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„Ist das nicht der Junge von gestern?" – Jimin, dessen Zunge und Lippen sich aufgrund der gewählten Eissorte bereits blau verfärbt hatten, saß mit schief gelegtem Kopf an einen der Bäume gelehnt. Die Blumen, die sonst den Park schmückten, waren entweder schon verblüht oder verloren jetzt alle nach und nach den Glanz.
„Ja." – sein Eis, das der Rothaarige neben sich gestellt hatte und so langsam von den Ameisen in Beschlag genommen wurde, hatte jegliche feste Form verloren und war inzwischen nur noch eine trostlose, graue Suppe, die mit verregneten Herbsttagen mithalten könnte. – „Aber da hatte er definitiv noch kein Pflaster im Gesicht."
„Vielleicht hat ihn ja jemand angegriffen." – den letzten Rest des Schlumpfeises aus dem inzwischen wabbeligen Becher kratzend, bestaunte der 24-Jährige die schlanken, langen Finger des Mannes, der vor ihnen schon eine Weile lang auf der Gitarre spielte.
Das Instrument sah heruntergekommen aus und kein vernünftiger Musikproduzent würde auf ihr auch nur einen Ton spielen wollen. Und doch saß da der junge Mann vor ihnen und spielte mit geschlossenen Augen und einer solchen Hingabe, dass es dem Kleineren nicht möglich war, wegzusehen. Jeder Handgriff saß perfekt, als wenn ihm das Talent zum Musizieren in die Wiege gelegt worden war.
„Oder er ist gestürzt." – Jungkook, der sich immer mal wieder umsah und die Melodie einfach im Hintergrund genoss, zog letztendlich doch sein Handy hervor, woraufhin ihn die vorangeschrittene Uhrzeit entgegensprang. – „Und wir sollten uns nicht weiter damit beschäftigen, sondern unseren Hintern in das Café deiner Eltern bewegen." – das elektronische Gerät wieder wegsteckend, erhob sich der 23-Jährige mit knackenden Gelenken, was für Außenstehende den Eindruck eines Rentners vermittelte. – „Ich werde alt."
„Würdest du mit mir tanzen, hättest du solche Probleme nicht." – Jimin, der sich sein schadenfrohes Grinsen nicht mehr unterdrücken konnte, sprang neben seinem besten Freund mit einer Energie auf, von der dieser nur zu träumen vermochte.
„Ich habe aber kein Rhythmusgefühl."
„Das kann man erlernen."
„Und ich habe keine Zeit." – die Arme vor der Brust verschränkend, nachdem er seine Tüte mit dem Toaster genommen hatte, blickte der Jüngere überall hin, außer zu seinem besten Freund. Nach diesen Kommentaren fühlte er sich unsportlich, obwohl er das überhaupt nicht war.
„Alles Ausreden. Du hast nur Angst, dass du mich in dieser Sportart niemals übertrumpfen kannst."
„Davor brauch ich keine Angst zu haben, denn das ist ein Fakt." – ihre beiden Eisbecher nehmend, marschierte der Rothaarige zu dem nächstbesten Mülleimer, um diese vorbildlich zu entsorgen.
„Eines Tages werde ich dich noch dazu überreden." – Jimin, der aufgrund des Windes, der soeben einmal durch den Park wehte, seine Jacke schloss und die Hände in die Taschen steckte, musste mit Enttäuschung feststellen, dass er das Kleingeld, was er dabeigehabt hatte, komplett für ihr Eis ausgegeben hatte. – „Hast du Geld?"
„Warum?" – misstrauisch, da man bei dem Kleineren nie wusste, was er vorhatte, kniff der Größere seine Augen zu und erntete dafür jedoch nur ein genervtes Augenverdrehen seines Gegenübers.
„Ich will dem Jungen was geben. Er hat ja noch weniger als wir."
„Nein, habe ich nicht. Ich musste alles für einen Toaster hinblättern und wenn du nicht alles mit offenen Armen dem Eisverkäufer gegeben hättest, würdest du jetzt dem Jungen etwas geben können." – Seine Arme wieder um seinen Toaster legend, der tatsächlich fast all seine Notrücklagen für den Fall, das etwas kaputt gehen würde, gefressen hatte, wartete er geduldig, dass Jimin endlich aufgab.
Denn umso länger sie hier waren, umso unangenehmer wurde es. Der schwarzhaarige Gitarrenspieler hatte sie nämlich mehr als einmal nur genau gemustert, was Jungkook einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
Insgeheim wartete er nur darauf, von dem Mann angeschnauzt zu werden, warum sie ihm denn keine Spende gaben, wenn sie seiner Musik schon so offensichtlich zuhörten. Das erste Mal, dass sie dann von einem Straßenkünstler zusammengeschissen werden würden, wäre es zumindest nicht.
„Kann ich doch nicht wissen, dass wir das Geld noch brauchen." – pampig stampfte der Pinkhaarige einmal auf, bevor er einfach auf der Stelle kehrt machte und zum Leid seines besten Freundes zielsicher auf den Musiker zulief. – „Wenn er schon kein Geld bekommt, dann gibt es eben etwas anderes."
„Jimin, bitte ni-..." – noch bevor Jungkook irgendwas verhindern konnte, nahm das Schicksal, dessen Ausgang einzig und allein der Kleinere in den Händen hielt, seinen Lauf.
„Hey du." – sich vor den Schwarzhaarigen hinhockend, wartete der 24-Jährige kaum ab, bis er die gewünschte Aufmerksamkeit hatte, da plapperte er schon munter weiter. Ganz im Gegensatz dazu, wenn ältere Obdachlose vor ihm waren, hatte Jimin bei dem etwa gleichaltrigen keine Angst. Viel mehr verspürte er noch mehr Mitleid als sonst schon. – „Du warst doch gestern im Café am Geumgang Park, oder?"
„Ja." – nickend bestätigte der Gitarrist die Annahme, obwohl es für beide offensichtlich war, dass eine Verneinung eine blanke Lüge gewesen wäre.
Jimin erkannte die Narben und die Kleidung des Mannes und Yoongi war sich durchaus bewusst, den Sohn von dem Eigentümer seines Lieblingscafés vor sich zu haben. Dass sich in dem 22-Jährigen nun die Angst aufbaute, von eben diesem pinkhaarigen, viel zu fröhlichen Mann ein Ladenverbot zu bekommen, war ebenso bei den Haaren herbeigezogen wie Schnee im August.
„Willst du uns begleiten?"
„Bitte?" – Yoongi, der bis eben noch einige langsamere Akkorde gespielt hatte, ließ mit einer Handbewegung jegliche Töne, die seine heiß geliebte Gitarre noch von sich gegeben hatte, verstummen.
„Naja. Ich habe kein Geld bei mir und da dachte ich, dass ich... also nur wenn du willst, ... dir was aus dem Café geben könnte." – aus einem ihm nicht erklärbaren Grund überfiel den Pinkhaarigen eine Nervosität, die er sonst nie hatte und umso länger die Pause anhielt, umso unsicherer fühlte er sich. – „Du spielst übrigens sehr gut."
„Ähm, Danke." – Yoongi, der zwar häufiger ein Kompliment zu seinen Spielkünsten bekam, grinste erleichtert auf. Was er von dem Angebot halten sollte, wusste er jedoch nicht.
Der 22-Jährige wollte dem Pinkhaarigen auf keinen Fall etwas Böses unterstellen, aber am Ende war er es, der sich nicht gut verteidigen, geschweige denn den eventuell entstandenen Schaden mit Geld begleichen könnte.
„Gerne ... und zu dem Angebot, du kannst dir wirklich alles aussuchen. Es geht aufs Haus."
„Jimin. Lass es sein." – Jungkook, der das Spektakel von weiter weg beobachtet hatte, sah unweigerlich die Zweifel in dem Schwarzhaarigen, was ihn darin bestärkte, dass er vielleicht doch das Richtige studierte. – „Du kannst ihn zu nichts zwingen."
„A-aber ich will ihm doch was Gutes tun." – wie ein auf der Straße vergessenes Kleinkind stand der 24-Jährige zwischen seinem besten Freund und dem ihm praktisch unbekannten, schwarzhaarigen Mann.
„Manchmal tut man den Menschen auch was Gutes, indem man sie in Ruhe lässt." – auf eine der Vorlesungen anspielend, wartete der Rothaarige ungeduldig, dass sie endlich gehen würden. Denn jede Sekunde, die verstrich, machte das ganze Szenario nur noch unangenehmer für den 23-Jährigen.
„Ahh, also hast du doch nicht in deinen Vorlesungen geschlafen." – nun nicht mehr unschuldig, sondern mehr herausfordernd funkelte Jimin seinen besten Freund frech an, bevor er sich noch einmal zu dem Schwarzhaarigen drehte und diesen lieb anlächelte. – „Das Angebot steht weiterhin." – einen Zettel herausziehend krakelte der 24-Jährige etwas darauf, unterschrieb es noch und hielt es dem Gitarristen hin. – „Wenn dir danach ist, komm vorbei. Du weißt ja, wo das Café ist."
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Manchmal frage ich mich, ob es sich noch lohnt zu schreiben.
<3
PS.: Vertraut niemals jemandem, der euch eine Katze 'verkauft', die angeblich nicht so viel haart. Die Haare meiner Katze sind ÜBERALL! So viel, wie die verliert, müsste die eigentlich schon nackt sein.
Ich liebe mein Katze aber trotzdem!
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