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„Taehyung! Du bist spät."

Seufzend nickte der Blauhaarige, als er die Autoschlüssel in die Schale auf der Kommode des Flurs legte. Die Schuhe hatte er schon in dem Vorraum stehengelassen, sodass er anschließend in die Hausschuhe schlüpfen konnte. Seine Mutter, die ihn schon wieder abgefangen hatte, bevor er nach oben in sein Zimmer verschwinden konnte, versperrte ihm den Weg. Nur gerade jetzt hatte der 22-Jährige keinen Nerv dazu, sich mit der Mitte 50-Jährigen zu streiten.

„Warst du etwa wieder bei diesen kranken, armen Menschen!" – auf die Tafel anspielend, verzog die reiche Frau das Gesicht. – „Du wirst irgendwann daran sterben. Lass doch bitte einen Angestellten da helfen, wenn du es schon nicht sein lassen kannst. Es ist schon Schande genug, dass du überhaupt helfen willst. Am Ende wirst du genauso verrückt wie Yoongi. Die arme Familie Min. Es wurde so in den Nachrichten breitgetreten .... Eine Schande und davon will ich nicht betroffen sein. Es hat ewig gedauert, bis sie sich davon erholten." – tief Luftholend ging sie ein paar Schritte auf ihren Sohn zu und umrahmte dessen Gesicht mit ihren Händen. – „Tae, Schätzchen, du verstehst deine Eomma doch, oder? Wir wollen nur dein Bestes."

Aufgrund der ekelhaft süßen Stimme seiner Mutter verzog der Größere sein Gesicht. Er hasste es, wenn er einfach im Gesicht angefasst wurde und auch sonst mochte er es nicht so. Von Yoongi wäre es kein Problem, aber von seiner Mutter? Er war keine 5 mehr. Man musste ihn nicht wie einen Zurückgebliebenen behandeln und die teure Handcreme, von der sie immer zu viel nutzte, machte es einfach nur unangenehm schmierig.

„Ja, Eomma. Ich bin kein Kind mehr und nein, ich war nicht an der Tafel. Ich war unterwegs und habe die Zeit vergessen. Außerdem hör auf, so über Yoongi und seine Familie zu reden."

„Ahh, du hast eine Frau getroffen. Wird auch mal Zeit, wir werden auch nicht jünger." – nun zufrieden schlug sie ihrem Sohn auf den Arm. Es war ihr Traum eines Tages Großmutter zu werden und ihren Enkeln unnötige Spielsachen und Designer Klamotten zu kaufe, doch würde Taehyung ihr diesen Wunsch niemals erfüllen. Nicht mal, wenn er Yoongi nicht bekam.

„Ja, sicher." – die Augen verdrehend, drückte er sich an der Kleineren vorbei. – „Es ist spät, ich gehe schlafen. Gute Nacht." – keine Antwort oder ‚Gute Nacht'-Wünsche abwartend, stürmte Taehyung bereits die Treppe zu seinem Zimmer herauf, nur um kurz darauf in seinen vier Wänden in Sicherheit zu sein. Seinen Schlüssel für die Zimmertür drehte er direkt um, sodass auch sonst niemand mehr in sein Zimmer kommen könnte. Erstrecht nicht seine Mutter, die, als er noch klein war, ihn beim Schlafen fotografiert und gefilmt hatte.

Als er sie darauf angesprochen hatte, warum sie es tat und dass er es nicht wolle, meinte sie nur, er sei zu süß. Seitdem war der Schlüssel mit das Wertvollste, was er bekommen hatte, und dabei besaß er viel teurere Gegenstände und Klamotten als das einfache Stück Metall. Aber dieses sinnlose Metall gab ihm Freiheit und Privatsphäre. Es ließ ihn selbst über mehrere Sachen bestimmen und gab ihm etwas Ruhe von den ganzen Menschen in ihrem Haus. So konnte er unter anderem auch verhindern, dass Angestellte seine Sachen durchsuchten mit der Entschuldigung, sie würden da ja nur putzen.

Mit einem tiefen Seufzen ließ sich der Blauhaarige bäuchlings auf sein Bett fallen.

Er war traurig, wütend und einfach nur erschöpft.

Auf seinem nach Hause Weg ging es ihm noch gut. Er hatte von einem neuen Buch gehört und wollte eigentlich fragen, ob Yoongi es gerne haben würde. Schließlich wusste er um die Leseliebe seines Crush Bescheid und dass meist nur ältere Bücher, die den Hype bereits verloren hatten, in der Tauschbibliothek zu finden waren. Somit hatte er sich eigentlich guter Dinge auf den Weg zu dem üblichen Café gemacht. Er konnte es fast schon nicht erwarten, in das strahlende Gesicht seines besten Freundes und heimliche Liebe zu blicken.

Und als er dort ankam, hatte Yoongi auch gelächelt. Nur eben nicht wegen ihm.

Es stach noch immer furchtbar in Taehyungs Brust. Er tat für den Schwarzhaarigen doch alles, was er konnte, und doch fühlte er sich nicht von diesem gesehen. Er bot ihm alles an, er würde ihm die Welt zu Füßen legen, aber Yoongi weigerte sich mit allem, was er hatte. Er wollte die Welt nicht haben. Er ließ sich nicht von Taehyung einladen und wollte ihn offensichtlich nicht in seiner Nähe haben. Warum sonst sollte Yoongi sich denn von Fremden einladen lassen. Da bekam man doch viel eher Schulden.

Wieder trieb es ihm die Tränen in die Augen, doch diesmal ließ er sie einfach in sein Kissen laufen. Es tat einfach zu sehr weh.

Als er nämlich am eigentlich dunklen Café angekommen war, brannte dort noch Licht. Die beiden Kellner, von denen Yoongi berichtet hatte, saßen mit ihm am Tisch und der Pinkhaarige erzählte offensichtlich Interessantes. Zumindest hatte er die volle Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen und schon das reichte aus, um den 22-Jährigen Wut und Trauer spüren zu lassen. Er musste manchmal um Yoongis uneingeschränkte Aufmerksamkeit kämpfen, auch wenn dieser ihn nicht absichtlich ignorierte und jetzt schenkte sein Crush seine Aufmerksamkeit einem pinkhaarigen Etwas.

Wütend schlug er mehrmals in sein Kissen, als er an das nächste dachte, was er nicht ertrug.

Der Blauhaarige war es gewohnt, dass alle Welt seinen besten Freund ignorierten, schließlich war dieser ja ein Obdachloser. Er war es gewohnt, dass er Yoongi für sich allein hatte und dann, aus dem Nichts, tauchte ein rothaariger Pumuckl auf und nahm sich das Recht heraus, den Schwarzhaarigen auch noch aufzuhalten, ihm nahezukommen UND ihm was zu schenken. Und Yoongi hatte es auch noch angenommen! Sobald Taehyung ihm was geben, gar schenken wollte, traf er auf eine Mauer.

Kurz gesagt, die beiden jungen, gutaussehenden Männer mit einem mickrigen Café und praktisch keinem Geld hatten es in zwei Tagen weiter geschafft als Taehyung in 20 Jahren.

Komplett verheult und vollkommen erschöpft von den ganzen Tränen, die nun alle in seinem Kissen verschwunden waren, nahm er sich den Bilderrahmen von seinem Nachttisch. Es zeigte ein Bild von Yoongi und ihm, wie sie in die Kamera lächelten. Es war kurz vor der Flucht von dem Schwarzhaarigen gewesen. Yoongi war zu der Zeit glücklicher gewesen und Taehyung hatte sich wenig dabei gedacht. Schließlich dachte er, der Kleinere erzählte Schwachsinn, dass er auf der Straße leben wollte. Zumindest solange, bis sein bester Freund plötzlich weg war und er ewig nach ihm gesucht hatte, bis er ihn als Obdachlosen auf der Straße wiederfand.

„Ich weiß, du wirst mich niemals lieben, aber warum musst du mir so weh tun?" – unzählig viele Tränen vielen auf das Bild, was eigentlich nur so vor Freude strahlte. – „Was muss ich tun, damit du mich siehst. Und zwar nicht nur als besten Freund und als jemand, der halt da ist." – schniefend wischte er sich die Tränen weg, bevor er sich anschließend entschlossen aufsetzte.

Das Ziehen in seiner Brust schmerzte nur mehr, da ihm durchaus bewusst war, dass die Idee dumm sein würde. Es war so dumm, dass er eigentlich schon wusste, dass er Yoongi daran für immer verlieren würde, doch wäre es so wohl besser für sein Herz. Lieber verlor er Yoongi bei einem Versuch gänzlich, als einfach nur da zu sein und immer wieder diese Sehnsucht und Hoffnung ertragen zu müssen, die am Ende doch ohne Erfolg und in Enttäuschung sowie Schmerz enden würde.

„Dann muss ich dir eben zeigen, was ich mit Geld machen kann, wenn du nicht die Welt vor Füßen haben willst."

.....(°^°).....

Ich fühl mich schlecht. Ich müsste eigentlich lernen und ich weiß, heute wird das nichts und ab morgen verfall ich dann in Panik : (

<3

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