Samstag, 16.12.23


Am Morgen bekomme ich die Schreckensnachricht. Miryos Zustand hat sich verschlechtert, dementsprechend kann sie nicht auf Min-jun aufpassen. Ich wünsche ihr noch gute Besserung, ehe ich das Handy neben mich auf die Couch schmeiße und mein Gesicht hinter meinen Händen vergrabe. Ich kann nicht mehr. Ich bin es Leid.

Ich kann Min-jun nicht alleine Zuhause lassen, aber wenn ich mich krankmelde, ist das ein gefundenes Fressen für meinen Chef, da ich dieses Jahr aus ebensolchen Gründen schon einige Krankheitstage angesammelt habe. Ich kann nicht riskieren, den Job zu verlieren, also kann ich mich auch nicht nochmal krankmelden.

Warum kann es nicht mal einen Tag ruhig sein? Scheiße.

Ein paar Minuten bleibe ich sitzen und gehe meine Optionen durch. Ich könnte Jimin, Hoseok oder Namjoon bitten. Ansonsten gibt es niemanden, dem ich Minnie anvertrauen würde. Jimin fällt raus. Er passt eh schon oft genug auf Min-jun auf, mehr als sein Dienstvertrag vorsieht und nach dem, was gestern passiert ist, würde ich ihn niemals um sowas bitten können. Hoseok und Min-jun verstehen sich zwar gut, er wohnt hier im Haus, aber sie kennen sich noch gar nicht richtig. Ich weiß nicht. Am meisten schmeckt mir die Option, Namjoon zu fragen. Ich vertraue ihm und er kennt Min-jun mittlerweile. Außerdem könnte Minnie mit Inhyuk spielen.

Ich nehme all meinen Mut zusammen und schreibe ihn an.

》Guten Morgen. Entschuldige, dass ich dich so früh störe. Ich habe ein Problem. Meine Babysitterin ist krank geworden und mir gehen die Ideen aus. Meinst du, es wäre für dich bzw. Euch möglich, heute Vormittag auf Min-jun aufzupassen? Ich würde euch das auch bezahlen.《

Mir mir schlecht bei dem Gedanken, dass er nein sagen könnte. Wenn er ja sagt, ist mir zumindest jetzt erstmal geholfen. Aber umsonst kann ich sie das nicht machen lassen. Viel kann ich ihnen nicht geben und trotzdem wird es mir finanziell das Genick brechen. Wenn ich den Job verliere, sieht es aber noch schlechter aus ...

Es ist eigentlich noch mitten in der Nacht, aber ich kann nicht mehr einschlafen. Der Verdacht des Erziehers und der ganze Nachmittag gehen mir nicht aus dem Kopf. Ich habe gestern Abend lange mit Anna darüber geredet. Wir haben im Netz ein bisschen was darüber gelesen. Yoongis Kopf muss die Hölle sein.
Er war so am Ende nach der Feier. Was für eine Qual, damit Min-jun Freude und Freunde haben kann. Und es gibt keine Möglichkeit, das zu ändern.

Ich sollte mich erkundigen, wie es ihm heute geht.

Ich schnappe mir mein Handy und will Yoongi anschreiben. Dann hat er am ehesten die Möglichkeit, mich abzuwimmeln, falls er das braucht. Ich will grade anfangen zu schreiben, als eine Nachricht von Yoongi reinkommt. Also lese ich erst und kriege dabei eine gewaltige Gänsehaut.

Na, das passt ja. Jetzt noch diese Sch... obendrauf. Er scheint arbeiten zu müssen. Und ... tickt der noch ganz richtig? Er will mich dafür bEzAhLeN ? Natürlich übernehmen wir das.
Ich wecke Anna und rede kurz mit ihr. Sie nickt bloß ziemlich verschlafen, antwortet aber mit einem überzeugenden "Natürlich!" Also texte ich schnell Yoongi, damit er diese Sorge aus dem Kreuz hat.

》Hallo, Yoongi!
Mach dir keine Sorgen bitte. Natürlich übernehmen wir Min-jun. Wann musst du los? Und sollen wir zu dir kommen, oder schafft Minnie das, bei uns zu sein?
Ach, und behalte gefälligst Dein Geld. Ich mache das gerne oder gar nicht. LG, Namjoon《

Namjoons Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Ich lese aufgeregt, was er geschrieben hat und hole dann erstmal ganz tief Luft aus Erleichterung und Dankbarkeit.
》Danke! Wirklich. Du rettest mir gerade den Tag. Und den Job dazu. Danke! Ich werde es irgendwann wieder gut machen, versprochen. Achso und wegen Min-jun. Ich glaube, das ist okay, wenn er zu euch kommen kann. Wenn das wirklich okay ist für euch.《

》Gut. Bringst Du Min-jun auf dem Weg hier vorbei? Die Richtung stimmt ja schon mal. Ich schick Dir gleich meine Adresse. Ui, es hat geschneit! Anna fragt, ob Min-jun Spaß an Schnee und Rodeln hat.《

》Klar, das mache ich. Ich wäre dann gegen 7 Uhr bei euch, okay? Und ja, Min-jun liebt Schnee. Aber lohnt sich das bisschen, was die Nacht runtergekommen ist, überhaupt, um rodeln zu gehen? Ich weiß auch gar nicht, ob ich seinen Schneeanzug jetzt auf die Schnelle finde. Vielleicht verschieben wir das aufs nächste Mal?《

Die Wahrheit ist, dass ich gar keinen passenden Schneeanzug mehr für Minnie habe. Der vom letzten Jahr passt nicht mehr und dieses Jahr hatte ich noch nicht das Geld, einen zu kaufen. Vor Namjoon wollte ich das aber nicht zugeben. Er muss ja nicht wissen, wie schlecht es finanziell wirklich bei uns aussieht.
Ich schaue auf die Uhr. Ich habe noch eine halbe Stunde, bis ich Min-jun wecken sollte. Ich sollte mich mal langsam fertig machen. Außerdem wird Minnie sicher etwas einpacken wollen, das ihm Sicherheit gibt. Sein Auto, sein Kissen. Und wahrscheinlich will er auch wieder nur bestimmte Sachen anziehen.

》Inhyuk ist aus seinen Schneesachen vom letzten Jahr rausgewachsen. Und in den Bergen liegt bestimmt viel mehr Schnee. Hauptsache, die Jungs haben Spaß! Lass uns den Rest nachher besprechen.《

》Alles klar. Den Rest besprechen wir nachher. Danke nochmal, auch an deine Frau.《

Ich lege das Handy endgültig zur Seite und tapse ins Bad. Min-jun berichte ich direkt von der Planänderung, als ich ihn wecke. Auf der einen Seite erkenne ich ganz viel Vorfreude, auf der anderen ist da natürlich die Unsicherheit. Letzteres kommt mir heute aber deutlich geringer vor als sonst.

Um kurz nach 7:00 Uhr sind wir an der Adresse, die Namjoon mir geschickt hat. Ein freistehendes Einfamilienhaus mit einem puderzuckerweißen Garten drumrum.
Er bittet mich rein, aber ich sage ihm, dass ich nicht viel Zeit habe. Wir besprechen die wichtigsten Sachen noch, und ich sage ihm, dass er sich jederzeit melden kann, ich heute mein Handy anlasse und gegen 16:00 Uhr Feierabend haben sollte.
Dann verabschiede ich mich auch noch von Min-jun und wünsche ihm viel Spaß.

Meine Familie schläft noch. Ich rufe auf Verdacht die Treppe hoch.
"Inhyuk? Min-jun ist zu Besuch."
Schläft nicht. Zumindest der Kugelblitz nicht, der da im Schlafanzug angeschossen kommt, kaum dass mein Satz zu Ende ist. Strahlend begrüßt er seinen Freund, zeigt ihm, wo die Garderobe ist, und verschwindet sehr schnell wieder mit ihm nach oben.

Was bin ich froh, dass wir vorher miteinander geübt haben. Nach der riesigen Überforderung gestern brauchen beide erst mal Sicherheit. Und der kleine Fratz vertraut uns ja zum Glück jetzt.
Erleichtert krieche ich noch mal zu Anna ins Bett, die längst wieder eingeschlafen ist.

So richtig einschlafen kann ich natürlich doch nicht, denn ein Ohr lauscht immer in Richtung Inhyuks Zimmer. Aber als ich später dort zur Tür reinspähe, bin ich völlig beruhigt. Innie hat irgendwann den Weg in normale Klamotten gefunden, beide Kinder hocken auf dem Teppich und haben gemeinsam eine ganze Stadt gebaut aus allem, was das Zimmer hergegeben hat. Straßen, Häuser, Bäume, Parkplätze. Ein Kissen mit einem weißen Stoff ist ein verschneiter Berg. Dort rodeln sie grade den Hang runter. Witzigerweise haben sie dafür zwei Autos aufs Dach gelegt und Playmobilmännchen draufgesetzt.

Perfekte Vorbereitung für nachher.

Ich wecke die beiden Damen. Die Idee, zum Rodeln zu fahren, wird mit Begeisterung aufgenommen. Minnie erklären wir in Ruhe, wo das ist und was ihn da erwartet. Nach dem Frühstück schnappt sich Anna die Jungs, um ein riesiges Picknickpaket und heiße Getränke für unterwegs vorzubereiten. Auch für das warme Abendessen wird schon geschnibbelt.
Neri und ich räumen das große Auto auf, montieren Kindersitze, packen unsere Schlitten aufs Dach. Drinnen findet derweil große Anprobe statt. Wie erwartet passt Minnie perfekt in Innies Wintermontur und -Stiefel vom letzten Jahr. Wir mummeln uns alle dick ein und starten in die nahen Berge.

Die Landschaft ist wunderschön mit all der weißen Pracht, der unberührte Schnee am Straßenrand glitzert in der Wintersonne. Am Parkplatz bei unserem Lieblingsrodelberg ist schon viel los. Also setzen wir uns erstmal in den offenen Kofferraum und lassen Min-jun Zeit, alles zu sehen und Fragen zu stellen. Sogar Inhyuk hat die Geduld dazu, und das will was heißen.
Der Tag wird herrlich. Die Jungs stellen Rekorde auf, wie schnell sie runtersausen und wieder hochmarschieren. Wir machen eine Schneeballschlacht, an der sich bald der halbe Hang beteiligt. Minnie sucht Schutz am Rand. Deshalb setzen sich Anna und Neri zu ihm. Und ich fühle mich insgesamt viel sicherer im Umgang mit Minnie und seinen natürlichen Grenzen, seit ich gestern Abend kapiert habe, worauf ich achten muss.

Mittags picknicken wir am Rand der Rodelbahn bei ein paar Bänken und trollen uns dann nach Hause, weil wir alle völlig durchgefroren sind. Die Jungs stecken wir in die heiße Badewanne. Und zum krönenden Abschluss kuscheln wir uns alle warm eingepackt mit warmem Saft und Tee aufs Sofa. Anna und ich lesen mit verteilten Rollen eine Geschichte vor, was unsere Kinder immer besonders lieben.

Min-jun staunt sich durch den Tag, genießt unsere Familie - und schläft schließlich mitten in unserem Sofaknäuel ein. Irgendwann löst sich unser Grüppchen auf, Min-jun wird wieder wach, und die beiden Jungs schauen sich Bilderbücher an. Als Yoongi nach seiner Arbeit bei uns eintrifft, sieht er sofort, dass es seinem Sohn gut geht, denn er wird mit großem Hallo und einer Umarmung begrüßt.

Tatsächlich bin ich heute so zeitig raus, dass ich noch ein paar Minuten Luft habe, ehe ich losfahren muss. Die Zeit nutze ich zum einen zum Durchatmen, aber auch für etwas, das mir die ganze Zeit schon schwer im Magen liegt. Ich schreibe Jimin.
》Hallo Jimin, bitte wundern Sie sich nicht, dass ich so frei war, Sie anzuschreiben, obwohl Sie heute frei haben. Ich wollte mich bei Ihnen für mein Verhalten von gestern entschuldigen. Mir war alles zu viel, aber ich hätte trotzdem anders reagieren sollen. Tut mir wirklich Leid.《

Als die Nachricht abgeschickt ist, fühle ich mich etwas besser. Das heißt zwar noch nicht, dass er darüber hinwegsieht, aber zumindest habe ich mich entschuldigt. Das ist das mindeste.
Wie erwartet, antwortet er nicht direkt. Ich versuche mich nicht verrückt zu machen und an etwas anderes zu denken. An Min-jun zum Beispiel. 

Und an sein Weihnachtsgeschenk. Wenn ich gerade mal dabei bin, könnte ich auch Tae direkt noch anschreiben und ihn fragen, ob er morgen vielleicht nochmal Zeit und Lust hat, um an der Garage weiterzubauen. Weihnachten ist ja nicht mehr weit weg. Allerdings muss ich Montag auch schon wieder arbeiten. Ich kann nicht bis mitten in der Nacht an der Garage bauen. Vielleicht kann ich aber mal Hoseok fragen, ob er nicht Lust hat, eine Weile mit Minnie zu spielen und ich koche dafür diesmal? So wie ich ihn bis jetzt kennengelernt habe, würde er das sicher tun. Aber das hebe ich mir zu später auf. Jetzt muss ich erstmal meinen Sohn abholen.

Als ich bei den Kims klingele, ist lautes Poltern zu hören. Zwei Sekunden später fliegt auch schon die Tür auf und ich werde von zwei freudestrahlenden Jungs empfangen.
"Papaaa!", höre ich Min-jun noch rufen, ehe er mir sogleich in die Arme fällt.
"Wir waren an den Bergen! Und da lag überall ganz ganz viel Schnee! Und ich durfte Inhyuks Schneeanzug anziehen und dann sind wir gerodelt und Neri hat uns gezeigt, wie man noch schneller fahren kann!"

Ich staune, wie redselig mein Kleiner manchmal ist, und lächele erleichtert. Familie Kim tut meinem Sohn gut, das merke ich gerade wieder sehr stark. Und mir auch.
"Hallo Namjoon", begrüße ich meinen Retter in der Not, als er hinter den beiden aufgedrehten Jungs erscheint. Er sieht ein bisschen erschöpft aus, wenn ich das richtig sehe. Zufrieden scheint er trotzdem zu sein. 

"Du hast ja schon das Meiste gehört. Es ist alles gut gelaufen. Min-jun hat sich sehr schnell reingefunden und gut benommen, und ich glaube, dass er seinen Spaß hatte." Er bittet mich herein und diesmal nehme ich die Einladung dankend an.
Ich streife mir die Schuhe von den Füßen, räume sie ordentlich zu den anderen und komme in einen großen, hellen Flur. Mich wundert es nicht, was ich sehe. Dieses Haus passt zu den Kims. Es ist groß, freundlich und offen, ohne dabei zu hochgestochen zu wirken.

"Meine Frau fragt übrigens, ob ihr beide zum Essen bleiben wollt."
Verdutzt schaue ich Namjoon an. Meint der das ernst? Erst passt er ganz spontan auf meinen Sohn auf, verlangt nicht mal eine Gegenleistung und dann lädt er mich auch noch zum Essen ein? So viel kann und will ich gar nicht annehmen.
"Das ist wirklich total lieb, aber Ihr habt schon genug für uns getan."

Namjoon fängt an zu lachen, wobei es etwas verlegen wirkt. Er gesteht mir, dass seine Frau uns schon fest eingeplant hat, sie irgendwas Leckeres für alle zaubert und ein Nein nicht akzeptieren wird, außer es spricht wirklich etwas Gravierendes dagegen.
Was bleibt mir also anderes übrig, als mich ganz herzlich für die Einladung zu bedanken und sie anzunehmen?

Ich hatte ja schon befürchtet, dass Yoongi ablehnen würde. Aber Anna ist ein unschlagbares Argument dagegen. Wer brüskiert schon freiwillig eine engagierte Hausfrau?!
Ich bringe Yoongi mit den Jungs ins Kinderzimmer, wo sie ihm ihre tolle Landschaft zeigen und am Kissenberg demonstrieren, was sie heute alles erlebt haben. Das letzte, was ich sehe, ist, dass Vater und Sohn miteinander spielen und lachen. Es ist ein wundervoller Anblick.

Ich trolle mich zu Anna und Neri in die Küche. Wir haben Freude am gemeinsamen Kochen, decken den Tisch und plaudern dabei mit unserer Tochter, die heute alles besonders schön machen will.

Als ich die anderen zum Essen holen will, ist Yoongi grade mit seinem Handy beschäftigt, kuckt verlegen, entschuldigt sich, dass er ganz gleich nachkommt, und schreibt etwas.
Wir verziehen uns nach unten zum Händewaschen. Es eilt ja nicht.

Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so entspannt und ausgeglichen gewesen bin. Min-jun geht es so richtig gut hier. Diese Spielzeuglandschaft ist der Hammer. Und die Erzählungen der Jungs von diesem Tag auch.

Aber leider meldet sich sofort wieder das schlechte Gewissen. Bei uns wäre das gar nicht möglich, weil Minnie nicht so viel und so tolles Spielzeug hat. Auf einmal kommt mir die Garage schäbig vor, weil sie in meinem Kopf winzig wirkt neben all dem hier.
Ich rufe mich selbst zur Ordnung, denn immerhin ist sie selbst gebaut.

In meiner Tasche brummt mein Handy. Es ist eine Antwort von Jimin.

Hat das Powern gut getan nach dem gestrigen Nachmittag!

Meine Mannschaftskameraden haben nur gestaunt, als ich beim heutigen Punktspiel losgelegt habe. Endlich konnte ich den Überdruck loswerden. Im Grunde habe ich die gegnerische Mannschaft im Alleingang zerlegt, die anderen haben mich machen lassen und mir einfach gut zugearbeitet. Wir haben haushoch gewonnen. Und mir geht es jetzt besser.

Hinterher in der Umkleide entdecke ich eine Nachricht von Herrn Min auf meinem Handy und schüttele nur noch den Kopf. Er eNtScHuLdIgT sich! Ich mein' ... es passt zum Störungsbild. Aber sowas von nicht zur Realität! Ich überlege unter der Dusche in Ruhe, was ich antworten soll.

Ich muss ihn endlich zum Gespräch kriegen!

》Guten Tag, Herr Min! 《

Soll ich mein Wissen hier schon andeuten? Örks.

》 Bitte, bitte hören Sie auf, sich dafür zu entschuldigen, dass ich meinen Job ordentlich gemacht habe. Gestern war ein Ausnahmetag, Sie beide waren im Ausnahmezustand. Und ich wollte helfen. Das war mit der Leiterin abgesprochen, weil wir es möglich machen wollten, dass Min-jun und Sie teilnehmen können. Manch andere Kinder und Eltern sind viel, viel anstrengender als Sie. Bitte freuen Sie sich einfach, dass Sie beide das erfolgreich überstanden haben.

Und ich habe noch eine Bitte. Ich möchte Sie am Montag nach der Arbeit ... 《

Ja, was denn eigentlich? So eine lebensverändernde Nachricht will man glaube ich nicht in einer ungewohnten Umgebung, auf ein Kinderstühlchen gequetscht, gesagt bekommen.

》Ich möchte Sie am Montag nach der Arbeit zu Hause besuchen und in Ruhe mit Ihnen reden, denn ich habe Ideen, wie Sie Ihre Lebenssituation verändern können. Ich habe Ideen, wie es Ihnen beiden deutlich besser gehen kann. Können Sie sich das vorstellen? Es ist mir ein echtes Anliegen.

Haben Sie ein schönes Wochenende mit Ihrem wundervollen Sohn, und werfen Sie bitte das schlechte Gewissen über Bord.
Ihr Park Jimin《

Erleichterung und Ungewissheit streiten sich in meinem Kopf. Er ist nicht sauer auf mich, das nehme ich ihm ab. Aber worüber will er mit mir reden? Das klingt so seltsam. Und das macht mich furchtbar nervös.

Aber ich werde unten erwartet. Ich darf das nicht länger hinauszögern. Also antworte ich nur ganz kurz.
》Danke! Bin leider in Eile. Gerne am Montag bei uns. Min Yoongi《

Durchatmen, Lächeln und los geht's.

Die Kims haben einen großen Esstisch in ihrer Wohnküche, wie sie es nennen, an dem wir beide locker mit hinpassen. Er ist geradezu gemacht für große Familienfeiern oder viele Gäste.
Ganz anders als bei uns.

"Nochmal vielen Dank für die Einladung und die ganze zusätzliche Arbeit, die Sie durch uns haben."
Anna schaut mich an, mit hochgezogenen Augenbrauen und den Händen in die Seiten gestemmt.
"Also wirklich! Das ist keine zusätzliche Arbeit und außerdem haben wir euch sehr gerne hier!"

Ich verstehe schon, was Namjoon mit seinen Bemerkungen teilweise meinte. Einer Frau wie Anna widerspricht man nicht. Nicht, weil sie beleidigend oder bösartig werden kann, sondern weil sie überzeugend und souverän ist, aber auf eine liebevoll-freundliche Art und Weise.

Normalerweise mag ich es gar nicht, mit anderen zu essen. Aber heute kann ich es nach dem Stress der letzten Tage gut aushalten. Das Essen ist ein bisschen chaotisch, aber man spürt, dass die Familie sich unterstützt und liebt, so wie sie ist. Das gibt auch mir ein gutes Gefühl. Und Minnie anscheinend auch. Er futtert, was er kriegen kann.

Als wir uns später verabschieden, bin ich entspannt und positiv gestimmt. Die Kims sind eine ganz großartige Familie, bei der man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hat, minderwertig zu sein.

Nach dem gemütlichen, ausgedehnten Nachmittagsabendessen verabschieden sich Yoongi und Min-jun. Beide waren entspannt und gerne hier.

Hoffentlich findet Park Jimin bald eine Gelegenheit, mit Yoongi zu reden. Ich hab ja nur wenig gelesen, aber es ist so eindeutig. Und so einfach, sich richtig zu verhalten, wenn man das weiß.

Als wir wieder Zuhause sind, überfällt mein Sohn eine plötzliche Müdigkeit. Ich habe selten mitbekommen, dass er freiwillig so schnell ins Bett gehuscht ist. Und noch erschreckender: er schläft binnen weniger Sekunden ein. Das ist neu. Aber nach dem Tag auch wahrscheinlich kein Wunder.

Ich selbst bin noch fit und wach, weswegen ich es mir auf unserer Couch gemütlich mache. Dabei fällt mir wieder ein, dass ich Taehyung noch anschreiben wollte. Ich tippe eine Nachricht und bin selbst etwas von mir überrascht, dass ich sie so schnell formuliert kriege.

》Hey Tae, ich hoffe, es ist okay, dass ich dich so plötzlich anschreibe. Ich wollte fragen, ob du morgen vielleicht zufällig Zeit und Lust hast, nochmal an der Garage weiterzumachen? Würde mich sehr freuen. LG und schönen Abend. Yoongi《

Ich sitze zu Hause, höre Musik über Kopfhörer, trinke einen Kaffee. Inzwischen steht fest, dass ich auch an Weihnachten nicht nach Hause zu meiner Familie fahren kann. Dabei vermisse ich die alle ziemlich.
Das wird doof, wenn ich hier alleine hocke. Ich muss mir irgendwas einfallen lassen. Ich kann mir ja einen Job als Weihnachtsmann suchen. Dann komm ich wenigstens nicht auf doofe Gedanken, weil ich die ganze Zeit arbeiten muss. Ha Ha Ha.

Mein Handy brummt und wandert dabei über den Tisch. Es erlöst mich aus der negativen Gedankenspirale. Und dass die Nachricht von Yoongi ist, noch viel mehr. Ich antworte sofort.
》 Liebend gerne. Wann soll ich da sein? Unser Schmuckstück muss doch fertig werden.《

Wir verabreden uns für 14.00 Uhr, und ich freu mich richtig darauf.

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