Stumm laufen Jimin und ich nebeneinander her. irgendwie wird es zur Tradition, dass keiner von uns auch nur einen Ton von sich gibt.
Es gibt aber doch einen kleinen Unterschied zum Park eben. Unsere Umgebung ist eine andere. Diesmal sind es keine Vögel die uns mit ihrem Gesang mitteilen, wie fröhlich sie sind. Meine jetzige Umgebung löst unbehagen in mir aus. Autos fahren laut an uns vorbei, Menschen eilen durch die Straße und telefonieren, sind verschwitzt.

Jimin scheint meine Unsicherheit zu bemerken, denn er verschränkt einen kleinen Finger mit meinem. Sofort fühle ich mich ein wenig sicherer.

Am Waisenhaus angekommen steuert Jimin einen kleinen Jungen an. Er sitzt alleine in einer Ecke des Wohnzimmers und spielt mit seinen kleinen farbigen Autos. Wenn man ihn so sieht, denkt man sich schnell zurück wie schön unser Leben in seinem Alter war. Ohne die vielen Probleme, die heute auf unseren Schultern lasten, ohne Sorgen wie es mit uns weiter geht. Wir lebten ohne an unsere spätere Existenz zu denken. Für uns zählte nur das hier und jetzt. Ob es dem kleinen Jungen auch so ergeht? Lebt er auch sein Leben, ohne viele Gedanken?

Wie schon so oft, kann ich nie einen Gedanken zuende führen, ohne das Jimin mich sanft aus meiner eigenen Welt holt.
Er geht geradeswegs auf den kleinen Jungen zu und kniet sich zu ihm. Der kleine guckt direkt hoch und seine Augen fangen an zu strahlen. Sie scheinen so vertraut miteinander, dass ich mir sicher bin, dass sie sich kennen. Ich stehe währenddessen etwas unbeholfen in der Gegend herum und beobachte Jimin.
Leider kann ich nicht verstehen, worüber die beiden reden aber ich bemerke dennoch, dass Jimin einen gewissen Abstand zu dem Waisen hält.

"Jungkook komm' doch mal bitte her. Hier würde dich gerne jemand kennenlernen", ruft Jimin. Sofort guckt mich der kleine Junge an. Sein Gesicht zeigt zwar Gelassenheit, aber seine Körperhaltung spricht eine andere Sprache. Er wirkt angespannt, fast in sich gekehrt. Mit gemischten Gefühlen gehe ich auf den kleinen zu. Soll ich lächeln? Oder wirkt das zu aufdringlich? Nachdem ich meinen Sohn verloren habe, habe ich keinen Kontakt mehr mit Kindern gehabt. Viel zu sehr hänge ich noch an Ungjae. Bei dem Gedanken zieht sich in mir alles zusammen. Kann ich wirklich schon wieder mit Kindern reden, geschweige denn ihnen nah sein?

"Taehyung, das ist Jungkook. Jungkook, das ist Taehyung", stellt Jimin uns gegenseitig vor. Ich versuche doch zu lächeln, was Taehyung allerdings direkt durchschaut.

"Dein Lächeln ist nicht ehrlich", sagt der kleine gerade heraus. Seine Worte schockieren mich. Ohne eine Miene zu verziehen, sagt er eine Tatsache vor der ich Angst hatte. Kaum hat er diese Worte ausgesprochen, setzt auch Jimin eine schockierte Miene auf, bevor er in schallendes Gelächter verfällt.

Sowohl Taehyung als auch ich gucken uns gegenseitig an. Sein Blick sagt mir, dass ich fragen soll, was Jimin so zum lachen bringt. Er traut sich wohl nicht. Taehyung ist also von der stillen Sorte Mensch.

"Willst du mir mal verraten, warum du so lachst?", ergreife ich für den kleinen die Frage. Jimin guckt erst mich dann Taehyung an, bevor er wieder lacht.

Er bringt damit den kleinen zum schmunzeln, was wiederum mich grinsen lässt.