²¹ / ᴠᴇʀғʟɪxᴛᴇʀ ᴀᴘʀɪʟ
𝚃𝚒𝚖𝚜 𝚂𝚒𝚌𝚑𝚝
Seitdem Jan sich so süß um mich kümmert und wir 24 Stunden am Tag zusammen sind, spielen meine Gefühle noch verrückter als früher. Alleine, wenn er mich nur anguckt, werden meine Beine zu Wackelpudding.
Umso beflügelter war ich, als Emilia mich wieder angeschrieben hat. Ich muss mich einfach noch einmal mit ihr treffen. Ich muss auf andere Gedanken kommen, wieder andere Gefühle entdecken.
Nur leider habe ich nicht mit Jans unglaublich traurigen Blick gerechnet, der mich beinahe um den Verstand gebracht hat. Erneut ist er verletzt und das ist meine Schuld, mal wieder.
Manchmal verstehe ich mich doch selber nicht. Jan ist unglücklich und trotzdem habe ich nur mein eigenes Wohl vor Augen.
Warum bin ich so?
In ein paar Stunden ist es soweit.
Ich öffne die Haustür und eine schüchterne Emilia lächelt mich leicht an.
„Hey“, begrüßt sie mich leise.
Unsicher darüber, ob ich es tun sollte oder lieber nicht, umarme ich sie.
Schlagartig erinnere ich mich an unser erstes Treffen. Ich war so aufgeregt und während unserer Umarmung schon fast zusammengesackt. Beinahe hätte ich mir in die Hose gemacht vor Nervosität. Und dann hat sie mich auch noch auf die Wange geküsst, was mir vollends den Kopf verdreht hat.
Heute fühlt es sich so an, als würde ich einfach nur Jan begrüßen. Wobei – nein, das stimmt nicht. Nicht mehr. Es ist nicht mehr einfach nur Jan. Selbst bei ihm hab ich inzwischen Angst, ich könnte währenddessen kollabieren.
Nachdem ich uns beide etwas zu trinken gemacht habe, fragt sie mich, ob wir in mein Zimmer gehen wollen, um zu reden.
"Lass uns lieber ins Wohnzimmer.“
Um ehrlich zu sein, will ich auch nicht, dass sie mein Zimmer ein weiteres Mal betritt. Sie hat dort nichts mehr zu suchen.
Mit einem Augenrollen geht sie voran.
Nebeneinander setzen wir uns aufs Sofa und die ganze Zeit spricht sie nur darüber, wie sehr sie in letzter Zeit gelitten hat, was mich aber überhaupt nicht interessiert.
„Emilia.“
Keine Reaktion. Warum kann Jan jetzt nicht hier sein? Ihm würde ich immer zuhören wollen, obwohl mir klar geworden ist, das ich das ziemlich lange nicht mehr getan habe, was mir so leid tut. Aber ich bin einfach zu feige, um mich bei Jan zu entschuldigen. Zu feige, um zu sagen, was wirklich in mir vor geht.
Fühlt Jan sich so, wie ich mich gerade fühle? Fehl am Platz?
„Emilia!“
Diesmal bisschen lauter, trotzdem keine Reaktion. Warum hab ich mich bloß noch einmal auf sie eingelassen? Ich will nur noch hier weg, zu Jan.
Heilige Scheiße, ich sehne mich schon nach ihm. Wo soll das nur noch hinführen?
„Emilia, halt die Klappe!“
Endlich verstummt sie.
Geschockt sieht sie mich an.
„‘Tschuldigung“, murmle ich.
„Hör zu, Tim.“ Sie dreht sich mit ihrem ganzen Körper zu mir und schaut mir in die Augen.
Anders als bei Jan versinke ich nicht in ihnen, vergesse nicht alles um mich herum, hab keine Angst, dass ich mich nicht mehr beherrschen kann.
„Es tut mir unfassbar Leid. Wirklich ich – ich weiß echt nicht, was ich mir dabei gedacht habe, du bist so ein toller Mensch und ich war einfach komplett asozial zu dir. Und als ich gestern euren Livestream gesehen habe, du sahst so zerstört aus, das hat mein Herz zerrissen. Da war mir klar, dass ich dich wieder treffen will.“
Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Es klang so ehrlich. Aber mittlerweile fällt es mir schwer, ihr zu glauben, denn auch während unserer Beziehung hat sich alles nach der Wahrheit angehört.
Da niemand von uns mehr etwas sagt, ergreift sie die Initiative und kommt mir langsam entgegen, um ihre Hände hinter meinem Nacken zu verschließen.
Mit einem ernsthaften Blick schaut sie mich an.
„Ich liebe dich, Tim.“
Ich reiße meine Augen auf. Damit habe ich ehrlich nicht gerechnet.
Am liebsten würde ich jetzt sagen, dass ich sie auch liebe, so sehr wünschte ich, dass es so wäre, aber so ist es nicht. Ich liebe sie nicht.
Vielleicht habe ich das auch nie.
Als sie merkt, dass ich sie nur entgeistert angucke, entfernt sie sich von mir.
„Okay ähm.“ Mit ihren Händen fährt sie sich durchs Gesicht.
„Sorry, ich wollte dich nicht überwältigen.“
„Was hältst du davon?“, fragt sie, ehe sie sich die Fernbedienung vom Tisch greift, mich ins Sofa drückt, sodass ich gemütlich gegen die Lehne sitze, sich auf meinen Oberkörper legt und schlussendlich den Fernseher anschaltet. Hin und wieder fährt sie mit ihrer Hand über mein Bein.
Kuschelnd liegen Emilia und nun auf dem Sofa. Von dem Film bekomme ich nicht viel mit, denn ich denke an gestern Abend zurück, als ich mit Jan in meinem Bett lag, als ich mich besser gefühlt habe, als mein Herz bis zum Hals schlug, als ich mich unendlich gefühlt habe, nur durch seine Gegenwart, was ich jetzt alles nicht behaupten kann.
Auf einmal macht sie den Fernseher lautlos. Mit einer Hand auf meinem Oberkörper abstützend setzt sie sich auf.
„Kann ich dich was fragen?“
Ich nicke.
„Denkst du, wir haben eine zweite Chance verdient?“, fragt sie mich flüsternd und man könnte echt meinen, sie würde es ernst meinen.
„Nein, Emilia, nein, das denke ich nicht.“
Eigentlich wusste ich es schon, als ich ihr für das Treffen zugesagt habe. Natürlich habe ich gehofft, meine Gefühle haben mich die letzten Tage nur ausgetrickst, aber nein, das haben sie nicht.
Ich habe nur noch Interesse an Jan.
„Och Timmy, warum? Wir hatten doch so schöne Momente miteinander.“
Mit Hundeaugen schaut sie mich an und legt wieder ihre Arme um meinen Hals.
Das funktioniert vielleicht bei Henry, aber nicht bei ihr.
Bestimmend ziehe ich mich zurück, sodass sie ihre Hände wegnimmt.
„Unsere Beziehung war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Sie war komplett ungesund. In welcher normalen Beziehung wird gebeten, am besten gar keinen Kontakt mehr zu seinem besten Freund zu haben? Ich hätte ihn fast verloren wegen dir! Er ist mein bester Freund, er ist die wichtigste Person in meinem Leben. Ich war einfach so krass blind vor Liebe, dass ich mich nur noch für dich interessiert habe und du hast das vollkommen ausgenutzt.
Und außerdem hast du keine Ahnung von Jan, seinem Leben, seinen Krankheiten, unserer Freundschaft! Von uns.“
Plötzlich verschwindet ihr lieblicher Blick und Wut kommt zum Vorschein. Grob erhebt sie sich von der Couch.
„Alter Tim, was ist los mit dir? Stehst du auf den oder was?“
Nun erhebe auch ich mich vom Sofa.
„Ich glaube, du solltest langsam aber sicher mal gehen.“
„Aha, also stimmt es.“ Mit ihrem Zeigefinger zeigt sie wissend auf mich.
„Was interessiert dich das? Das mit uns ist vorbei und da wird auch nie wieder etwas sein. Ich muss dir gar nichts mehr sagen. Und jetzt verschwindest du. Aus meinem Leben.“
{ ich kann wahrscheinlich ab nächster Woche teilweise wieder zur Schule... sollte ich mich freuen oder nicht? }
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