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Die Augen von Jungkook bohren sich tief in meine. In ihnen ist so viel Schwäche zu erkennen. Er sieht so verletzlich aus. Ich habe ihn schon in den verschiedensten Situationen gesteckt, aber ich habe ihn noch nie so schwach gesehen.

"Was suchst du hier eigentlich?", frage ich nach einiger Zeit der Stille. Jungkook's Kopf geht direkt nach vorne, er fokussiert das Waisenhaus an.

"Ich bin hier wegen meinem Sohn", nuschelt er in seinen nicht vorhandenen Bart. Sein Sohn also. Während ich in den letzten 3 Jahren durch die Hölle gegangen bin, hat sich mein Ex-Freund eine Frau gesucht und ein Kind bekommen. Er hat also eine Familie gegründet und ist glücklich geworden. Und ich? Ich hab die 3 Jahre weitgehend in Therapie verbracht und habe mit aller Kraft versucht mein Leben in den Griff zu bekommen. Meine Gefühle für Jungkook sind dabei nie verschwunden. Wie auch? Für ihn habe ich alles aufgegeben. Doch mich schockieren ganze zwei Sachen. Zum einen, dass er sich immer noch hier in Kobe aufhält und nicht zurück nach Korea gegangen ist. Zum anderen, warum er trotzdem völlig aufgelöst und weinend vor dem Waisenhaus sitzt. Mit bestem Willen kann ich mir hier keinen Reim daraus machen Es klingt alles so plausibel aber auch so unvollständig. Habe ich irgendwas übersehen?

"Aber was machst du denn dann hier an einem Waisenhaus? Ist dein Sohn darinnen?"

"Schön wäre es. Aber nein. Er liegt in einem kleinen Behälter aus Holz unter der Erde", flüstert er, bevor weitere Tränen seine Augen verlassen und der Boden unter ihm durch die Tropfen durchnässt wird.

"Was ist passiert?"
Wahrscheinlich streue ich so nur Salz in die Wunde, aber ich würde gerne mehr über das ganze wissen. Mir ist auch gerade so ziemlich egal, was zwischen meinem Ex-Freund und mir passiert ist. Deshalb lege ich auch meine Hand auf seinen Rücken und streiche dort einige male drüber. Unter meinen Fingern kann ich jeden Wirbel genau spüren. Er hat also abgenommen.

"Ungjae hatte Krebs. Er war noch so jung", weint der einst so starke Mann. Es muss unglaublich hart für ihn gewesen sein, seinen einzigen Sohn verloren zu haben. Ich habe selbst schon mal einen wichtigen Menschen in meiner Familie verloren. Den Tod meines Vaters habe ich bis heute nicht wirklich viel verkraftet, daher kann ich ungefähr nachempfinden, wie sich Jungkook fühlt. Natürlich ist es eine komplett andere Situation und ein anderer Mensch, aber trotzdem kann ich die Schmerzen spüren.

"Das muss schwer für dich und deine Frau sein"
Wenigstens hat er jemanden, der ihm zur Seite steht. So jemand war Jungkook auch mal für mich, bis wir getrennte Wege gingen.

"Ich habe keine Frau. Ungjae war mein Adoptivsohn"

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