「8」 Lebt Sorraia noch?
*Ravens POV*
Ich wusste, dass ich auf der Brücke sein sollte und nicht hier in diesem dunklen Zimmer, allein gelassen mit meiner Hilflosigkeit.
Wie gern wäre ich jetzt bei Spock, Giorgia und Eve, doch es ging nicht.
Meine Hüfte und Rippen taten immer noch weh, von dem Aufstand der Paixaner gegen die neue Regierungsform bei der ich mehr oder weniger aus Versehen gegen eine Wand geschleudert worden war.
Lebte Sorraia überhaupt noch? Was war wenn die drei im Palast nur auf eine Leiche stoßen würden?
Tränen standen mir in den Augen, während ich aus dem kleinen Rund-Fenster in die unendliche Weite starrte.
Das Zimmer fühlte sich fremd an, ohne Sorraia, die Leben brachte.
Ich hörte wie die Tür aufging und atmete zittrig ein, um meine Beherrschung zurück zu gewinnen.
Möglichst entspannt drehte ich mich um und erblickte Bones. „Oh hey! Was gibt's?", fragte ich betont fröhlich.
„Versuchs gar nicht erst.", knurrte er, doch ein Funke Sorgen leuchtete mir aus seinen Augen entgegen. „Dir geht es beschissen."
Damit lässt er sich auf die Couch fallen. „Also sag dem guten alten Bones, was dir durch deinen überforderten Kopf geht."
„Du bist nicht mein Vater, Bones", erinnerte ich ihn seufzend.
„Nein, und das will ich gar nicht sein. Dein Vater ist ein verdammter Psychopath.", brummte Bones.
„Du bist manchmal auch ein ganz schöner Psychopath.", murmelte ich, doch ich war dankbar, dass er es nicht hörte.
„Sorraia lebt bestimmt noch. Sie ist wie ein verdammter Virus. Die killt man nicht so schnell.", fuhr Bones fort.
„Vielleicht killt man sie schneller, als man erwarten würde.", entgegnete ich bitter.
Bones musterte mich eine Weile mit seinem typischen Bones Blick, der teils genervt teils besorgt schien. Nur Bones hatte das Talent diese zwei Emotionen zu verbinden. „Okay, weißt du, ich bin der Pessimistische hier. Du bist das verdammte Kaninchen auf Drogen. Dieser Rollentausch ist echt unheimlich."
Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen. Aber nur kurz. Seufzend senkte ich den Kopf, nur um ihn Sekunden später wieder zu heben, um die Frage loszuwerden, die mich schon seit Sorraias Verschwinden belastete. „Ist es nicht irgendwie auch ein bisschen meine Schuld? Ich hab mich regelrecht über ihren Wunsch lustig gemacht, sie nicht ernst genommen. Das muss sie unglaublich frustriert haben."
„Wir haben uns alle ziemlich beschissen ihr gegenüber verhalten. Das ist nicht allein deine Schuld, Raven.", räumte Bones ein.
Ich nickte, doch ich wusste, dass es halbherzig rüberkommen musste.
Bones grummelte etwas unverständliches vor sich hin, bevor er mich in eine feste Umarmung zog.
Bones war nicht wirklich der Kuscheltyp und dementsprechend bedeutete es mir viel, dass er seine Abneigung gegen Umarmungen überwand, um mich zu trösten. „Mach dir keinen Kopf. Sie werden diesen kleinen Störenfried schon finden."
*Erzähler POV - im Palast*
Spock huschte voran durch die Gänge, jedoch klebten Eve und Giorgia förmlich an seinen Fersen.
Wie immer wirkte Spock vollkommen beherrscht und neutral.
Doch Giorgia und Eve bildeten die zwei Extreme. Giorgia war sichtlich angespannt, ihr aufmerksamer Blick glitt ruhelos über ihre Umgebung, ihre Schritte waren vorsichtig und komplett lautlos. Keine Bewegung entging ihr, nicht einmal das sanfte kaum erkennbare Umherflattern der Vorhänge an den Fenstern oder wenn Eve eine Strähne ihres Haares ins Gesicht rutschte. In diesem Moment war Giorgia wie eine geladene Pistole in der Hand eines Kindes - Unberechenbar und gefährlich.
Ein starker Kontrast zu ihrer sonst so ruhigen und beherrschten Ausstrahlung.
Eve dagegen bildete das Schlusslicht der Truppe und ihre federnden Schritte wirkten beinahe sorglos. In ihren Bewegungen lag eine Leichtigkeit, die genau vermittelte, dass sie Herr der Situation war und vermutlich selbst dann einen kühlen Kopf behalten würden, wenn plötzlich eine Armee vor ihnen auftauchen würde.
„Wie lange gehen wir noch?", fragte Eve ungeduldig. Sie wirkte fast gelangweilt. Die angespannte Situation ließ sie vollkommen kalt.
„Am Ende des Ganges werden wir eine Treppe vorfinden, die uns in das Untergeschoss und damit zu den Verließen bringen wird.", antwortete Spock mit gesenkter Stimme.
„Warum sind wir noch keinem begegnet?", flüsterte Giorgia. „Wo sind die Wachen? Das beunruhigt mich."
„Sie erwarten nicht, dass jemand Lieutenant Lacroix retten wird. Wenn Menschen jemals hier ankamen, dann allein, versehentlich. Und die Jamaíloraner sind eine friedliche Rasse, aus ihrem eigenen Volk wird dort unten niemand eingesperrt sein. Vermutlich gibt es deswegen kaum oder vielleicht sogar gar keine Wachen.", überlegte Spock mit gesenkter Stimme.
Vor den dreien tauchte die Treppe auf. Kein Licht erhellte die Stufen, die scheinbar in nichts als Dunkelheit mündeten.
Spock ging wieder voraus, mit Giorgia dahinter und Eve als Schlusslicht.
Die breite Wendeltreppe schien kein Ende zu finden. Die Dunkelheit verschlang die drei fast vollständig, Eve konnte nur noch die Schemen ihrer Freunde vor ihr erkennen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hellte sich die Umgebung langsam auf und schließlich mündete die Wendeltreppe in einen breiten Gang, der spärlich von schwachen Laternen beleuchtet wurde.
Rechts und links konnte man einzelne Zellen erkennen, deren Gitter bereits an einigen Stellen rosteten.
Kein Wachmann schien in der Nähe zu sein.
„Beeilen wir uns. Wir wissen nicht, ob und wenn ja wann der nächste Wachmann vorbeischaut.", erinnerte Giorgia die zwei Anderen und drückte sie hastig an Spock vorbei.
Die meisten Zellen waren leer, doch in der letzten regte sich eine kleine Gestalt in der hintersten der Ecke der Zelle.
„Sorraia?", rief Eve unterdrückt aus.
Die Person rappelte sich scheinbar gehetzt auf. „Eve?"
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