𝟛𝟜. 𝔻𝕠𝕞𝕚𝕟𝕚𝕜
Heute hatten Dominik und ich unser zweites Date als offizielles Paar. Dominik wollte erst zu mir kommen, damit ich ihm Dad vorstellen konnte.
Während ich mich vorbereitete, hielt ich mein Handy in der Hand. Angeko und Michi hatten mir geschrieben. Von July hatte ich ich nichts mehr gehört. Wollte sie mir nicht helfen, Tara dabei zu erwischen, wie sie Dad betrog? Allerdings fühlte ich mich schlecht, da sie aus dem Lustig gerannt war, als Maike und ich herumgealbert hatten, nachdem ich ihr Komplimente gemacht hatte. Ich hatte ihr bisher noch nicht geschrieben, weil ich so viel um die Ohren hatte.
Jetzt war auch nicht der beste Zeitpunkt, um über July nachzudenken. Dominik würde gleich hier auftauchen. Er hatte mich zu einer feinen Tanzveranstaltung eingeladen und ich hatte mir als Überraschung überlegt, dass ich mich so anziehen wollte wie er. Ich hatte einen dunkelblauen Anzug und Dad hatte mir seinen Hut geliehen. Leider war es eine Melone und kein Zylinder, aber immerhin. Dazu würde ich glänzende, schwarze Schuhe anziehen.
Als es an der Tür klingelte, war ich gerade mit meinen Haaren beschäftigt. Ich hatte versucht, sie zu gelen, doch sie wollten nicht so, wie ich wollte. Also setzte ich mir die Melone auf und rannte nach unten. Dad war schneller als ich. Er öffnete die Tür und ließ Dominik herein. Ich kam aus dem Flur hinter Dad hervor. Als Dominik mich erblickte, riss er den Mund auf und seine Augen wurden ganz groß.
»Anzüge stehen dir«, brachte er heraus. Dann überwand er den Abstand zwischen uns und hauchte Worte gegen meine Lippen. »Du siehst wunderschön aus.«
»Levi?« Dad blickte mich fragend an. »Seid ihr ein Paar?«, fragte er direkt.
»Ja, wir sind zusammen.« Ich grinste über beide Ohren.
»Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
»Ich hatte nur ihn im Kopf und habe an überhaupt nichts anderes gedacht. Sorry Dad.«
»Ist schon in Ordnung, Sohn. Darf ich dir etwas anbieten, Dominik? Kaffee, Cappuccino?«
»Ich hätte gerne einen Cappuccino.«
»Ich auch«, meinte ich.
»Du wohnst hier. Du kannst dir selbst einen machen.« Dad funkelte mich spitzbübisch an. Er hätte sich gewünscht, dass ich ihm sofort von Dominik erzählt hätte, dennoch war er sehr froh, dass ich einen festen Freund mit nach Hause brachte.
Während wir Cappuccino tranken, fragte Dad Dominik aus.
»Wir müssen jetzt langsam los, Dad«, meinte ich mit Blick auf die Uhr.
»Gut, aber ich würde gern ein Foto von euch machen. Wäre das in Ordnung?«
»Natürlich.«
Dominik und ich stellten uns im Wohnzimmer auf und Dad knipste ein paar Fotos mit seinem Handy. Ich stand mit meinem Rücken an Dominiks Brust. Anschließend sollten wir unterschiedliche Posen ausprobieren.
Dad bat uns, uns zu umarmen, uns gemeinsam hinzuknien und schließlich sollten wir uns auch noch küssen.
»Dad! Muss das sein?«, beschwerte ich mich. Doch Dominik legte seine Arme um meinen Körper und gab mir einen Kuss. Sofort vergaß ich alles und konzentrierte mich nur auf das Gefühl seiner Lippen auf meinen. Erst als Dominik aufhörte, kehrte ich in die Wirklichkeit zurück.
»Danke, ihr beiden«, sagte Dad und winkte uns weg. »Ich wünsche euch viel Spaß.«
»Danke, Herr Andree.«
»Danke, Dad.«
Dominik fuhr uns mit dem Moped hin. Auf der Fahrt schmiegte ich mich an ihn.
Der Parkplatz war schon total überfüllt und wir brauchten eine Weile, bis wir einen freien Platz fanden. Im Sommer fanden diese Tanzveranstaltungen immer auf der Festwiese statt, doch im Februar wurde es wie im ganzen Winter in eine Sporthalle verlegt.
»Was genau ist das eigentlich für eine Tanzveranstaltung?«, fragte ich.
»Genau genommen ist das ein Tanzkurs«, gab Dominik kleinlaut zu. »Heute werden uns die Grundschritte von klassischen Tänzen beigebracht. Ich habe uns als Paar angemeldet. Wir werden bis in die Nacht die Tänze lernen.«
»Klingt nach einer Menge Spaß.« Ich folgte Dominik in die Sporthalle und sah mich um. Der Raum war gemütlich klein und mit einer Trennwand von dem restlichen Teil der Halle abgetrennt. An den Wänden gab es ein paar Sportgeräte wie Kletterstangen. Bänke waren zur Seite geschoben worden. Eine kleine Gruppe von Menschen hatte sich in der Nähe des Eingangs versammelt. Eine ältere Dame und ein älterer Herr lagen sich in den Armen. Sie waren beide sehr klein. Dann gab es drei Paare mittleren Alters, wobei zwei sich küssten und eins nur auf freundschaftlicher Basis beruhte. Und zwei ältere Damen liefen gerade durch die Halle.
»Das sind Jacey und Maria!«, rief ich aufgeregt. »Maria ist Maikes Oma und Jacey ist ihre große Liebe.«
»Das ist ja cool. Dann sind wir nicht das einzige queere Paar.« Dominik grinste mich an.
»Leider sind wir das einzige junge Paar«, beklagte ich mich.
»Aber wir sind zu zweit. Das wird schon.«
Dominik und ich begrüßten Jacey und Maria, als sie vorbeikamen.
»Das ist ja schön, dich zu sehen, Levi. Wo ist denn deine Freundin?«, fragte Jacey.
»Welche -«
»Sie meint meine Enkelin«, erklärte Maria.
»Ach so, ich weiß nicht, wo Maike ist. Ich bin mit meinem Freund hier. Dominik.« Ich klopfte kurz auf seine Schulter.
»Oh, ich hatte angenommen, dass du und Maike ein Paar wärt.« Jacey errötete.
»Nein, wir sind kein Paar«, widersprach ich.
»Und stattdessen seid ihr beide zusammen?«
»Ja.« Automatisch legte ich meinen Arm um Dominik und zog ihn zu mir.
»Ihr seid bestimmt ein gutes Paar.«
Plötzlich kamen zwei Frauen Mitte zwanzig in den Raum. Sie trugen Sportklamotten. Eine der beiden trug ihre Haare ganz kurz, die andere hatte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihre Haare reichten bis zur Hüfte. Sie waren schwarz gekleidet.
»So, seid ihr bereit?«, fragte die Kurzhaarige.
Wir nickten.
»Okay, ich bin Elli und das ist Lia.« Lia war die mit den langen Haaren. »Wir sind seit fünf Jahren ein Paar und unterrichten junge und alte Menschen in Kursen. Bei uns könnt ihr sowohl klassische als auch moderne Tänze lernen. Irgendwelche Fragen?«
Alle schüttelten den Kopf.
»Gut, dann fangen wir mal an«, übernahm Lia das Wort. »Stellt euch als Paar gegenüber an dieser weißen Linie auf und dann schaut ihr euch in die Augen.«
Wir taten es so. Jacey und Maria standen ein bisschen weiter weg. Neben uns war das einzige Nicht-Liebespaar.
»Hey.« Dominik pikste mir in den Arm. »Schau in meine Augen.«
Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen und suchte seinen Blick. Seine blauen Augen strahlten so unglaublich hell.
»Der erste Tanz, den wir euch beibringen, ist der Disco Fox, auch Dreierschritt genannt«, sagte Elli. »Die, die auf dieser Seite der Linie stehen, achten darauf, was ich sage und machen mir nach. Lia wird die anderen anschließend übernehmen.«
Elli erklärte alles Schritt für Schritt. Ich stand auf ihrer Seite mit dem Rücken zur Wand und machte alles nach. Es war ziemlich einfach. Ich musste immer nur ein paar Schritte nach vorne und nach hinten laufen.
Als Lia Dominik und den anderen auf seiner Seite der Linie die Schritte beigebracht hatte, tanzten wir gemeinsam. Wenn ich einen Schritt vor machte, dann ging Dominik einen Schritt zurück und umgekehrt.
Wir kamen gut beim Tanzen klar. Danach lernten wir die Drehung. Ich hatte anfangs ein paar Probleme, doch je mehr wir übten, umso besser wurde es.
Anschließend durften wir eine Pause machen. Dominik hatte daran gedacht, genug zu trinken mitzunehmen.
»Du bist meine Rettung!«, sagte ich, nachdem ich eine halbe Flasche Wasser heruntergekippt hatte. Ich lehnte mich gegen ihn und er hielt mich fest.
»Klar.«
Dominik grinste.
»Wie schaffst du es eigentlich, den ganzen Tag so rumzulaufen?«, fragte ich und deutete auf mein Outfit. »Das ist so ungemütlich.«
»Ich trage es einfach sehr gerne. Ich fühle mich wohl darin. Mein Dad hat immer gesagt, wenn ich mich schick anziehe, habe ich mein halbes Leben schon gewonnen. Ich wollte immer allen Erwartungen entsprechen und irgendwie habe ich mich daran gewöhnt und meinen Lieblingsstil gefunden.«
»Ich würde dich gerne mal in Jogginhose und Schlabbershirt und Kuschelsocken sehen.« Ich grinste, als ich ihn mir so vorstellte.
»Irgendwann einmal.« Dominik grinste mich verführerisch an.
»Es geht weiter!«, rief Elli und winkte uns zu sich. »Wir spielen jetzt Musik dazu. Lia, schmeiß die Musik an!«
Lia tat es. »Achtet auf den Takt der Musik.«
Dominik und ich nahmen Stellung ein und nickten an derselben Stelle. Lia und Elli gingen durch den Raum.
»Ihr macht das gut«, meinte Lia. »Könnt ihr mir eure Drehung zeigen?«
Wir nickten und Dominik drehte mich.
»Gut und jetzt anders herum.«
Als wir das vorgeführt hatten, verbesserte Lia mich. »Du machst einen Schritt zu wenig«, erklärte sie. »Probiere es noch einmal.« Als ich es gut hinkriegte und sie zufrieden war, nickte sie. »Macht weiter so.« Dann ging sie zum nächsten Paar.
»Wir sind gut«, sagte ich zu Dominik und er klatschte bei mir ein.
Als Nächstes brachten Lia und Elli uns Cha Cha Cha und Walzer bei.
Beim Walzer korrigierte Elli uns. »Ihr müsst viel enger zusammen.« Sie legte ihre Hände auf unsere Rücken und schob uns näher zusammen. Ich zog die Luft ein, da Dominik mir auf einmal so nah war. Wir waren zusammen und dennoch war ich plötzlich aufgeregt, weil er mir näher gekommen war.
Wir tanzten und sahen uns dabei tief in die Augen.
»Du hast sehr schöne Augen«, flüsterte ich.
»Danke.«
Am Abend tanzten wir alle drei gelernten Tänze zu unterschiedlichen Songs und schließlich wurden wir entlassen.
»Das hat richtig viel Spaß gemacht«, meinte ich.
»Ich hatte Angst, dass es dir nicht gefallen könnte«, sagte Dominik.
»Es war eine klasse Idee. Wir sollten uns noch von Jacey und Maria verabschieden.«
»Oh ja.« Dominik nickte heftig und nahm meine Hand. Ich wusste nicht, ob wir schon vorher Händchen gehalten hatten, aber wenn, war es mir noch nicht aufgefallen. Nun tat es das aber. Ich spürte ein Kribbeln in meinem Körper, das von meiner Hand ausging.
Als wir bei den beiden ankamen, knutschten sie so wild herum, dass ich wegschauen musste.
»Die sind Omis! Das ist doch fast schon ekelhaft«, zischte ich.
Dominik stampfte etwas lauter auf, sodass die Frauen auf uns aufmerksam wurden.
»Wir wollten uns nur schnell verabschieden.«
»Der Kurs hat Spaß gemacht, nicht wahr? Ich hatte die Befürchtung, dass die Lehrer die Schritte zu schnell erklären würden, doch es war sehr in Ordnung«, meinte Jacey.
»Und die Lehrerinnen haben uns gut geholfen«, ergänzte Maria. »Vergesst ihr bitte nicht, dass ihr am Sonntag zum Mittagessen um 12 Uhr eingeladen seid?«
»Wann wurden wir denn eingeladen?«, wollte ich wissen.
»Gerade eben.« Maria lächelte.
»Na gut. Wir kommen bestimmt.«
»Das will ich doch hoffen. Alle werden kommen und dementsprechend werden wir ein bisschen mehr kochen.«
Oh nein, Maike und Michi hatten mir erzählt, was das bedeuten konnte.
Auf dem Weg zum Moped sagte ich scherzhaft: »Du wirst zwei Wochen danach nichts mehr kochen müssen.«
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Findet ihr die beiden cute als Paar?
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