2: 😳

Jungkook hievte gerade den letzten Koffer in das Taxi, als Yoongi sein Telefonat beendete und zu ihm kam.

„Taehyungs Zug hat Verspätung", seufzte der Ältere und steckte das Handy weg. „Ich hätte ihn gerne in Empfang genommen, aber ich muss meinen Flieger kriegen."

„Wird auch ohne dich gehen", gab Jungkook zurück und schloss den Kofferraum.

Eine unangenehme Stille lag zwischen den beiden Freunden, die sich nun gegenüber standen. Yoongi kratzte sich am Hinterkopf, während Jungkook einen kleinen Kiesel zu Seite kickte. Beide waren nicht die Typen für große, theatralische Abschiede und geschwollene Reden.

„Na dann. Ich muss los", sagte Yoongi schließlich und streckte seine Hand aus. „Mach's gut Großer."

Jungkook grinste und schlug ein. „Mach's besser. Und erzähl mir von den amerikanischen Frauen!"

Yoongi erwiderte das Grinsen und boxte Jungkook gegen die Schulter. „Mach ich."

Er öffnete die Beifahrertür des Taxis und stieg ein. Bevor er aber die Tür zu zog, warf er Jungkook einen warnenden Blick zu. „Und sei nett zu Taehyung."

„Ich bin immer nett."

„Ich meine es ernst, Jungkook", warnte Yoongi. „Mein Cousin ist etwas..." Er suchte nach den richtigen Worten. „Speziell."

Jungkook zog eine Augenbraue hoch.

„Es ist kompliziert. Er ist..." Yoongi seufzte. „Sei einfach nett. Okay?"

„Ich geb mein Bestes."

Der Schwarzhaarige sah dem Taxi noch eine Weile hinterher, dann ging er zurück in seine Wohnung.

Er war gespannt auf diesen Taehyung, Aber wenn er und Yoongi eine Familie waren, dann konnten sie ja so unterschiedlich nicht sein.

Oder?

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-Rrrrring-

Es klingelte zum wiederholtem Male an der Tür, als Jungkook endlich die Hanteln weg legte und mit großen Schritten sein Zimmer verließ, aus dem laute Rockmusik drang. Er hasste es beim Training gestört zu werden - und um ehrlich zu sein hatte er es irgendwie geschafft zu vergessen, dass er jemanden erwartete.

-Rrrrring-

„Jaja! Wer-" Er öffnete die Tür mit Schwung, stoppte in seiner Bewegung und blinzelte ein paar Mal.

Vor ihm stand ein junger Mann mit platinblonden Haaren (definitiv mit einem Glätteisen bearbeitet), um den Hals ein elegantes buntes Seidentuch geknotet, farblich perfekt abgestimmt zu seiner blauen Bluse. An seinen Ohren funkelten Ohrringe und er war - oh Gott, war er etwa geschminkt??

Völlig baff stand Jungkook da und starrte den Fremden an.

Dieser schenkte ihm ein breites, lipglossiges Lächeln und streckte seine Hand aus. „Hi! Ich bin Taehyung."

Bevor der Schwarzhaarige etwas erwidern konnte, wurde er allerdings von einem lauten, aber hellen Bellen unterbrochen, und sein Blick wanderte weiter runter auf den Arm seines Gegenübers, der ein kleines Fellknäuel festhielt. Der Hund schaute hoch zu Jungkook, hechelte und streckte dabei seine rosa Zunge etwas raus.

„Was-"

„Du musst Jungkook sein, richtig?", fragte der Blonde lächelnd, zog seine nicht beachtete Hand wieder zurück und schlüpfte ohne eine weitere Aufforderung in die Wohnung, wo er sich erst einmal grob umsah. „Yoongi hat mir so viel von dir erzählt."

Jungkook schaute erst zu Taehyung, dann zuckte sein Blick zurück zu den diversen, rosa gepunkteten Koffern, die der Blonde achtlos im Flur stehen gelassen hatte. Dachte der jetzt ernsthaft Jungkook würde ihm die rein schleppen? „Ach ja? Über dich hat er kaum etwas gesagt", nuschelte der Schwarzhaarige zwischen zusammengepressten Zähne hervor und fügte in seinem Kopf ein ‚Und jetzt weiß ich auch warum' hinzu, dann knallte er die Eingangstür demonstrativ zu.

Er betrachtete Yoongis Cousin von hinten. Er wirkte sehr feminin und zierlich, sogar seine Bewegungen waren irgendwie... weiblich. Von hinten könnte man ihn glatt für eine Frau halten.

Was stimmte mit dem Jungen nicht?!

„Okay, warte", Jungkook fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, die Augen geschlossen. „Das muss eine Verwechslung sein-"

„Wieso?", fragte Taehyung und schaute Jungkook aus großen Augen an. „Du bist doch Jeon Jungkook und das ist Yoongis und dein Apartment, oder nicht?"

„Ja. Aber-"

„Ja also", sagte Taehyung fröhlich und drehte sich wieder um, um sich die kleine Küchenzeile anzusehen. „Dann bin ich doch genau richtig."

„Ja, aber du bist Yoongis Cousin! Hyung ist so cool, und maskulin und COOL. Aber du bist so, so... SO!" Er zeigte mit seinen Händen auf Taehyung und bewegte diese auf und ab.

Taehyung legte kokett eine Hand auf seine Hüfte und warf Jungkook einen bohrenden Blick zu. „So WAS?"

„Gay!" Jungkook ignorierte das daraufhin folgende entrüstete Keuchen des Anderen. „Du kannst nicht der sein, den er meinte! Und was zur Hölle ist DAS?!" Jungkook zeigte auf den kleinen Hund, den Taehyung gerade liebevoll auf den Boden absetzte.

„Da ist Yeontan", sagte Taehyung stolz. „Mein Hund."

„Das ist kein Hund", ächzte Jungkook und verzog das Gesicht. „Das ist eine zu groß geratene Ratte!"

Taehyung zog schockiert die Luft ein und hielt seine Hände vor Yeontans Ohren, als würde ihm die Worte des Anderen verletzen. „Hör auf so etwas in seiner Gegenwart zu sagen! Wie gemein!" Dann drückte er sein Gesicht in das schwarzbraune Fell des Tierchens. „Das hat der böse Mann nicht so gemeint, mein Schatz."

Jungkook schüttelte ungläubig den Kopf und starrte auf die Szene vor sich.

Was zum-

Und mit IHM und seinem Hund sollte Jungkook fortan zusammenleben?

Niemals!

Diese WG war schon immer ein Männerdomizil. Ein Ort zum Abschleppen, Saufen, Rauchen und Zocken. Und Taehyung passte hier definitiv nicht rein, nicht mal ein bisschen.

Was würden seine anderen Freunde sagen, wenn sie zu ihm kämen und dieses regenbogenfarbene Etwas als seinen neuen Mitbewohner vorfinden würden?

Er wäre das Gespött des Jahrtausend...

„Du kannst hier nicht bleiben" entschied Jungkook schließlich.

Taehyung richtete sich auf. „Und warum nicht?"

„Ich kann nicht mit einer Schwuchtel zusammen leben."

„Jetzt hör mir mal zu, du Möchtegernmacho!" Taehyung trat direkt vor Jungkook, stemmte seine Hände in die Hüfte und machte sich ein Stück größer, um ihm zu imponieren, doch der immer noch um einiges größere Schwarzhaarige sah nur mit zusammengezogen Augenbrauen auf ihn herab. „Ich würde vorschlagen du gewöhnst dir mal ganz schnell einen anderen Ton an und ziehst deinen homophonen Schwanz aus deinem flachen Arsch, denn wir zwei werden die nächsten sechs Monate hier zusammen leben." Bei seinen letzten Worten drückte Taehyung ihn grob zur Seite, öffnete die Wohnungstür und zog seine Koffer über die Türschwelle - mit voller Wucht über Jungkooks Fuß. „Ob es dir passt oder nicht!"

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