𝟚𝟟. 𝕎𝕖𝕚𝕙𝕟𝕒𝕔𝕙𝕥𝕤𝕗𝕖𝕚𝕖𝕣
Ein Wecker, den ich vergessen hatte, auszustellen, weckte mich. Ich schob meinen Körper zum Schreibtisch, um mein Handy auszustellen. Warum noch mal hatte ich auf dem Boden geschlafen? War ich aus dem Bett gefallen?
Ich sah zum Bett hinüber und siedend heiß fiel mir wieder ein, warum ich die Nacht auf einem spärlich errichteten Lager verbracht hatte. Maike rappelte sich gerade auf und streckte sich, während sie ihren Mund aufriss und gähnte.
»Warum zur Hölle hast du einen Wecker um, keine Ahnung, sieben Uhr? Es ist noch dunkel!«, grummelte sie.
»Keine Absicht. Ich habe ihn gerade ausgeschaltet. Schlaf weiter.«
»Warte, hast du auf dem Boden geschlafen?« Maike musterte mich.
»Eine gewisse Person hat mein Bett besetzt.« Ich zuckte mit den Schultern.
»Oh, tut mir leid. Das war nicht meine Absicht. Du hättest dich zu mir legen können. Das wäre kein Problem gewesen«, sagte Maike.
»Du hast dich breitgemacht«, entgegnete ich.
»Dann hättest du dich einfach auf mich draufgelegt.«
»Habe ich auch überlegt, aber so fies wollte ich nicht sein.« Ich grinste sie an.
»Dir muss doch alles wehtun.« Maike stand auf. Sie trug immer noch die Jeans und den Pullover von gestern. »Komm, wir tauschen, damit du wenigstens ein paar Stunden Erholung bekommst.«
Sie legte sich auf den Boden und überließ mir mein Bett.
»Maike, das muss nicht sein. Ich kann auch einfach wachbleiben und du kannst in meinem Bett weiterschlafen.«
»Zu spät.«
»Aber du bist mein Gast«, protestierte ich.
»Und du bist mein Freund.«
Ich wollte etwas erwidern, doch Maike schien wieder eingenickt zu sein. Seufzend setzte ich mich auf die Matratze. Unter der Decke empfing mich Maikes Wärme. Ich kuschelte mich ein und fühlte mich sofort wohl, als läge ich in den Armen meiner Mutter.
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»Levi, wach auf.« Dad rüttelte an meiner Schulter. »Michi und July haben angerufen. Sie erwarten dich auf eurer kleinen Weihnachtsfeier.«
Ich schreckte auf.
»Oh stimmt.«
»Guten Morgen, Herr Andree.« Maike signalisierte mit einem Arm in der Luft, dass sie auch da war.
»Levi, ich dachte, ich hätte dich zu einem Gentlemen erzogen. Warum schläft Maike nicht bei dir im Bett?«
»Weil ich es ihr angeboten und sie abgelehnt hat. Mehr oder weniger.« Ich schlug die Decke zurück und stand auf. »Außerdem habe ich in der Nacht auf dem Boden geschlafen, Maike erst seit meinem Wecker.«
»Hm, alles klar. Du solltest dich beeilen. Maike, willst du Pancakes zum Frühstück? Tara und ich wollten welche machen.«
»Was ist mit mir? Werde ich auch gefragt?«, empörte ich mich.
»Du musst jetzt los. Hopp hopp.« Dad scheuchte mich ins Bad.
»Ja, super gerne«, antwortete Maike. »Ich mache mich nur schnell fertig. Dann kann ich euch auch helfen.«
Zehn Minuten später drückte Dad mir den ersten Pancake in die Hand, den ich augenblicklich verschlang, dann zog ich Jacke und Schuhe an.
»Komm gut nach Hause, Maike. Und wenn wir uns vor Weihnachten nicht mehr sehen -«
»Wir werden uns noch sehen, Levi.« Das sagte Maike mit so einer Gewissheit, dass ich ihr glaubte.
»Okay, dann bis dann. Tschüss Dad.«
Ich winkte und machte mich dann auf den Weg. Maike würde schon gehen, wenn Dad und Tara ihr zu nervig wurden oder so.
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»Wo warst du denn?«, fragte July, sobald sie die Tür geöffnet hatte.
»Hab nur verschlafen.« Ich schloss sie in meine Arme, dann folgte ich ihr hinein.
»Guten Morgen, Michi.« Ich umarmte auch ihn. »Wie geht es dir?«
»Bestens.« Michi grinste. »Ich habe leider nicht viel geschlafen. Dafür war ich zu beschäftigt.« Michi lachte und strich dann über den Verlobungsring, den Toni ihm an den Ringfinger gesteckt hatte.
July scheuchte uns in ihr Zimmer und reichte dort angekommen Vanillekipferl umher.
»Schmecken die? Bitte sagt Ja.«
»Hmmm, sehr lecker«, meinte ich, als ich ein Plätzchen probiert hatte.
»Wie geht es Maike?«, fragte Michi. »Ist sie gestern gut nach Hause gekommen? Ich war bei Toni.«
»Nein, sie hat bei mir übernachtet. Keine Sorge, ich habe auf dem Boden geschlafen.«
»Du Armer. Wie geht es dir denn?«, fragte July. »Hast du Rückenschmerzen?«
»Mir tut alles weh, aber das war es mir wert.«
»Michi?« July wandte sich an ihren besten Freund. »Hast du ihm verboten, mit Maike in einem Bett zu schlafen?«
»Indirekt wahrscheinlich schon«, gab Michi zu und wich Julys herausfordernden Blick aus.
»Aber warum? Es ist doch nichts dabei.«
»Levi könnte meine Schwester anfassen.«
»Denkst du ernsthaft, Levi hätte kein Herz? Er würde niemanden vergewaltigen!«
»Aber er könnte sich in meine Schwester verlieben.«
»Na und?« July funkelte Michi an. »Dann ist das seine und Maikes Sache. Und außerdem, wäre es denn so schlimm?«
»Wenn er ihr das Herz bricht, dann ja!«
»Oh bitte, Levi würde deiner Schwester nie das Herz brechen. Dafür mag er sie zu sehr«, behauptete July.
»Was?«, riefen Michi und ich gleichzeitig.
»Ich mag Maike nicht. Nicht auf die Weise, zumindest. Können wir bitte das Thema wechseln? Mein Date mit Dominik war sehr schön.«
»Date? Ihr hattet ein Date?« fragte July entsetzt.
»Ja. Wir waren auf dem Weihnachtsmarkt, haben getanzt und tiefgründige Gespräche geführt. Es war sehr schön und hat super viel Spaß gemacht«, meinte ich.
»Ähm, schön für euch. Ich freue mich. Seit ihr jetzt zusammen?« July klang eifersüchtig, doch ich wollte jede Hoffnung ihrerseits im Keim ersticken. Alarmiert schaute ich zu Michi, antwortete dann aber ohne seine Hilfe.
»Wir daten bisher nur. Aber es sieht vielversprechend aus«, sagte ich.
»Dann freue ich mich für dich. Wollen wir Weihnachtsplätzchen backen?«
»Aber sicher!« Michi sprang auf und riss die Tür auf. Wir hatten viel Spaß dabei. Michi begann, sich an einen Tag im Lustig zu erinnern, als er und Toni einen Wettbewerb daraus gemacht hatten, wer den besseren Muffin gebacken hatte und July und ich probieren sollten. Dann fielen uns immer mehr Erinnerungen ein. Irgendwann mussten wir so sehr lachen, dass ich beinahe die Schüssel mit dem Teig umstieß.
»Michi, wir müssen nachher noch mal reden. Ich muss dir etwas erzählen«, flüsterte ich ihm zu.
»Worum geht es?«, fragte July neugierig.
»Jungsgespräche.« Michi winkte ab. »Das interessiert dich nicht.«
July verdrehte die Augen.
»Als ob ich nicht mitreden könnte.«
»Du könntest sicherlich mitreden, aber es würde dich nicht interessieren oder dich einfach nur ekeln.«
»Na gut, dann eben nicht.«
Wir rollten den Teig aus und stachen dann die Formen aus, bevor wir zwei Bleche in den Backofen schoben. Mister Smith, der Felix in seinem Arm trug, begrüßte uns kurz. »Sorry, ich wollte nicht stören, aber lasst uns ein paar Plätzchen übrig, wenn ihr fertig seid.«
»Nein, wir werden sie alle aufessen«, witzelte July.
Mister Smith lachte und ging aus der Küche. Felix, der über seine Schulter schaute, streckte uns die Zunge heraus. Ich schmunzelte. »Der Kleine ist echt süß.«
»Ja, solange er von Lucy ferngehalten wird. Sobald die zwei in einem Raum sind, greifen sie sich an.«
»Geschwister halt. Das wird sich im Laufe der Zeit bessern«, meinte Michi. Er hatte von uns dreien als Einziger Erfahrung, mit einem Geschwisterkind aufzuwachsen.
Nachdem wir alle Ladungen Kekse aus dem Backofen geholt hatten, brachten wir Mister Smith, Fiona und den Kindern einen Teller und nahmen einen anderen voller Vanillekipferl mit nach oben. Wir setzten uns auf Julys Bett und begannen, einen Weihnachtsfilm zu schauen.
Als wir gingen, wünschte ich meinen Freunden ein fröhliches Weihnachtsfest.
»Schreib mir, wenn Maike zu Hause ist«, sagte ich zu Michi.
»Schreib mir, wenn sie noch bei dir ist.«
»So lange würde kein Mensch bei mir aushalten«, behauptete ich.
»Erinnerst du dich denn nicht mehr an die Übernachtungsparty in der siebten Klasse? Da haben wir zwei Nächte bei dir geschlafen«, erinnerte uns July.
»Ja gut, aber abgesehen von euch. Bis dann, Leute.«
»Wir sehen uns ja noch«, rief Michi mir nach, als ich auf mein Moped stieg und nach Hause fuhr. Michi selbst lief den kurzen Weg zu sich.
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»Maike ist eine ganz Liebe« begrüßte mich Dad. »Sie hat uns geholfen und dann mit uns geredet. Solltest du keinen Mann und keine Frau finden, dann werden Tara und ich dafür sorgen, dass du dich in sie verliebst.«
»Was haben alle nur mit Maike und mir? Wir sind beste Freunde!«, empörte ich mich.
»Ja ja, das sagen sie alle«, gab Dad zurück. »Es sind noch ein paar Pancakes da. Maike hat darauf bestanden, dir etwas übrigzulassen.«
»Ach, so nett kann sie sein?« Ich kicherte und setzte mich dann an den Küchentisch, um mich mit Dad und Tara zu unterhalten.
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Am Heiligabend traf ich Michi und Maike in der Kirche. Wir schauten uns das Krippenspiel an und redeten, solange unsere Eltern miteinander sprachen.
Schließlich sammelte Dad mich ein.
Wir hatten beschlossen, uns dieses Jahr nichts zu Weihnachten zu schenken, um das Geld, das wir für Geschenke ausgegeben hätten, stattdessen zu spenden. Also saßen wir zu dritt vor unserem kleinen Weihnachtsbaum und schauten Märchen. Dad und Tara kuschelten auf dem Sofa miteinander und ich saß zu ihren Füßen auf dem Teppich.
Schließlich schaltete Dad den Fernseher aus.
»Gute Nacht, Levi«, sagten er und Tara und die zwei gingen ins Schlafzimmer. Ich stahl mich zu Mom ins Zimmer und schloss die Augen.
»Fröhliche Weihnachten, Mom. Wir spenden dieses Jahr Geld und sind glücklich, auch wenn du mir sehr fehlst«, murmelte ich.
Ich blieb eine Weile in ihrem Büro, bis ich zu müde war und schlafen ging.
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Entweder Pancakes mit Soße/Marmelade/Mus oder Pancakes mit Obst?
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