Kapitel 2

Lia's   Sicht

Wir fuhren schnell durch die Straßen und mein Gedanke hingen an der Mutter. Sie war vor der Feuerwehr zusammen gebrochen und musste vom Notarzt danach noch versorgt werden. Ich könnte mir nie vorstellen wie sowas für jemanden sein könnte. Die Leiche seines Kindes zu sehen und dann noch in so einem jungen Alter. Ich konnte und wollte gar nicht mehr Lange darüber nachdenken, denn wir fuhren gerade die Auffahrt zur Notaufnahme hoch und sprangen in Windeseile aus dem Rettungswagen.

Wir luden gerade die Trage mit dem Polizisten aus und betraten die Notaufnahme als der Patient kollabierte. Wir schoben ihn sofort in die Schockbox und probierten es ihn wiederzubeleben. Ich kannte diesen Mann nicht doch bettelte innerlich dafür das er es schaffen sollte. Bitte! Bitte! Ich könnte es nicht ertragen noch eine Leiche heute zu sehen! Ich war schließlich kein Bestatter oder sonstiges. Und das Leute bei uns starben war sehr unwahrscheinlich.

Die Chance lag bei eins zu Tausend. Ja es konnte passieren, aber dies war selten! Und nach dem Mädchen war ich eh nicht mehr so gut auf Leichen zu sprechen und jetzt dann noch der Offizier? Auf keinen Fall! Ich hoffte weiter. Panik breitete sich in mir auf und meine Beine fingen an zu Zittern. Wieso? Wieso so krass? Nach wenigen Augenblicken holte mich die Stimme meines Kollegen wieder aus meiner Trance.

Der Patient hatte wieder Puls und Herzschlag und wir machten uns auf den Weg in den OP. Er hatte einige Verletzungen, doch bei seiner Rippenfraktur haben eine oder auch zwei Rippen angefangen zu splittern. Dies könnte zu ernsthaften inneren Verletzung führen, weshalb wir dies Operativ behandeln mussten. Die Schwestern bereiten den Patienten vor und wir liefen in den Vorbereitungsraum, um uns umzuziehen. Ich waschte gerade meine Hände und zog mir die Handschuhe rüber als auch zum OP alles bereit war. Das gute war, ich musste in Anführungszeichen nur Assistieren. Da ich einen klaren Kopf brauchte, versuchte ich alles andere was passiert war zu vergessen und konzentrierte mich einzig und allein hier drauf.

Wir fingen an und kamen auch schnell und gut voran. Gerade als wir das letzte Stück entfernen wollten piepste es und die Werte sanken. Wir gaben sofort eine neue und andere Infusion und warteten kurz. Tatsächlich, es funktionierte. Die Werte normalisierten sich wieder und wir konnten unsere Arbeit beenden.

"Danke für die Assistenz!", "Kein Problem". Ich hob meinen Kopf und sah zu Timo rüber, dieser lächelte mir rüber und der Dank war ihm ins Gesicht geschrieben. Ich lächelte zurück und zog Handschuhe und alles andere aus. "Kannst du ihn zufällig übernehmen und in deine Patienten Akte mit aufnehmen? Ich habe im Moment schon ziemlich viele.", "Ja klar, ist kein Problem!", "Danke, du hasst was gut bei mir!" Und schon wieder musste ich grinsen. Da ich ihn jetzt wohl übernehmen musste oder eher würde lief ich also erst zum Info-Schalter wo Allison saß. "Hey Ally, kannst du Mister....." Oh Gott wie hieß der Nochmal? Ich schaute fragend auf mein Tablet und fand den Namen. Toby McAllen. "Mister McAllen in meine Patienten Akten einteilen und mir alles andere schicken?" "Alles klar, wird sofort erledigt". Ally schenkte mir noch ein warmes Lächeln bevor ich verschwand und zurück zum Gemeinschaftsraum lief. Dort fand ich meine Freundin Amy immer noch aufs er Couch sitzen. Dennoch war sie diesmal am Handy mit der Kaffeetasse in der Hand. Ich räusperte mich und setzte mich neben sie. "Mit wem schreibst du denn?", "Ach nur mit Jake, ich hatte ihn gefragt wie es ihm ging und was er hat, nachdem er mich gefragt hat, ob ich seine Krankmeldung weiterreichen könnte.", "Aha, ok. Und was ist mit ihm?", "Magen-Darm". Ich verzog das Gesicht, ehrlich von allen Krankheiten war keine so ekelhaft wie Magen-Darm. "Sehr toll"gab ich sarkastisch zurück und guckte mir die Akte, an die ich von Ally bekam und die restlichen Sachen. "Neuer Patient?", "Ja, in der Reus-Street ist der Kindergarten eingestürzt und ein Polizist ist dabei schwerverletzt worden", "Ach du Scheiße!"platzte es Amy heraus und sie stellte ihre Tasse weg. "Wie ist das den bitte passiert! Und wie geht es denn anderen Kindern?!", "Wie ist was passiert? Die Verletzung oder der Unfall?", "Beides!", "Der Unfall weiß ich nicht genau. Die Mauern haben angefangen zu bröseln und Risse bekommen, also haben sie bei der Polizei angerufen und diese hatte denen mitgeteilt, dass sie das Gebäude sofort verlassen sollten. Ein Mädchen ist nur nicht nachgekommen, weshalb der Polizist wieder rein ist, doch bevor er es rauschhafte mit dem Mädchen ist das Gebäude eingestürzt", "Ach du Scheiße! Was ist mit der kleinen? Sie ist doch nicht?", "Doch, die Balken und Mauern haben sie unter dem Körper des Polizisten zerquetscht". Erst herrschte Stille um uns herum. Keiner von uns sagte was, wir saßen einfach hier und guckten die Wand an. Amy stand der Schock ins Gesicht geschrieben, doch ich war froh, dass sie Leise war und ich nicht weiter reden musste. Denn ich redete über sowas nicht allzu gerne was Amy auch wusste. Meine Vergangenheit holte mich damit immer wieder auf neue ein und ich wollte es einfach verdrängen und vergessen! Somit war ich für die Stille dankbar und machte weiter an die Akten.

Die Zeit raste zum Schluss nur noch. Amy hatte noch Notdienst und ich blieb im Haus. Ich kümmerte mich um ein paar Fälle in der Notaufnahme, um Nele und dem neuen. Dieser jedoch zeigte den Tag über keine Veränderung. Er lag auf der ITS mit Beatmungsgerät und "schlief". In der Notaufnahme und auch bei den Terminen durfte man sich wieder jegliche Beschwerden anhören. Eine davon war heute wichtig, doch bei anderen fragte man sich ehrlich wie manches passieren konnte. Ich hatte schon so viele Unfälle und Verletzungen in meinem Leben gehabt aber diese waren human. Hier kamen Leute, die die Treppe ausgerutscht sind und der Arm gebrochen hatten. Heute zum Beispiel kam eine ältere Frau, Mitte dreißig mit ihrem neunjährigen Sohn zu mir. Er war vom Stuhl gefallen und hatte sich das Bein gebrochen. Die Mutter kam mir auch noch merkwürdig vor und ging mir vollkommen auf die Nerven. Sie meinte die ganze Zeit auf ihren Sohn einzureden, mir erklären zu müssen wie ich meinen Job machen solle und selbst war sie hysterischer als sonst wer. Ich war wortwörtlich einfach nur froh als sie endlich raus war und die Termine vorbei waren, da wir 20:00 Uhr hatten und jetzt schließen würden.

Ich lief noch zum Aufzug um zur 5. Etage zu kommen und nochmals nach Nele zu sehen. Im Aufzug traf ich auch Daniel. "Und wo geht's für dich schon wieder hin?", "ich muss noch kurz zu Nele und zur ITS", "Mach aber ja nicht zu lange Lia!", "Ist gut, mach’ ich nicht". Daniel war win guter Freund und Kollege. Anfangs hatte ich ihn gehasst da er mit Assistenz Ärzten anders umgeht. Er schickt sie ständig irgendwo hin, hatte 24/7 schlechte Laune und wehe man macht etwas Falsch oder kommt zu Spät. Aber im Nachhinein sagt man sich, das es gut so ist. Er trainiert einem Disziplin und Anstand an und trainiert einem auf das Arbeiten allein und mit anderen an. Außerdem ist ein Fehler in unserem Job nun mal fatal und darf nicht passieren und es kommt auch ständig auf Schnelligkeit oder anderes an. Bei Nele angekommen sah ich das sie noch gar nicht schlief, weshalb ich mich auf ihren Wunsch hin neben sie setzte und ihr eine Geschichte erzählte. Als sie dann nach mehreren Minuten eingeschlafen war, wechselte ich ihre Infusion und machte mich noch rüber auf den Weg zur ITS. Dort wechselte ich ebenfalls noch die Verbände und Infusionen und konnte schlussendlich wieder zurück zum Gemeinschaftsraum um mich fertig zu machen.
Ich lief zu meinem Spind rüber wo ein Klebezettel hing.

Ich sagte doch, du sollst nicht so lange machen!

Irritiert sah ich auf die Uhr und wir hatten einfach schon 22:42 Uhr. Wie aus dem Nichts überkam mich auch die Müdigkeit und ich beeilte mich beim Umziehen, fuhr nach Hause und wäre am liebsten sofort ins Bett gegangen, doch die lieben Akten warteten natürlich noch auf mich und früher aufstehen kam für mich nicht infrage. Lieber jetzt, als morgen um 3 Uhr morgens! Also hieß es hinsetzen und Akten bearbeiten.

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