𝓔𝓵𝓯



Bin ich diesmal nicht fix?
😅












Taehyung lief dem Alpha mit gesenktem Kopf hinterher.

Was blieb ihm auch anderes übrig?
Er hatte versucht zu kämpfen, er hatte versucht zu fliehen und er hatte um Hilfe gefleht — doch es war alles umsonst.

Was brachte es also noch sich zu wehren?

Der junge Omega akzeptierte schweren Herzens, dass es kein Entkommen gab von diesem Schicksal. Wie auch immer es aussehen möge.

Links und rechts schritten die beiden großen schwarzen Wölfe und eskortierten ihn quasi aus der Stadt heraus.

Vor ihm lief der Alpha — völlig entspannt, als wenn er lediglich für einen kleinen Stadtbummel hier wäre.

Taehyung wurde unbeabsichtigt langsamer, um mehr Abstand zu dem Mann vor sich zu bringen, wurde aber direkt von einem der beiden Wölfe unsanft mit dem riesigen Kopf weitergestoßen. Der Omega stolperte mit einem leisen Wimpern vorwärts und beschleunigte seine Schritte daraufhin wieder.

Auf den Straßen der Stadt war keine Menschenseele zu sehen.
Die vorhin noch so lebendige Stadt voller Menschen war wie ausgestorben. Nur für den Bruchteil einer Sekunde erblickte Taehyung eine Gestalt am Fenster, doch als er aufsah, wurde der Vorhang von innen schnell zugezogen.

Und erst jetzt, wo er durch die Straßen der Stadt ging, fiel dem jungen Omega nach und nach der schlechte Zustand der Häuser auf.

Bei seiner Ankunft musste er zu aufgelöst gewesen sein um es zu wirklich wahrzunehmen, doch nun bemerkte er die zerstörten Mauern, abgebrannten Dächer und notdürftig zusammengeflickten Türen und Fenster.

Und es erinnerte ihn auf erschreckende Weise an sein eigenes Dorf, als es angegriffen wurde.

Taehyungs Augen wurden groß, als sie am völlig zerstörten Dorfplatz vorbei kamen.
Jedes Jahr hatten er und Sura an genau diesem Platz die Ernte ihres Dorfes verkauft oder gegen andere Waren eingetauscht. Es war ein lauter, bunter Platz voller Menschen gewesen — doch nun stand hier kein Stein mehr auf dem anderen.

Der Omega konnte den leisen, schockierten Laut nicht unterdrücken, der seine Lippen verließ, und schlug sich fassungslos die Hände vor den Mund.

Hier muss Grausames passiert sein...

"Wir kamen vor ungefähr 3 Monaten hier her."

Taehyung zuckte bei den Worten überrascht zusammen. Er schaute den Alpha irritiert an und ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Moment, bevor der Alpha seinen Kopf wieder nach vorne richtete.

Jungkook führte sie weiter durch die menschenleere Stadt und ließ seinen Blick nun wie Taehyung zuvor über die zerstörten Häuser gleiten.

"Kazan war deutlich schwerer einzunehmen als Euer Dorf."

Taehyung ignorierte das schmerzhafte Peng in seiner Brust und starrte stumm auf den Rücken des Alphas.

"Aber früher oder später fallen sie alle", fügte der Alpha hinzu, während er mit seiner Hand im Vorbeigehen eine zerstörte Mauer berührte.

Taehyung dachte für den Bruchteil einer Sekunde etwas Leidvolles im Blick des Schwarzhaarigen zu sehen, schüttelte den Gedanken aber ab.

"Wieviele Dörfer und Städte habt Ihr auf dem Gewissen?", fragte er leise und bereute die Frage direkt wieder, denn eigentlich wollte er die Antwort gar nicht wissen.

Jungkook schwieg eine Weile und als Taehyung schon nicht mehr mit einer Antwort rechnete, sagte er kaum hörbar:

"Viele..."











Vor den Mauern der Stadt stand ein junger Stallbursche, der mit einigen Schwierigkeiten ein eindrucksvolles, großes, schwarzes Pferd an den Zügeln hielt — bzw versuchte es zu halten —, und schien nervös auf etwas zu warten.

Und als er beim Anblick der nahenden Blutmond Krieger von der einen auf die andere Sekunde kreidebleich wurde und stramm stand, war auch klar worauf.

"S-Sir..." Der Stalljunge übergab mit zitternden Händen die Zügel des Tieres an Jungkook, woraufhin der Hengst leicht mit dem Kopf wippte. Das widerspenstige Tier wurde augenblicklich ruhiger und schien zufrieden damit wieder in den Händen seines Besitzers zu sein, der ihm zur Begrüßung den Hals tätschelte.

"Deine Dienste sind nicht mehr von Nöten", sagte Jungkook an den Stallburschen gewandt, woraufhin dieser deutlich entspannte und auf das Knurren eines der Wölfe hin verschwand der Junge so schnell er konnte.

Taehyung blieb mit etwas Abstand zu dem Hengst stehen, dessen imposante Erscheinung den zierlichen Omega einschüchterte.

"Gute Arbeit", sagte Jungkook an seine beiden Wolfskrieger gewandt, die daraufhin leicht die Köpfe neigten. "Lauft voraus und gebt Bescheid, dass der entflohene Omega wieder eingefangen wurde. Und bereitet diesen armseligen Wachmann auf seine Strafe vor."

Die beiden Wölfe antworteten mit einem lauten Heulen und verschwanden.

Taehyung sah ihnen nach, und auch wenn er sich in ihrer Gegenwart alles andere als wohl gefühlt hatte und froh war, dass die einschüchternden Gestalten nun fort waren, fand er die Tatsache nun mit dem Alpha völlig allein zu sein genau so wenig verlockend.

Ein kurzer kräftiger Ruck an seinen Armen richtete Taehyungs Aufmerksamkeit schließlich wieder nach vorne, als er mit einem erschreckten Aufschrei ein Paar Schritte vorwärts taumelte.

Jungkook hatte nach der Kette gegriffen, die noch immer um Taehyungs Handgelenke festgemacht war, und ihn unsanft näher an sein Pferd herangezogen, wo er anfing sie seitlich vom Sattel zu befestigen.

Der Omega beobachtete ihn dabei verwirrt — doch als ihm plötzlich bewusst wurde, was es damit auf sich hatte, bekam er große Augen und zerrte wie wild an seinen Ketten. "Nein! Niemals laufe ich neben Euch her wie eine eingefangene Beute!"

"Was genau unterscheidet Euch denn davon?", konterte der Alpha kühl, während er noch ein letztes Mal überprüfte ob alles fest war.

Der Omega sah dem Schwarzhaarigen fassungslos dabei zu, wie er elegant auf sein Pferd stieg und es mit einem Zungenschnalzen antrieb.

"Ah!" Taehyung hatte keine Chance gegen die Kraft des Hengstes und wurde unfreiwillig mit einem kräftigen Ruck an seinen Ketten ebenfalls in Bewegung gesetzt. Mit unbequem ausgestreckten Armen stolperte der Omega nun neben dem Tier her.

Auch wenn Jungkook seinen Hengst nicht gerade schnell antrieb, hatte Taehyung Mühe Schritt zu halten. Die Kette war nicht sonderlich lang, so dass er gefährlich nah an den muskulösen Beinen des Tieres nebenherlaufen musste und fürchtete von einem der Hufe getroffen zu werden.

Taehyung war klar, dass dies wohl seine Strafe sein sollte und es keinen Sinn hatte sich zu wehren (noch dazu wäre es dem Alpha vermutlich eh egal), also sparte er sich seine Energie und weiteren Protest und konzentrierte sich darauf nicht über seine eigenen Füße zu stolpern und zu Tode getreten zu werden.

Jungkook dagegen saß in seinem Sattel und tat so, als wenn er nicht gerade einen Menschen neben sich her schleifen würde.

Ihr Rückweg zum Heerlager führte sie schließlich von der Straße ab und durch den Wald, den Taehyung bei seiner Flucht zuvor durchquert hatte.

Taehyung musste durch Sträucher und Disteln laufen und stolperte das ein oder andere Mal über den unebenen Boden, doch Jungkook nahm keine Rücksicht.

Selbst wenn sein Hengst mal zu nah an einem Baum vorbeiging und der junge Omega erschrocken aufschrie und sich gefährlich nah an die Flanke des Tieres drücken musste, schien es den Alpha recht wenig zu kümmern.

Und so ging es eine ganze Weile, bis die Steigung irgendwann zunahm und es dem Omega zunehmend schwere viel mitzuhalten.

"N-Nicht so schnell!", rief der Omega irgendwann außer Atem. Seine Arme schmerzten vom ständigen Gezerre der Ketten und seine Beine taten weh.

"B-Bitte..." Taehyungs Flehen ging in einem Flüstern unter, als er plötzlich schwarze Punkte vor seinem Augen tanzen sah und spürte, wie seine Beine nachgaben.

Die Strapazen der letzten Tage, besonders die der letzten Stunden, der Mangel an Wasser und Essen und die kräftezehrende Flucht hatten dem Omega alles abverlangt und es war der Punkt erreicht, an dem sein zierlicher Körper schließlich aufgab.

Kraftlos sackte er auf dem Boden zusammen, die Arme dabei schmerzhaft nach oben verdreht.

Der Hengst blieb irritiert stehen als er das zusätzliche Gewicht spürte das er mit sich zog, und wieherte protestierend.

Erst jetzt richtete Jungkook seine Aufmerksamkeit wieder dem Omega zu.

Er stieg von seinem Pferd ab und trat neben den Omega, dessen Knie den Boden berührten, die Hände aber durch die am Pferd befestigten Ketten hochgehalten wurden. Er atmete schwer und seine Haar klebten an der schweißnassen Stirn.

Jungkook nahm das Kinn des Brünetten und zwang ihn aufzusehen, doch der Omega war zu schwach um die Augen zu öffnen.

"Wo ist plötzlich die Ausdauer hin, die Ihr auf Eurer Flucht so eindrucksvoll bewiesen habt?", fragte Jungkook mit einem schiefen Grinsen. Als von dem Omega allerdings keine Reaktion kam, fluchte der Alpha leise und löste die Kette vom Sattel seines Pferdes.

Taehyung schrie kurz erschrocken auf, als er kurzerhand vom Boden hochgehoben und auf den Rücken des großen Hengstes gesetzt wurde. Er krallte sich ängstlich an der Mähne des Tieres fest, um nicht herunterzufallen und sah mit vor Angst geweiteten Augen zu Jungkook. Dieser setzte sich mit einer schwungvollen Bewegung hinter den Omega und Taehyungs Körper versteifte sich, als er die Brust des Alphas an seinem Rücken spürte.

"W-Was—?"

"Wollt Ihr wieder nebenher laufen?!", fragte Jungkook kühl.

Taehyung überlegte für einen Moment, schüttelte dann aber unsicher den Kopf.

Jungkook seufzte daraufhin genervt und legte seine Arme um den Omega, um nach den Zügeln zu greifen.

Taehyung versteifte und hielt irritiert seine Hände hoch, da er nicht wusste wohin mit ihnen — und weil er den Alpha nicht berühren wollte. Doch als Jungkook seinen Hengst wieder antrieb, schrie der Omega erschrocken auf und griff instinktiv nach den muskulösen Unterarmen des Alphas, um sich irgendwie festzuhalten.

Es war das erste Mal, dass Taehyung auf einem Pferd saß und zu sagen er hatte Angst, wäre eine Untertreibung gewesen.

Jungkook bemerkte die angespannte Haltung des Omegas und wie sich seine filigranen Finger an seinen Armen festhielten. Der Alpha konnte sich ein schiefes Grinsen nicht unterdrücken und sehr zu Taehyungs Leidwesen trieb er seinen Hengst daraufhin noch schneller an.














Taehyung sah die Gitterkäfige schon von Weitem, sobald sie sich dem Heerlager näherten, und gemischte Gefühle überkamen ihn.

Zum einen Wut und Trauer, weil er es nicht geschafft hatte Hilfe zu holen.
Zum anderen Resignation, weil der kleine Funke Hoffnung in ihm langsam erlosch.

Aber er spürte auch ein kleines bisschen Freude, weil er Sura und die anderen wiedersehen würde. Auch wenn man ihnen sonst alles genommen hatte, so hatten sie wenigstens noch sich, und Taehyung klammerte sich an dieses kleine bisschen Glück, das ihm geblieben war.

Er erblickte Sura in einem der Käfige. Sie saß ausdruckslos an die Stäbe gelehnt und blickte in die Ferne, hob jedoch den Kopf, als sie hörte, wie sich Schritte näherten. Als sie Taehyung erblickte, sprang sie auf und ihr Gesicht erhellte sich schlagartig.

Der junge Omega spürte die Vorfreude seine Freundin wiederzusehen und wieder mit Seinesgleichen vereint zu sein immer mehr ansteigen, je näher sie dem Käfig kamen — bis Jungkook sein Pferd an dem Gitterkäfig vorbei führte und auf das Innere des Heerlagers zuritt.

"Was—??!" Taehyung verstand die Welt nicht mehr. Er sah zurück zu Sura, die ihm ebenfalls verwirrt nachsah und seinen Namen rief. "Wo bringt Ihr mich hin??"

Jungkook sah in die großen, verwirrten Augen des Omegas in seinen Armen und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

"Da Euch weder Gitterstäbe noch Wachmänner davon abhalten können Reißaus zu nehmen...", fing Jungkook an, und Taehyungs Augen wurden groß, als sie auf geraden Weg zu dem gigantischen, rot schwarzen Zelt mit den Bannern zuritten. "...bleibt Ihr ab sofort bei mir."














Ab jetzt gibt's mehr Taekook Momente 👌

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