-Twenty-Seven-
[STATION DER WISSENSCHAFT]
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•Dayoung•
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Ohne auf die Mitmenschen zu achten, nahm ich den schnellsten Weg zur Krankenstation, wobei mein besorgter Blick immer wieder zu den bewusstlosen kleinen Jungen ging. Direkt hinter mir konnte ich Hyungwons Schritte hören, welcher ebenso aufgeregt zu sein schien.
„Mach die Tür auf"
, schrie ich ihm zu wobei er im selben Moment mich überholte und mir nun freie Bahn gab.
Auch wenn ich bereits vorgehabt hatte mich heute noch einmal hier blicken zu lassen, hätte ich niemals gedacht, dass es so enden würde. Ich hätte ihn beim ersten Mal schon besser untersuchen sollen.
Kaum hatte ich die Station betreten, erkannte ich bereist Doktor Shim, welcher an der Rezeption eine Krankenakte las und vorsichtig seinen Kopf in meine Richtung drehte, als er mich hörte.
Verwirrt musterte er mich und versperrte mir in letzter Sekunde den Weg, bevor ich den Pausenraum betreten konnte. Zur Zeit waren alle Krankenzimmer belegt, weshalb ich mich für die nächst beste Option entschied.
„Was ist mit ihm?"
, stieß er heraus und wechselte seine Blicke zwischen dem Jungen und mir.
„Ich weiß es nicht, aber er glüht förmlich. Wir müssen irgendwas machen!"
Er öffnete hinter sich die Tür und ließ mich hinein treten. Siyeon befand sich mittlerweile auch nicht mehr hier sodass das Sofa nun frei war. Mit größter Vorsicht legte ich ihn ab und überprüfte in Rekordzeit Atmung und Puls. Beides schwach aber existent.
„Bringen Sie mir einen Tropf und ein leichtes Antibiotika"
, sprach ich frei heraus. Nachdem er sich nicht rührte, schaute ich zu ihm hinüber und gab ihn zu verstehen, dass das kein Scherz war. Verblüfft über meinen befehlshaberischen Ton, machte sich Doktor Shim auf den Weg um die Sachen zu besorgen.
In der Zwischenzeit befeuchtete ich einen Lappen und wusch dem Jungen leicht über die Stirn um seine Körpertemperatur zu senken.
„Das bedeutet mir wirklich viel, dass du so viel für ihn machst. Ich weiß nicht wie ich dir jemals dafür danken kann..."
, meldete sich nun auch Hyungwon, den ich zuerst nicht bemerkt hatte.
„Dank mir erst, wenn er wieder wohl auf ist."
In der nächsten Sekunde schob der Chefarzt schon den Tropf in den Pausenraum und gab mir die Spritze mit dem Medikament. Ohne zu zögern nahm ich ihn beides ab und konzentrierte mich auf meine Aufgabe.
Ich unterbrach zuerst die Blutzufuhr durch einen kleinen Band, um eine geeignete Ader zu finden und stach auch schon sofort zu. Danach nahm ich die Spritze zur Hand und spritzte das Antibiotika in den Tropf, damit es sich mit dem Wasser verbinden konnte.
Abschließend befestigte ich alles mit einem Pflaster und atmete nun endlich wieder erleichtert aus.
„Das wäre erledigt..."
, stieß ich heraus und strich vorsichtig dem jüngeren die Haare aus dem Gesicht. Ohne ein Wort zu sagen, kniete ich mich auf den Boden vor das Sofa und musterte den Jungen, wobei mir einfiel, dass ich ihn noch mit der Decke zudecken konnte. Dies tat ich dann letztendlich auch.
„Geh nach Hause Hyungwon. Ich werde schon dafür sorgen, dass es ihm gut geht und falls etwas sein sollte ruf ich dich an."
Er nickte mir zustimmend zu und ging nach einen kurzen letzten Blick auf seinen Schützling aus dem Zimmer.
„Sie hätten mir sagen können, dass ihr Kind krank ist, Doktor Lim."
Mein Kind? Hatte ich das gerade richtig gehört? Ich lachte leicht und richtete mich auf.
„Es stimmt. Ich habe gelogen. Mir ging es nie schlecht aber das ist nicht mein Kind. Er ist von seinen Vormund weggerannt und er wusste nicht wen er sonst fragen sollte, um ihn bei der Suche zu helfen. Es tut mir leid, dass ich meine Arbeit missachtet habe...aber hätten wir ihn nicht gefunden wäre es vielleicht sogar schon zu spät gewesen."
Völlig unerwartet blieb er stumm. Ich hatte schon erwartet einen elend langen Vortrag über die Wichtigkeit meiner Arbeit zuhören, doch er schien nach den richtigen Worten zu suchen. War der ‚großartige' Shim Changmin etwa sprachlos? Das ist das einmal miterlebe!
„Heute toleriere ich das noch einmal aber wagen Sie es nochmal mir Befehle zu erteilen, Doktor Lim."
Ich kratzte mich aus Nervosität leicht am Hinterkopf. Aufgrund der Hektik, hatte ich gar nicht darauf geachtet, was ich überhaupt von mir gegeben hatte. Doch zum Glück schien er nicht mehr wütend auf mich zu sein.
Doch um ehrlich zu sein, hatte ich wie ein Arzt gehandelt und somit nichts falsch gemacht. Er war der einzige, der mir alles besorgen konnte. Ich wollte jedoch nicht erneut einen Streit anzetteln, weshalb ich ruhig blieb. Es war Zeit mich dem zu stellen, von dem ich schon den ganzen Tag davon gerannt bin.
„Park Kyung? Ist er in Ordnung?"
Ich kniff schon beinahe die Augen zusammen und betete, dass es ihm gut ging.
„Es hat sich nichts an seinem Zustand geändert. Wir müssen eine erneute Operation planen, damit er nicht das Opfer einer Lähmung wird"
, sagte Doktor Shim in seiner gewöhnen ruhigen Stimmlage.
„Ein Glück. Ich hatte wirklich Angst.."
, sagte ich nur knapp.
„Doktor Lim Sie müssen aufhören eine Verbindung zu jedem Patienten aufzubauen. Wir können nicht jeden retten und es wird nur schwerer für Sie werden wenn Sie sie gehen lassen müssen."
Ich schreckte leicht auf und ging auf ihn zu.
„Sie sagen also, dass er vermutlich sterben wird?"
Daran hatte ich nicht ein einziges Mal gedacht. Auch wenn seine Worte wirklich schwer zu verdauen waren, wusste ich, dass er recht damit hatte.
„Es kann immer etwas unerwartetes passieren. Ich gebe Ihnen das nur als Hinweis für die Zukunft. Es ist besser so."
Nachdem er seinen Satz beendet hatte, fing ein kleines Gerät an seinem Kittel an zu piepen und sagte ihn somit, dass er gebraucht wurde.
„Gehen Sie schon Doktor Shim. Ich komm schon klar."
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[ORT: STATION DER WISSENSCHAFT
DATUM: 28.10.2090
STATUS: AM LEBEN]
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[ORT: STATION DER WISSENSCHAFT
DATUM: 28.10.2090
STATUS: AM LEBEN]
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[ORT: STATION DER WISSENSCHAFT
DATUM: 28.10.2090
STATUS: AM LEBEN]
[STATION DER WISSENSCHAFT]
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•Sooyeon•
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Es hat gut getan wieder mit Changkyun rumzualbern aber nun musste ich mich auf die wichtigen Sachen konzentrieren. Ich hatte Song Yooseoks Krankenakte.
Doch wird sie überhaupt von Nutzen sein, wenn Onda ebenfalls eine Akte beim Gerichtsmediziner fand?
Dann wäre all meine Mühe umsonst gewesen. Obwohl ich nicht Angst hatte erwischt zu werden, fühlte ich mich trotz allem unwohl.
Während meines längeren Gedankenganges hatte ich nicht bemerkt, wie ich bereits in der Nähe des Archivs war. Hoffentlich waren die beiden schon da und würden auf mich warten, um mir gute Neuigkeiten mitzuteilen, aber man sollte auch ein gewisses realistisches Denken beibehalten und sich auf jede Situation einstellen.
Schon schnell bemerkte ich, dass die Türen des Archiv geöffnet waren, was mir soviel verriet wie, dass Seungmin arbeiten musste. Ich sprintete schnell die paar kleinen Stufen hoch und betrat das Gebäude. Kaum hatte ich es betreten, schalten meine Schritte durch den gesamten Raum und eine gewisse Stille breitete sich aus.
Je weiter ich hineintrat, desto mehr Menschen erkannte ich, die ihre Nase in Bücher stecken, als würden sie sich wirklich an dem Inhalt erfreuen...Studenten.
Erst nachdem ich einige Regale abgelaufen war, erkannte ich Seungmin, welcher ein paar alte Schriftrollen in eine Kiste einsortierte.
„Sooyeon oder?"
, erkundete er sich und hob die Kiste hoch. Wie konnte man nur so schnell ein Gesicht vergessen? Ich nickte unsicher und folgte den größeren zum nächsten Regal.
„Onda hätte um diese Zeit eigentlich in der Uni sein sollen und ihre Mutter fand es alles andere als witzig...Sie hat zu mir gemeint, dass wir uns morgen treffen müssen aber ich werde wahrscheinlich arbeiten. Bitte komm wenigstens du, damit sie nicht allzu traurig ist."
Und wieder konnte ich nur stumm nicken. Was sollte ich nun mit der Akte machen?
„Dir hat es ja gleich die Sprache verschlagen. Weißt du ich würde euch wirklich gerne helfen, aber Onda kann nicht einfach so ihr Studium vernachlässigen und mich von meiner Arbeit abhalten. Das geht einfach nicht..."
Sein Blick wanderte zu der braunen Akte, welche ich umschlossen hielt.
„Hast du die Akte wirklich gefunden?"
Ohne zu zögern hielt ich sie ihm entgegen, in der Hoffnung er würde sie mir für immer abnehmen, damit ich nicht ins Gefängnis kommen würde.
„Schau sie dir am besten morgen zusammen mit Onda an. Ich hoffe das Mädchen bringt sich nicht noch mehr in Schwierigkeiten als sie schon ist. Immerhin konnten wir nicht überprüfen ob er bereits verstorben ist."
Ich räusperte mich kurz und senkte die Akte wieder.
„Aber müsste der Tod nicht in der normalen Akte verzeichnet sein?"
, piepste ich etwas heraus, da es mir äußerst peinlich war mit Seungmin zu sprechen. Wir waren völlig Fremde.
„Song Yooseok war eine Berühmtheit. Er wird erst als tot erklärt wenn es der Forensiker so sagt. Ich weiß, komisches System."
Ich lachte kurz um die Stille zu brechen.
„Ich schätze, ich geh dann mal...bis morgen?"
Ohne mir noch viel Beachtung zu schenken öffnete er ein kleines Notizbuch und bemerke erst nach mehreren Sekunden, dass ich mit ihm geredet hatte.
„Oh ja bis morgen Sooyeon."
Mit diesen Worten verließ ich wieder das Archiv mit meiner immer noch illegalen Akte.
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[ORT: STATION DER WISSENSCHAFT
DATUM: 28.10.2090
STATUS: AM LEBEN]
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[ORT: STATION DER WISSENSCHAFT
STATUSUPDATE: ARBEIT IM ARCHIV
DATUM: 28.10.2090
STATUS: AM LEBEN]
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