Kapitel 19

Louis atmete tief ein. „Ja, das wird gut." Hoffentlich.

Harry drückte Louis' Hand. „Sie werden dich mögen, okay? Mach dir keine Sorgen."

Louis lächelte gequält. Er machte sich aber Sorgen. Und da half auch kein salopper Spruch gegen. Wenn jemand Angst vor Spinnen hatte, verschwand die ja auch nicht einfach, nur weil jemand den Scheißspruch mit „die Spinne hat viel mehr Angst vor dir, als du vor ihr" brachte. Ähm, Entschuldigung? Woher wollte die Person denn bitte wissen, wie viel Angst man vor der Spinne hatte? Und- grr. Davon verschwand Angst einfach nicht.

Louis drückte Harrys Hand zurück. „Danke." Dann half er ihm aus dem Bett und kicherte über Harry im Schlafanzug. Kariert.

Harry rollte mit den Augen. „Ja, lach nur. Normalerweise penne ich in Boxershorts. Das ist mein „ich bin krank"-Schlafanzug. Das hilft mir." Harry reckte das Kinn. „Dein Spott prallt an mir ab", scherzte er.

Louis haute ihn etwas. „Du Idiot. Ich finde das süß."

„Ehrlich?"

„Ehrlich. Und jetzt komm, sonst sterbe ich an Nervosität." Und an Hunger, aber das wollte Louis nicht zugeben.

Harry schleppte sich die Treppe herunter in die Küche, wo Louis sich hinter ihm zu verstecken versuchte.

„Das ist Louis", sagte Harry heiser. „Louis", sagte er und drehte sich zu Louis um, „das sind meine Mum, mein Dad und meine Schwester."

„Hi", sagte die Schwester. „Ich bin Gemma."

Louis hob zaghaft die Hand.

„Ich bin Desmond", sagte Harrys Vater.

Louis lächelte verlegen und schaute hilfesuchend zu Harry, der auf einen Stuhl deutete, auf den sich Louis möglichst lautlos sinken ließ. Harry setzte sich daneben.

„Guten Appetit", sagte Gemma und hob den Deckel des großen Topfes an, füllte erst Anne, dann Desmond und dann sich auf. Dann schaute sie Louis abwartend an, ihre Hand in seine Richtung ausgestreckt.

„Magst du Tomatencremesuppe, Louis?", fragte Anne.

Louis schluckte. „Ich..."

„Es ist kein Problem, wenn nicht. Ich kann dir auch ein Brot machen."

„Nein, schon gut. Danke. Ich möchte sie probieren", entschied Louis.

Also schnappte sich Gemma seinen Teller und machte eine kleine Portion drauf, nur um dann das Doppelte auf Harrys Teller zu füllen, der sofort hungrig darüber herfiel.

Zu Louis erstaunen war die Suppe echt gut und er wurde tatsächlich satt davon. Er hatte gedacht, dass man von Suppe nicht satt werden konnte. Denn... nun ja, es war Suppe. Von Suppe wurde man nicht satt. Das war immer nur eine Vorspeise für Louis gewesen.

Nun, er wurde eines Besseren belehrt.

Nach dem Essen räumte Louis, gut erzogen, wie er war, seinen Teller in die Spülmaschine und wurde dann von Harry wieder nach oben verfrachtet.

„Ließt du noch ein bisschen für mich?", fragte Harry kläglich, als er wieder unter den siebenhundert Decken in seinem Bett lag.

Und Louis las.

Einfach, weil Harry außerordentlich gut betteln konnte.

Und weil er total verknallt war und nicht nein sagen konnte.

Und als er an dem Abend mit dem Bus nach Hause fuhr (er wollte Anne keine Arbeit machen und der Bus kam sowieso gerade), war er selber davon überzeugt, dass Peter Pan der Böse in der Geschichte war. Schräg.

Er stieg aus dem Bus und lief die paar Meter zu ihrem Haus ganz bewusst. Er ging jeden Schritt mit Schwung, atmete tief ein und wieder aus, drehte sich sogar einmal im Kreis. Die Luft roch nach Sommer und frisch gemähtem Gras, der Himmel verfärbte sich rosarot und orange und Louis war endlos glücklich in diesem Moment.

Er klingelte an ihrer Haustür und als Lottie aufmachte, gab er ihr grinsend einen Handschlag und ließ sie ein wenig verwirrt (aber glücklich), zurück.

Er informierte seine Familie darüber, dass er wieder anwesend war und verdrückte sich dann in sein Zimmer. Der Sonnenuntergang tauchte sein Zimmer in orangenes Licht.

Er atmete tief durch. Sein Herz schlug aufgeregt, als er ein Foto machte, in dem man den Sonnenuntergang und die Lichtverhältnisse in seinem Zimmer gut erkennen konnte, und es an Harry schickte. Gleich hinterher die Nachricht: Ich wünschte du wärst gerade hier, dann könnte ich dich in dem licht küssen und dir immer wieder sagen wie wunderschön du bist

Verdammt, ja, es war kitschig. Und sie waren noch nicht mal zusammen.

Aber trotzdem.

Louis meinte jedes Wort ernst.

Das war, was er in diesem Moment machen wollte.

Harry schrieb ziemlich schnell zurück. das wäre wunderschön. ich würde mit meinen händen über deinen körper streichen und bewundern wie atemberaubend es sich anfühlt. ich vermisse dich gerade <3

Louis: Ich vermisse dich auch <3 werd am besten schnell gesund, damit wir das machen können

Er wollte sich in die Hand beißen. Er schickte riskante Nachrichten, ohne nachzudenken, und am Ende hatte er Angst vor der Reaktion. Klang als sei er spontan oder so. War er aber nicht. Einfach nur ein wenig verpeilt.

Und dann schrieb Harry: ich bin fleißig am tee trinken damit wir das so schnell wie möglich umsetzen können. ich lasse es dich wissen wenn ich wieder küssfähig bin ;) und jetzt schlaf gut, lou <3

Louis schaute auf die Uhr. Morgen war Schule. Harry hatte wohl recht. Schlaf gut <3

Er hatte überlegt „ich liebe dich" zu schreiben. Aber dann hatte er es gelassen. Das wollte er Harry das erste Mal lieber ins Gesicht sagen. Und bei dem Gedanken daran, genau das zu tun, schlug sein Herz aufgeregt gegen seine Brust. Verdammt, er war so verliebt in Harry.

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