➳006➳
Wir verließen den Wald, und kamen erneut auf einer Wiese an. Doch dieser Ort schien wieder ein anderer zu sein, denn große Steine ragten in die Höhe, oder lagen flach auf dem Gras.
Dieser Ort hatte etwas mystisches an sich, so wie auch der Rest des ganzen Waldes.
"Wir gehen diesen Weg entlang, dort dürften wir nicht auf die Herrin treffen. Es sei denn sie sucht nach jemanden..."
Der Baron zeigte mit seinem Schirm in die Richtung links von ihn.
Ich trottete ihn nach, und blieb dicht hinter ihn.
"Hier ist es echt schön...müssten wir uns nicht verstecken, dann könnte man eine Zeit lang hier verweilen..."
Sagte ich und sah in den Himmel. Dieser war zwar ein helles blau, hatte aber dennoch etwas düsteres an sich. Wie eine Dämmerung vor dem Sturm...
Ich lief fast in ihn hinein, als er plötzlich stehen blieb.
Ich öffnete schon den Mund um ihn zu fragen was denn dieses mal sei, doch da sah ich es schon selbst: eine große Gestalt die aussah wie ein Fliegenpilz stand vor uns auf der Wiese.
Mir verschlug es die Sprache, als ich sie anstarrte.
Sie trug einen riesigen, breiten Hut, der aussah wie ein Pilz. Er war in einem dunkelroten und Moosgrünen Ton gehalten, und bedeckte ihr ganzes Gesicht bis auf die Lippen.
Sie trug eine weite Robe, dessen Ärmel so lang waren das man ihre Hände nicht sehen konnte.
Das Kleid schliff über die Wiese, und wies einige weiße Flecken auf.
Die Art wie sie sich bewegte, hatte etwas geheimnisvolles an sich.
"Baron...wer ist dieses Mädchen?"
Fragte sie. Ihre Stimme klang hell und klar. Beinahe etwas kindisch...
"Sie ist versehentlich in dieser Welt gelandet. Ich war gerade dabei ihr den Wald zu zeigen."
Der Baron blieb gefassen, und verzog keine Miene, sodass man ihn jedes Wort abkaufen konnte ohne an die Wahrheit zu zweifeln.
"Wie kann ein Mensch sich in unserer Welt verirren? So etwas kam noch nie vor!"
Sie schwang mit ihren linken Arm und wehte dabei mit einem Luftzug in meiner Richtung.
Sie sah mich direkt an, und ich konnte nicht anders als sie anzustarren. Der Baron stellte sich schützend vor mir.
"Nun, es war nur eine Frage der Zeit das jemand diesen Ort entdecken würde. Schließlich ist eine lange Zeit vergangen, und es gibt Neugierige Kinder wie man sieht..."
Sagte er weiter.
"Herrin, wie wäre es wenn Ihr sie vorerst verschont? Wer weiß, vielleicht findet ihr gefallen an ihr..."
Ich spürte mein Herz bis in meinem Hals klopfen, und betete insgeheim das die Herrin mich verschonen würde. Was würde wohl passieren wenn sie wütend wurde? Würde sie mich dann auch in ein Tier verwandeln? Oder in etwas schlimmeres wie ein Baum, oder ein Pilz?
Meine Angst wuchs mit jeder Sekunde, als die Herrin plötzlich lächelte. Ihre knallroten Lippen kamen zum Vorschein.
"Du hast recht! Wie wäre es mit einem schönen Theaterstück? Beeindruckt mich, egal mit was. Ich erwarte euch wenn die Dämmerung anbricht am großen Platz!"
Ihr lachen verschwand schlagartig, als sie plötzlich den Kopf neigte.
"Enttäusch mich nicht, kleines Mädchen..."
Säuselte sie.
"Natürlich nicht..."
Sagte ich mit gepresster Stimme.
"Wie heißt du eigentlich? Weißt du nicht das es unhöflich ist sich nicht vorzustellen?"
"Entschuldigt, mein Name ist..."
Ich hielt kurz inne, und bekam Panik.
Mein Name, wie war er noch gleich?
"...Camilla."
In der letzten Sekunde fiel er mir dann doch ein, und ich schluckte. Plötzlich war die Angst in Panik umgestiegen. Ich hatte meinen Namen beinahe vergessen... dabei haben mich die Zwillinge doch davor gewarnt!
"Na schön, Camilla...ich erwarte euch dann..."
Sie drehte sich demonstrativ um und verschwand dann so plötzlich wie sie gekommen war, und wir waren wieder alleine.
"Camilla...du darfst deinen Namen nie vergessen, sonst kannst du nicht mehr in deiner Welt zurück kehren."
Der Baron drehte sich jetzt zu mir um.
"Ich weiß, dass haben mir die Zwillinge auch schon gesagt. Ich...ich muss besser aufpassen."
Sagte ich niedergeschlagen und blickte zu Boden.
Wie konnte ich nur meinen eigenen Namen vergessen? Wenn er mir nicht mehr einfällt, dann müsste ich hier bleiben, und zwar für immer!
Dabei wollte ich nicht hier bleiben, oder etwa doch...?
Vielleicht war ich hier in dieser Welt besser aufgehoben als in der Realen Welt...
"Camilla..."
Ich zuckte vor Schreck zurück als der Baron seine Hand an meiner Wange legte.
"...du darfst dich nicht aufgeben, niemals. Du bist das einzige was dir bleibt, und auf was du dich immer verlassen kannst. Lasse nicht zu das du dich selbst verlierst. Das musst du mir versprechen."
Ich sah ihn in die dunklen Augen, die jetzt mystisch glänzten, und merkte wieder dieses warme Gefühl im Bauch.
Ich musste es ihn versprechen, dabei wusste ich nicht einmal wieso er sich so kümmerte. Schließlich könnte es ihn egal sein was mit mir passierte...oder etwas doch nicht?
"Ja..ich verspreche es euch."
Er ließ die Hand sinken.
"Gut. Lass uns jetzt aufbrechen, es Dämmert schon bald."
Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken.
"Aber...mit was sollen wir die Herrin denn beeindrucken? Ich kann nichts dergleichen..."
"Das brauchst du auch nicht. Wie ich bereits sagte: du musst dir selber vertrauen."
Er sah wieder zu mir und hob den Finger.
Ich sah ihn an und nickte.
Wir liefen den Pfad entlang, als das Gras auf der Wiese immer höher zu werden schien.
Es roch nach feuchter Erde, und nach verbrannten Holz.
Von weitem konnte ich schon die kleinen Hütten sehen, dessen kleine Lichter anfingen zu glühen.
Aus einer der linken Hütten kamen plötzlich die zwei Zwillinge, die uns mit besorgten Blicken musterten.
Plötzlich bekam ich Angst, und wollte am liebsten ganz weit weg laufen, doch der Baron blieb stehen und sah mich an.
"Du darfst die Herrin nicht angucken sobald sie das Startsignal anschaut, in Ordnung? Sie wird sonst wütend."
Ich schluckte schwer.
"Wieso denn das?"
"In einem echten Theater blicken die Schauspieler auch nicht auf das Publikum..."
Ich ließ mich mit der Antwort abspeisen und sah auf die große Wiese.
Die Herrin betrat das Feld, und ließ dabei die Bewohner die sich dazugesellt hatten, erschrocken verneigen.
Ich erkannte neben den Zwillingen eine Schildkröte, die geduckt dort stand und einen Zylinder auf dem Kopf trug. Neben ihn entdeckte ich einen Pilz, der den Kopf reckte.
Ich zuckte etwas zusammen, als ich den kleinen rot-weißen Pilz dabei beobachtet wie er sich ganz klein machte.
Auf der rechten Seite stand ein Hirsch, dessen Geweih so groß war, das darauf Kerzen brannten. Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, als ich direkt in die Augen des Hirsches sah. Dieser jedoch schenkte mir keine Beachtung, und verzog angespannt das Gesicht, als dieser sich auch verbeugte.
Ein schwarzer Rabe, der jedoch viel größer als normal aussah, flog neben den Hirsch, und senkte den Kopf.
"Schön das jeder gekommen ist! Lasst uns unseren Besuch ein Kunststück vorführen!"
Die Herrin breitete die Arme aus, sodass die langen Ärmel bis zu ihren Armbeugen rutschten.
"Na komm vor und stelle etwas vor."
Sagte sie jetzt. Mir stockte der Atem. Ich sollte etwas alleine vorführen?
Verzweifelt sah ich zu den Baronen der sich vor mir stellte. Selbst er sah seine Herrin nicht an, sondern hielt den Regenschirm fest an seiner Brust gedrückt als er zu sprechen begann.
"Herrin, ich befürchte für das Stück wird noch eine zweite Person benötigt..."
Fing er an.
Die Herrin verharrte in ihrer Pose, und sagte kein Wort. Ich ließ den Blick gesenkt, damit ich ihr nicht aus versehen in die Augen sah.
"Hm. Na schön aber nur weil du es bist mein lieber Baron!"
Sie kicherte schrill, und verstummte dann plötzlich wieder. Meine Angst wuchs mit jeder Sekunde. Und ich wollte noch am Anfang mit ihr reden und ihr klar machen das sie mich hier nicht einfach festhalten könne. Niemals hätte ich den Mut mich ihr entgegen zu stellen.. ich hatte nie den Mut meine Meinung zu sagen, oder mich gegen eine ganze Gruppe zu stellen. Warum also sollte ich es dann mit der Herrin aufnehmen können?
"Ich danke euch Herrin..."
Der Fuchs sah jetzt zu mir, und streckte die Hand nach mir aus.
"Darf ich dich auffordern mit mir zu Tanzen, Camilla?"
Ich starrte ihn starr an. Ich sollte mit ihn Tanzen?!
Mein Blick glitt für eine Sekunde über die Menge die uns musterte und darauf wartete das das Stück anfing.
"Ich kann nicht Tanzen, Baron!"
Flüsterte ich ihn scharf zu.
"Vertrau mir."
Sagte dieser nur, und sah mich aus seinen braunen Augen genauso gelassen an, wie die ganze Zeit über auch.
Die Stimme in meinem Kopf schien mich anzuschreien ich solle weg laufen oder erst gar nicht zustimmen, doch das flattern in der Magengegend schien mir zuflüstern zu wollen, dass ich es versuchen solle, und die Chance ergreifen solle. Aber welche Chance meint es?
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Bis zum Nächsten Kapitel ♡♡♡
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