☘︎71

Chan


„Ich will von deinem Blut trinken. Nur ein bisschen. Ich verspreche, ich übertreibe es auch nicht wie den Tag zuvor. Du kannst mir vertrauen, kleiner Wolf."


Ich hatte das Gefühl mein Kopf explodierte.


Ich hatte viel zu viele Flashbacks vor Augen und konnte keinen Einzigen von ihnen einordnen. Sie verwirrten mich und ich wusste nichts mit ihnen anzufangen. Ständig tauchten Bilder vor meinen Augen auf. Da war ein Junge vor mir. Er trug knappe Kleidung nur aus Fell, mit einer großen Kapuze dazu. Dazu diese Bemalungen in seinem Gesicht. Er sah aus wie Minho. Wenn ich meine Augen schloss, konnte ich ihn sehen.


Was passierte hier nur gerade?


Nachdem ich Minho beinah ausgesaugt hatte und er ohnmächtig zu Boden glitt, hatte ich sofort unter seine Arme und Beine gegriffen damit ich ihn aufs Bett tragen konnte. Erst dann fiel ich in einen Schockzustand. Ich wusste nicht was da mit mir passiert war.


Ich hatte einfach in seinem Hals gebissen und sein Blut raus gesaugt. Ich fiel in eine Art Blutrausch und konnte nicht mehr damit aufhören. Je mehr Blut ich saugte, desto mehr wollte ich haben. Das Minho dabei immer wieder meinen Namen säuselte, mich warnen wollte und immer schwächer wurde, hatte ich gar nicht realisiert.


Ich kam mir vor wie ein Monster. Nein, ich war ein Monster!


In Windeseile hatte ich die Flucht ergriffen.


Ich wollte nicht flüchten. Nicht weil ich Angst vor dem hatte, was mit mir passierte. Das war vielleicht auch ein Anteil davon. Aber am meisten hatte ich Angst Minho weh zu tun. Ich hatte Angst ihm schaden zu können und deswegen war ich so schnell ich konnte geflüchtet.


Das komische dabei war, dass ich wirklich sehr schnell in meiner eigenen Wohnung war.


Eh ich mich versah, stand ich schon in meinem Flur mit aufgerissener Haustür und atmete heftig ein und aus. Als wäre die Zeit um mich herum stehen geblieben. Sportlich war ich aber meine Wohnung in so einer Schnelligkeit zu erreichen? Ich war völlig überfordert.


Mir die Haare raufend hatte ich die teure Vase meiner Mutter umgeschmissen, die sie mir zu dem Einzug geschenkt hatte. Meine Eltern waren nicht wirklich liebevoll. Ich hatte manchmal sogar das Gefühl materielle Sachen waren für sie bedeutender als alles andere. Geld war wichtig. Aber der Rest?


Als ich letztendlich in meinem Badezimmer ankam schaute ich gestresst in den Spiegel über dem Waschbecken. Spitze Zähne ragten aus meinem Mund heraus. Sie waren plötzlich da und meine Mundwinkel waren blutverschmiert. Da bekam ich Panik. Sofort versuchte ich mir das Blut mit meinem Handrücken wegzuwischen, bemerkte aber was für eine Verschwendung das war. Fast schon gierig leckte ich mir das halb getrocknete Blut von den Händen und konnte nicht genug davon bekommen. Als würde etwas in mir die Kontrolle über meinen Körper und Geist übernehmen, mich zurückziehen sodass ich gar keine Chance hatte zu reagieren.


„Fuck, nein!"


Als ich wieder realisierte, was ich tat, hörte ich auf damit und raufte mir erneut die Haare. Panisch drehte ich den Wasserhahn auf, wusch mir das Blut vom Handrücken und auch aus dem Gesicht.


„Das kann alles nicht sein.. Du bildest dir das ein, Chan.. Du fantasierst!"


Immer wieder versuchte ich mir einzureden, das alles konnte nicht wahr sein. Fast schon wie eine Panikattacke. Ich wusch mir die Hände nicht nur ein paar Sekunden, sondern viel, viel Länger. Als könnte ich meine Schuld damit von mir abspülen.


Seufzend drehte ich den Wasserhahn nach einer Weile aus, stützte mich am Waschbecken ab und ließ den Kopf einige Minuten hängen.


Tief versuchte ich ein und wieder aus zu atmen, versuchte mich zu beruhigen und irgendwann funktionierte das auch endlich.


„Du drehst durch, Christopher"


Wieder redete ich mit mir selbst, schaffte es irgendwann endlich wieder hoch in den Spiegel zu sehen. Ruhiger als davor öffnete ich meinem Mund und zeigte mir selbst meine Zähne. Ich war erschrocken als ich die Fangzähne in meinem Mund sah. Sofort schloss ich diesen wieder und konnte es nicht glauben. Vorhin noch waren meine Augen verdammt dunkel gewesen, mittlerweile normalisierten sie sich wieder.


Wieder öffnete ich meinen Mund und tastete meine spitzen Eckzähne ab. Sie waren lang und spitz. Wie in einer dieser Vampir Serien, die ich letztens mit Jisung ansehen musste.


Jisung war vernarrt in diese kitschige, komplizierte dreier Beziehungsserie, während mich diese nur nervte. Vampirbrüder, die auf das gleiche Schulmädchen standen. Ging es eigentlich noch klischeehafter?


Doch wenn ich mich im Spiegel betrachtete, fand ich einige Zusammenhänge und diese erschreckten mich sehr.


Es war fast so als wäre ich zum Vampir mutiert.


Wie zur Hölle war so etwas überhaupt möglich?


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