- Seven -
[STANDORT UNBEKANNT]
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•Sojung•
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Das Gefühl von Uhrzeit hatte ich schon lange verloren, doch die Stille und Leere, die nun noch verlassener wirkte, signalisierte mir, dass es Nacht war. Ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, dass nicht Wachen vor meinem Zimmer standen, doch ich konnte nicht noch mehr kostbare Zeit verschwenden.
Ich umgriff den kleinen Silberschlüssel fest mit meiner linken Hand und atmete tief ein und aus. Ich hatte nur einen einzigen Versuch und dieser durfte unter keinen Umständen schief gehen.
Wer weiß, was der Master mit mir anstellen würde, wenn ich mich nicht an seine Anweisungen hielt. Womöglich würde ich ebenso als Sklavin enden, wie die alte Dame, welche mir mit diesem kleinen Gegenstand die Freiheit geschenkt hatte.
Vielleicht würde er mich sogar komplett zur Strecke bringen, immerhin war ich nutzlos für ihn. Nachdem ich nun gefühlt zehn Minuten nur damit verschwendet hatte, vor der großen Tür zu fantasieren, ließ ich den kleinen Schlüssel in das Schlüsselloch gleiten und mit einem schnellen Drehen nach recht, öffnete sie sich tatsächlich.
Mit zugekniffenen Augen öffnete ich langsam die Tür, schon mit den schlimmsten Szenarien vor meinem inneren Auge. Doch als ich mich in dem leeren Gang umsah, entdeckte ich tatsächlich keine einzige Menschenseele.
Das schwache Licht eines Kronleuchters umstrahlte den Flur. Ich drehte mich noch ein letztes Mal nach hinten um, weil ich einfach nicht urteilen konnte, ob ich gerade das Richtige tat.
Diese alte Frau hatte aus einem bestimmten Grund ihr Leben in Gefahr gebracht um mir zur Flucht zu verhelfen. Ich wäre egoistisch wenn ich dieses Angebot nicht anzunehmen würde. Am liebsten hätte ich sie mit mir genommen, doch ich hatte weder Ahnung auf welcher Station, noch in welchem Gebäude ich war.
Die Architektur ähnelte leicht dem Regierungsgebäude, doch dieses kannte ich auf den letzten Winkel auswendig. Es war unmöglich, dass ich mich an diesem Ort befand.
Ich tastete mich langsam vorwärts, da der Kronleuchter nur eine sehr schwache Lichtquelle war. Das Gefühl von jemanden verfolgt zu werden, breitete sich in mir aus und ließ mich schneller laufen.
Der Gang wirkte sehr altertümlich, als würde ich mich in einem Schloss fortbewegen. Bildete ich mir das alles vielleicht nur ein und war eigentlich immer noch schlafend in diesem gruseligen Zimmer?
Als ich an dem Ende ankam, öffnete ich langsam die große dunkelbraune Tür, welche sich nur mit sehr viel Mühe öffnen ließ.
„Ein weiterer Gang..."
, sprach ich seufzend in meinen Gedanken aus. Der Unterschied war hierbei jedoch, dass dieser völlig in der Dunkelheit versank. Wenn ich diese Tür schließen würde, dann war ich nur noch von meinen Tastsinn abhängig.
Ohne weiter darüber nachzudenken, schloss ich so leise wie möglich die Tür und rannte so schnell ich konnte einfach gerade aus, um nicht länger in der Finsternis zu verweilen.
Ich hielt einige Male an, um nicht gegen eine weitere Tür oder Wand zu rennen, doch der Gang schien sich ewig lang zu ziehen, als ob es kein Ende gab, welches man erreichen konnte.
Dann hörte ich es...Schritte.
Augenblicklich hielt ich die Luft an und rührte mich nicht.
Jemand war hier.
Der Rhythmus meines Herzes raste unwillkürlich umher sodass es in meiner Kehle pulsierte. Ich kniff meine Augen zusammen und faltete meine Hände.
„Bitte lasst mich hier heil hinauskommen"
, kreiste es in meinen Gedanken. Als ich beinahe glaubte davongekommen zu sein, wurde ich von einer Taschenlampe geblendet, welche meine Sicht für einige Sekunden total behinderte.
„Jetzt hatten sie mich"
, war mein erster Gedanke.
„Sojung?"
Als ich die mir bekannte Stimme hörte, öffnete ich meine Augen und erkannte ihn.
„Jonghyun..du..?"
, ich wusste nicht genau, was ich tun oder sagen sollte. Er und ich standen uns zwar nie wirklich nahe, jedoch war ich froh mal wieder in ein bekanntes Gesicht zu blicken.
„Haben sie dich auch gefangen gehalten?"
, flüsterte er und ließ das Licht der Taschenlampe auf den Boden leuchten.
„Ja...Wo sind wir-."
„Ich habe keinen blassen Schimmer",
unterbrach er mich. Wir schwiegen uns noch weitere Sekunden an, in denen nichts außer merkwürdigen Blicken passierte.
„Jonghyun...wir müssen hier raus...wo auch immer hier ist"
, sprach ich frei heraus und weckte sofort seine Aufmerksamkeit.
„Du kommst von links, oder?"
, erkundete er sich und leuchtete in die angedeutete Richtung.
„Dort ist eine Sackgasse...wir müssen hier lang."
Ich nahm ihn die Taschenlampe schnell aus der Hand, sodass er es im ersten Moment gar nicht mitbekam und marschierte in die entgegengesetzte Richtung.
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[ORT: UNBEKANNT
STATUSUPDATE: AUF DER FLUCHT
DATUM: 28.10.2090
STATUS: AM LEBEN]
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[ORT: UNBEKANNT
STATUSUPDATE: AUF DER FLUCHT
DATUM: 28.10.2090
STATUS: AM LEBEN]
[STATION DER WISSENSCHAFT]
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•Dayoung•
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Ein fester Schlag, welcher auf dem Schreibtisch landete, schreckte mich auf und erweckte mich aus meinem Schlaf. Ich sah mich kurz irritiert um, und erkannte dass ich an der Rezeption saß. Ein weiterer Blick nach links, zeigte mir....
"DOKTOR SHIM! I-ich habe nicht geschlafen."
Ich hätte mich in meinem Inneren für diese Aussage schlagen können. Unbemerkt legte ich die Akten zu Seite und schaute ihn erwartungsvoll an. Er lehnte sich jedoch nur an den Schreibtisch und lachte ironisch auf.
„Ihnen hängt ein Kugelschreiber im Haar Doktor Lim"
, sagte er leise und zeigte auf meine rechte Seite. Völlig perplex und noch gar nicht richtig wach, fummelte ich in meinen Haaren herum, doch je mehr ich meine Frisur gerade ruinierte, spürte ich keinen Kugelschreiber. Als ich erneut das nun etwas lautere lachen hörte, schaute ich wütend zu ihm.
„Sie hätten sich gerade sehen müssen"
, amüsierte er sich weiter und nippte an seinem Kaffe. Ich war so verwirrt, dass ich nicht mal seinen Versuch mich reinzulegen verarbeiten konnte.
„Schlafen Sie denn nie...?"
, flüsterte ich heraus wobei meine Augen fast wieder zufielen. Ein kurzer blick auf die Uhr sagte mir, dass es 6 Uhr am Morgen war und ich mit ganz viel Glück 4 Stunden geschlafen hatte.
„Ein richtiger Arzt weiß wie er exzellente Leistung vollbringen kann und gleichzeitig genügend Schlaf bekommt"
, sagte er nun in einer ernsteren Tonlage. Ich lehnte mein Gesicht an meiner Handfläche ab, welche ich auf den Tisch gestützt hatte und plötzlich fühlte es sich wie der bequemste Schlafplätze auf Erden an.
„Also wenn Sie schlafen wollen, kann ich mir auch einen neuen Assistenten suchen."
Und schon wieder schlürfte er an seinem verdammten Kaffe. Auf einmal riss ich mich auf, als ich verstand, was er mir soeben mitgeteilt hatte.
„Ich bin munter! Schlaf was ist das? Ich brauche so etwas nicht!"
Der schnelle Wechsel, löste Kopfschmerzen in mir aus, doch diese zauberte ich weg indem ich unseren Chefarzt angrinste.
„Gut, du kannst damit anfangen mir einen neuen Kaffe zu holen und dir vielleicht auch gleich noch einen mit."
Er nahm den letzten Schluck von seinem Becher und entsorgte ihn im Mülleimer.
„Aber ich-"
Er starrt mich wieder mit diesen typischen Shim-Blick an.
„Ich meinte, ich geh ja schon..."
Mit gesenkten Kopf machte ich mich auf den Weg zum Kaffeeautomaten. Im Vorbeigehen, kamen mir einige Ärzte entgegen, die tatsächlich Tätigkeiten erledigten, welche einen Arzt ausmachten.
Assistentin von Doktor Shim...warum habe ich mir das überhaupt angetan? Wahrscheinlich durfte ich ihn den lieben langen Tag seinen Kaffee hinterher tragen, den er als Schlafersatz zu sich nahm.
Wie konnte er überhaupt noch lachen bei diesem Schlafmangel?
„Entschuldigen Sie. Ich bin Lim Changkyun."
Ich schaute zu den jungen Mann hoch. Ich hob eine Augenbraue.
„Sind wie verwandt und ich habe vergessen, dass du existierst?"
Ich war mir nicht einmal sicher ob ich ihn duzen durfte, doch in diesem Moment schien es das richtige zu sein.
„Nein...ich bin wegen der Untersuchung hier."
Er vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen.
„Ich wünschte, dass ich mal wieder jemanden untersuchen dürfte aber ich muss unseren geliebten Shim Changmin seinen Kaffee bringen"
, sagte ich ironisch und klopfte den hoffentlich jüngeren auf die Schulter.
„Schau am besten weiter nach. Vielleicht ist deine Suche erfolgreich und du findest tatsächlich einen Arzt."
Sicherlich sprach die Müdigkeit aus mir heraus, denn ich hatte das Gefühl nur Schwachsinn von mir zu geben.
„Sicher..."
, stieß er irritiert heraus und ging einfach an mir vorbei.
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[ORT: STATION DER WISSENSCHAFT
DATUM: 28.10.2090
STATUS: ERSCHÖPFT, AM LEBEN]
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[ORT: STATION DER WISSENSCHAFT
DATUM: 28.10.2090
STATUS: ERSCHÖPFT, AM LEBEN]
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[ORT: STATION DER WISSENSCHAFT
STATUSUPDATE: ARZTBESUCH, NACHUNTERSUCHUNG
DATUM: 28.10.2090
STATUS: VERLETZT, GESUNDHEITLICH SCHWACH, AM LEBEN]
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