aufzeichnung, in der man deutlich zwei Stimmen identifizieren konnte. Giorgia und Raven.
»Maddy wird in Kürze
hier eintreffen, ich wollte
euch nur darüber
informieren.«
»Ist es schlau ein androxisches
Schiff herzubringen?«
»Keine Sorge, Maddy
kommt in dem Ein-Mann-Schiff,
mit dem sie nach Androx gereist ist.«
Sorraia verzog das Gesicht. Mental fand sie sich erneut mit dem Gedanken ab zu sterben.
Die neutrale Miene blieb nur auf Spocks Gesicht zurück, Giorgia wirkte sichtlich beunruhigt und Eve angespannt wie ein Bogen.
„Ich dulde keine Verbündete von diesen herzlosen Androxanern, aber noch weniger billige ich unehrliche Halunken!", hob der König seine Stimme, die nun deutlich wütender und gefährlicher klang. „Tötet sie auf der Stelle!"
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