Melancholie
Luxe
Als ich am nächsten Morgen aufstand war es gerade mal acht Uhr. Das war das erste mal, dass ich schon um diese Uhrzeit und ohne Wecker wach war, aber ich konnte nicht mehr schlafen. Zu sehr hingen meine Gedanken noch an dem gestrigen Abend.
Es war nicht so, dass ich den Abend oder meine Zusage bereute, eher im Gegenteil. Wenn ich schon daran dachte fühlte ich ein angenehmes Kribbeln in meiner Magengegend. Ein Gefühl, dass mich stark an die kitschige Schmetterlinge-im-Bauch Sache erinnerte.
Der Gedanke, tatsächlich etwas für Rhyse zu empfinden, hatte mich die halbe Nacht beschäftigt. Minuten- oder gar Stundenlang hatte ich mich umhergewälzt und war zum Schluss zu dem Ergebnis gekommen, dass ich die Sache einfach auf mich zulassen kommen sollte.
Wenn es mir zu viel wurde konnte ich es Rhyse sagen, dass hatte er gestern Abend noch mehrfach wiederholt. Es war irgendwie süß, wie er mir vorsichtig, we einer Glasskulptur, einen Gute-Nacht-Kuss gegeben hatte.
Genauso süß war der gestrige Tag gewesen. Also beschloss ich, mich zu revangieren. Ich hatte vielleicht nicht die selben Mittel wie er, aber eine Sache konnte ich aus Erfahrung besser: Kochen.
Also würde ich einfach Frühstück machen. Doch davor warf ich noch einen kurzen Blick in Rhyse' Zimmer, um sicher zu gehen, dass er auch wirklich schlief. Ein wenig länger als benötigt blieb ich noch in der Tür seines Zimmers stehen.
Er wirkte so entspannt und friedlich. Und um einiges jünger als sonst. In dem Moment tat es mir ehrlich leid, ihm gestern so einen Ärger wegen meiner Prügelei gemacht zu haben. Er hatte so oder so schon genug um die Ohren, da sollte er sich nicht auch noch um mich sorgen.
Ich würde Luke in nächster Zeit einfach aus dem Weg gehen, beschloss ich. Mit meiner Idee zufrieden stieß ich mich von dem Türrahmen ab, an dem ich gelehnt hatte und schloss die Tür hinter mir. Dann machte ich mich immer noch leise auf den weg in die Küche.
Dort schloss ich die Tür hinter mir und machte leise Musik an. Die Zutaten für das Frühstück hatte ich schnell zusammen gesucht, zum Glück war alles da. Dann machte ich mich an die Arbeit. Ich briet etwas Speck in einer Pfanne, schnitt kleine Vierecke aus dem Toastbrot und fettete eine Muffinform ein.
Zuerst das Toastbrot, dann der Speck außen herum und in die Mitte ein Ei. Das ganze kam dann noch in den Backofen und ich konnte mit wegräumen beginnen. Ich war so darein vertieft, das Zeug in die Spülmaschine zu räumen, dass ich fast die Ei-Speck Muffins vergaß. Aber glücklicherweise riss mich ein längst vergessener Wecker aus meiner Trance.
Fluchend holte ich das heiße Blech aus dem Ofen und besah mir das Essen. Es war vielleicht etwas brauner als sonst, man konnte es aber noch essen. Zum Glück. Nochmal hätte ich die Sauerei nicht gemacht.
Aber da nichts passiert war stellte ich die Muffins wieder in den noch warmen Backofen und machte mich daran, Brötchen aufzubacken und Saft zu finden. Dann räumte ich alles auf ein Tablett, inklusive der Muffins, stellte die Musik aus und brachte das Essen vorsichtig hoch.
Vor Rhyse' Zimmer blieb ich stehen und klopfte mit meinem Fuß an. Wie ich den anderen kannte war er mittlerweile bestimmt wach. Zumindest hatte ich noch nicht erlebt, dass er nach halb neun noch schlief.
Meine Vermutung bestätigte sich. Nach keiner halben Minute wurde die Tür geöffnet und ich konnte mich an ihm vorbei schlängeln. Ich stellte das Tablett auf einer Kommode ab, drehte mich zu dem Älteren herum strahlte ihn übertreiben glücklich an.
„Zimmerservice. Ich habe gehört, dass jemand hier Frühstück im Bett bestellt hat."
Rhyse zog etwas verschlafen seine Augenbrauen zusammen, dann glitt sein Blick zu dem Tablett und seine Miene erhellte sich. Vorsichtig kam er näher, aber ich stellte mich ihm in den Weg.
„Du musst ins Bett gehen, sonst ist es kein Frühstück im Bett."
Seufzend änderte Rhyse seinen Kurs und setzte sich an sein Kopfende. Dabei murmelte er etwas, was verdächtig nach "Wie kann man am Morgen schon so nerven" klang. Ich überhörte es einfach und stellte das Tablett vor ihm auf das Bett.
Dann setzte ich mich ihm gegenüber hin und grinste.
„Damit ist das Essen eröffnet", verlautete ich zufrieden.
„Es fehlt noch was."
Neugierig hob ich meinen Kopf und beobachtete Rhyse dabei, wie er sich etwas vorlehnte. Ich zögerte kurz, dann tat ich dasselbe und drückte kurz meine Lippen auf seine. Dann lehnte ich mich wieder zurück und begann zu essen.
Rhyse tat es mir gleich und für ein paar Minuten blieb es still. Minuten, in denen ich überlegte, was wir später noch machen sollten. Aber mir fiel nichts ein. Auch nach dem Essen, als es immer noch still war, wusste ich nicht, was ich tun sollte.
Aber Rhyse schien zu wissen, was er machen wollte. Er stellte das Tablett vorsichtig neben das Bett auf den Boden und zog mich kurzerhand neben sich. Kurz blieb ich unsicher sitzen, dann legte ich meinen Kopf auf die Schulter des anderen und schloss die Augen.
Rhyse schlang derweil einen Arm um meine Schulter und fuhr leicht über meinen Arm.
„Was bedeutet das?", fragte Rhyse irgendwann.
Blinzelnd öffnete ich meine Augen und blickte an meinem Arm herab, auf dem der andere herum tippte. Sofort sah ich, was er meinte. Ihn interessierte eines meiner Tattoos, ein chinesisches Schriftzeichen inmitten von ranken. Leicht grinste ich.
„Das bedeutet Hoffnung auf chinesisch."
"Und warum hast du das?", wollte der Ältere wissen und deutete auf einen kleinen, brennenden Totenkopf.
Ich zuckte bloß mit den Schultern.
„Ich habe es damals bei einem Tätowierer gesehen und irgendwie hat es mich an meine Eltern erinnert."
Ich konnte nichts gegen die Traurigkeit machen, die mich befiel. Es war damals, als ich mir den Totenkopf hatte stechen lassen, erst einen Monat hergewesen, dass meine Eltern verunglückt waren. In dem Zeitraum hatte ich die meisten meiner Tattoos auf dem linken Arm stechen lassen.
„Wie wäre es wenn wir uns fertig machen und dann draußen etwas Basketball oder Volleyball spielen?", riss Rhyse mich aus meinen traurigen Gedanken.
Er schien zu merken, dass ich nicht mehr über meine Tattoos reden wollte. Stattdessen versuchte er mich abzulenken und dafür war ich ihm verdammt dankbar. Also nickte ich und rollte mich dann aus dem Bett.
Das musste lustig aussehen, da Rhyse zu lachen begann. Mehr oder weniger elegant erhob ich mich, warf dem anderen einen Todesblick zu und verließ sein Zimmer.
„Was ist mit dem Tablett? Soll ich das jetzt wegräumen oder was?", rief Rhyse mir hinterher.
Grinsend steckte ich den Kopf durch die Tür und meinte: „Das ist dein Beitrag zum Frühstück."
Dann flüchtete ich in mein Zimmer und zog mir eine Jogginghose und ein Shirt an. Als nächstes lief ich ins Bad, wo Rhyse sich gerade die Zähne putzte.
Ohne ein Wort tat ich es ihm gleich und kämmte mir währenddessen die Haare. Etwa zeitgleich mit Rhyse war ich dann fertig. Er beugte sich kurz zu mir rüber und drückte mir wieder einen vorsichtigen Kuss auf die Lippen.
Dann liefen wir gemeinsam die Treppe herunter. Ich freute mich schon darauf, endlich nochmal Basketball zu spielen. Besonders, da ich Rhyse als nicht gerade leicht besiegbaren Gegner einschätzte. Und da hatte ich recht.
Aber ich war besser. Schließlich hatte ich bis vor ein paar Monaten zu einer der besten Basketballmannschaften der Region gehört. Und damals hatte ich auch nicht unbedingt zu den Spielern gehört, die das ganze Spiel über auf der Bank saßen.
Dennoch war ich eingerostet und machte jede Menge Fehler. Fehler, die Rhyse klug für sich zu nutzen wusste. So stand es, als wir nach einer gefühlten Ewigkeit aufhörten, 16:12. Ich hatte gewonnen, trotzdem war ich alles andere als glücklich.
Das schein auch Rhyse zu bemerken, als ich mich neben in auf den Rasen setzte. Er legte seufzend einen Arm um mich und musterte mich aufmerksam.
„Alles okay? Du wirkst so enttäuscht."
Seufzend schüttelte ich den Kopf.
„Es ist nur, dass ich es nicht gewohnt bin, so viele Fehler zu machen."
Rhyse runzelte die Stirn.
„Wie meinst du das?"
„Ich meine damit, dass ich unnötige Fehler während des Spiels gerade gemacht habe. Vor ein paar Monaten wäre mir das nie passiert."
„Du warst doch dennoch richtig gut. Und die paar Fehler macht jeder. Wo hast du eigentlich so gut spielen gelernt?"
Ich verzog meine Lippen zu einem leichten Grinsen.
„Mein Vater hat früher mal auf professioneller Ebene Basketball gespielt. Darum wollte er auch, dass ich es zumindest lerne. Es hat mir Spaß gemacht, also bin ich eben irgendwann in einem Verein geblieben und habe begonnen zu trainieren. Dad hat mir auch immer Tricks beigebracht, die ich dann den anderen gezeigt habe."
Seufzend lehnte ich mich noch etwas weiter an Rhyse.
„Du scheinst eine tolle Kindheit gehabt haben", murmelte Rhyse leise und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.
„Im Großen und Ganzen schon. Wie war eigentlich deine Kindheit?"
Rhyse seufzte.
„Das erzähle ich dir vielleicht ein Andermal."
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So, noch ein pünktliches Kapitel. Und etwas länger, weil Desperate Love MITTLERWEILE 4K READS HAT. Danke, danke, danke.
Und bald beginnen die Ferien für mich. Nur noch eine Woche. Ich bin seit gefühlt 2 Monaten schon ferienreif, also ist das so etwas wie eine wahre Erlösung. Ich denke mal, dass der ein oder andere mich versteht.
So, zur Frage:
Wie alt seit ihr eigentlich?
Ich bin 14, werde aber Ende des Jahres 15.
Over and Out, _Amnesia_Malum_
PS: Sry für Rechtschreibfehler, hab nicht drüber gelesen
PPS: I know, der Titel ist nicht ideal gewählt
21/08/2019: Mit 16 Jahren kann ich sagen, dass ich froh bin, weder 14 noch 15 zu sein. Nicht meine beste Zeit. Aber 17? Die Zeit verfliegt.
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