⁶ / ᴡᴇɪɴᴇɴᴅᴇʀ ʜɪᴍᴍᴇʟ
𝚃𝚒𝚖𝚜 𝚂𝚒𝚌𝚑𝚝
Wir gehen bestimmt schon eine halbe Stunde durch den Park unter einem mit dunklen Wolken bedeckten Himmel, gleich wird es regnen. Ohne, dass wir großartig miteinander sprechen. Und ohne, dass Jan sich gemeldet hat. Normalerweise vergisst er sowas nie. Hoffentlich ist ihm nichts passiert.
„Alles okay bei dir? Du siehst so nachdenklich aus", reißt Emilia mich aus meinen Gedanken.
„Musste an Jan denken."
„An Jan?" Emilia bleibt abrupt stehen und ich drehe mich verwirrt zu ihr um. Sie beginnt, zu grinsen. „Ich will ja nichts sagen, aber ich bin deine Freundin, und ich stehe direkt vor dir, da musst du nicht an deinen besten Freund denken."
Missmutig ziehe auch ich meine Mundwinkel etwas nach oben. „Ich mach' mir nur Sorgen, dass ihm was passiert ist. Es ist schon länger als eine halbe Stunde her, dass er nach Hause gefahren ist."
Irgendwie verstehe ich Emilias Argument nicht. Ist es nicht normal, dass man mal an seinen besten Freund denkt?
Sie kommt wieder auf mich zu.
„Tim, ganz ehrlich, es passiert mir so oft, dass ich vergesse, meiner Freundin zu schreiben, wenn ich Zuhause bin. Sie meldet sich dann auch nicht, um zu fragen, ob ich wirklich heil Zuhause angekommen bin. Sie macht sich dann nicht einmal Sorgen oder so.
Komm, wir fahren jetzt zu dir nach Hause und machen uns einen gemütlichen Abend, dann musst du auch nicht mehr so viel über ihn nachdenken." Zum Schluss zieht sie mich in einen Kuss.
Irgendwo hat Emilia ja Recht. Bestimmt hat er es nur vergessen. Ich vergesse auch immer, ihm zu schreiben, sobald ich Zuhause bin. Das passiert jedem Mal.
Den ganzen Abend denke ich keinen einzigen Moment mehr an Jan.
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Als ich am nächsten Morgen vor Emilia aufwache, für mich alleine in der Stille bin, über viele Dinge nachdenken kann, überkommt mich jedoch wieder ein schlechtes Gewissen. Ich entschließe mich dazu, Jan doch lieber nochmal anzurufen. Zu meinem Erstaunen geht er direkt nach dem ersten Klingeln dran. Saß der auf seinem Handy? Er hebt nie so schnell ab. Schon gar nicht, wenn es noch früh morgens ist.
„Jan?! Wie geht's dir? Ist alles okay? Warum hast du dich gestern nicht mehr gemeldet?"
„Sorry Tim, hab's vergessen", antwortet er nur schwach.
„Erzähl mir keinen, du vergisst sowas nie. Hattest du eine Panikattacke? Bitte, sei ehrlich."
„Nein Tim, keine Sorge, hatte ich nicht, mir geht's gut."
Während Emilia noch friedlich neben mir schläft, machen Jan und ich ein Treffen für morgen aus, um unteranderem ein Video zu drehen.
𝙹𝚊𝚗𝚜 𝚂𝚒𝚌𝚑𝚝
(nachdem er sich von Tim & Emilia vor dem Restaurant verabschiedet hat)
Ich schließe mein Fahrrad ab und entferne mich immer weiter von den beiden. Dabei bemerke gar nicht, dass ich immer mehr in die Pedalen trete, bis ich schließlich anfange, zu rasen. Ich will einfach nur weg. Von allem.
Mein Herz beginnt, immer schneller zu schlagen und auch meine Atmung nimmt zu. Hoffentlich kommt das nur vom Fahrradfahren. Was mache ich mir vor? Natürlich kommt es nicht davon.
Ich blende alles um mich herum aus, die Panik nimmt die Überhand. Ich habe das Gefühl, mein Herz schlägt nicht weiter, ich sterbe, wenn ich nicht augenblicklich in Sicherheit Zuhause bin.
Vor dem Mehrfamilienhaus angekommen, schmeiße ich das Fahrrad in den Vorgarten, schließe die Tür auf, gehe mit schnellen Schritten hoch in meine Wohnung, lege mich in mein Bett und versuche, irgendwie runterzukommen.
Lange musste ich so eine Situation nicht mehr alleine durchleben. Immer war Tim bei mir. Aber nun? Ich kann ihn nicht anrufen, um zu fragen, ob er vorbeikommen kann. Ich kann jetzt nicht so selbstsüchtig sein und das Date meines besten Freundes ruinieren. Er musste schon so oft meinetwegen auf etwas verzichten. Jetzt muss ich halt auf ihn verzichten. Später wird er auch nicht immer an meiner Seite sein, ich muss alleine klarkommen.
Ich spüre, wie etwas Feuchtes meine Wangen herunter läuft und anschließend mein Kissen durchnässt, ich weine. Im gleichen Moment höre ich die Regentropfen an meinem Fenster.
Ich versuche, mich auf meine Atmung zu konzentrieren, langsam und regelmäßig ein- und auszuatmen. Dafür lege ich beide Hände auf meinen Oberkörper, atme langsam ein, zähle währenddessen bis fünf, anschließend atme ich fünf Sekunden lang wieder aus.
Dies wiederhole ich so oft, dass ich nicht mehr mitzählen kann und nach ein paar Minuten ist alles wie zuvor. Alles ist vorbei. Mein Herz schlägt normal, mein Atem geht normal, meine Augen geben keine Tränen mehr ab.
So schnell wie sie gekommen ist, so schnell ist sie auch wieder verschwunden. Als wäre nie etwas gewesen.
Die ganze Nacht wälze ich mich nur hin und her, kann nicht ordentlich einschlafen, wache ständig auf. Tim kann bestimmt gut schlafen, mit Emilia an seiner Seite. Ich hingegen fühle mich einsam. Auch verletzend, dass er sich nicht nochmal gemeldet hat, anscheinend hat er sich keine Sorgen um mich gemacht. Oder er hat vergessen, dass ich ihm schreiben sollte.
Ich war am Abend einfach zu müde, mich noch dazu aufzuraffen, konnte kaum klar denken.
Als ich merke, dass es langsam heller wird, entscheide ich mich dazu, aufzustehen, obwohl ich kaum mehr als zwei Stunden geschlafen habe.
Es war zwar nur eine kleine Panikattacke, aber ich spüre, sie ist erst der Anfang von etwas ganz Großem.
{ wie war die Beschreibung der Panikattacke? idk bin mir da ziemlich unsicher, dass ich das falsch dargestellt hab... }
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