𝓥𝓲𝓮𝓻𝓾𝓷𝓭𝔃𝔀𝓪𝓷𝔃𝓲𝓰


Kaum lag der Omega in seinen Armen, war Jungkooks innerer Wolf ruhig. Es war wie verhext.

Die Wachen vor dem Zelt wechselten einen kurzen, irritierten Blick, als sie ihren Anführer mit dem klitschnassen Bündel im Arm näher kommen sahen.

"Schließt den Vorhang", befahl Jungkook, als er mit Taehyung im Arm durch den Zelteingang schritt, und die Wachen taten wie ihnen befohlen wurde.

Ohne Umschweife ging Jungkook zu dem Zuber, der neben seinem Bett stand und vor noch nicht allzu langer Zeit mit heißem Wasser gefüllt worden war. Er hatte ihn nicht genutzt, da er zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt gewesen war. Das Wasser war also folglich noch sauber.

Er verlagerte Taehyungs Gewicht auf seinen rechten Arm und tauchte seine freie Hand dann ins Wasser. Es war nicht mehr heiß, sondern lediglich warm, aber genau darauf hatte der Alpha gehofft.

Er legte den vor Regenwasser und Matsch triefenden Omega auf dem Sessel ab und fing an sich sein eigenes triefnasses Hemd und die Hose auszuziehen. Danach zog er Taehyung das Leinenhemd über den Kopf, bevor er sich daran machte dem Brünetten auch noch die Hose auszuziehen. Der Omega ließ einen leisen, schwachen Laut des Protests ertönen, aber Jungkook ignorierte es. Achtlos warf er die verdreckte Kleidung in eine Ecke, drehte sich wieder zu Taehyung und hielt kurz inne, als er die honigfarbene Haut des Omegas erblickte, die im Schein der Kerzen und Fackeln im Zelt golden schimmerte.

Behutsam, als wäre Taehyung aus Glas, legte der Alpha erneut seine Arme unter den immer noch zitternden Körper der Omegas und hob ihn hoch. Mit Taehyung in seinen Armen stieg er in den Zuber aus Holz und ließ sich vorsichtig in dem Wasser nieder.

Zunächst wehrte sich der Brünette, doch als er die Wärme des Wassers an seinem Körper spürte, entspannte er sich etwas. Jungkook lehnte sich etwas zurück, so dass Taehyung nun halb auf seiner Brust lag, und positionierte dessen Kopf so, dass er sicher oberhalb des Wasserspiegels war.

Jungkook hatte den inneren Konflikt mit seinem Wolf verloren und sich von seinem Instinkt leiten lassen — so wie es sein Wolf verlangte. Und nun lag er hier, mit dem Omega im Arm in der Badewanne und versuchte dessen unterkühlten Körper zu wärmen.

Das war nicht seine Art.

Aber er konnte auch nicht leugnen, dass es sich in gewisser Weise richtig anfühlte.

Seine Gedanken fanden ein abruptes Ende, als er spürte wie die Hand des Omegas über seine nackte Brust wanderte, offensichtlich auf der Suche nach mehr Wärme. Taehyung entfuhr dabei ein wohliges Seufzen und er drückte seine Wange noch mehr in Jungkooks Halsbeuge. Sein Körper hatte aufgehört zu zittern und seine Wangen nahmen langsam wieder eine rosige Farbe an.

Was tue ich hier..., dachte sich Jungkook schließlich und ließ seinen Kopf nach hinten gegen die Zuberwand fallen.









Der Morgen brach an und das Lager erwachte nach der stürmischen Nacht so langsam wieder zum leben.

Yoongi war bereits früh auf, da er einiges mit Jungkook zu klären hatte. Der Silberhaarige schritt auf das große schwarzrote Zelt zu und betrat es ohne weiter darüber nachzudenken, in dem Glauben dass der junge Heerführer schon wach sei — und blieb aber abrupt stehen, als er mit einem tiefen, warnenden Knurren empfangen wurde, kaum dass er einen Fuß ins Innere gesetzt hatte.

Er hielt inne als er die Spannung in der Luft spürte und die bedrohlichen Pheromone wahrnahm, die offensichtlich von seinem Heerführer kamen. Er ließ seinen Blick durchs Zeltinnere wandern und staunte über das Bild, das sich ihm bot.

Auf dem Bett lag Jungkook, seinen Körper abschirmend, fast schon schützend über eine kleinere, zierlichere Figur neben sich gebeugt, die fast gänzlich von der muskulösen Statur des Alphas und den Fellen um sich herum versteckt wurde. Lediglich ein kleiner brauner Haraschopf und eine nackte Schulter lugten hervor und verrieten Yoongi, wer da im Bett des Alphas lag.

Als würde er Yoongis Blick merken, zog Jungkook die Decke noch höher, so dass nun auch der Rest der Körpers vor Yoongis Blick abgeschirmt war.

Jungkooks Augen leuchteten rot auf, als er den Silberhaarigen ansah. Er verhielt sich absolut territorial.

Für Yoongi völlig neu, schließlich ging er bei dem Schwarzhaarigen für gewöhnlich wie ein Freund ein und aus. Aber nun wurde ihm unmissverständlich klar gemacht, dass er das Zeltinnere nicht weiter betreten durfte.

Und Yoongi wäre lebensmüde, wenn er diese Warnung ignorieren würde.

"Auf ein Wort, Alpha", war alles was Yoongi sagte, bevor er sich langsam wieder aus dem Zelt bewegte — das Gesicht dabei zu Jungkook gewandt und in einer gebeugten Haltung, um den Alpha nicht zu triggern.

Kaum war Yoongi verschwunden, entspannte sich auch Jungkooks Wolf wieder. Und erst jetzt fiel ihm auf, was er da gerade getan hatte. Er drehte sich wortlos zu dem brünetten Omega, der immer noch friedlich schlafend neben ihm lag.

Die ganze Nacht hatte Jungkook den Omega in seinen Armen gehalten und ihn mit seiner Körperwärme gewärmt. Und jedes Mal wenn er sich von dem Brünetten wegbewegen wollte, hatte dieser leise gewimmert, so dass Jungkook wie automatisch wieder näher gerückt war.

Es war zum verzweifeln.

Schließlich löste er sich von dem Omega und stand auf. Sofort drehte sich Taehyung auf der Suche nach Wärme, so dass er bäuchlings auf der Stelle lag, an der Jungkook eben noch gelegen hatte und sich wieder in die Kissen kuschelte.

Jungkook zwang sich den Blick abzuwenden. Er musste unbedingt hier raus.

Achtlos warf er sich eine Robe über, die seine nackte Brust kaum bedeckte, und machte sich auf den Weg zu Yoongi.






"Was ist das?", fragte Jungkook, als Yoongi ihm ein robustes Stück Seil auf den Tisch warf, kaum dass er das Innere seins Zeltes betreten hatte.

"Ein Strick. Für deine Hinrichtung", gab der Silberhaarige zurück. Er saß in einem Stuhl hinter dem Tisch, die Arme verschränkt und den eisigen Blick auf Jungkook gerichtet.

Der Schwarzhaarige verdrehte daraufhin die Augen und wandte sich ab. "Mach dich ruhig lustig."

"Ich führe nur deine Befehle aus", gab Yoongi zurück und beobachtete wie Jungook sich Wein einschänkte. "Tod für jeden, der versucht den Omega zu befreien.", zitierte Yoongi den Schwarzhaarigen, der sich wortlos das Glas an die Lippen hielt und in einem Zug leerte. "Verdient hättest du es jedenfalls."

Jungkook gab darauf keine Antwort, sondern ging an Yoongi vorbei Richtung Ausgang.

"Was ist nur los mit dir?", fragte Yoongi, nun im etwas schärferen Tonfall, bevor Jungkook einfach so wieder verschwinden konnte. Er wusste, dass es riskant war so mit dem anderen Alpha zu reden und seinen Rang zu verletzen, aber er konnte und wollte sich nicht zurückhalten. "Was zur Hölle ist da gestern nur in dich gefahren?! Und heute morgen, das warst doch nicht du!"

Jungkooks Augen blitzten kurz rot auf bei diesem respektlosen Verhalten und er biss deutlich sichtbar die Zähne zusammen. "Ich weiß nicht was du meinst", presste der Schwarzhaarige hervor und wendete sich ab, doch Yoongi blieb stur. Er stand auf und trat an Jungkooks Seite, doch der Schwarzhaarige drehte sich erneut weg.

"Das weißt du sehr wohl", konterte Yoongi. "Was ist denn passiert? Was hat er diesmal getan dass du ihn so quälst? Erst folterst du ihn, bindest ihn an und heute morgen liegt er in deinem Bett und du— "

"Ich weiß es verdammt noch mal nicht!! Frag doch meinen Wolf!", platzte es plötzlich aus dem Schwarzhaarigen raus und für einen Moment blitzten seine Augen wieder rot auf.

Yoongi verstummte bei den harschen Worten seines Heerführers. Irritiert sah er in Jungkooks Gesicht. Jungkook rieb sich mit geschlossenen Augen den Nasenrücken und atmete einmal tief ein und aus, deutlich bemüht die Ruhe zu bewahren.

"Dein Wolf?", fragte der Silberhaarige mit hochgezogener Augenbraue.

Jungkooks Stimme klang genervt, als er mit einem knappen "Ja" antwortete.

Es dauerte eine Weile, bis Jungkooks Worte bei Yoongi durchsickerten, doch als er die Bedeutung dahinter verstand, entglitten ihm sämtliche Gesichtszüge. "Dein Wolf mag ihn."

Jungkook ließ ein warnendes Knurren ertönen, doch diesmal ließ sich Yoongi davon nicht beeindrucken. Er schloss schnell die Vorhänge, damit sie ungestört reden konnte. "Wie konnte das passieren?"

"Ich weiß es nicht." Yoongi beobachtete, wie sich Jungkook schwer seufzend auf einen der Stühle fallen ließ und gekünstelt anfing zu lachen. "Ich habe keinen blassen Schimmer."

Yoongi unterdrückte die Frage, ob Jungkook selber denn auch Gefühle für den Omega hatte, denn die Antwort war mehr als nur offensichtlich. Der Alpha war viel zu stolz um jemals Gefühle für einen Sklaven zuzulassen.

Aber es war in der Tat merkwürdig, denn dass sich der innere Wolf gegen seinen Menschen stellte war überaus selten.

Dass sich ein innerer Wolf gegen den Willen seines Menschen einen Gefährten aussuchte dagegen war fast unmöglich.

"Und jetzt bist du ganz schön im Zwiespalt nehme ich an."

Jungkook fuhr sich genervt durchs Haar und stöhnte. "Ich verstehe das einfach nicht. Wie kann mein Wolf nur so gegen meinen Willen handeln!"

"Vielleicht ist es ja umgekehrt. Vielleicht handelst du gegen seinen", sagte Yoongi und ließ sich neben Jungkook nieder. "Unsere Instinkte handeln nicht unbedacht, Jungkook. Wir sollten auf sie hören."

"Niemals", gab Jungkook in scharfem Tonfall zurück. "Er ist ein Sklave! Mein Wolf muss verrückt sein."

"Das scheint deinem Wolf egal zu sein und das sollte es dir dann auch." Jungkook warf Yoongi einen eisigen Blick zu, doch der Silberhaarige hielt seinem Blick stand. Mit ernster Miene sah er den Jüngeren eindringlich an. "Mache nicht den gleichen Fehler wie ich damals, Jungkook. Stelle dich nicht gegen deinen Wolf. Wenn er sich für den Omega entschieden hat und du es ignorierst, wird es euch beide wahnsinnig machen."

Jungkook wusste dass Yoongi aus eigener Erfahrung sprach. Auch er hatte die Verbindung zu seinem Omega damals ignoriert, obwohl sogar seine menschliche Seite ihn liebte, und die Ehre über alles gestellt und bereute dies nun zutiefst. Er hatte sich letztlich für seinen Gefährten entschieden und gegen die Regeln seines Rudels — und dabei fast sein Leben verloren.

Jungkook war anders. Das Rudel und seine Gesetze standen über alles.

"Ich bin nicht wie du. Niemals werde ich einen einfachen Omega-Sklaven als meinen Gefährten akzeptieren." Mit diesen Worten stand Jungkook auf und ging zum Ausgang des Zeltes. Bevor er es jedoch verließ, drehte er sich noch ein letztes Mal zu Yoongi um. "Lieber töte ich ihn vorher."

Mit traurigem Blick sah Yoongi den Schwarzhaarigen sein Zelt verlassen. Er fühlte Mitleid — nicht nur für ihn, sondern auch für Taehyung.

Er wusste, dass Jungkook im Zwiespalt war. Er hatte Jungkooks sanfte Seite für Taehyung gesehen und wusste, dass ihm der Omega nicht egal war. Doch er verstand auch woher Jungkook stammte und mit was für Werten er aufgewachsen war. Seine Herkunft und seine Ideale hielten ihn davon ab mehr in dem Omega zu sehen als einen Sklaven.

Doch Yoongi fürchtete, dass Jungkook seine eigene Sturheit noch teuer zu stehen kommen würde.



I'm back!
Sorry fürs lange warten, aber ich hatte die letzten Wochen so viel zu tun und eine Menge Stress.

Ich danke euch dass ihr trotzdem immer dran bleibt!
💜

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