-Twenty-Five-

[STATION DER WISSENSCHAFT]
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Dayoung
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Wie ich es Hyungwon bereits gesagt hatte, ging ich zuerst zu den Wohnungen. Wenn er ihn dort zuletzt gesehen hatte, dann konnte er ja alleine nicht weit gekommen sein.

Auch wenn diese Suchmission eher eine Art Ablenkung für mich war, wollte ich, dass wir ihn wieder fanden. Immerhin konnte er nicht einfach als Kind der Technologie hier umher irren.

Vermutlich hatte er Todesangst und versteckte sich in irgendeiner Ecke. Warum musste diese Station nur so riesig sein?

Ich betrat den Wohnflügel, der größtenteils aus Türen, die zu den jeweiligen Wohnungen führten, bestand. Mittlerweile war bestimmt keine einzige Wohnung aufgrund der Ankunft der Menschen der Technologie, mehr frei.

Um ehrlich zu sein hatte ich meine eigene bestimmt vor einer Woche zuletzt gesehen. Ein kleiner Hintergedanke, dass ich mich für ein paar Stunden aufs Ohr legen könnte und einfach behaupten könnte den Jungen gesucht zu haben, schwirrte in meinem Kopf umher.

Diesen schlug ich jedoch ganz schnell weg, da es einfach unverschämt wäre und immerhin wollte ich mit dem Gedanken einschlafen können, dass er in Sicherheit war. Schon komisch wie sehr ich einen Art Mutterinstinkt entwickelt hatte, obwohl ich wenn überhaupt nur im Krankenflügel mit Kindern zutun hatte.

Ich verschnellerte etwas meinen Gang und rannte von der obersten Etage bis in die Unterste, wobei ich die vielen Gänge abging. Doch kein Kind war in Sicht.

Hyungwon hatte wohl recht gehabt. Er war definitiv nicht hier. Etwas außer Puste begab ich mich nach draußen. Im selben Moment fing mein Handy an zu vibrieren. Eine unbekannte Nummer zeigte sich auf dem Display und ließ mich darauf schließen, dass es sich um Hyungwon handeln musste.

Hatte er den Jungen bereist gefunden? Musste ich wirklich schon bereits zurück zur Arbeit? Bevor ich zu viel Zeit verschwendete, nahm ich den Anruf an.

„Hallo?"

, meldete ich mich etwas unsicher.

„Hallo Dayoung...ich bin's Hyungwon. Er ist nicht auf der Krankenstation. Ich habe auch überall herumgefragt...keine Spur. Wie sieht es bei dir aus?"

, erkundigte er sich. Ohne es zu wollen, fing ich an zu grinsen, da ich noch nicht zurück musste.

„Ebenfalls Negativ. Ich bin gerade draußen und versuche mein Glück. Vielleicht solltest du auch mit raus kommen, damit ich nicht die gesamte Fläche alleine absuchen muss."

Obwohl ich das viel lieber tun würde, als Doktor Shim seinen Kaffe zu holen.

„Ja gut mache ich. Aber Dayoung? Die suchen dich hier. Vielleicht ist es wichtig. Ich möchte dich wirklich nicht von deiner Arbeit abhalten."

Ich rollte mit den Augen. Für was war ich schon gut? Zum Akten sortieren, wie eine einfache Krankenschwester? Sicher...ich war ‚lebensnotwendig' für die Krankenstation.

„Der Junge ist mein Patient! Ich werde nicht Ruhe geben, bis mein Patient wieder in Sicherheit ist. Mach dir keinen Kopf und komm schon raus"

, sagte ich und legte auf. Danach speicherte ich seine Nummer ein, falls ich den Jungen tatsächlich finden sollte.

„Wo würde ich mich verstecken wenn ich ein kleiner Junge wäre?"

, flüsterte ich und lief einfach drauf zu, als wäre ich eine Art Metalldetektor, der nach einem Schatz sucht. Erneut vibrierte mein Handy und riss mich somit aus meinen tiefgründigen Gedanken. Ich fummelte das kleine Gerät aus meiner Hosentasche und erkannte eine...Unbekannte Nummer?

Hyungwon konnte es nicht sein, da ich ihn bereist eingespeichert hatte. Sollte ich rangehen? Immerhin sollte ich gerade arbeiten und hätte den Anruf sowieso nicht annehmen können.

Ich ließ es einfach klingeln, bis es sich von alleine wieder beruhigte. Doch als ich es gerade wieder zurück stecken wollte, gab es wieder Laute von sich. Genervt ging ich letztendlich doch dran.

„Lim Dayoung"

, sagte ich knapp und wippte mit den Fuß.

„Wo sind Sie? Ich konnte Sie nirgendwo im Krankenhaus ausfindig machen?"

Sofort erkannte ich die Stimme von unserem Chefarzt. Woher hatte er nur meine Nummer und warum suchte er mich denn?

„Oh...mir ging es nicht so gut...deshalb bin ich nach Hause gegangen..."

, versuchte ich zu lügen und war kurz davor ein Husten vorzutäuschen. Wäre es eine gute Gelegenheit ihn nach Kyung zu fragen? Er wirkte alles andere als gut gelaunt.

„Melden Sie sich das nächste Mal eher, bevor ich wieder Ewigkeiten nach Ihnen suchen muss."

So hatte ich ihn ja noch nie erlebt. Hatte diese Aktion etwa folgen auf meine private Ausbildung zur Chirurgin?

„...Es tut mir leid Doktor Shim"

, fügte ich noch leise hinzu in der Hoffnung noch etwas retten zu können.

„Vergessen Sie es und ruhen Sie sich aus Doktor Lim."

Ich hatte das Gefühl, dass er jeden Moment auflegen würde weshalb ich noch schnell etwas einwarf.

„Ich bin sofort da! Geben Sie mir eine Stunde. I-ich werde dafür sorgen zur Arbeit zu kommen, versprochen!"

Ich biss mir unsicher auf die Lippe. Ob er wohl verständnisvoll gegenüber der Wahrheit meiner Abwesenheit gewesen wäre? Ich würde es wahrscheinlich niemals erfahren.

„Ich zwinge Sie nicht bei der Arbeit zu erscheinen wenn es Ihnen schlecht geht. Sagen Sie das nächste mal einfach Bescheid."

Mit diesen Worten legte er auf. Und was sollte ich jetzt machen? Ich hatte das Bedürfnis mit ihm zu reden, damit unser Verhältnis nicht wieder total ruiniert war. Ich musste später unbedingt bei der Station wieder vorbeischauen.

Während des Gespräches habe ich gar nicht gemerkt, dass ich schon weiter gelaufen bin. Wo war ich eigentlich? Doch als ich mich genauer umsah, erkannte ich, dass ich hinter den Wohnanlagen war. Ziemlich in der Nähe von hier war ein kleiner Spielplatz.

Kinder liebten diese Orte doch, oder? Auf Hyungwon zu warten wäre Zeitverschwendung. Ich hoffte wirklich, dass er auch alleine weitersuchen würde und nicht auf mein Erscheinen warten würde.

Mittelweile war es Mittag und man konnte schon aus der Entfernung die aufgeregten Kinder lachen hören. Wie sehr ich mir manchmal wünschte wieder ein Kind zu sein und nicht den Stress der Arbeit auf den Rücken zu tragen oder einer Mutter, die einen ständig potentielle Ehemänner andrehen wollte.

Vielleicht war ich in einem heiratsfähigen Alter, aber das hieß noch lange nicht, dass ich irgendeinen dahergelaufenen Typen nehmen sollte, den ich nicht wirklich kannte und Blind Dates waren wohl wahrscheinlich das schlimmste!

Kaum war ich angekommen kamen mir schon die ersten Kinder mit ihren Müttern entgegen. Ich lächelte sie freundlich an, bis mein Blick unsicher zur Schaukel ging.

„Ich glaub's ja nicht..."

Der verlorene Sohn ist wohl zurückgekehrt. Ohne Zweifel, war er es und ließ kein anderes Kind schaukeln. Ein sehr stures Kind war das.

Amüsiert über die ganze Szene ging ich vorsichtig auf ihn zu und kniete mich vor ihn, da er gerade aufgehört hatte zu schaukeln und zu Boden schaute. Sofort zuckte er zusammen und verstärket sein Griff an den Haltern.

„Hab keine Angst. Kennst du mich noch?"

Vorsichtig schaute er nach oben, wobei ich einen kleinen feuchten Schleier in seinen Augen sah, als hätte er bitterlich geweint. Ich drehte mich leicht und wendete mich zu den Kindern, welche ungeduldig darauf warteten zu schaukeln.

„Würdet ihr ganz kurz mit etwas anderem spielen? Ich sorge dafür, dass ihr bald an die Reihe kommt."

Nachdem die Kinder mich ausgiebig gemustert hatten, gingen sie tatsächlich und beschäftigten sich mit anderen Sachen.

Wenn das nur so einfach bei allen Kinder wäre. Nun da wir mehr oder weniger allein waren, versuchte ich erneut mit ihm zu reden.

„Hast du dich verlaufen?"

, fragte ich ruhig und streichelte ihn leicht über sein Haar. Ohne Warnung stürzte er sich in meine Arme und vergrub sein Gesicht in meiner Schulter und fing an zu schluchzen. Sofort reagierte ich und schloss ihn vorsichtig in meine Arme.

Wie vermutet, musste er große Angst gehabt haben. Ich hob ihn vorsichtig hoch und versuchte ihn zu beruhigen.

„Hey schon gut. Ich bin doch hier..."

Ich schmiegte mein Kopf an seinen und strich ihn vorsichtig über den Rücken. Allmählich hörte sein Schluchzen auf und er wurde ruhiger.

„Alles wieder gut?"

, fragte ich den kleinen Spatz. Er hob ein bisschen seinen Kopf an und nickte leicht.

„Willst du zurück zu Hyungwon?"

, fragte ich während ich ihm mit meinem Daumen eine Träne aus dem Gesicht wusch. Er schaute mich nur mit einem leeren Gesichtsausdruck an. Doch als ich seinem Blick folgte und mich deswegen umdrehen musste, sah ich ebenfalls die Person, die er angeschaut hatte.

„Gefunden"

, lachte ich auf und sah Hyungwon auf uns zulaufen.

„Sicher. Der Spielplatz. Darauf hätte ich wirklich kommen sollen"

, stieß er etwas beschämt heraus.

„Du kannst doch nicht einfach weglaufen, Kleiner"

, sagte er nun etwas ruhiger und seufzte dabei.

„Da hat er recht. Weißt du diese Station ist so groß, dass wir dich nicht so schnell wiederfinden können wenn du uns wieder verloren gehst. Wenn du schaukeln möchtest, dann musst du uns das nächste mal Bescheid geben, versprochen?"

Und wieder nur ein stummes nicken. Als ich den Jungen gerade in Hyungwons Arme geben wollte, klammerte er sich nur noch fester an mich.

„Du willst bei mir bleiben?"

, gab ich verwundert von mir. Hilfesuchend ging mein Blick zu Hyungwon, welcher auch nur mit den Schultern zucken konnte.

„Ich würde wirklich gerne bei dir bleiben aber ich muss arbeiten, weißt du....ich bin nicht deine Mutter..."

Sein winziger Körper versteifte daraufhin und ich hörte erneut das leise schluchzen.

„Nein nein nicht weinen...so meinte ich das nicht..."

Wieso verspürte dieses Kind mir gegenüber eine Verbindung? Wie konnte ich ihm helfen, ohne ihn gleich wieder zum weinen zu bringen? Auf einmal hörte er auf und ließ mich und Hyungwon schockiert hochschauen.

Seine Augen waren beinahe geschlossen und er konnte sich kaum an mit festhalten. Ohne zu zögern verstärkte ich meinen Griff um ihn und führte meine Hand an seine Stirn.

„Verdammt er glüht völlig!"

, stieß ich erschrocken heraus. War es etwa der Grund warum er immer geweint hatte?

„Komm schnell auf die Krankenstation"

, reagiere ich schnell und hielt den Kopf des Jungen leicht fest und nahm mein Tempo auf.

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[ORT: STATION DER WISSENSCHAFT
STATUSUPDATE: AUF DEM WEG ZUR KRANKENSTATION
DATUM: 28.10.2090
STATUS: AM LEBEN]

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[ORT: STATION DER WISSENSCHAFT
STATUSUPDATE: AUF DEM WEG ZUR KRANKENSTATION
DATUM: 28.10.2090
STATUS: AM LEBEN]

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