𝓟𝓻𝓸𝓵𝓸𝓰

POV: Ziva

Ich war gerade dabei, in der Mensa meinen Nudelsalat zu essen, als Larissa angelaufen kam. Innerlich bereitete ich mich schon mal auf ihre übertriebene und laute Art vor. Sie war niemand, den ich mir als Freundin hätte aussuchen wollen, doch seit meinem ersten Tag hier ging sie mir nicht mehr aus dem Weg. Ständig klebte sie an mir, wie ein nerviges Kaugummi und redete unermüdlich auf mich ein.

Wir beide waren sowohl innerlich, als auch äußerlich, komplett unterschiedlich. Während ich lockige braune Haare hatte, die sich nur schwer bändigen ließen, hatte Larissa einen kurzen blonden Haarschnitt, der ihr spitzes Kinn zur Geltung brachte. Meine Augen waren eine komische Mischung aus einem Blaugrau, während Larissa die schönsten braunen Augen hatte, die mir jemals zu Gesicht gekommen waren. Sie war klein und zierlich, ich etwas größer und kurviger.

Während ich eher introvertiert und etwas schüchtern war, war Larissa laut und stürmisch. Sie schloss schnell neue Freundschaften und schaffte es irgendwie, beinahe jeden Jungen um den Finger zu wickeln. Ich hingegen kriegte kaum den Mund auf. Es reichte mir, wenn ich ein, zwei gute Freunde und mehr nicht. Ich liebte es, alleine zu sein und meinen Gedanken zu folgen, während Larissa mich als Träumerin beschimpfte und dafür sorgte, dass ich regelmäßig unter Leute kam.

„Ziva! Hör auf zu träumen!", riss mich ihre drängende Stimme aus meinen Gedanken. Ich sah auf und wäre fast zurückgezuckt. Ihr Gesicht befand sich nur wenige Zentimeter von meinem entfernt.

„Ja. Was ist jetzt schon wieder?", wollte ich etwas genervt wissen. Am liebsten hätte ich mich weggedreht und meinen Salat in Ruhe alleine weitergegessen. Aber Larissa gab nicht nach.

„Du errätst nie, was ich herausgefunden habe.", sagte sie aufgeregt.

Innerlich seufzte ich. Larissa war unendlich neugierig. Immer wusste sie vom neusten Klatsch. Egal, ob sich jemand getrennt hatte, oder jemand zusammengekommen war, meine Freundin wusste alles.

„Hat Rio dich mit jemandem betrogen?", fragte ich daher möglichst normal. Rio war ihr momentaner Freund. Sie waren erst seit wenigen Wochen zusammen und der Hauptgrund, weshalb ich dachte, er hätte sie betrogen, war, dass Larissa regelmäßig ihre Männer wechselte. Alle paar Wochen hatte sie einen Neuen. Bestimmt wollte ihr Rio etwas auswischen. Das hätte meine Freundin verdient. Nicht, dass ich sie nicht mochte, aber manchmal gingen mir ihre ständigen Männer-Wechsel auf die Nerven und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass ihr irgendwer mal etwas auswischen würde.

„Rio? Nein, der doch nicht. Rian kommt auf unsere Uni! Rian!", schrie Larissa mir aufgeregt ins Ohr. Kurz überlegte ich. Hatte ich den Namen Rian nicht schon einmal gehört? War er nicht irgendein Promi oder so was? Ich kannte mich in dieser Szene nicht so gut aus und wusste daher nicht auf Anhieb, wen Larissa meinte. Aber so nervös, wie sie auf einmal war, konnte es nur eine berühmte Persönlichkeit sein.

„Sag bloß, du weißt nicht mehr, wer Rian ist?", sprudelte Larissa los. „Rian ist der erstgeborene Sohn des Königs!"

Jetzt fiel bei mir der Groschen. „Aha. Und der soll auf unsere Uni?", fragte ich etwas gelangweilt, während ich meinen Salat aufaß und anschließend mein Tablet wegbrachte.

„Ja!", brüllte Larissa aufgedreht und begann, lauthals zu kichern.

Ich seufzte. „Wann ist er denn da?"

„Ab morgen! Ich freue mich so. Wie er wohl ist ... Er soll ja total gut aussehen ..." Larissa bekam mein Augenrollen nicht mehr mit, da sie schon vollauf damit beschäftigt war, von Rian zu schwärmen. Dabei kannte sie ihn nicht mal.

„Und, was ist nun das Besondere an ihm?", unterbrach ich Larissa, als wir die Mensa hinter uns ließen.

„Ziva!", rügte mich meine Freundin. „Er ist ein Prinz. Ein Prinz. Er ist steinreich und wird später mal König sein." Sie tat, als sei ich schwer von Begriff und würde nicht verstehen, was das alles bedeutete. Doch ich verstand, was sie meinte. Trotzdem interessierte es mich nicht. Prinzen waren verwöhnt und hielten sich für etwas Besseres. Dass Rian ausgerechnet auf unsere Uni kommen musste, machte mich insgeheim sogar ein bisschen wütend. Das kleine Prinzlein hatte offenbar das nötige Geld, um sich einen Studienplatz einfach so zu erkaufen und dann auch einfach noch mitten im Semester anzufangen.

Wir andern hingegen, die keine reichen Eltern hatten und unsere Studiengebühren mithilfe von Jobs bezahlen mussten, hatten es schwer, einen Platz zu bekommen. Und Rian sollte einfach so einen bekommen? Das war mehr als ungerecht, fand ich zumindest. Aber so war die Welt nun einmal.

Mit einem Seufzen konzentrierte ich mich auf mein nächstes Seminar – vielleicht war der Prinz doch nicht so übel, wie ich ihn mir vorstellte.

752 Wörter 

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