42 - Filter on stage
⊱─ ⋯ ─⊰ TAG 9 ⊱─ ⋯ ─⊰
[Freitag später Nachmittag]
𝕁𝔼𝕆ℕ𝔾𝕂𝕎𝕆ℕ
Vom Backstagebereich gibt es eine Tür direkt auf den Flur, und die nutze ich jetzt. Kaum bin ich draußen, lasse ich meine Blicke schweifen. Oft hab ich Yoongi bisher nicht gesehen, und wenn dann von weitem. Aber den finde ich schon. Wehe, wenn nicht!
Ich lasse meinen Blick über die wenigen Grüppchen schweifen, die nach ihren Prüfungen immer noch hier stehen. Das sind alles Leute, die ich kenne, mit Anhang. Und Yoongi steht ganz bestimmt NICHT in so einem Menschenpulk. Also scanne ich die Fluranfänge ab nach einem relativ kleinen Typen mit einem abgegrabbelten Parka, zerrissenen Jeans und einem fetten Kaffeepott in der Hand, der aussieht, als wäre er grade aus dem Bett gefallen. Vergebens.
Alles, was ich entdecken kann, ist ein sehr gekonnt und unauffällig gestylter, gut gepflegter junger Mann im dunklen Mantel, der grade von seinem Freund verabschiedet wird. Das passt nicht. Moment. Der Freund ist Ten aus dem dritten Semester. Mit dem hatte ich mal ein Seminar zusammen. Hat Jimin nicht was von einem Ten erzählt? Aber wieso verabschiedet der ...
Ich schaue mir den schicken Typen an und verliere fast die Fassung. DAS ist Yoongi! Was ist denn in den gefahren?
Äh …
Aha! Ein breites Grinsen macht es sich in meinem Gesicht bequem. Also, Jimin, wenn du nach DEM Anblick immer noch zweifelst, bin ich das Karnickel im Mond. Yoongi hat sich nicht nur aufgerafft zu kommen. Er hat sich sogar schön zurecht gemacht - extra für dich.
Hat was. Der sieht gut aus. Jimin hat Geschmack.
Jetzt setzt sich Yoongi in Bewegung. Kurz, bevor er an der Saaltür ist, stoppt er und atmet tiiieeeeef durch. O.K., das ist mein Moment. Ich gehe auf ihn zu und bewundere dabei weiter sein gekonntes Styling.
“Yoongi?”
Eieiei, da setzt eindeutig der Fluchtreflex ein. Aber immerhin - er nickt zur Bestätigung.
“Ich bin Jeongkwon, ein Freund von Jimin. Ich bin echt froh, dass du da bist. Jimin dreht da drinnen nämlich am Rad, weil er Angst hat, dass du nicht kommen würdest. Husch, rein mit dir. Setz dich am besten ganz hinten ins Dunkle. Wir haben ihn grade wieder so weit, dass er sich das zutraut. Vielleicht sollte er dich nicht mittendrin entdecken.”
Das verschreckte Kaninchen vor mir fängt wieder an zu atmen und entspannt sich. Naja. Etwas.
“Du, ich muss hinter die Bühne, es geht gleich los, und ich bin Background. Mach das beste draus!”
Damit verschwinde ich wieder hinter der Bühne und hoffe einfach, dass Yoongi DA. JETZT. REINGEHT!!!
𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚
Einmal überfahren, bitte. Zumindest fühlt es sich so an, als der fremde Typ auf mich zukommt und mit mir redet, als würden wir uns schon ewig kennen. Das ist sogar fast gruselig. Woran hat der mich erkannt? Bestimmt hat Jimin einiges über mich erzählt. Aber was habe ich erwartet? Er wird mit seinen Freunden genauso über unsere Schwierigkeiten geredet haben wie ich mit Ten. Trotzdem verursacht das ein unangenehmes Gefühl. Hoffentlich hassen die mich nicht. Und hoffentlich sieht Jimin noch irgendwas Gutes in mir.
Dann aber denk ich über die Worte von Jong... Jeong… Typ … nach. Er hat nicht den Anschein gemacht, als würde er mich nicht ausstehen können. Im Gegenteil. Es schien ihm wichtig zu sein, dass ich da jetzt reingehe. Und viel wichtiger: Jimin scheint es wirklich ernst zu sein, mich hier haben zu wollen. Das ungute Gefühl verflüchtigt sich und macht stattdessen Platz für ein angenehmes Kribbeln. Fast im selben Moment beschließe ich, auf ihn zu hören. Ich fühle mich sowieso wohler, wenn ich nicht direkt entdeckt werde. Okay. Los. Jetzt.
Ich hole noch ein letztes Mal tief Luft, ehe ich den Saal betrete. Es ist erstaunlich leer, aber Jimin sagte sowas ja schon. Das Problem ist nur, dass ich dadurch natürlich viel schneller auffalle und wenn ich Jimins Freund richtig verstanden habe, wäre es jetzt ungünstig, wenn er mich direkt im Publikum erkennt. Also stelle ich mich wirklich ganz nach hinten, so dass mich keiner direkt sieht.
Mein Blick schweift durch den Saal, und mit jeder weiteren Sekunde werde ich aufgeregter. Als meine Augen an der Bühne hängen bleiben, habe ich kurz das Gefühl, vor Aufregung keine Luft mehr zu bekommen. Da wird gleich Jimin stehen. Ich werde ihn tanzen sehen. Ich bin so gespannt, wie es werden wird und … ich freue mich unglaublich, ihn einfach wieder zu sehen. Fast so, als hätte ich ihn wochenlang nicht gesehen. Was ein Bullshit. Immerhin haben wir heute morgen noch miteinander gesprochen. Es fühlt sich nur an, als wäre es viel länger her.
Hoffentlich geht es jetzt gleich los, sonst kriege ich noch einen Herzinfarkt, oder ne Panikattacke, oder Schnappatmung. Oder sonst was.
ʝιɱιɳ
Grade eben sehe ich Jeongkwon wieder zur Tür reinkommen und möchte schon auf ihn losstürzen. Aber genau in dem Moment kommt eine Dame hinter den Vorhang und sieht fragend in die Runde.
“Park Jimin?”
Schade. Einen Moment zu früh. Ich drehe mich zu ihr um.
“Das bin ich.”
“Wir bitten, die Verzögerung zu entschuldigen. Aber jetzt geht es gleich los. Wenn Sie soweit sind, kommen Sie bitte raus zur Prüfungskommission. Wir erwarten Sie.”
Und weg ist sie.
Wo war ich stehengeblieben? Jeongkwon. Yoongi.
Aber zu meinem Leidwesen ist Jeongkwon irgendwie wieder verschwunden. Also hole ich tief Luft, grinse noch einmal schief meine Leute an - und gehe durch den Vorhang, die Treppe runter, zum Tisch der Prüfungskomission. Dort verbeuge ich mich tief und warte ab. Der Saal ist abgedunkelt, nur ein paar stark gedimmte Spots ermöglichen es den Prüfern, mich zu sehen und sich Notizen zu machen. In den Zuschauerreihen sitzt - soweit ich kucken kann - fast niemand mehr. Auch Yoongi nicht.
Mein Hauptprof für Tanz begrüßt mich, verkündet zum hundertsten Mal in dieser Woche die Prüfungsregeln und fordert mich dann auf, etwas zu meiner Performance zu sagen. Ich zwinge mich, NICHT mit den Augen das Dunkel abzusuchen. Und wie formuliere ich jetzt meine Antwort, ohne Details zu nennen, die mich schon vorher an Yoongi verraten könnten?
Uff - Kopfkino. Jimin, jetzt gilts! Jetzt WIRST du dich konzentrieren und für Yoongi tanzen.
“Ich habe mich für einen sehr unbekannten Song entschieden. Und ich werde den Song beim Tanzen auch selbst singen. Wie der Song heißt und von wem er ist, möchte ich erst hinterher sagen, wenn das in Ordnung ist.
Meine Performance orientiert sich ein bisschen an dem Leichten und Provokanten des Rhythmus und sehr stark am Text. Ich habe fünf Backgroundtänzer auf der Bühne und eine Hilfe hinter der Bühne.”
“Na, dann sind wir mal gespannt. Bitte vergessen Sie nicht, dass Sie im ersten Semester sind und hier kein Staatsexamen abliefern müssen. Tief Luft holen und dann los.”
Er nickt mir freundlich zu. Ich gehe wieder hinter die Bühne. Wenn DER wüsste, was grade mein eigentliches Problem ist!
Ich stelle mich auf die Startposition an der Seite, meine Kumpels postieren sich rechts und links versteckt, der Vorhang geht auf. Und ich kann mich zum Glück auf mich selbst verlassen. Mit den ersten Tönen schalte ich um und lege einfach los.
𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚
Mit vor Spannung geweiteten Augen starre ich die Bühne an und traue mich kaum zu blinzeln. Als ich dann sehe, wie der Vorhang aufgeht und Jimin in seiner Startposition steht, setzt mein Herz kurz aus. Das Licht ist auf Jimin gerichtet, setzt seine makellose Schönheit voll in Szene, und macht es verdammt schwer, den Blick von ihm abzuwenden. Ich nehme nichts anderes mehr um mich herum wahr, nur noch Jimin. Er … er sieht unglaublich gut aus auf dieser Bühne. Als wäre er schon immer dazu bestimmt gewesen, da oben zu stehen. Einfach wow.
Die ersten Töne erklingen, und im selben Moment setzt nicht nur mein Herz ein weiteres mal kurz aus, sondern auch mein Verstand. Ich kenne den Song. Ich kenne ihn verdammt gut sogar! Weil es mein Song ist. Oder besser gesagt, unserer. Jimin performt echt zu unserem Lied!? Ich glaube nicht, dass das gerade passiert. Aber es gibt keinen Zweifel. Das IST Filter!
Ich weiß gar nicht, wie mir gerade geschieht. Es prasseln so viele Gedanken auf mich ein, dass ich wirklich das Gefühl habe, jeden Moment umzukippen. Meine Beine sind noch weicher geworden und streng genommen grenzt es an ein Wunder, dass sie unter meinem Gewicht noch nicht zusammengebrochen sind. Jimin performt zu Filter.
Jimin tanzt zu dem Song, der uns beide erst so richtig zueinander geführt hat.
Ich kann es immer noch nicht fassen. Jimin hat für seine Prüfung wirklich unseren Song ausgewählt. Wäre ich von seinem Anblick nicht so gefesselt, würde ich mir jetzt wahrscheinlich den Kopf darüber zerbrechen, wie er es angestellt hat, dass ich DAS nicht mitbekommen habe. Aber meine Gedanken sind gerade nichts als ein einziger Strudel aus Verwirrung, Überwältigung und Schwärmereien. Er sieht wirklich unglaublich aus. Seine Haare sind fein nach hinten gelegt, sein Blick spielt regelrecht mit dem Zuschauer, führt ihn in Versuchung, und man kann gar nicht anders, als zu schwärmen. Dieses Bild wird sich in meine Netzhaut einbrennen, das weiß ich jetzt schon.
Ich stehe einfach völlig regungslos in der hintersten Ecke des Saals und lasse die ersten Eindrücke auf mich wirken. Dann setzt der Gesang ein und ich höre Jimins Stimme. Aber die kommt nicht vom Band. Er singt live. Das ... ich kann gar nicht mehr denken. Diese Stimme … sie klingt so anders als die von der Aufnahme. Als wären das zwei unterschiedliche Menschen, die das singen. Und jetzt endlich verstehe ich, was die Profs gemeint haben. Ich erinnere mich bitter an ihre Worte.
Wenn du die Musik fühlst, tun es deine Zuhörer auch.
Jimin fühlt es. Jeder einzelne Ton, jede einzelne Bewegung ist Ausdruck seiner Emotionen und seiner Gedanken. Ich kann die Gefühle, die er in die Performance und seine Stimme steckt, bis hier hinten spüren. Sie tragen mich in eine andere Welt, in der nichts mehr existiert außer Jimin. Alles andere ist auf einmal unwichtig. Meine Note für den Song, die Konflikte dieser Woche, die unzähligen Gespräche, unsere verschiedenen Welten.
Nur Jimin.
Und da fällt mir noch etwas auf. Ich fand ihn schon die ganze Zeit überaus hübsch, was er aber jetzt liefert, ist etwas völlig anderes. Er spielt, mit seiner Stimme, mit seinen Kostümen, mit seinen Bewegungen, mit seinem Blick. Er übt so eine starke Anziehungskraft auf mich aus, dass mir die Worte fehlen. Wie kann ein einzelner Mensch so viel Ausstrahlung haben? Ich will ihn, verdammt dieser Mensch ist auf so vielen Ebenen faszinierend und anziehend. Wie konnte ich all die Zeit Zweifel haben? Ich habe einen Menschen noch nie in meinem Leben so angesehen. Noch nie war mein Kopf wie leergefegt. Noch nie hat mein Körper so verrückt gespielt wie in diesem Augenblick. In dem Moment wo Jimin seine Brille aufsetzt und mit diesem Blick in den Saal schaut, ist es um mich geschehen. Die ersten Tränen kullern über meine Wange, aber ich tue nichts, um sie aufzuhalten.
Ich habe gerade das Gefühl, dass ich die ganze Zeit völlig blind durch die Gegend gelaufen bin. Aber jetzt verstehe ich es endlich. Alles, was Ten gesagt hat, macht auf einmal Sinn. Es ist keine Schande, Gefühle zuzulassen. Es ist okay, Jimin mehr zu mögen, als jeden anderen Menschen, dem ich bis jetzt begegnet bin. Es ist okay, diese Empfindungen zuzulassen. Und mehr noch. Sie sind das Entscheidende im Leben. Sie können alles ändern, wenn man es zulässt und auf sie hört.
Ich möchte am liebsten sofort auf die Bühne stürzen, ihn in meine Arme ziehen und sagen, dass er die wundervollste Person ist, der ich je begegnet bin. Ich will ihm sagen, dass ich ihn mehr mag, als ich sollte. Ihm erklären, wie dumm ich die ganze Zeit war, weil ich mich innerlich dagegen gesträubt habe. Und dass ich das jetzt nicht mehr will und ein bisschen mehr auf meine Gefühle vertrauen will. Aber ich bleibe weiter regungslos stehen, als hätte mein Körper vergessen, wie Bewegung funktioniert. Als wäre ich erstarrt.
ʝιɱιɳ
Die anderen kommen dazu, und ich genieße unglaublich das perfekte Zusammenspiel mit den ganzen Menschen, die mir in dieser Woche alle so nah gekommen sind.
So - erstes Jacket weg, weiter tanzen, in das zweite hilft Kai mir rein. Weiter gehts. Für diesen Moment denke ich an nichts anderes mehr als an meine Hände und Füße. Ich bin glücklich.
Dann das Umziehen. Klappt! Ein Raunen geht durch die Prüferreihe, als ich plötzlich in Knallrot aus dem Gewühl wieder auftauche. Yes! Wir ziehen die Performance zu Ende durch, ich gehe mit den letzten Worten gemütlich zur hinteren Schneiderpuppe und drehe mich zum Schluss um. Geschafft!
Stille. Die sind sprachlos! Uuups … Da endlich fangen sie an zu klatschen. Im Publikum sitzt fast niemand, aber die klatschen um so lauter. Ich habs geschafft!!!
𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚
Den Rest der Performance nehme ich wie durch einen trüben Schleier wahr, und doch kann ich meinen Blick nicht von Jimin abwenden. Vielleicht sind es auch die immer schneller fließenden Tränen, die meine Sicht verschwimmen lassen. Vielleicht ist es aber auch dieses überwältigende Gefühl, welches mich gerade völlig einnimmt. Das Lied verstummt, und Jimin nimmt seine Schlusspose ein. Dann geht er von der Bühne runter und stellt sich vor seine Profs. Sie führen das Prüfungsgespräch mit ihm, aber was sie sagen, verstehe ich nicht. Zu laut sind meine Gedanken, die mich in andere Sphären abdriften lassen und mit jeder weiteren verstrichenen Sekunde werde ich mir meiner Gefühle sicherer. Dass, was ich für Jimin empfinde, ist mehr als Freundschaft, Bewunderung oder Schwärmerei. Ich hab mich Hals über Kopf in ihn verliebt, auch wenn ich es nie für möglich gehalten hätte.
Ten meinte, ich solle mir erst mal selbst auf die Schliche kommen. Tja, das habe ich dann wohl getan.
ʝιɱιɳ
Seojun reicht mir ein Handtuch, mit dem ich mir den Schweiß abwische und mich dann auf den Weg wieder nach unten mache, während hinter mir der Vorhang zu geht. Mein Prof strahlt mich an. Und dann muss ich ganz viel erzählen. Über den Song - da berichte ich, wie der entstanden ist. Dass in dem Text tatsächlich meine Seele mit drinhängt. Über den Tanz. Ich sage ganz offen, dass die Ideen, selbst zu singen und mich voll umzuziehen, von meinen Freunden kamen. Wie erwartet muss ich das dann vorführen und hole dafür alle nach vorne. Ich ziehe vor den Augen der Prüfer mit Seojuns Hilfe wieder die erste Montur drüber, Taemin spielt wie verabredet einfach mit dem Handy den Part vom Song nochmal ein, und dann ziehe ich mich mit meinen beiden Helfern ohne die Verdeckung durch die anderen erneut um.
Stille.
“Wie lange hat das jetzt gebraucht? Meine Stoppuhr kam nicht hinterher.”
Mein Prof grinst mich an, und ich muss lachen.
“Vier Sekunden.”
“Und wer hat diesen Anzug so präpariert?”
Ich winke Seojun ran.
“Der ist aus dem Fundus, umgearbeitet von Kim Seojun. Sie studiert im siebten Semester Textildesign mit Schwerpunkt Bühnenkleidung.”
“Mein Kompliment.”
Er nickt Seojun zu, und dann gehen die anderen wieder hinter den Vorhang.
Stille.
“Park Jimin, ich glaube, dem ist nichts hinzuzufügen. Ich schaue jetzt kurz meine Kollegen an, zurückziehen müssen wir uns für diese Entscheidung wohl nicht.”
Mir kriecht die Nervosität den Rücken rauf. Es ist ja nur eine von noch ganz vielen Prüfungen im Laufe dieses Studiums. Aber der Song ist mir SO wichtig! Er dreht sich zu den anderen, die alle lächeln und nicken.
“Das hatte ich erwartet. Ich hatte zwar vorher gesagt, sie müssten hier kein Examen ablegen, aber das war schon sehr nah dran. Sie bekommen die volle Punktzahl für diese beeindruckende Leistung. Und Sie haben damit für sich selbst für den Rest Ihres Studiums die Latte ziemlich hoch gelegt. Viel Spaß beim Feiern.”
Die Prüfer verlassen zügig den Saal und löschen dabei ihre gedimmten Spots. Immerhin haben sie diesen Prüfungsmarathon jetzt eine Woche lang durchgezogen und sind sicher froh, dass es endlich rum ist. Ich selbst gehe langsam rückwärts zum Bühnenrand. Ich möchte jubeln, doch ich bin zu müde dazu. Das Blut rauscht in meinen Ohren. Mein Atem beruhigt sich nur langsam. Und mein Geist schaltet Schritt für Schritt wieder um auf privat.
Yoongi. Ist er da? Es ist so dunkel, die haben nichtmal das Licht angemacht. Die paar Hansel vom Publikum verschwinden auch. Ich stehe ganz alleine, an den Bühnenrand gelehnt, mit weichen Knien, im Licht eines einzelnen Strahlers. Wenn er da ist, dann muss er doch jetzt kommen, oder? Warum kommt er nicht? Ist er doch nicht da?
𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚
Die Profs verabschieden sich anscheinend, denn im nächsten Moment verlassen sie den Saal. Die gedimmten Spotlights sind nun auch erloschen. Nur ein einziger Strahler ist noch an und direkt auf den Bühnenrand gerichtet. Er erhellt Jimin, alles andere ist in Dunkelheit gehüllt.
Das ist meine Chance, auf ihn zuzugehen, aber meine Beine wollen mir nicht gehorchen. Ich bin wie gelähmt. Wie soll ich mit ihm darüber reden? Ich bin ja selbst noch völlig erschüttert von dieser Erkenntnis. Außerdem weiß ich gar nicht, ob jetzt gerade der richtige Zeitpunkt für sowas ist. Wahrscheinlich nicht, aber wir haben Zeit. Und die werde ich auch brauchen, bis ich mir wirklich ganz sicher bin und den Mut habe, darüber zu sprechen. Ich muss es nicht heute sagen.
Dennoch sollte ich zu ihm und ihm wenigsten sagen, wie unglaublich gut seine Performance war. Ihm gratulieren. Ihm danken, dass er für seine Prüfung tatsächlich Filter ausgewählt hat. Aber ich bin immer noch wie paralysiert.
ʝιɱιɳ
Langsam aber unaufhaltsam fällt die ganze Anspannung von mir ab, gähnende Leere macht sich in mir breit, ich fange an zu zittern. Und schließlich - ich kann es gar nicht verhindern - und will es auch nicht mehr! - rollen die ersten Tränen. Er ist nicht da. Er ist nicht gekommen. Er hat nicht gesehen, wie ich unseren Song performt habe. Aus der Traum vom schönen WG-Leben. Oder sogar noch mehr. Yoongi ist nicht da, und das sagt alles. Er war heute Morgen zwar nett zu mir, aber er will den endgültigen Cut.
Noch immer starre ich ins Leere, auch wenn ich vor lauter Tränen jetzt nichts mehr sehen kann. Vorbei. Dann merke ich noch, wie meine Knie unter mir nachgeben - und alles schwarz wird vor meinen Augen.
........................................................
31.7.2021
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top