❄️II. 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵
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Ich wurde von dem Klingeln meines Handys geweckt. Ich blinzelte ein paar mal, bevor ich mich aufsetzte.
Das Handy lag neben mir auf dem Boden, mein Bett bestand bisher leider nur aus einer Matratze.
Ich hob mein Handy auf und sah, dass meine Mutter mich anrief. Ich hob ab.
„Hallo Spatz", begrüßte sie mich. Das lächeln konnte man nahezu raushören.
„Hallo Mama", sagte ich verschlafen.
„Oh hab ich dich geweckt?"
„Ja, aber mach dir nichts draus, es ist sowieso schon...", ich nahm mein Handy vom Ohr und sah auf die Uhr.
„Es ist sowieso gleich neun"
„Wie ist es denn bisher in deiner Wohnung? Und hast du nette Nachbarn?", fing meine Mutter an zu fragen.
„Kalt... leer. Nur eine Matratze als Bett zu haben ist nicht schön.. viel Zu weihnachtlich im Dorf, das ist-"
Meine Mutter unterbrach mich:
„Ach Georgia, lass das! Fang nicht wieder mit deinem Weihnachts-Genörgel an! Wir versuchen schon seit Jahren, dir die Weihnachtszeit angenehm zu gestalten, aber du hörst uns ja nicht zu! Dann musst du mich jetzt auch nicht mit deinem Gemecker nerven!", rief meine Mutter ins Telefon.
Das traf mich. Besonders, dass sie so ausfallend reagierte.
„...ja.", sagte ich stumpf. Was ein toller Start in den Tag.
Es herrschte Stille am anderen Ende.
„Ich leg dann jetzt auf, Tschüss Mama", sagte ich und beendete das Gespräch.
Ich warf mich wieder in mein Bett. Endlich war mir mal warm.
Gerade wurde ich wieder ruhiger und schloss meine Augen, da klingelte es an der Tür.
„Es ist neun! Hat man hier nie seine Ruhe?!", fluchte ich leise.
Ich zog mir schnell einen Pulli über und ging dann zur Tür.
Dahinter stand mein Nachbar, der Über mir wohnte.
„Guten Morgen, Arne", sagte ich mit trübem Blick.
„Gleichfalls", sagte er lachend. Er sah an mir runter. „Gerade erst aus dem Bett gekommen? Und schicke Socken", merkte er an, während er auf meine Füße zeigte.
„Danke.. hab ich gestern auf dem Weihnachtsmarkt gekauft", sagte ich seufzend. Ich sah zu Boden. „Naja... was bringt dich her?", fragte ich und blickte schnell wieder auf.
„Ach ich wollte nur sagen, dass morgen auf dem Weihnachtsmarkt der Chor Auftritt und die kleinen ihr Krippenspiel vorführen, aber Weihnachten scheint ja nicht so dein Ding zu sein...", sagte er, zum Ende hin wurde er leiser. Er kratzte sich am Hinterkopf und sah zu Boden.
Auf einmal fühlte ich mich total schlecht, als hätte ich ihm in die Augen gesehen und ihn beleidigt. Ich wurde nervös und ohne klar denken zu können, lud ich ihn in meine Wohnung ein.
„klar gerne!", sagte er und strahlte wieder. Mir fiel ein Stein vom Herzen.
Er zog sich seine mit Schnee bedeckten Stiefel aus und stellte sie weg. „Sorry, die machen jetzt vermutlich deinen Boden nass", sagte er und grinste verlegen.
„Ach, kein Ding", sagte ich und wank ab. Er nickte lächelnd und zog dann seine Jacke aus. Seine dunkelgrüne Mütze legte er auf die Heizung.
„Warum bist du eigentlich schon so ausgestattet?", fragte ich im Bezug auf die Winterkleidung die er so früh schon anhatte.
„Habe bei den Vorbereitungen für morgen geholfen", sagte Arne stolz. „Achso", sagte ich leise.
„Naja wollen wir uns setzen? Hier im Flur ist es nicht wirklich gemütlich", stellte ich fest.
Er zeigte einen Daumen nach oben und so setzten wir uns an meinen kleinen Esstisch. Er sah sich um.
„Wenn du Hilfe mit Möbeln oder so brauchst sag ruhig Bescheid", bot er seine Hilfe an. Mein Handy, das ich in meine Jogginghose gesteckt hatte vibrierte kurz, schien als hätte mir wer geschrieben. Ich ignorierte es jedoch.
„Mache ich, danke", sagte ich, wirklich dankbar. Ich lebe jetzt eine Stunde von meinen Eltern entfernt, da können sie nicht so leicht mal rüberkommen, deswegen bin ich auf jede Hilfe angewiesen. Alleine würde ich das sicher nicht schaffen.
Ich stand auf. „Möchtest du auch einen warmen Kakao?", fragte ich. Arne nickte aufgeregt. „Natürlich!", sagte er glücklich.
Ich ging in die Küche, um den Kakao zu machen. Zum Glück war die Küche so mit dem Wohnzimmer verbunden, dass wir uns noch einwandfrei unterhalten konnten.
„Dann erzähl mal warum du dir dieses kleine Dörfchen ausgesucht hast"
...
„Dann noch viel Erfolg beim Aufbau!", verabschiedete ich mich von Arne, der wieder in Stiefeln und Winterjacke war.
„Dankeschön! Vielleicht kommst du ja mal vorbei?", fragte er zwinkernd, bevor er sich umdrehte und die Treppe runterlief.
Ich schloss schnell die Tür und lehnte mich gegen sie. Hat er gerade mit mir geflirtet?
Ich schüttelte den Kopf und griff stattdessen nach meinem Handy, um zu schauen, wer mir geschrieben hatte.
Es war meine Mutter.
„Entschuldige Georgia, ich wollte nicht so gemein sein. Aber du weißt doch wie es uns allen damit geht"
Ich seufzte genervt. Immer geht es nur um sie.
„Alles gut"
Antwortete ich stumpf.
Ich legte mein Handy weg und fing dann an mir ein Frühstück zu machen. Das würde mich sicherlich ablenken und aufmuntern.
...
Es war mittlerweile schon Elf Uhr.
Arne war lange zu Besuch, wir konnten uns gut unterhalten.
... Nur dem Thema Weihnachten bin ich aus dem Weg gegangen.
Mein Frühstück hat auch viel Zeit in Anspruch genommen. Ich hatte mir Pancakes gemacht, um mich nicht so langweilig zu fühlen.
Und jetzt saß ich auf dem Sofa und starrte wieder aus dem Fenster, an den grauen Himmel.
Bin ich wirklich so einfältig wie ich mich fühle? Ich löste meinen Blick vom Fenster und sah meine Wohnung an. Graues kleines Sofa. Weißer Holztisch mit passenden Stühlen. Weiße Küche mit schwarzen Pfannen und grauen Tellern.
Alle Wände weiß und kahl. Ich seufzte. Dass es so schwer sein kann auf sich selbst angewiesen zu sein, hätte ich nicht gedacht. Besonders nicht um diese Zeit.
Ich dachte die letzten Jahre immer ich hätte die Weihnacht alleine durchgestanden, doch das schien nicht zu stimmen.
Ich stand auf. Dann ging ich in den Flur und zog mich warm an. Ich wollte Arnes Angebot folgen und kurz vorbeischauen.
Schnell schnappte ich mir meine Schlüssel und verließ dann den Flur. Dort sah ich meine Nachbarin von neben an, die den Flur gerade weihnachtlich schmückte.
Erst jetzt fiel mir auf, dass ich weder die Box geöffnet hatte, noch nach dem Namen der Frau gefragt hatte.
Also schlich ich mich schnell an ihr vorbei und verließ das Gebäude endgültig.
Glücklicherweise hatte jemand wohl den Weg frei gemacht, deshalb war es ein leichtes für mich zum Weihnachtsmarkt zu kommen.
Aus der Ferne hörte ich wieder die Weihnachtsmusik. Es graute mir. Am liebsten würde ich mich umdrehen und weglaufen.
Ich atmete tief durch. Nein! Ganz sicher nicht! Mit starken, beständigen Schritten lief ich weiter auf den Markt zu.
Auf meiner Haut bildete sich eine Gänsehaut. Doch keine wie wenn man sich freut oder wenn einem warm wird.
Eher die, wenn man Angst bekommt. Wenn einem unwohl wird und sich das Herz so zusammen zieht.
Es war wie eine Barriere die mich abhalten wollte, eine, Die jeden Tag stärker wird, desto mehr ich mich mit Weihnachten auseinander setzen musste.
Doch dann sah ich Arne, der mir wank.
Ich freute mich. Kurz vergaß ich die Barriere und schaffte es mich mit Leichtigkeit zu überwinden.
Mit zügigen Schritten lief ich direkt auf Arne zu.
„Naa! Schön, dass du gekommen bist! Sahst ganz schön gequält aus, als du hergekommen bist", stellte Arne fest, er redete wieder lauter, wegen der Musik.
Ich wurde rot. Hoffentlich konnte man das wegen der Kälte nicht sehen. „Also ich... ä-Ähm..", stammelte ich vor mich hin.
„Na war der Weg hier hin so kalt und schwer? Dabei hab ich gestern Abend sogar noch den Weg geräumt", sagte Arne lachend.
Dann ging er in Richtung einer Bude. Die anderen Menschen, die halfen die kleine Bühne aufzubauen ignorierte er einfach.
„Ähm... ja", sagte ich und lachte leise. Mir fiel ein Stein vom Herzen, weil ich mir keine Ausrede ausdenken musste.
An der Bude angekommen, fiel mir auf, dass dort ein großer warmer Topf Glühwein stand. Arne nahm sich zwei von den Pappbechern daneben und füllte sie mit einer Schöpfkelle auf.
„Hier, lass ihn dir schmecken", sagte Arne, während er mir den Becher in die Hand drückte.
Ich sah mir das heiße Getränk an. Der heiße Dampf färbte sich in der kalten Luft weiß.
Zweifelnd trank ich einen kleinen Schluck. Doch mit einem Mal wurde mir warm ums Herz. Ich bekam wieder eine Gänsehaut, doch diesmal eine Schöne. Eine, die die alte Barriere zum Einfall brachte.
„Na, schmeckt es dir?", fragte Arne grinsend. Ich nickte.
Gemeinsam tranken wir den Glühwein, bevor Arne wieder an die Arbeit musste. Auf dem Rückweg bekam ich einen kleinen Holz-Weihnachtsmann geschenkt, welchen ich nur aus Höflichkeit annahm.
...
Zuhause angekommen fiel mir auf, dass Arne seine Mütze bei mir vergessen hatte, als er heute früh zu Besuch war.
Doch ich entschied mich dagegen nochmal loszugehen und schreiben konnte ich ihm nicht, da er meine Nummer hatte, aber ich nicht seine.
Also entschied ich mich stattdessen dazu, das Geschenk der alten Dame zu öffnen.
Also setzte ich mich auf die Matratze in meinem Schlafzimmer und griff zu der Box, die ich gestern Abend dort hingebracht hatte.
In der Box befand sich ein kleiner selbst-gemachter Weihnachtsmann und eine Tüte Plätzchen.
Ich legte das Geschenk wieder weg, ich wollte mich jetzt bedanken. Also stand ich auf, schlüpfte und meine Hausschuhe und wollte gerade rübergehen, da öffnete ich die Tür und jene Dame zu der ich wollte, grinste mir ins Gesicht.
„Hallo!", sagte sie strahlend, im hohen Ton und auch etwas kratzig.
„Hallo! Hereinspaziert!", sagte ich ebenfalls etwa überschwänglich. Kurz war ich überrascht, doch stellte dann fest, dass diese Frau in ihrer Art sehr überzeugend zu seien scheint.
Sie trat herein und stolzierte dann direkt zu meinem Tisch und setzte sich.
„Etwas kahl hier, findest du nicht?", fragte sie, als sie sich umsah. „Äh ja, ich bin hier erst seit einer Woche", stellte ich fest.
„Ach stimmt ja, entschuldige. Naja, ich habe mich gestern gar nicht vorgestellt, das muss mir entfallen sein! Mein Name ist Lieselotte und du bist?", stellte sie sich vor.
„Ich bin Georgia, schön ihre Bekanntschaft zu machen", sagte ich ebenfalls. Ich setzte mich ihr gegenüber an den Tisch. Ihre art kam mir bekannt vor.
„Dann erzähl mal... ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du Weihnachten nicht magst. Wie kommt es dazu?", fragte sie und blinzelte mich neugierig an.
Innerhalb von Sekunden wurde ich rot und die unangenehme Gänsehaut kam zurück.
„Also ich... das ist eine sehr lange Geschichte, ich-"
„Schätzchen, ich bin alt, vertrau mir wenn ich dir sage, dass ich Zeit habe", sagte sie grinsend.
„Ich sah zu meinen Fingern hinab, die angespannt auf den Tisch tippten.
Ich zögerte.
„Also es ist so... vor vielen Jahren, sieben um genau zu sein ist meine Großmutter verstorben", sagte ich wackelig und biss mir auf die Unterlippe. Das muss erbärmlich klingen...
„Rede weiter Schätzchen", forderte mich Lieselotte auf.
„Ich hatte ein gutes Verhältnis zu ihr... ein sehr gutes, besser als mit meiner Mutter, sie-"
Ich brach ab. Ich spürte wie mir die Tränen hochkamen. Nicht jetzt Georgia! Reiß dich zusammen du bist 21 Jahre alt!
„Sie hat Weihnachten geliebt", sprach ich mit wankender Stimme.
„Ist gut Schätzchen", ich mache dir jetzt einen Kakao und dann essen wir friedlich Plätzchen, ja?", sagte Lieselotte und ging dann ohne auf meine Zustimmung zu warten.
Ich ging schnell ins Schlafzimmer und holte die Plätzchen, die sie mir geschenkt hatte.
...
Zusammen saßen wir am Tisch und aßen, ohne zu reden. Ein paar mal konnte ich mir die Tränen nicht unterdrücken, aber statt mich zu beurteilen lächelte Lieselotte mich ermutigend an.
Es tat gut diese paar Sätze gesagt zu haben. Es war wie eine Last, die mir abgenommen wurde.
Schließlich wurde es sichtlich dunkel und es klingelte.
Als ich die Tür öffnete sah ich Arne.
„Naa, darf ich reinkommen?", fragte er wie immer lächelnd. „Immer doch", antwortete ich und führte ihn mit einer Geste hinein.
„Ah da ist sie ja!", sagte er und nahm seine Mütze in die Hand. „Die hab ich schon vermisst, haha", fügte er hinzu.
Er sah zum Esstisch, wo Lieselotte ihn schon angrinste.
„Hallo Söhnchen!", begrüßte sie ihn. „Ah meine Mutter hast du also auch schon kennengelernt... fehlen also nur noch meine beiden Brüder", sagte er seufzend, aber nicht schlecht gelaunt.
Zu dritt unterhielten wir uns noch über vieles, Umzüge, Möbel, Freunde und die Halbe Welt, nur die Weihnacht ließ ich bewusst aus.
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