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Nun saß er hier. Der Raum exakt so eingerichtet, wie er es sich gewünscht hatte und mit einem Tropf im Arm.

Es zeigte sein Kinderzimmer mit jeder Kleinigkeite, welche sich seit damals in seinen Kopf gebrannt hatte.

Als Kind war die Welt noch einfach gewesen. Viele Menschen fanden Kinder süß und waren dementsprechend zuvorkommend und freundlich. Doch sobald man in die Teenagerphase kam, war man unten durch.
Selbst Hoseok fand die Kindheit einfach. Er wurde zwar gemobbt, doch kannte er es nicht anders. Im Kindergarten warnten ihre Eltern ihre Kinder vor ihm und in der Schule wollte auch niemand was von ihm. Doch es war okay. Es tat ihm weh, natürlich, doch kannte er es nicht anders. Bis er das erste Mal sowas wie Freunde hatte.
Das war der wahrscheinlich größte Fehler. Er hatte nie sowas wie Liebe außerhalb der Familie bekommen und hatte sie somit auch nicht vermisst.
Als er diese Liebe bekam, auch wenn sie teils toxisch war, zerbrach er vollständig.

Hoseok wurde schmerzlichen vor Augen geführt, dass er der einzige mit einer solchen Kindheit war. Das andere Spaß hatten, während er nur alleine mit seinen Kuscheltieren im Zimmer saß, lernte und wenn er ein neues bekam mit dem Stofftier sprach und es herumführte.

"Bist du bereit?" - der Mann im weißen Kittel stellte sich mit einer neutralen Miene vor den Rothaarigen. Der Doktor hatte sich die letzten Minuten still schweigend im Hintergrund gehalten.

"Ja. Ich bin bereit, bereit zu sterben." - ohne auch nur einen Anschein von inneren Zweifel  blickte er dem Doktor entgegen. Er hatte sich auf dieser Welt von allen wichtigen Menschen verabschiedet, in der Hoffnung sie würde das alles verstehen können.

Statt einer Antwort spritzte der ältere Mann lediglich eine Spritze in den beute am Tropf, drehte die Flüssigkeitszufuhr auf und verließ anschließend den Raum.

Jeder Tropfen, welcher viel, ließ ein wenig mehr von dem Medikamenten-Cocktail in sein Blutkreislauf fließen und tötete ihn somit langsam und schmerzfrei.

Es hatte ewig gedauert, bis er und seine Schwester eine solche Einrichtung fanden. Gleichzeitig war es kostspielig, da sich das Krankenhaus gegen mögliche klagen absichern musste. 

Was machte man nun in den letzten 10 Minuten, welche man auf dieser Erde hatte. Zum reden war er schon nicht mehr im stand. Das einzige, was ihm blieb waren seine Gedanken und die innere Stimme.

Eine Stimme mit der er seit klein auf lebte, welche als Kind noch freundlich zu ihm war und mit jedem Jahr, welches verstrich immer gehässiger wurde.

Was sich wohl alte Menschen dachten, wenn sie auf dem Sterbebett lagen? Vielleicht wie stolz sie auf ihre Kinder wahren oder wie süß die Highschool-Zeit war. Oder aber bedauerte sie das, was sie nicht mehr geschafft hatten.

Der Rothaarige hatte nichts zu bedauern. Er hatte seinen Frieden gefunden und schon lange damit abgeschlossen.
Er hatte sich keine Ziele mehr für Neujahr gemacht, hatte bei seinen Geburtstagen keinen Wunsch mehr geäußert und nichtmal eine Kerze ausgepustet. Er hatte sie einfach abbrennen lassen.

Seine Schwester fand es zwar immer eine Verschwendung an 'Wünschen' doch akzeptierte sie es einfach.

Genauso wie sie diese Entscheidung akzeptierte und ihn unterstützte.
Er wusste noch genau, wie seine Noona ihn anstarrte, fassungslos und nicht fähig zu reagieren, als er seinen Wunsch zum Sterben äußerte. Aber was hatte er erwartet? Dass sie sich freuen würde? Ihn zu dieser Erkenntnis beglückwünschen würde?
Sicher nicht.

Es hatte die Ältere schwer getroffen, zumindest in den ersten Wochen. Hoseok konnte sich noch genau an die Nächte erinnern, wo sie in sein Zimmer rannte, um sicher zu gehen, dass er noch atmete.
Mit der Zeit legte sich dann ihre Panik und sie fing an ihn zu unterstützen, während seine Eltern ihn nur mehr in das Verderben drängten.

Die Blondhaarige wird ihn vermissen, dass war ihm klar. Doch bei dem Rest war er sich nicht so sicher. Würden sie überhaupt eine Tränen vergießen oder einfach weiter machen.

Wünschen tat er sich beides, doch bezweifele er, dass sie das Geschenk überhaupt öffneten.

Bei Namjin konnte er sich denken, dass das Geschenk vorher im Müll landen würde, da es dem Silberhaarigen versehentlich heruntergefallen war.
TaeMin war sowieso in seiner eigenen Blase und würde kaum was mitbekommen, obwohl es Jimin eher treffen würde als Taehyung.
Mit dem Kleinsten hatte Hoseok immerhin öfters getanzt, doch zu dem Gucciverrückten hatte er keinen wirklichen Kontakt gepflegt.
Und bei YoonKook..., Jungkook würde wahrscheinlich weinen und Paranoia bekommen, dass Yoongi das gleiche vorhatte und nur so tat, als wenn es ihm nun besser ging und Yoongi selbst würde sich vielleicht freuen?

Nicht das Yoongi ihn los werden wollte, doch kannte der Blauhaarige das Gefühl, mit welchem er sich rumschlug, wohl besser als jeder andere. Zumal der Ältere eine Person war, dem das Wohl des anderen am wichtigsten war.

Und so ging es Hoseok nunmal am besten.

In Ruhe und Wärme, in einem Raum liegend, von der schützenden Atmosphäre seines 'Kinderzimmers' umhüllt und entspannt seinen letzten Atemzug nehmend. Dabei den letzten Gedanken der wohl wichtigsten Personen in seinem Leben widmend.

Jungkook.

Yoongi.

Noona.

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<3

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