11 - Trust me
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"Oh, welch seltener Besuch. Was verschafft uns die Ehre?", erklang die Stimme des Barkeepers, kaum hatten Jimin und Yoongi sich an den Tresen der Blue Lounge Bar gesetzt.
"Sehr witzig, Jin", grummelte Jimin genervt, aber Seokjin wäre nicht Seokjin, wenn er das unkommentiert gelassen hätte. "Naja, es ist doch so. Ihr habt euch jetzt wie lange nicht mehr hier blicken lassen? Drei Wochen? Oder waren's sogar vier? Und auf meine Nachrichten hast du auch nicht wirklich reagiert, Jimin. Ich hab mir langsam echt Sorgen gemacht. Ich hab schon gedacht, es wäre irgendwas vorgefallen zwischen euch."
Yoongi verfolgte die Unterhaltung der beiden ohne etwas dazu zu sagen. Stattdessen nahm er den Gin Tonic, den Seokjin just in diesem Moment vor ihn hingestellt hatte und genehmigte sich einen großzügigen Schluck. Er wollte es Jimin überlassen, wieviel er seinem Freund von ihnen erzählte. Wobei es da nicht so sonderlich viel zu erzählen gab. Sie trafen sich zwar regelmäßig, aber ansonsten hatte sich nicht viel verändert. Sie waren es wirklich langsam angegangen. Zwar verloren sie sich immer mehr in den zahlreichen Küssen, aber weiter waren sie bislang nicht gegangen. Ein bisschen wunderte Yoongi es schon, dass Jimin diese langsame Annäherung genoss und keinerlei Anstalten mehr gezeigt hatte, mit ihm intim zu werden. Vielleicht hatte er auch einfach für sich entdeckt, wie erfüllend es sein konnte, wenn man einfach Zeit miteinander verbrachte, ohne es direkt als Beziehung zu deklarieren oder im Bett zu landen.
"Sag du auch mal was dazu", hörte er Jimins Stimme von der Seite und musste kurz irritiert blinzeln. Na super, er war so in seinen Gedanken versunken gewesen, dass er das Gespräch zwischen den beiden gar nicht mehr verfolgt hatte. "Und was soll ich sagen?", antwortete er daher und hoffte, dass Jimin nicht direkt bemerken würde, dass er nicht wusste, worum es ging.
"Naja. Was das jetzt ist zwischen uns..." Jimins Stimme wurde leiser und er starrte in seinen noch unberührten Cocktail. Vielleicht war es ihm doch wichtiger, als er zunächst angenommen hatte. Jimins fehlender Blick sprach sehr deutlich dafür. Seokjin stattdessen sah Yoongi sehr eindringlich an und schien unbedingt eine Antwort haben zu wollen. Aber da lag definitiv noch mehr in dem Blick des Barkeepers außer Neugierde. Er sah die Warnung sehr deutlich und wusste, wenn er Jimin etwas zu Leide tun würde, dann könnte er sich darauf gefasst machen, von Seokjin höchstpersönlich dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.
"Braucht es unbedingt ne Bezeichnung?", stellte Yoongi lediglich die Gegenfrage, weil er selbst nicht wusste, wie man das nun nennen sollte, "Wir lernen uns gerade erst richtig kennen. Wir verbringen Zeit miteinander und was daraus wird, wird sich zeigen, hm?"
Jimin sah ihn unsicher an, aber Yoongi wusste nicht, wie er es noch besser formulieren sollte. Er mochte Jimin, sehr sogar. Und mittlerweile konnte er sich auch eine Beziehung mit ihm vorstellen. Er wollte nur nichts überstürzen. Mit einem liebevollen Lächeln griff er nach der Hand des anderen. "Ich mag dich sehr, Jiminie. Das weißt du. Ich weiß auch nicht, wie genau man das jetzt bezeichnen soll, aber ich finde es nicht wichtig. Viel wichtiger ist doch, dass es uns damit gut geht, oder?" Die Worte waren nur an Jimin gerichtet und sorgten für ein erleichtertes Lächeln auf dessen Lippen. Er war immer noch furchtbar unsicher, aber das kannte Yoongi jetzt schon. Bis jetzt hatte er Jimin immer davon überzeugen können, dass es ihm wirklich ernst war.
"Du hast Recht, Yoongi", murmelte Jimin, ehe er sich nach vorne beugte und ihre Lippen zu einem Kuss verband.
"Das heißt, bis jetzt ist echt nichts gelaufen?", unterbrach Seokjin die beiden. Er machte ein fassungsloses Gesicht, aber auch das wunderte Yoongi nicht mehr. Es war nicht Jimins Art zu warten, das wusste der Barkeeper genauso wie er. "Nicht wirklich", antwortete Yoongi, als er sich von Jimin wieder lösen konnte.
"Okaaaay", kam es von Seokjin, "dann bist du entweder verdammt blind oder dir ist es wirklich ernst mit ihm." Mehr konnte er dazu nicht sagen, denn er drehte sich im selben Moment um und kümmerte sich um die Kunden, die sich an der Theke angesammelt hatten. Vielleicht wusste Seokjin auch einfach nicht, wie er damit umgehen sollte. Wenigstens wirkte er nicht sauer, enttäuscht oder sonst was. Wenn Yoongi es richtig sah, war in seinem Blick zwar Skepsis, aber genauso viel Freude.
"Lass uns ein bisschen tanzen gehen", schlug Jimin vor, nachdem er seinen Drink geleert hatte und ließ Yoongi keine Zeit, um darüber nachzudenken. Seine Zweifel waren, so wie es aussah, vollständig verflogen. Stattdessen hatte sich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht ausgebreitet. Yoongi mochte es, wenn Jimin so unbeschwert wirkte. Das kam nicht sonderlich oft vor, aber wenn, gab es nichts, dass Yoongi mehr liebte. Mit spielerischer Leichtigkeit bahnten sie sich einen Weg durch die Tanzwütigen und erreichten die Tanzfläche breit grinsend. Es fühlte sich gut an, zusammen mit Jimin hier zu sein, kein Getue mehr, keine unausgesprochenen Dinge mehr zwischen ihnen. Es gab ihm so viel Sicherheit, dass er meinte, der Club würde ihnen allein gehören. Verrückt, aber es war so. Alle anderen wirkten wie unwichtige Statisten, als würde die Welt sich nur noch um sie drehen. Als existierte die Tanzfläche nur deswegen, damit die beiden eng umschlungen miteinander tanzen konnten. Das nannte man dann wohl verliebt sein. Wenn das stimmte, dann war Yoongi noch nie richtig verliebt gewesen, denn dieses unbeschreibliche Gefühl war völlig neu für ihn. Aber er mochte es.
Es war ihre perfekte Idylle. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem er ihm Augenwinkel eine Person erkannte, die seine Aufmerksamkeit erregte.
"Warte kurz hier. Ich... muss da noch was klären, ja?", bat Yoongi den anderen mit weicher Stimme. Ihre Lippen fanden sich erneut und lösten kleine Feuerwerke in den aufgeheizten Körpern aus. Beinahe hätte er sich wieder in dem Kuss verloren, aber er schaffte es schließlich sich zu lösen. Er konnte sich nicht vor dem Gespräch drücken, auch wenn er lieber weiterhin mit Jimin getanzt hätte. Jimin nickte, entließ ihn nach einem weiteren Kuss aus seiner Nähe und beteuerte, dass er warten würde.
Yoongi löste sich wirklich nur sehr unfreiwillig von ihm, aber es musste sein. Er musste mit Hoseok nochmal persönlich sprechen, sonst würde ihn das ewig verfolgen.
Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihm aus, als er auf ihn zuging. Erst jetzt stellte er fest, dass Hoseok nicht alleine war, sondern ein anderer junger Mann neben ihm stand. Sie wirkten ziemlich vertraut miteinander, wenn Yoongi das richtig einschätzte.
"Hobi", rief er nach dem anderen, woraufhin dieser sich suchend umblickte. Als ihre Blicke aufeinander trafen, fing Hoseok an zu lächeln. Yoongi war kurzzeitig irritiert, denn er hatte eine andere Reaktion erwartet.
"Yoongi, lebst du auch noch?", fragte er breit grinsend an ihn gerichtet. Es lag kein Vorwurf in der Stimme, keine Enttäuschung, nichts dergleichen.
"Ich... ja. Können wir kurz reden?", rückte Yoongi direkt mit der Sprache raus, bevor ihn der Mut doch noch verließ. Hoseok nickte, griff nach der Hand des anderen Mannes neben ihn und folgte Yoongi in einen Bereich, wo nicht so viele Menschen standen.
"Ich wollte mich nochmal entschuldigen. Ich hab mich nicht mehr gemeldet, nachdem Jin dich gebeten hatte zu gehen. Das war keine Absicht und auch nicht böse gemeint, ich hoffe, das weißt du."
Hoseok grinste. "Passt schon, mach dir keinen Kopf. Eigentlich war es ganz gut, dass Jin mich verscheucht hat. Dadurch habe ich nämlich Lucas getroffen." Der Mann neben Hoseok verbeugte sich kurz und grinste ebenfalls breit.
"Ich wollte nur nicht, dass das zwischen uns steht und..."
"Weißt du, Yoongi. Das mit uns hätte eh niemals funktioniert. Es sollte nicht sein und ich weiß jetzt auch warum." Yoongi bemerkte, dass er Lucas' Hand nicht eine Sekunde losgelassen hatte und diesen nun verliebt grinsend musterte. "Ich bin dir nicht böse. Also, kein Kopf."
"Dann ist gut", antwortete Yoongi, ohne seinen Blick von den ineinander verschränkten Händen der beiden zu nehmen. "Das mit euch scheint was ernstes zu sein? Ich dachte, du wärst nicht so auf 'ne feste Beziehung aus."
"Tjaaa, das dachte ich auch. Aber ich wurde eines besseren belehrt. Also ja, es ist was ernstes, oder?" Bei seinen letzten Worten ging Hoseoks verliebter Blick erneut zu Lucas. Die beiden sahen sich an, beide mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen. Yoongi wusste, dass die beiden anscheinend lieber allein sein wollten und wollte sich schon verabschieden. Hoseok bemerkte das jedoch und hielt Yoongi zurück. "Sag mal, was ist jetzt mit dir und Jimin? Habt ihr was geklärt bekommen?"
Jetzt war Yoongi an der Reihe und berichtete von den letzten Wochen mit Jimin und was sich bislang zwischen ihnen entwickelt hatte. Hoseok entschuldigte sich, dass er über Jimin so schlecht gesprochen hatte, aber Yoongi winkte nur ab. Er konnte es ja verstehen. Jimins Ruf war wirklich nicht der beste und zu dem Zeitpunkt hatten sie ja auch noch keine Ahnung, was alles dahintersteckte. Hoseok ließ jedoch nicht locker und bestand darauf, Jimin nochmal neu kennen zu lernen. Fast beiläufig erwähnte er, dass er sich freuen würde, wenn Yoongi und er sich einfach auf einen Neustart als Freunde einigen würden. Das fand Yoongi okay. Er mochte Hoseok, aber er hatte auch Recht, als er meinte, dass die beiden nicht zusammenpassten. Nicht als Partner zumindest.
Die drei gingen zusammen zurück zur Tanzfläche und suchten nach Jimin, weil sie beschlossen hatten, den Abend zusammen zu verbringen, sofern Jimin dem zustimmte. Was Yoongi dann jedoch sah, ließ das Blut in seinen Adern gefrieren. Ein bulliger Typ hatte sich vor Jimin gestellt und das ziemlich nah. Das schlimmste aber war, dass Jimin furchtbar ängstlich aussah.
"Du sollst dich verpissen!", keifte Jimin, als sich die schmierigen Hände des Typen auf Jimins Hüften abgelegt hatten. Eindeutig, Jimin wollte das nicht. Der Fremde schien sich von seinen Worten jedoch nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen zu wollen. "Du hast dich früher auch nicht so angestellt", konterte er, und bedrängte Jimin unbeirrt weiter. In Yoongi brannte eine Sicherung durch, als die Hand sich forsch unter Jimins Shirt schob.
"Ey du Flachpfeife!", rief Hoseok dem Fremden zu, bevor Yoongi reagieren konnte. Er sah, wie sich Hoseoks sonst so freundliche Miene verdunkelt hatte und er bedrohlich auf den bulligen Typen zuging. Schnell suchten Yoongis Augen nach Jimins und als sie sich gefunden hatten, eilte er zu ihm. Jimin sah ihn entsetzt an, flüchtete sich aber im nächsten Moment in seine Arme. Yoongi wusste, dass Jimin nach Schutz suchte, aber das war auch nur allzu verständlich. Am liebsten hätte er den Typen ordentlich seine Meinung gegeigt, aber das brauchte er wohl nicht mehr. Hoseok schien das auch ohne seine Hilfe gut hinzukriegen. Daher blieben die beiden eng umschlungen beieinander stehen und hörten nur mit einem Ohr, wie Hoseok den Fremden fertigmachte. Yoongi konnte auch Lucas' Stimme deutlich hören, bis endlich wieder Ruhe einkehrte. Anscheinend hatte der Typ es endlich eingesehen und war gegangen.
"Hey Jimin, alles okay bei dir?", fragte Hoseok noch leicht außer Atem. Yoongi löste sich etwas von dem Angesprochenen und sie drehten sich zu Hoseok. Jimin antwortete mit einem zaghaften Nicken, aber seine Worte sagten etwas anderes. "Es geht schon. Aber... ich versteh nicht, warum du... mir geholfen hast."
Lucas stellte sich neben Hoseok und legte vorsichtig einen Arm von hinten um ihn. Auch er schien gespannt auf seine Antwort zu sein.
"Freunde sollten sich helfen, oder nicht? Und da Yoongi und ich vorhin beschlossen haben, einen Neustart als Freunde zu wagen, gehörst du auch zu meinen Freunden. Unseren Freunden. Seh es einfach als Neuanfang oder so. Außerdem kann ich solche Typen auf den Tod nicht ausstehen." Hoseoks Erklärung sorgte dafür, dass einen Moment nur noch die Musik im Hintergrund zu hören war. Er hatte alle drei mit seiner Antwort kurzzwitig überrascht, auch wenn Yoongi sich sowas schon hatte denken können. Selbst Lucas schien er damit beeindruckt zu haben, denn er beugte sich zu Hoseok und flüsterte diesem etwas ins Ohr. Yoongi hätte schwören können, dass Hoseok errötete. Das erklärte auch, warum die beiden es plötzlich ganz eilig hatten und meinten, sie würden jetzt gehen und sich freuen, wenn die vier sich mal in Ruhe zusammensetzen.
Ein bisschen verwirrt sahen Jimin und Yoongi den beiden hinterher.
"Und du, Jimin? Willst du noch bleiben?", fragte er weil Jimin sich wieder an ihn gwklammert hatte. Sicherlich brauchte er einen Moment, um diese Situation sacken zu lassen und hier war sicher nicht der ruhigste Ort für sowas. Und wer wusste, ob nicht noch mehr Spinner auf die Idee kamen, Jimin zu bedrängen.
"Wenn ich ehrlich bin, dann... würde ich auch lieber nach Hause."
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Erinnert ihr euch noch daran, dass ich meinte, dies wäre das letzte? XD hat nicht so funktioniert. Es kommt noch eins, aber das ist dann tatsächlih das Letzte ♡
2103 Wörter
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