-Twenty-Four-
[STATION DER WISSENSCHAFT]
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•Sooyeon•
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Ich wagte es gar nicht zu schauen, wer sich nun ebenfalls im Raum befand. Vermutlich eine Krankenschwester, die ihre Akten ablegen wollte. Ich blieb einfach versteckt und hoffte innerlich, dass sie nicht auf die Idee kommen würde hier hinten nachzuschauen.
Als ich die Hoffnung hatte, dass die Person gleich den Raum verlassen würde, hörte ich ein leichtes Husten.
"Das ist nicht gerade das beste Versteck, wissen Sie"
, sagte eine ältere weibliche Stimme. Ich zuckte zusammen und schaute leicht verlegen hervor. Eine alte Krankenschwester musterte mich kritisch.
"Und Sie sind?"
Ich trat langsam hervor und schaute zu Boden. Komm schon Sooyeon! Sie kann nicht jede einzelne Person hier auf dieser Station kennen.
"Oh ich bin neu...ich bin Dr. Choi und habe mein Studium erst vor kurzem abgeschlossen und da sie unbedingt Hilfe im Krankenhaus brauchen bin ich natürlich sofort eingesprungen!"
, sagte ich so glaubenswürdig wie nur möglich. Sie richtete ihre Brille und musterte mich.
„Und was machen Sie hinter den Regalen Doktor?"
Ich vergrub meine Hände in den Taschen des Kittels.
„Ich brauchte wirklich meine Ruhe...sie sehen ja selbst wie hektisch es hier ist. Ich bin das einfach nicht gewohnt, es tut mir leid."
Ich verbeugte mich leicht um meinen Respekt zu zeigen.
„Sie haben sich dazu entschieden Ärztin zu werden. Gehen Sie schon."
Ich lächelte unschuldig.
„Geben Sie mir ihre Akten. Sie sehen ebenfalls müde aus. Ich mache das schon."
Noch immer kritisch schaute sie mich an, gab mir dann jedoch wirklich ihre Akten und verließ den Raum.
„Das war so knapp!"
, stieß ich heraus und legte die Akten einfach ganz schnell ab um wieder zu dem Schieber zu gehen, den ich bereits angefangen hatte zu durchstöbern. Als ich die letzte Akte untersuchte fand ich endlich meinen gesuchten Wissenschaftler.
Ohne nur einen Blick hinein zu riskieren, schnappte ich mir die Akte und versteckte sie unter meinem Kittel.
„Wenn ich das ganze jetzt um sonst gemacht habe, bin ich echt wütend"
, murmelte ich in mich hinein und verließ vorsichtig wieder das Zimmer. Ich musste mich durch die ganzen Menschenmassen wieder quetschen, die mir keine Luft zum Atmen mehr ließen. Wie hielten das Ärzte nur aus?
Da ich mich schuldig fühlte legte ich den Schlüssel und den Kittel an dem leere Empfang ab und verschwand so schnell wie nur möglich von der Krankenstation. Ich stellte fest, dass ich schon fast wieder normal rennen konnte, ohne jegliche Schmerzen am Bein zu spüren.
Wenigstens ein was gutes. Ich rannte schnell hinaus, da ich das Gefühl hatte wütende Ärzte im Rücken zu haben, die mich mit ihren Stethoskopen und Skalpellen jagten. Ich musste wirklich mal wieder ein Film schauen sonst fang ich noch an mein eigenes Leben als Film anzusehen.
Als ich wieder an der frischen Luft war, fühlte ich mich schon sicherer. Ob Onda und Seungmin wohl erfolgreich waren und ihre Mission erfüllt hatten und würde ich es überhaupt allein bis zum Archiv schaffen, ohne mich zu verlaufen?
Als ich weiter gerade aus lief, fand ich Changkyun auf einer Bank sitzen. War er etwa die ganze Zeit hier gewesen? Anscheinend hatte er noch weniger zu tun als ich. Das hatte ich wirklich nicht für möglich gehalten. Ich versteckte die Akte so gut wie möglich in meiner Jacke und machte sie zu und schmiss mich so neben ihn auf die Bank, sodass ich ihn fast herunter schupste.
„Schon wieder am Trübsal blasen?"
Ich konnte eindeutig sehen, wie sehr er sich gerade erschreckt hatte. Er konnte mir ja nicht einmal sofort auf meine Frage antworten.
„Wir sehen uns schneller wieder als ich gedacht habe"
, gab er zurück und schien sich langsam wieder zu beruhigen.
„Wie gesagt ich musste nur kurz etwas erledigen. Aber falls du fragst. Ich kann nicht lange bleiben."
Er lachte leicht auf.
„Du hast ganz schön viel zu tun, dafür dass du hier nicht einmal arbeitest."
Ich zuckte mit den Schultern.
„Mir entgeht halt kein einziges Abenteuer."
Es tat gut wieder mit jemanden zu sprechen, den ich wirklich schon ewig kannte. Es fühlte sich schon beinahe wie zuhause an, auch wenn das kaum vorstellbar ist.
„Weißt du ich habe mit deinem Vater geredet..."
, sagte er etwas ernster. Ich starrte ins Leere und atmete tief ein und aus.
„Und? Geht es ihm gut?"
Auch wenn die Beziehung zu meinem Vater nicht sehr stark war, war er das einzige Familienmitglied, welches mich akzeptiert hatte und mir nie weh getan hatte. Ich fragte mich bis heute wie er nur so eine grausame Frau heiraten konnte.
„Er ist nicht stark verletzt. Aber...er vermisst dich Soo."
Ich schaute zu ihm wobei sich unsere Blicke trafen. Wie konnte er nur so mitfühlend wirken? Er kannte ihn doch kaum.
„Er wird schon ohne mich auskommen."
Er nickte als hätte er schon bereits vermutet, dass ich so reagieren würde.
„Deine Schwester Songgi ist tot"
, fügte er plötzlich noch hinzu als ob es etwas ändern würde.
„Ein Problem weniger."
Ich konnte einfach nicht so tun als wäre ich über diese Information traurig. Songgi war ein Monster. Fast so schlimm wie ihre Mutter.
„Das ist doch jetzt nicht dein Ernst Sooyeon! Sie war deine Schwester!"
Mir stand der Mund offen bei seiner Reaktion.
„Ob das mein Ernst ist? Kyun du weißt genau, dass mir dieses Miststück das Leben zur Hölle gemacht hat und außerdem weißt du ganz genau, dass sie nicht meine Schwester ist und diese Leute von denen du sprichst sind auch nicht meine Eltern...Ich dachte wenigstens du verstehst das."
Am liebsten wäre ich wütend davon gestürmt, doch dann wäre ich nur wieder allein und ich war mir nicht sicher ob ich das gerade wirklich wollte.
„Tut mir leid...ich kann mir einfach nur nicht vorstellen, dass du sie wirklich so verachtest."
Wieso konnte ich ihm nicht lange sauer sein obwohl er mich manchmal wirklich rasend machte? Vielleicht aber wollte ich einfach nur mir den momentan wichtigsten Menschen nicht verlieren.
„Mir tut es auch leid, dass ich dich angeschrien habe. Ich werde nur immer so wütend wenn es um meine 'Familie' geht."
„Wenigstens hast du noch eine"
, kam es kalt von ihm. Ich wusste jedoch dass nur die Emotionen aus ihm sprachen und entschied deshalb nicht weiter darauf einzugehen.
„Und gibt es hübsche Mädchen auf der Station?"
, sagte ich ironisch und stupste ihn an. Erst reagierte er nicht, bis sich letztendlich doch ein Lächeln auf seinen Lippen bildete. Das hatte ich wirklich vermisst.
„Hmm schwierig. Ich glaube gegen die Technologie Mädchen kommen sie einfach nicht an."
Ich hatte wieder das Gefühl meinen alten Changkyun wieder zu haben. Am liebsten würde ich weinen vor Freude. Doch ich ließ es lieber sein.
„Aha! War das etwa ein indirektes Kompliment?"
, stichelte ich ihn an.
„Ach ich habe da eher an Byun Jiyoon und Yeo Harin gedacht...du weißt schon diese süßen Informatikerinnen."
Diesmal schubste ich ihn komplett von der Bank und verschränkte gespielt meine Arme.
„Du bist echt ein Idiot Lim Changkyun."
Nun schien auch er wieder völlig locker zusein, als wäre unser vorheriges Gespräch wie weggeblasen.
„Oder dieses eine Mädchen mit dem du zusammen gearbeitet hast. Wie war ihr Name? Han Beomi?"
Ich zischte einen leisen Ton heraus.
„Hey Freundchen. Noch ein Wort und ich trete dich auch noch dazu."
Ich fragte mich manchmal warum ich mit ihm befreundet war aber beschrieb diese Situation das ganze nicht perfekt? Auch wenn wir unsere kleinen Streits manchmal haben, wissen wir, dass wir nicht ohne den anderen Leben konnten. Er ist mein bester Freund und das würde er auch für immer bleiben.
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[ORT: STATION DER WISSENSCHAFT
STATUSUPDATE: AUF DEN WEG ZUM ARCHIV
DATUM: 28.10.2090
STATUS: AM LEBEN]
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[ORT: STATION DER WISSENSCHAFT
DATUM: 28.10.2090
STATUS: AM LEBEN]
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