𝓓𝓻𝓮𝓲𝓾𝓷𝓭𝔃𝔀𝓪𝓷𝔃𝓲𝓰

Here we are!

Habe beim Schreiben dieses Kapitels ‚Call Me Joker' aus dem Film Joker in Dauerschleife gehört.
Ich liebe dieses Meisterwerk von einem Film und seine unglaublichen Soundtracks. 🙌
Das ist so unfassbar inspirierend!
Also wer ein bisschen musikalisches Feeling beim Lesen haben will kann es gerne dabei hören. 👌

Ansonsten enjoy! 💜









Die Stunden vergingen...


Draußen war mittlerweile tiefste Nacht, kein einziger Stern war durch die dichte Wolkendecke zu sehen. Hin und wieder durchfuhren helle Blitze den Himmel, wie Goldadern schwarzes Gestein, und verschwanden wieder im Nichts.

Das Donnergrollen ließ nicht ab, genau so wenig wie der starke Regen, der das Heerlager binnen kürzester Zeit in einen riesigen See aus Schlamm und Matsch verwandelte.

Im schwarz-roten Zelt war das laute Prasseln des Regens und der Donner laut und deutlich zu hören. Doch das war es nicht, was dem jungen Alpha den Schlaf raubte.

Ruhelos saß Jungkook die halbe Nacht wach, die Gedanken pausenlos bei dem kleinen brünetten Omega — draußen im Sturm.

Es war nicht das erste Mal, dass ein Sklave als Strafe für Ungehorsam draußen angebunden wurde und für eine Nacht seinem Schicksal überlassen wurde. Wenn man es so wollte war es eine übliche Strafe für Sklaven. Noch dazu hatte Taehyung ja quasi danach verlangt wie ein normaler Sklave behandelt zu werden.

Warum also sollte es Jungkook kümmern?

Tat es nicht.

Aber Fakt war, dass es seinen inneren Wolf kümmerte. Es ließ ihm keine Ruhe, ließ ihn wie ein Irrer im Zelt auf und ab gehen und frustriert knurren.

"Warum behandelst du mich so?!"

Gute Frage. Tat er es denn? Behandelte er ihn wirklich anders?

Auch wenn Jungkook es sich zunächst nicht eingestehen wollte, war die Antwort darauf eigentlich ziemlich deutlich, jetzt wo er darüber nachdachte: Ja.

Es war nicht offensichtlich, eher subtil, aber trotzdem war es so — und der Schwarzhaarige verstand selbst nicht wieso.

Doch als Taehyung ihm die Fragen an den Kopf geworfen hatte, ist es Jungkook erst selbst wirklich bewusst geworden. Und das hatte etwas in ihm ausgelöst. Es war als wäre er ihm plötzlich eine Schwäche vor Augen geführt worden.

Und ein Alpha seines Ranges hatte keine Schwächen.

Und doch ließ er diesem kleinen frechen Omega so einiges durchgehen. Verdammt, der Kleine hatte ihn mit einem Messer angegriffen und war geflohen! Jeder andere Sklave wäre schon längst ausgepeitschte oder auf andere grausame Weise bestraft worden, wenn nicht sogar getötet worden.

"Ist es weil ich ein seltener Omega bin? Ist es weil du es dir nicht leisten kannst deine Kriegstrophäe mit blauen Flecken zu präsentieren?!"

War das allein der Grund? Zu großen Teilen, ja. Zumindest seitdem Yoongi ihm ins Gewissen geredet hatte.
Der oberste Alpha des Blutmond Rudels wäre außer sich, wenn Jungkook den Brünetten mit Peitschenstriemen oder Ähnlichem abgeben würde. Er bevorzugte seine Trophäen im tadellosem Zustand.

Aber war dies allein der Grund dafür, weshalb er dem Omega die Fesseln gelockert hatte, oder ihn statt auf dem Boden in seinem Bett hat schlafen lassen?

Jungkook leugnete es, aber tief in seinem Inneren wusste er, dass dies nichts damit zu tun hatte, dass er den Omega unversehrt zu seinem Obersten bringen musste. Er hätte ihn trotzdem härter bestrafen und behandeln lassen können — wenn er denn gewollt hätte.

Aber er hatte es nicht.

Es war frustrierend, wie seine Gedanken immer wieder um diesen kleinen, hübschen Omega kreisten. Er hasste seinen Wolf dafür.

Es war offensichtlich, dass dies alles von seinem inneren Wolf ausgehen musste. Aber Jungkook verstand nicht, warum er so nachsichtig mit dem Omega war.

Jungkook war ein starker, stolzer Alpha, ebenso wie sein innerer Wolf, der auf Respektlosigkeit für gewöhnlich sehr impulsiv reagierte und sein Gegenüber sofort in seine Schranken wies. Niemals ließ er seine Autorität in Frage stellen. Erst Recht nicht von Wölfen, die unter seinem Rang waren. Und schon gar nicht von Sklaven.

Er wurde nicht Heerführer des Blutmond Rudels weil er für seine Nachsichtigkeit und Mitleid bekannt war.
Eher im Gegenteil.

"Denn ich bin einer von ihnen, falls du das vergessen haben solltest!"

Ein Sklave.
Ein Sklave von vielen.

Wie konnte sein Wolf das nur vergessen?

Regungslos saß Jungkook auf seinem Sessel, die Ellbogen auf den Knien abgestützt und das Kinn auf den zusammengefalteten Händen ruhend, und schaute schweigend ins Nichts.

Der Alpha wirkte nach Außen entspannt — doch in seinem Inneren fand er keine Ruhe. Es war ein innerer Konflikt mit sich selbst. Mit dem, was er selbst wollte, und dem, was sein Wolf ihm riet zu tun.

Jungkook konnte nicht verstehen, wie sein Wolf sich plötzlich so entgegengesetzt von ihm verhalten konnte und seinen Verstand so einnahm. Das war extrem ungewöhnlich. Normalerweise standen Mensch und Wolf im Einklang miteinander, harmonierten in ihrem Verhalten und Denken.

Es frustrierte Jungkook und seine Augen blitzten kurz rot auf, bevor er sie schloss.

Er versuchte sich zu konzentrieren, seinen inneren Wolf wieder unter Kontrolle zu bringen und Herr über die Lage zu werden...



...doch nach einer Weile stand er auf, zerrte den Vorhang zur Seite und verließ das Zelt.

Er machte sich nicht die Mühe einen Umhang überzuwerfen und binnen weniger Sekunden war er vom Regen durchtränkt.

Er durchschritt das Lager mit großen Schritten, bis er am äußersten Rand ankam. Seine Sicht war vom starken Regen und der Dunkelheit eingeschränkt, doch er konnte den Baumstumpf in der Ferne erkennen — und auch das kleine zusammengekauerte Bündel daneben.

Er hielt inne und blieb stehen, verharrte kurz und beobachtete, wie der Regen gepaart mit den heftigen Sturmböen erbarmungslos auf den kleinen Körper auf dem matschigen Boden einprasselte. Es wirkte fast schon gewalttätig.

Langsam ging Jungkook weiter. Der Regen lief ihm übers Gesicht, durchtränkte seine Kleidung und ließ sie wie eine zweite Haut an seinem Körper haften.

Als er nah genug war, konnte er den zierlichen Omega genauer erkennen. Doch er bewegte sich nicht.

Jungkook zögerte, trat dann aber näher, bis er direkt über dem mit Matsch und Dreck bedeckten Körper des Omegas stand. Taehyungs Atmung war abgehackt und seine Lippen bläulich von der Kälte. Sein ganzer Körper zitterte und seine sonst so wunderschönen braunen Locken hingen ihm nass und schwer übers Gesicht.

Irgendwann bemerkte er den Alpha und öffnete die Augen, bewegte sich aber nicht weiter.

Als sich ihre Blicke trafen, sahen sich Jungkook und Taehung für einen kurzen Moment einfach nur an. Nach ein Paar Sekunden fielen Taehyung die Augen schließlich wieder zu und er blieb erneut regungslos auf der Seite liegen.

Jungkook warf einen letzten Blick auf den Omega, dann wandte er sich zum Gehen. Er hatte sich bereits einige Schritte entfernt — doch etwas ließ ihn innehalten.

Mit dem Rücken zum Omega gewandt stand der Alpha da, den Sturm um sich herum ignorierend.

Doch den Sturm in seinem Inneren konnte er nicht so einfach ignorieren.

Irgendwann fuhr sich Jungkook mit den Händen durchs nasse Haar und ließ ein tiefes, frustriertes Knurren ertönen.

So verharrte er eine Weile — bis er sich mit einem leisen, gepressten "Verdammt" umdrehte und zu dem Omega kniete.








Taehyung regte sich nicht, hatte weder genug Kraft die Augen zu öffnen, noch etwas zu sagen — doch er spürte zwei starke Arme, die ihn sanft vom kalten Boden hoben, und die Wärme, die ihn umgab, als er sicher an einen Körper gelehnt weggetragen wurde.













Anmerkung:

Der innere Wolf ist keine zweite Persönlichkeit oder ein zweites Ich im selben Körper, wie es bei vielen Omegaverse Storys der Fall ist.
Hier handelt es sich dabei eher um einen Instinkt, so etwas wie das wilde Ich in unserem Inneren, das bei Werwolfsmenschen sehr stark ausgeprägt ist. Dieser innere Wolf hat keinen Namen und man kann mit ihm nicht kommunizieren. Er lenkt lediglich das Handeln, Denken und Fühlen....

...und hat manchmal seinen ganz eigenen Kopf, wie unser Jungkook feststellen muss 🤭

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