Kapitel 11

Lia's   Sicht

Ein schrilles Piepen ertönte und ich wurde wach. Na toll. Hätte ich nicht noch länger schlafen können? Ich denke bei meinem Job nun mal nicht. Doch sonst war ich auch nicht so müde? Ich setzte mich auf und mich überkamen leichte Kopfschmerzen. Hatte ich gestern getrunken?

Ich guckte mich langsam um und sah auf meinem Tisch zwei Gläser und eine Flasche Whiskey. Toll. Ich hatte also getrunken. Aber warum standen dort zwei Gläser? Neben mir bewegte sich etwas oder besser gesagt jemand und ich zuckte erschrocken zusammen. Daniel. Was machte er denn hier? Ich guckte an mir runter und bemerkte, dass ich keine Kleidung mehr trug und auf einmal wurde mir alles wieder klar. Neele war gestorben, ich hatte Amy mit Jake erwischt und danach hab ich mich mit Daniel betrunken und wir haben..... Ich schluckte.

Wir haben miteinander geschlafen. Scheiße! Wieso hab ich nur ja gesagt? Es war ein Fehler! 10 Jahre war nichts! Und dann kommt so eine Scheiß Nacht und wir wiederholen unseren Fehler nach 10 Jahren erneut!

Ich stand leise auf, schnappte mir meine Klamotten und zog mich um, bevor ich in die Küche ging. Dort machte ich mir einen Kaffee und guckte nach meinem Dienstplan für heute. Ein Blick auf meinen Dienstplan und ich spuckte beinahe meinen Kaffee aus. OP 3. 12:30 Uhr. Don Button. Nicht deren ernst, oder? Erst Raphael und jetzt Don? Ich mein klar ein Unterschied besteht. Raphael würde ich gern eigenhändig umbringen und bei Don will ich nur, dass er wieder gesund wird. Aber trotzdem! Die können mich doch nicht in den OP schicken. Ich würde es für ihn natürlich tun, aber dann fiel mir Leya ein. Sie hatte mir ausdrücklich verboten sogar nur ein Wort mit Don zu reden. Was mich ehrlich gesagt einen Scheiß Dreck interessierte, aber jetzt wo ich im OP stehe, kann das ja nur Krieg geben.

"Hey, Lia". Ich drehte mich um und sah Daniel aus dem Bad kommen. Er war schon fertig angezogen und alles, doch sah echt platt aus. "Wegen gestern...", "Ist schon gut". Ich wollte nicht darüber reden. Wir haben einen Fehler gemacht, das wussten wir beide. Es hätte nicht passieren sollen, doch es ist passiert. Am besten ist einfach vergessen. "Wirklich Daniel. Wir haben einen scheiße Fehler gemacht. Das haben wir schonmal", "Ja, nur dass das 10 Jahre her ist", "Ich weiß. Vergessen wir es einfach, ok? Es war trotzdem toll. Auch wenn wir betrunken waren und es nicht hätte passieren sollen", "Ok. Ja, da schließ’ ich mich dir an". Er lächelte leicht, nahm sich seine Sachen und ich tat es ihm gleich. Kurz vor der Haustür stoppte ich und atmete schwer aus. Lasset den Horror beginnen.

Keine 10 Minuten nachdem ich das Krankenhaus betrat und Leya mich entdeckt hatte und es eskalierte. Sie kam wütend auf mich zu. "Du! Du wirst meinen Mann sicherlich nicht operieren!", "Miss Button, es tut mir leid. Aber es ist nun mal kein anderer Arzt frei". Wow. Ich war beeindruckt. Seit wann kann ich höflich und formell bleiben. Gewiss bei dieser Frau.

"Du. Fasst. Don. Nicht. An. Niemals! Du dürftest genau genommen noch nicht mal hier Arbeiten! Ich mein, was bist du? Alkoholikerin, Gang Mitglied, Witwe, Mutter einer Tochter die dich hasst. Du bist kein normaler Mensch, Lia! Du hast dieses Leben hier nicht verdient und du gehörst zurück auf die Straße wo du hin gehörst!". Sie brüllte mir alles entgegen und in mir staute sich mit jedem Wort, das sie sagte immer mehr Wut an. Sie hatte kein Recht so etwas über mich, meinen Mann und meine Tochter zu sagen! Ich ballte meine Faust und Leya redete immer weiter. Konnte diese Frau nicht einfach ihre verfluchte Klappe halten!?

"Eine Kriminelle sollte sich nicht um Menschen kümmern dürfen! Denn das ist alles, was du bist! Du kommst von der Straße, als Kriminelle und Alkoholikerin. Eine Coil! Und vielleicht ist deshalb ja auch das kleine Mädchen Tod und der Polizist im Koma! Vielleicht ist das ja alles deine Schuld und dein diabolisches und kriminelles Werk, Lia Jones! Denn es sind konischer Weise deine Patienten, die...."weiter kam sie nicht. Meine Wut stieg zu sehr an. Sie redete über alles, was ich hinter mir lassen wollte. Doch seiner Vergangenheit kann man nicht entfliehen. Meine Faust hatte sich fest zusammen geballt. "Lia! Nicht!". Daniel rief hinter mir, nach mir. Doch ich ignorierte ihn vollkommen. Ich holte aus und knallte meine Faust, Leya ins Gesicht. Ihr Kopf flog zur Seite und sie taumelte ein paar Schritte zur Seite. Als sie ihren Kopf wieder hob, lief langsam Blut aus ihrer Nase und ich grinste innerlich. "Du verfluchte Bitch!", rief sie mir noch hinterher, doch mehr von ihren Flüchen verstand ich gar nicht mehr, denn ich lief geradewegs auf das Büro der Chef Ärztin zu. Leya hatte recht. Ich war nicht normal und ich könnte mich auch nicht mehr verstecken. Wieso sollte ich auch noch. Ich war Lia Jones, eine Coil. Darauf sollte ich wohl eher stolz sein.

Vor dem Büro von Prof. Dr. Strengs blieb ich kurz stehen und schluckte kurz. Innerhalb von wenigen Minuten wäre ich wieder die alte. Eine Kriminelle. Ich drückte die Klinke runter und Amy lief mir entgegen. Was hatte die denn hier zu suchen? Ich ignorierte es und betrat das Büro. "Guten Morgen Dr. Jones. Ich wollte sowieso gerade zu ihnen", "Ach so und wieso?", "Ich denke Sie wissen es bereits". Na toll. Leya hatte ihr alles erzählt. "Ja, aus diesem Grund bin ich ebenfalls hier. Ich werde kündigen", "Das ist schade, aber besser und einfacher als wenn ich Sie feuern muss. Es tut mir wirklich leid Dr. Jones. Sie waren eine wirklich gute Ärztin. Aber nach alldem was gesagt wurde über ihre Vergangenheit und mit ihrem Verhalten eben, kann ich Sie nicht länger hier behalten", "Ja das versteh’ ich. Aber woher wussten Sie von....". Sie deutete neben sich und ich sah auf den Computer. Stimmt, hier waren überall Überwachungskameras. "Ich wünsche ihnen alles Gute Miss Jones. Die Papiere werden sie die Tage bekommen", "Danke Prof. Dr. Strengs". Ich verließ ihr Büro mit schnellen Schritten und flüchtete quasi schon aus dem Krankenhaus.

Alles was ich in den letzten zwei Jahren getan hatte, weggeworfen wie ein zerknülltes Blatt Papier. Als wäre das alles nichts gewesen. All die Bemühungen. Alles umsonst.

Ich lief aus dem Krankenhaus raus und lief die Straße ab. Es regnete und meine Klamotten sogen sich innerhalb von Sekunden mit Wasser voll. Na toll. Auch das noch. Im Parkhaus angekommen tropfte mir das Wasser von den Augenbrauen und mir wurde eiskalt. Meine Hose klebte mir an den Beinen. Mein Shirt war durchnässt und wurde durchsichtig. Wer kam auch auf die Idee, ausgerechnet heute ein weißes Shirt anzuziehen. In schnellen Schritten lief ich auf mein Auto zu. Ich wollte nur noch nach Hause. Den Tag vergessen und mir trockene Klamotten anziehen. Vor meinem Auto blieb ich stehen und kramte nach meinen Schlüsseln.

Verdammte Scheiße! Immer dann, wenn man es eilig hatte, waren diese verdammte Schlüssel weg. Ich hörte etwas klimpern und guckte runter, auf den Boden. Ernsthaft!? Als ob ich noch nicht genug schlechte Laune hätte. Ich bückte mich und griff nach meinen Schlüsseln. Als ich sie dann endlich in der Hand hatte, richtete ich mich wieder auf. Doch plötzlich legte sich eine Hand um meinen Mund und kurze Zeit später war alles Schwarz.

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