20. 𝔗ü𝔯𝔠𝔥𝔢𝔫 - ℌ𝔞𝔯𝔯𝔶 𝔓𝔬𝔱𝔱𝔢𝔯 𝔦𝔫 '𝔈𝔦𝔫𝔢 𝔚𝔢𝔦𝔥𝔫𝔞𝔠𝔥𝔱𝔰𝔤𝔢𝔰𝔠𝔥𝔦𝔠𝔥𝔱𝔢'
von Vintage_Grey
*Die Verwandschaftsverhältnisse sind nicht Originalgetreu*
Malfoy war tot: damit sollten wir beginnen. Severus Snape war ein gemeiner, habgieriger Zauberer, der trotz seines nur halbreinen Blutes, jene verachtete, die in seinen Augen nur minderes Volk waren.
Zusammen mit Lucius Malfoy, einem ebenso großen Schuft wie ihm, führte er jahrelang ein kleines Geschäft inmitten Londons. Doch Malfoy verstarb und sein ganzes Gut ging über in den Besitz seines Partners, der damit die Beerdigung bezahlen sollte, doch Snape hatte mit den vielen Galleonen andere Pläne...
* 7 Heiligabende später *
Wie eine Fledermaus stolzierte Severus Snape an seinem Krückstock eingemummt in den schwarzen Umhang durch die verschneiten Londoner Gassen, nicht ohne einem jeden, der es auch nur wagte, ihm eine fröhliche Weihnacht zu wünschen, einen seiner finstersten Blicke zuzuwerfen, bei dem Wasser gefror und jedem ein eisiger Schauer die Wirbelsäule hinauf kroch. Kleine Kinder begannen zu weinen, rannten bei seinem Anblick davon, Männer und Frauen wandten sich ab.
Er betrat den Laden, Snape und Malfoys Zaubertränke, dessen Schild schon so eingeschneit war, dass man seinen Namen nicht mehr lesen konnte. Mit dem Stock schlug er gegen das Holz und der Schnee landete auf den steinernen Stufen.
"Oh Mr. Snape!", begrüßte ihn der junge Arthur Weasley, sein Buchhalter und Bediensteter. "Fröhliche Weihnachten!"
Snape musterte ihn finster. Seine Lippen verzogen sich zu einem gemeinen Grinsen, ehe er vor Ekel die Hakennase rümpfte und ausrief: "Bah! Humbug! Sagen Sie das noch ein mal, Weasley, und Sie können nächstes Jahr um diese Zeit auf der Straße leben!"
"A-aber Sir", setzte Arthur an, doch der alte Snape verscheuchte seine Worte mit bloßer Hand.
Mit einem lauten Schlag flog die Tür auf und herein kam ein stattlicher Bursche, dunkles, langes Haar umspielte scharfe Gesichtszüge, während auf den Lippen ein schelmisches Lächeln lag.
"Onkel Snape!", rief der Neuankömmling. "Fröhliche Weihnachten!"
Severus Snape funkelte ihn an. "Sirius, Neffe, was verschafft mir die... Ehre?" Das letzte Wort hinterließ bei ihm einen bitteren Beigeschmack.
"Onkel, ich lade dich wie immer zum Festtagsessen ein. Marlene setzt einen köstlichen Braten auf und heute Abend kommt die ganze Familie zusammen."
Severus erhob sich von seinem alten Ledersessel, die Handflächen auf den Holztisch gestützt. Pure Abneigung spiegelte sich in seinen Augen wieder, ehe er mit der Faust auf den Tisch schlug, weswegen Weasley beinahe sein Klemmbrett fallen ließ, mit dem er begonnen hatte den Etat zu zählen. Seine jährliche Abschlussarbeit.
"Bin ich je bei einem dieser muggelfreundlichen Festivitäten erschienen?!", rief er erzürnt.
"Nein, Onkel", antwortete Sirius freundlich.
"Und wieso sollte ich mich dann dieses Jahr blicken lassen, Neffe?!"
"Es ist doch Weihnachten, Onkel."
"Humbug!"
Sirius Black nickte eifrig, er hätte es wissen können. Er entschuldigte die Störung, wünschte den beiden Herren noch eine fröhliche Weihnacht, woraufhin Snape drohte seinen Krückstock nach ihm zu werfen, und verließ den kleinen Laden.
Arthur Weasley winkte ihm zum Abschied und begann dann weiter zu zählen.
"Weasley! Sie wollen morgen wohl frei haben, wie sehe ich das?"
Die Kälte seiner Stimme, ließ den Schneesturm vor der Tür wie einen lauen Sommernachmittag erscheinen. Arthur fuhr sich mit der Hand in den Nacken und nickte dann.
"Ja, es - es wär schon sche', nich'? Mei' Frau Molly un' die Kinder - es is' ja nur einmal im Jahr, an Weihnachten, das-"
"Einmal im Jahr, an denen ich Ihnen Lohn für nicht geleistete Dienste bezahle?! Ein Jahr, an dem ein Muggelfest gefeiert wird, obwohl wir Zauberer sind?!"
"Sir, Muggel sind doch-"
"Weasley! Sie wollen morgen frei? Dann gibt es morgen keinen Lohn!"
Und ohne ein Widerwort war die Unterhaltung beendet. Am selben Abend blieb der alte Snape bis Ladenschluss auf seinem Sessel, zählte seine Galleonen und hetzte gegen das Muggelfest, ehe er Weasley hinfort jagte und schließlich selbst nach Hause ging. Er öffnete das knarzende kleine schwarze Törchen und trat an die Haustür, den Schlüssel wie immer griffbereit, doch irgendwie wollte er zu dieser späten Stunde das Schlüsselloch nicht so recht treffen, der Türknauf, der wie ein Schlangenkopf geformt war, schien ihn so sehr zu verspotten, dass ihm das Metall des Schlüssels durch die vor Kälte zittrigen Finger glitt und im schneebedeckten Gras landete. Ermüdent streckte er sich danach aus, bückte den Krummen Rücken. Doch als er wieder aufsah, schreckte er keuchend zurück. Der Schlangenkopf hatte nun mehr die Form eines entstellten Gesichtes, das seines alten Partners, Lucius Malfoy.
Severus schüttelte den Kopf und die Schlange war wieder da.
"Humbug! Sehe schon Gespenster - ich werd noch verrückt!"
Er trat in das zugige Haus, da flog die Tür mit einem Knall auch schon wieder zu. Er sprang beinahe bis an die Decke. Angst kroch ihm die Kehle hinauf. Was sollte nur dieser Mist?! Er war doch kein alberner Schuljunge mehr, den die Träume heimsuchten.
Ein Rascheln, ein Zischen. Und vor ihm stand kein anderer, als der totgeglaubte Lucius Malfoy.
Snape machte mehrere Sätze zurück, stolperte über die Teppichkante und fiel nach hinten.
"W-wer, wer bist du?!", rief er voll Angst.
"Einst nannte man mich Malfoy wohl. Ich war dein Geschäftspartner, Severus, ganze zweiundreißig Jahre lang. Und dennoch hast du meine Asche bloß im Abfluss entleert und das Geld für meine Beerdigung in den Laden investiert."
Severus wollte zu einer halbherzigen Entschuldigung ansetzen, da winkte Malfoy schon ab.
"Ich hätt's wohl genauso gemacht."
Erst jetzt erkannte Severus die dicken schweren Eisenketten, die an Malfoys Armen und Beinen hingen und ihn wie einen Schwerverbrecher aussehen ließen.
"Ich war ein Schuft, gemein und niederträchtig. Trage nun die Ketten, die ich mir im Leben selbst schmiedete. Lebe mit der Last, die ich anderen auflud - bin gezwungen von Ort zu Ort zu reisen, ohne je irgendwo sesshaft zu werden. Kann nicht essen, nicht trinken, nicht schmecken. Was glaubst du nur, wie lang und schwer die Kette sein wird, die dich erwartet?"
Severus konnte nicht glauben, den Geist seines alten Kollegen anzutreffen. Das war ein Trick, ein Zauber seines Neffen, der doch immer zu Scherzen aufgelegt war. Ein alberner Versuch, ihn um eine ruhige Nacht zu bringen. Kein Zauber der Welt vermochte es tatsächlich, die Toten wiederzuerwecken. Es war ein Streich, oder er wurde endgültig verrückt.
"Du warst schon vor sieben Jahren so schlecht wie ich, Snape. Bist jedes Jahr nur schlechter und schlechter geworden, dein Herz verdunkelt sich, Severus, doch noch kannst du es wenden! Du willst nicht so ein Schicksal wie ich! Du willst nicht noch etwas Schlimmeres! Lass mich dir helfen, so hätte ich wenigstens eine Schuld weniger zu sühnen!"
"Humbug", murmelte Snape, doch die Überzeugungskraft war schon längst aus seiner Stimme verschwunden.
Malfoy sagte: "Du wirst von drei Geistern heimgesucht werden! Die Geister der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht! Es ist eine Chance, deine Chance, die letzte Chance diesem - meinem Schicksal zu entrinnen!"
Und mit einem Satz stürzte er sich aus dem Fenster. Severus rannte ihm nach, blickte nach unten, doch bevor der Geist zusammen mit den Ketten auf dem Boden hätte aufschlagen können, war er verschwunden...
Severus schüttelte sich. Das, das war nur ein Zauber, ein Trick. Eine Illusion, die Täuschung seiner Sinne.
Ohne ein Wort mit seiner Hauselfe gesorochen zu haben, zog er sich das Nachtgewand an und ging zu Bett. Die Schlafmütze verdeckte das fettige Haar.
***
Als die Uhr eins schlug, erwachte Severus aus einem fürchterlichen Traum, er sah sich um, blinzelte, nur um einen alten Mann, am Fuße seines Bettes sitzen zu sehen. Ein Mann mit langem weißen Bart und einer halbmondbrille auf der Nase. Sein Umhang war voll silberner Monde, die im Schein der Kerze aufblitzten.
"Hausfriedensbruch!", keifte Severus, doch der Mann lächelte bloß.
"Aber- aber, Snape. Behandelt man so seine Gäste?"
Er blinzelte mehrfach, doch der Mann verschwand nicht. Träumte er wohl noch? War das alles ein irrwitziger Traum, der ihm auferlegt worden war? Ein Alptraum, aus dem er nicht zu erwachen vermochte?
"Ich bin der Geist der vergangenen Weihnacht und es wird Zeit, dass du mich begleitest, Severus."
Er schnippte mit den Fingern und ihre beiden Handgelenke verband ein zartes goldenes Kettchen, das, so sehr Snape es auch versuchte, nicht reißen wollte.
"W-wieso, sind Sie hier?", fragte er.
"Aber ist das nicht offensichtlich?", fragte der alte Mann. "Wir machen eine Reise in deine Vergangenheit."
Und in eben jenem Moment verschwammen die Umrisse seines Schlafgemachs, und keine Sekunde später fand er sich in einer vollen Halle zu Weihnachten wieder. Es war eines der Feste in Hogwarts gewesen, auf dem er mit seinen Freunden eine glückliche Zeit verbracht hatte.
Er fühlte sich zurückversetzt in die Zeit, als alles noch so viel einfacher war. Er noch Spaß hatte und von Macht und Geld nur träumen konnte.
"Sieh doch, Geist!", sagte er aufgeregt und deutete auf eine jüngere Version seiner selbst. "Sieh nur, das bin ich!"
Mit beinahe kindlicher Freude, bewunderte er sich selbst, den jungen Snape, der mit einem geknickten Gesichtsausdruck zu dem rothaarigen Mädchen hinüberspähte, dass sich mit einem schwarzhaarigen Jungen unterhielt.
Doch die Rothaarige wandte sich ihm zu, lächelte und winkte. Trat näher und forderte ihn auf, mit ihr zu tanzen. Es war ein Gefühl, wie noch nie. Er verspürte es in Mark und Bein, wollte sie gar nicht mehr loslassen, doch die Erinnerung verblasste und offenbarte eine dunklere Zeit. Ein Jahr später, er hatte nun mehr denn je begonnen, den Kampf der Reinheit des Blutes zu kämpfen und sie war nicht rein.
Zusammen standen sie auf der Wiese, um sie herum, die anderen Blutsverräter und Muggelfreunde, Schlammblüter.
"Es ist vorbei, Severus! Unsere Freundschaft ist endgültig vorbei!"
Dem alten Snape war die anfängliche Freude vergangen, verletzt sah er zu dem Geist auf, der ihn wehmütig anlächelte.
"Bring mich fort, Geist! Ich muss hier weg."
"Deine Vergangenheit ist so geschehen. Ich zeige bloß, was war, nicht was wäre. Sieh den Tatsachen ins Auge und erkenne. Mehr verlange ich nicht."
"Bring mich hier fort!", schrie er und im nächsten Augenblick schreckte er aus dem Schlaf auf.
Was war das für ein Spiel, das man mit ihm spielte - was waren das für Träume, die ihn heimsuchten?
"Snape." An seinem Bett saß eine alte Frau in smaragdgrünen Roben, deren schwarze Haare in einen Knoten gebunden waren, streng zurückgenommen.
"Ich bin der Geist der Gegenwärtigen Weihnacht", stellte sie sich vor.
'Nicht noch einer!', fluchte Scrooge in Gedanken. Zwei Geister in dieser Nacht hatten ihm schon gereicht. Auf einen dritten und vierten konnte er sehr gut verzichten! Schließlich waren diese Gesellen nicht so amüsant wie der blutige Baron oder der fast kopflose Nick.
"Nun beeile dich doch! Ich habe nicht ewig Zeit! Nicht wie meine Brüder, verfüge ich über unendliche Zeit, meine Zeit, die mir auf dieser Erde zusteht ist begrenzt. Vergangene und zukünftige Weihnachtsfeste mag es ja immer geben, doch das gegenwärtige verfliegt so schnell, wie der Morgentau auf den Blättern, wie der Tropfen Wasser auf einem heißen Stein.
Ihre unbändige Stimme, die machtvollen Klänge erinnerten ihn sogleich an seine Mutter, weswegen Snape nicht lang überlegte und nach ihrer ausgestreckten Hand griff. So einer Frau wollte er in keinster Weise widersprechen. Wie bei einem Portschlüssel fühlte er sich von seinem Nabel aus mit ganzem Körper an sie gebunden, all die Schwerkraft konzentrierte sich nur in seiner Hand, die ihre umschloss. Die Fenster schlugen auf und sie flogen in die Nacht hinaus.
Schockiert stieß der alte Snape einen Schrei aus, als er die vielen Meter nach unten blickte und mit einem Mal das Gefühl hatte zu fallen, doch er landete nicht im pudrigen Schnee oder auf dem harten Stein. Er flog, er schwebte neben dem Geist über die vielen Häuser Londons hinweg. Bis hin zu einem stattlichen Herrenhaus in schwarz, das, verborgen vor aller Muggelaugen, nur denen sichtbar wie, die seine genaue Adresse kannten. Eigentlich. Doch in dieser Nacht war es für Snape und den Geist sichtbarer denn je, aus den oberen Fenstern fiel Licht hinaus in die Dunkelheit.
"Ist das, das Haus meines Neffen?", fragte er den Geist. Sie nickte.
"Trete ein und sieh wie deine Nächsten ihr Fest feiern."
Severus griff nach dem Fenstergriff und huschte hinein ins Warme, das Nachthemd wehte ihm um die Knöchel.
Im Salon des Hauses führte Sirius, so schien es gar, eine Show auf. Er lief in gekrümmter Haltung, sein Ausdruck grimmig, auch wenn das Funkeln in seinen Augen noch klar zu erkennen war.
"Ein Tier?", riet Remus Lupin, der Schwager Sirius'.
"Manchmal."
"Ein Monster?", fragte Marlene McKinnon.
"Gewiss."
"Ein Vampir?"
"Nicht ganz."
"Die alte Fledermaus Snape! Es ist unser Onkel!", rief Nymphadora Tonks. "Der alte Halunke!"
Snape trat vor Zorn aus dem Schatten, nur um festzustellen, dass man ihn nicht sah. Was bildeten sich diese Blutsverräter ein, ihn ein Monster zu nennen?! Er, der doch immer nur das tat, was eben gut für ihn selbst war. Wie hatte seine Mutter doch stets gesagt? Wir leben in einer selbstsüchtigen Welt, in der nur der Selbstsüchtige leben kann.
"Mein lieber Onkel ist sich zu fein, mit uns zu Speisen. Wir sind ja bloß niederes Volk!" Sirius lachte bellend und hob dann sein Glas.
"Auf den alten Greis, der einem doch zeigt, dass das Leben toll ist, sofern er einem nicht im Nacken sitzt."
"Auf Severus Snape!", sagten alle im Einklang. Und bei dem Geräusch der zusammenklirrenden Gläser, sauste der Geist auch schon zum nächsten Haus.
Sie waren nun in der ärmeren Gegend von London. Den ganzen Flug über beschwerte sich der alte Snape über seine Verwandten, doch der Geist der gegenwärtigen Weihnacht, sah nur mürrisch auf ihn herab.
"Was machen wir hier?", fragte Severus gereizt.
"Mehr kann sich der alte Mr. Weasley nicht leisten bei den paar Sickeln, die er im Monat bekommt", antwortete der Geist.
Statt hinein ins Haus zu schweben, landeten sie auf dem hölzernen Dach, dass schon mehrere Löcher aufweisen konnte.
Durch ein recht großes blickten sie hinein. Eine durch und durch rothaarige Familie.
Die Tafel für acht Kinder, obwohl Snape nur sieben zählte, und zwei Erwachsenen war recht mager Sie alle teilten gerecht auf, was an Essen überhaupt da war. Die Eltern blieben fast leer aus.
"Das hast du toll gemacht, Mum!", riefen zwei Jungen, die sich glichen wie ein Ei dem anderen.
"Ron?", fragte die Mutter herzlich ihren jüngsten Sohn, "Wo ist denn Harry?"
"Ich bin hier, Mum", sagte ein kleiner schwarzhaariger Junge, viel magerer als all die anderen, kleiner und dürrer. Er ging gebückt, auch ihn konnte nur noch eine Krücke aufrecht halten.
Er hinkte hinüber zum Tisch und nahm zwischen Ron und dem einzigen Mädchen Platz.
Der Anblick des Jungen versetzte Snape einen Stich. "W-was fehlt dem Jungen?", fragte er betroffen.
Der Geist begutachtete ihn skeptisch, eher er sagte: "Er entkam dem Tod, doch um welchen Preis? Das Bein wird nicht allein heilen, es ist krank. Schwarze Magie..."
"Wird es ihn töten?"
"Ich sehe ihn im nächsten Jahr nicht am Tisch, ich sehe eine Krücke unbenutzt, einen Grabstein mit seinem Namen."
"Nein", hauchte Snape. Er wollte nicht glauben, was ihm der Geist erzählte.
"Sein Bein verletzt, die Eltern getötet, weil sie Blutsverräter waren, Snape. Hat der kleine Junge das verdient?"
"I-ich..."
"Er gehört auf die Straße!", rief der Geist. "Minderes Blut! Ein Fest der Muggel!"
"Hör auf", flehte Snape, er begann zu zittern. Sein Blick haftete auf dem tapferen Lächeln des Jungen.
"Er hat den Tod verdient", redete sie weiter.
"STOP!"
Und er schreckte wieder in seinem Bett hoch, stieß sich den Kopf an der Dachschräge. Er zupfte sich die Schlafmütze zurecht und griff nach der Kerze auf seinem Nachttisch, um den Raum zu erleuchten.
In einer dunklen Ecke stand eine vermummte Gestalt, von der Scrooge schon wusste, wer sie war.
Der Geist der künftigen Weihnacht.
Er erhob sich aus dem Bett und trat einen Schritt auf ihn zu, da fiel er schon polternd eine Steintreppe hinab und landete im weißen Schneegestöber.
"Hast du gehört?", fragte ein Mann.
"Der Alte Greis ist tot.", sagte ein anderer.
"Die traurigste Beerdigung, die ich je gesehen hab."
"Keiner war da?"
Severus sah auf, die beiden Gesichter kamen ihm nicht bekannt vor, doch in den Schatten der Kirche, vor der er nun stand und die hoch bis zu den Wolken reichte, erkannte er den Geist und sein hämisches Grinsen. Über wen sprachen die beiden Männer? Welcher Mensch könnte so verhasst sein, dass keiner ihm die Ehre zukommen lassen würde, auf der Beerdigung anwesend zu sein.
"Von wem ist die Rede, Geist?", rief er, doch statt einer Antwort fand er sich selbst auf einem Friedhof wieder.
Der Schnee stand ihm nun schon bis hoch an die Kniekehlen.
Er drehte sich langsam um, den Hauch des Todes im Nacken spürend. Ein offenes Grab lag ihm zu Füßen und den Grabstein, der davor stand, zierte sein Name...
Der Geist der künftigen Weihnacht gab ihm einen Stoß und gerade noch konnte Snape die lange Wurzel packen, die aus der Erde herausragte. Er ließ einen Schrei los und sah auf in die leeren Augen, die seine Seele auszusaugen schienen.
~Du hast dein Schicksal selbst gewählt.~
"Ich - ich war der Mann, über den die Bestatter gesprochen haben!", jappste Severus den Tränen nahe.
"Wie - wie kann ich ändern, was geschieht? Wie kann ich dafür sorgen, nicht allein zu enden? Wie kann ich dem armen Jungen helfen - ich will nicht allein sterben!"
Verzweifelt versuchte er sich an der Wurzel wieder hinauf zu ziehen, doch ohne Erfolg. Der Geist wischte das Datum seines Todes frei, der Schnee hatte es bedeckt und schockiert realisierte Scrooge, dass es ein 25. Dezember war, das Jahr konnte er nicht erkennen.
"Nein!", schrie er. Strampelnd versuchte er erneut, aus dem Grab zu kommen. Der Boden unter ihm war schwarz wie die tiefste Nacht, doch das leicht rote Glühen, das hin und wieder aufflackerte beruhigte ich nicht im geringsten.
~Deine Entscheidung formen wer du bist, wer du sein willst - Das Leben und der Tod werden dich gerecht entlohnen.~
"Ich will besser sein, Geist! Ich schwöre es! Ich werde mich bessern, ich spende mein Vermögen, höre auf Muggel zu verabscheuen! Gib mir eine zweite Chance! Ich flehe dich an!"
Doch mit einer Handbewegung des Geistes, die nur aus Knochen bestand, riss die Wurzel aus dem Schnee und Snape fiel in die Tiefe und in die lodernden Flammen, die am Abgrund auf ihn warteten...
***
Durch ein lautes Läuten der Glocken erwachte Severus Snape am Weihnachtsmorgen, so als wäre der letzte Tag nie geschehen.
Ohne einen klaren Gedanken gefasst zu haben, sprang er aus dem Bett und eilte noch im Nachthemd, nur einen Mantel über den Schultern und Pantoffel an den Füßen mit seinem Krückstock durch die Londoner Gassen. Jedem der es hören wollte, wünschte er eine Frohe Weihnacht. Er sang, sprang und tanzte, denn das Leben hatte ihm eine zweite Chance zu Teil werden lassen.
Er stürmte in seinen Laden, Arthur Weasley war wieder dabei die Inventur zu machen und den Etat zu zählen, doch Severus Snape hatte andere Pläne.
"Mr. Weasley!"
Der alte Arthur erschrak so heftig, dass er sein Klemmbrett fallen ließ.
"Fröhliche Weihnachten! Hier ist ihr Weihnachtsgeld, Sie nehmen sich morgen und übermorgen natürlich frei! Für die Kinder und für sich selbst, sie schuften hier täglich für drei!"
Völlig überrumpelt sah der alte Weasley den Beutel voll Galleonen an, der ihm soeben überreicht worden war.
"Sir! Ich- äh - Dankesehr! Fröhliche Weihnacht!"
Wie aufs Stichwort trat Sirius Black ein.
"Onkel Snape! Fröhliche Weihnachten!"
"Fröhliche Weihnachten, Neffe", rief der Greis strahlend.
Leicht irritiert betrachtete Sirius den Alten. "Onkel, geht es dir gut?", fragte er langsam.
"Ging mir nie besser!"
"Weasley! Ich erwarte, dass sie morgen mit ihrem Harry vorbeikommen! Ich habe heute früh mit dem renommiertesten Arzt Londons gesprochen. Keine Sorge, die Kosten übernehme ich!"
Arthur sah ihn erstaunt an. "Aber Sir, Mr. Snape, woher wissen Sie nur-"
Der alte Snape lächelte.
"Ein Traum mag mir davon erzählt haben..."
Und seit diesem Weihnachtsfeste, war der alte Severus Snape nie mehr der selbe. Die Menschen Londons wunderten sich, was wohl geschehen war, doch durch ihn erkannten sie die wahre Bedeutung von Weihnachten.
Im Leben kam es nicht darauf an, was man am Ende seines Weges zu erwarten hatte. Geld und Macht würden einen nicht überdauern, doch in den Herzen derer, die einen lieben, lebt man mit ihnen in die Unendlichkeit!
Denn die Raben laben sich an den Leichen,
An den Armen und den Reichen.
Denn ob arm oder ob reich,
Im Tod sind wir alle gleich.
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