⋅❃ Kapitel 9⋅❃
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KAPITEL 9
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Es ist bereits weit nach Mittag, als Yoongi endlich wach wird. Sie haben gestern viel zu lange gemacht und wenn sich der Hunger nicht so penetrant bemerkbar machen würde, würde Yoongi wahrscheinlich im Bett liegen bleiben. Er ist zwar noch nicht ganz wach, aber trotzdem driften seine Gedanken direkt wieder zu dem Jüngeren. Ob er schon aufgestanden ist? Ob er schon was gegessen hat? Oder ob er vielleicht fragen kann, ob sie gemeinsam frühstücken möchten?
Er entscheidet sich für die letzte Option und steht wenig später mit zwei Tassen Kaffee vor Jungkooks Zimmer und klopft an. Es dauert etwas, bis er ihm die Tür aufmacht und ihn völlig verschlafen anstarrt.
„Hyung?“
„Guten Morgen. Oder eher guten Mittag. Ich wollte fragen, ob wir nicht zusammen frühstücken wollen. Ich glaub Taehyung ist heute wieder auf so ‘ner Ausstellung, wenn ich das gestern richtig mitbekommen hab. Wir haben die WG also für uns.“
Sofort hellt sich der verschlafene Blick schlagartig auf.
„Super gerne“, antwortet er und nimmt die Tasse Kaffee dankend an.
Als sie später in der Küche sind und feststellen, dass das Müsli schon wieder leer ist, vereinbaren sie, gemeinsam neues holen zu gehen. Frühstücken wollen sie auf dem Weg, und ganz vielleicht freut sich Yoongi darauf, ein bisschen mit Jungkook durch die Stadt zu schlendern. So kann er sehen, wie die beiden sich in der Öffentlichkeit heben und ob sein Mitbewohner damit nicht doch zu große Probleme hat.
Zu Yoongis Erstaunen geht Jungkook relativ locker damit um. Erst als er ganz zaghaft nach seiner Hand greift, zeigt der andere eine kurze Schockreaktion. Er lässt die Hand umgehend wieder los, doch als sie schließlich auf dem Heimweg sind, springt der Jüngere doch über seinen Schatten. Ihre Finger verschränken ineinander und Yoongi kann gar nicht beschreiben, wie viel das in ihm auslöst. Niemals hätte er gedacht, dass sie sich doch so schnell auf dieses Level einlassen können.
Sie gehen gerade an dem Unigelände vorbei, als Jungkook wieder einen Rückzieher macht und sehr schnell einen größeren Abstand zwischen sie bringt und so tut, als wäre das nie passiert. Erst glaubt Yoongi, dass Jungkook nur auf Nummer sicher gehen will, weil er hier erkannt werden könnte, aber dann versteht er, was der Grund wirklich ist. Zwei bullige Typen kommen auf sie zu und grinsen dümmlich.
„Wenn das nicht Jaykay ist!“, ruft einer der zwei, „Du solltest dich mal wieder blicken lassen. Ohne dich ist das nicht das gleiche!”
Mit großen Schritten kommen die beiden Kerle auf sie zu. Sind das welche von Jungkooks Boxkumpels? Yoongi würde seine Begleitung gern fragen, aber ein Blick zur Seite und er hat seine Bestätigung. Der Jüngere ist total angespannt, überwindet sich aber, einige Meter auf die beiden zuzugehen, und sagt Yoongi, er solle bitte warten und den Abstand halten.
Yoongi sieht Jungkook an, dass er am liebsten einfach weglaufen würde. Es hat ihn vermutlich beim ersten Mal bereits viel Überwindung gekostet, den Typen zu verdeutlichen, dass er so etwas nicht mehr machen will. Wie gerne würde Yoongi einschreiten und diesen beiden Typen das Leben zur Hölle machen für das, was sie mit Jungkook gemacht haben. Klar, er hat sich dafür selbst entschieden, aber war es wirklich vollkommen freiwillig? Oder wurde er vielleicht doch gezwungen und hat es erst im Nachhinein als Ablenkung genutzt? Aber in einem ist er sich sicher: Einschreiten wäre an dieser Stelle absolut falsch und würde die Situation nur noch angespannter machen.
„Ich will das nicht mehr.“ Jungkooks Stimme klingt nicht sehr kräftig und zeugt von Unsicherheit. Das bemerken die anderen beiden natürlich auch, die direkt vor ihm zum Stehen kommen. Als Antwort erhält Jungkook zunächst lediglich ein belustigtes Schnauben.
„Komm schon“, versuchen der andere, der bisher ruhig geblieben ist, ihn zu drängen, „Es gibt einen neuen Wettkampf, bei dem du auch ein gutes Preisgeld absahnen kannst. So wie du den letzten Teilnehmer verprügelt hast, wirst du dieses Mal sicher auch als Sieger da rausgehen!“
„Nein“, kommt es dieses Mal von Jungkook etwas selbstsicherer, „Ich will das einfach nicht mehr, okay? Respektiert das.“
Hat Yoongi das gerade richtig gehört? Verprügelt? Wenn er hierüber genauer nachdenkt, hat er sich nie Gedanken darüber gemacht, dass Jungkooks Gegner ebenfalls mit Wunden aus dem Ring gehen. Er kann sich das gar nicht vorstellen, dass der Sportstudent jemanden so zurichten kann. Schnell schüttelt er den Kopf, um sich an den Gedanken nicht aufzuhängen.
Plötzlich kommt einer der Typen nochmal zwei Schritte auf den Jungkook zu. Es ist der, der eben nur gelacht hat, als er ihm deutlich machte, dass er nicht mehr teilnehmen will.
Er packt ihn kräftig an der Schulter und sein Mundwinkel zuckt leicht, als er zu ihm sagt: „Ich hoffe, dass du weißt, was du tust.“
Der Kerl schubst Jungkook, indem er gegen dessen Schulter drückt, ehe er sich zurückzieht und wieder zu seinem Kumpel geht.
„Das wird Konsequenzen haben. Irgendwann. Warts nur ab.“
Als die zwielichtigen Gestalten weiterziehen, geht Yoongi sofort auf Jungkook zu und legt seine Hände auf seine Schultern. Verzweifelt versucht er, herauszufinden, ob diese Begegnung dem Jüngeren zu stark zugesetzt hat.
„Alles okay, Kooks? Tat’s weh?“
Kräftig schüttelt Jungkook mit dem Kopf und ringt sich ein Lächeln ab.
„Alles okay…“
Aus irgendeinem Grund glaubt Yoongi ihm nicht. Er hat ein verdammt ungutes Gefühl dabei, dass Jungkook das einfach abtut. Konsequenzen, geht es dem Älteren durch den Kopf, bestimmt hunderte Male. Yoongi kann nicht anders, als sich die ganze Zeit Sorgen zu machen.
Spätestens am Abend ist er sich sicher, dass es ihn nicht so kalt lässt, wie er sagt. Sie sitzen zusammen auf der Couch, aber heute ist er ganz anders. Still und in sich gekehrt.
„Jungkook? Tust du mir einen Gefallen?“, ergreift er schließlich das Wort, als er dieses nachdenkliche Gesicht nicht mehr ertragen kann.
„Was denn?“
„Rede mit mir. Es hat dir schonmal nichts gebracht, zu schweigen und alles in dich hineinzufressen. Und sag mir nicht, dass alles okay ist. Ich sehe, dass das nicht stimmt.“
Immer noch kein Wort von Jungkook. Er scheint es wirklich schwer zu haben mit der ganzen Sache, weshalb Yoongi ihn in seine Arme zieht und fest an sich drückt. „Bitte, Jungkook. Egal, was ist, ich bin für dich da, okay? Wenn die Typen irgendwann nochmal auftauchen oder dir etwas antun, dann SCHWÖRE ICH BEI-„
Weiter kommt Yoongi nicht, denn Jungkook löst sich ein wenig aus der Umarmung und schüttelt den Kopf.
„Das weiß ich doch, aber ich schaff das schon… Es wird… schwer, aber ich denke, dass ich klarkommen werde. Diese Kerle sind oft nur laut, aber tun einem nichts. Zumindest solange sie von mir nichts über diese Sache erfahren… Du bist doch nicht böse, wenn… Naja, wenn das doch noch ‘ne Weile dauert alles?“
Yoongi kann nicht anders als leise zu lachen. „Ich habe doch gesagt, lass dir Zeit. Nur weil wir uns zweimal geküsst haben, heißt das nicht, dass wir jetzt voll starten müssen. Alles in deinem Tempo, Kooks…“
Jungkook sieht zu ihm auf, ehe er sich wieder an ihn anlehnt. „Danke, Hyung.“
„Kein Problem. Wir haben ja Zeit und…“
Ein Klingeln unterbricht Yoongi. Irritiert schaut er sich um, bis er checkt, dass es sein Handy ist. Er bekommt sonst nie Anrufe, deswegen holt er es sofort hervor und erkennt eine unbekannte Nummer auf dem Display.
„Sorry“, sagt er zu Jungkook, ehe er rangeht und ein wenig Abstand zwischen sie bringt. “Min Yoongi, hallo?“
Am anderen Ende meldet sich eine junge Männerstimme, die ihm erklärt, dass er nochmal wegen der Wohnung anruft. Er hat sich endlich entschieden. Yoongi hat ihn überzeugt und er kann in die WG einziehen. Yoongi hatte schon völlig vergessen, dass er sich nochmal melden wollte, weil er viel zu sehr in Gedanken mit Jungkook und ihrer Situation beschäftigt war. Weil es aber nur der Typ von der Wohnungsanzeige ist, lehnt er sich wieder zurück, um bequemer zu sitzen. Augenblicklich spürt er, wie Jungkook sich wieder an seine Schulter anlehnt.
Sein Blick gleitet zu dem Jüngeren, während er dem Typen am Telefon mit halbem Ohr zuhört. Er erklärt, welche Schritte folgen würden, sofern Yoongi zustimmt, doch seine Gedanken driften in eine ganz andere Richtung. Jetzt zu gehen, wäre der größte Fehler überhaupt. Auch wenn die Wohnung wirklich verlockend klingt, er bringt es nicht übers Herz auszuziehen und Jungkook dadurch zu verlieren. Nicht jetzt, wo er sich endlich geöffnet hat.
Er hat zwar noch keine Ahnung, wie es sich zwischen ihnen weiterentwickeln wird, aber darum geht es Yoongi gerade gar nicht. Er weiß jetzt, dass er in dieser WG bereits seinen Platz gefunden hat. Und dass ihm ohne Taehyungs theatralisches Getue etwas fehlen würde. Dass er Jungkooks chaotische, manchmal pubertierende Art vermissen würde. Er hat schon längst einen Ort gefunden, an dem er sich nicht verstellen muss, und an dem er so akzeptiert wird, wie er ist. Und was noch viel wichtiger ist: Er kann Jungkook jetzt nicht sich selbst überlassen. Er wird immer mal wieder Zweifel bekommen, ob er eine Beziehung mit einem Mann wirklich führen kann. Er wird vielleicht Stress mit diesen Muskelprotzen bekommen und in dem Fall würde er ihm zur Seite stehen wollen. Und darüber hinaus wird Jungkook sich nochmal ganz neu mit seiner Sexualität auseinandersetzen müssen und Yoongi ist der felsenfesten Überzeugung, dass ihm dabei niemand so gut helfen kann wie er.
Jungkook braucht ihn, und das allein ist schon Grund genug, um dem Typen am anderen Ende der Leitung eine Absage zu geben.
„Tut mir leid, aber ich habe bereits ein Zuhause“, antwortet er dem Typen und legt, ohne eine Antwort abzuwarten, auf. Jungkook schaut ihn fragend an.
„Warum guckst du jetzt so?“
„Ich… war nur verwundert, dass du… unsere WG wirklich als ein Zuhause bezeichnest, mehr nicht.“
„Aber das ist es doch, oder nicht? Ich kann mir keinen Ort vorstellen, an dem ich lieber leben möchte.“
Jungkook lächelt verlegen, schließt daraufhin seine Augen und legt einen Arm um Yoongi.
„Ich auch nicht.“
Was Jungkook nicht weiß: Yoongi ist über diese Aussage so dermaßen glücklich, dass sein Herzschlag erneut an Fahrt aufnimmt, weil sich genau das so unfassbar richtig anfühlt.
Denn es ist doch so. Es ist niemals leicht, einen Ort zu finden, an dem man sich wohlfühlt. Einen, an dem man seine Ruhe hat und sein kann, wer man wirklich ist, ohne dafür verachtet zu werden. Yoongi hat in seinem bisherigen Leben schon zu viele negative Erfahrungen gemacht. Aber hier und jetzt, mit dem durchtrainierten Sportler in seinem Arm, dessen Rehaugen ihn viel zu schnell weich werden lassen, hat er ihn gefunden. Diesen einen Ort, an dem er sich nicht verstellen muss, ohne belächelt zu werden.
Er hat sein Zuhause gefunden, auch wenn er noch nicht sicher ist, ob es an der WG liegt, oder eher an dem friedlich lächelnden Mann neben sich. Aber das muss er auch nicht. Woran es auch immer liegen mag, er hat alle Zeit der Welt, um sich dessen bewusst zu werden. Und bis dahin ist er vor allem erstmal eines - glücklich.
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Und das war es auch schon mit Love Maze. Wir hoffen, dass es euch gefallen hat und würden uns freuen, wenn ihr uns eim Feedback dalasst.
Wir hatten leider nicht so viel Zeit, um diese Story zu schreiben. Deswegen sind uns teilweise auch selbst schon Dinge aufgefallen, die wir anders gemacht hätten, wenn wir eben mehr Zeit gehabt hätten. Uns würde interessieren, wie ihr das seht und vielleicht setzen wir uns irgendwann mal an eine Überarbeitung🤭
Aber jetzt werden wir uns erstmal wieder unserem anderen gemeinsamen Projekt zuwenden🙃
Danke an alle, die gelesen, gevotet und kommentiert haben 💜
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