ℳ𝒾𝓃𝒾𝓁𝓁 ~ Das Licht im Dunkeln

Ein letztes Mal war der Quaffel durch einen der Ringe auf dem Quidditsch-Spielfeld geschleudert worden. Und zum letzten Mal hatte die in blau gekleidete Menge gejubelt. Ravenclaw hatte zeitgleich mit den zehn Punkten des Tors auch noch die 150 Punkte für den Schnatz verliehen bekommen. Cho Chang war triumphierend eine große Runde über den Platz geflogen und hatte vor allem der Gryffindorkurve den goldenen Ball in ihrer Hand präsentiert. Sie hatte ihn gefangen und damit den Sieg der Ravenclaws gegen die Gryffindors eingefahren. Der Applaus war noch einmal aufgebrandet, als das gesamte Quidditsch-Team jubelnd gelandet war und begonnen hatte sich abzuklatschen. 

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Dass diese ausgelassene Stimmung schon bald in Hogwarts ein Ende finden sollte, hätte ich zu diesem Zeitpunkt nicht für möglich gehalten. Mein Haus hatte zwar verloren, aber die Atmosphäre auf den Quidditsch-Rängen war einfach wunderbar gewesen. Selbst alle Lehrer schienen ausgelassen und hatten den Sieg gefeiert als wären sie wieder einer der Schüler. So auch Filius, der breit grinsend mit Sybill abklatscht hatte. Ich weiß noch, in diesem Moment war mein Blick etwas länger als gewöhnlich an diesem Bild hängengeblieben. Irgendetwas daran hatte mich wohl kurzzeitig gefesselt.

Jetzt jedoch war nahezu jede Freude aus Hogwarts verbannt. Selbst das Licht auf den Gängen schien weniger Helligkeit zu verstrahlen. Es gab nur noch wenige Schüler, die ihre gute Laune beibehalten konnten. Ähnlich verhielt es sich mit meinen Kollegen.

Quidditsch war sozusagen verboten worden, Umbridge machte ihre Runden durchs Schloss, trennte Pärchen in den Gängen voneinander und überprüfte den Unterricht aller Lehrkräfte, so auch meinen. Wie ich gehört hatte, sei ihr Unterrichtsbesuch bei Sybill gar nicht gut verlaufen. Wie schlecht es allerdings gelaufen war, bekam ich erst mit, als sich eine Schülertraube im Innenhof versammelte. In der Mitte Sybill, unbeholfen und völlig aufgelöst über ihre Koffer stolpernd, die ihr Argus vor die Füße stellte.

Von einem Fenster weiter oben konnte ich eine Person komplett in pink gekleidet beobachten, die auf die Wahrsagerin zutrat. Völlig unnötig zu erwähnen, dass es sich dabei um Umbridge handelte. Sybills zitternde Hände genügten mir als Grund, einschreiten zu müssen. Unter Umbridges hämischen Blick nahm ich meine Kollegin in den Arm, die unter dem Druck zu weinen begonnen hatte und völlig hilflos Halt an meiner Seite suchte.

"Gibt es etwas, was Sie sagen möchten, Liebes?"

"Oh, es gibt mehrere Dinge, die ich gerne sagen würde", antwortete ich bemüht, nicht unhöflich zu werden. Immerhin kam sie vom Ministerium und stand weit über mir. Schließlich war es Albus, der Sybill aus ihrer Lage half: Er sagte ihr weiterhin ihre Wohnung im Turm zu, unabhängig von dem Unterrichtsverbot, dass Umbridge ausgesprochen hatte. Ich sah nur noch zu, Sybill ins Schloss zu begleiten, bevor Umbridge auch dies noch verbieten könnte. Ihre Koffer konnten warten. Dankbar ließ sie sich von mir die Treppen hinauf in Richtung ihrer Wohnung führen.

Wie sie da eng an mich gedrückt, ihren Arm mit meinem verschlugen, die Treppen hinaufstieg, war ich mir ihrem Körper neben mir nur allzu sehr bewusst. Was der Mantel verbarg, blieb mir dennoch nicht versteckt. Ich spürte ihre Hüfte alle paar Schritte an meiner. Ihre Finger hielten sich immer noch an mir fest, während ihre Schluchzer Stufe für Stufe leiser wurden, bis sie in einen geflüsterten Dank übergangen.

Vor der Tür ihrer Wohnung angelangt, nahm ich sie ein weiteres Mal in die Arme und erneut hörte ich ihre leise und noch leicht brüchige Stimme dicht bei mir sich bedanken. Ein Geruch nach Sirupbonbons umhüllte mich sanft und warm wie eine Kuscheldecke. Wortlos nickte ich bloß und sah noch zu, wie sie hinter der schweren Holztür in ihren privaten Räumen verschwand. 

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So trist wie die Stimmung in Hogwarts geworden war, umso sehr schien Hogsmeade aufzublühen, sobald Hogwartsschüler durch das Stadttor traten. Die Drei Besen waren durchgehend stark frequentiert, Zonkos schien seinen höchsten Umsatz zu machen und der Honigtopf versüßte vielen den Ausflug; so wie auch heute mir. Normalerweise war es nicht meine Gewohnheit, mir Süßigkeiten zu kaufen, aber heute hatten meine Schritte mich zum Honigtopf geführt. Ich kaufte eine kleine Tüte Süßes und schlenderte anschließend entspannt durch die Straßen.

Versunken in meinen Gedanken bemerkte ich erst recht spät, dass ich in den zwielichtigen Teil der Stadt gelangt war. Gerade hatte ich den Eberkopf passiert. Vor mir erstreckte sich eine nahezu verlassene Straße, links und rechts nur sehr dürftig beleuchtete Geschäfte der eher dunkleren Magie. Aus einer Seitengasse auf der linken Seite kam eine pechschwarze Katze gehuscht und rannte mir böse fauchend halb über meine Schuhe in einem gar nicht beleuchteten Laden verschwindend.

Ihre gelben Augen blickten ein letztes Mal in meine Richtung, bis sie dem Beispiel ihres Körpers folgten und auch mit der Dunkelheit verschmolzen. Wie magisch angezogen spähte ich in den dunklen Verkaufsraum hinein: Ich konnte rein gar nichts erkennen. Kurzerhand stieß ich die nur angelehnte Glastüre auf, die bereits leicht milchig war. Spinnenweben hatten sich in den Ecken des Rahmens verfangen. Eine dicke Staubschicht bedeckte den Boden zu meinen Füßen, der nur wenige Meter in den Laden hinein vom Tageslicht beleuchtet wurde, das durch die knarrend aufschwingende Tür hineinfiel.

"Lumos", flüsterte ich. Mein gezückter Zauberstab erhellte den Raum augenblicklich und offenbarte mir einen verwüsteten Raum, der wohl mal so etwas wie eine Bar gewesen war. Zerbrochene Flaschen Hochprozentigem verteilten sich gefährlich blitzend auf umgestoßenen Hockern und Tischen. Im Staub auf dem Boden konnte ich Fußabdrücke ausmachen, die einmal quer durch das Chaos führten, das ein wenig beiseite gerückt war, um eine schmale Flucht zur gegenüberliegenden Wand zu schaffen. Dort erblickte ich nach genauem Hinschauen eine weitere nur angelehnte Tür. Der schmale Spalt zwischen Türblatt und Rahmen ließ eine dünne Linie mattes Licht hindurch, die mich anzuziehen schien.

Zögerlich bahnte ich mir meinen Weg durch den Raum. Mit vor Aufregung wild klopfendem Herzen legte ich meine linke Hand auf die Türklinke. Dabei knisterte die Tüte meiner eben gekauften Sirupbonbons in der Stille viel lauter, als ich es für möglich gehalten hätte. Plötzlich fühlte ich mich ertappt. Dieses Gefühl bestätigte sich keinen Augenblick später: Die Tür wurde von innen aufgerissen und mir eine Zauberstabspitze entgegengereckt.

Erschrocken stolperte ich einen Schritt zurück, hob dennoch meinen eigenen Zauberstab der Person entgegen, die nach meiner Hand griff. Ich wurde nach vorne in das matt erleuchtete Zimmer gerissen, hinter mir fiel die Tür laut ins Schloss und ich wurde gnadenlos dagegen gedrückt, meine Hände dabei über meinem Kopf festgehalten. Zu erschrocken über diese plötzlichen Bewegungen, war ich nicht im Stande, mich zu wehren. Meine erste Reaktion auf das Geschehen war ein Laut der Unbehaglichkeit, als mein Rücken gegen die Klinke gedrückt wurde.

"Wer bist du?", fragte die Person vor mir, die langsam eine Gestalt annahm, als meine Augen sich an die Lichtverhältnisse gewöhnten. Eine hochgewachsene Frau stand vor mir. Ihre gewellten Haare fielen ihr ordentlich gekämmt bis über die Schultern. Schmal war ihre Gestalt, keineswegs jedoch zerbrechlich. Deutlich konnte ich Muskelstränge an ihren Armen ausmachen, die meine Hände immer noch gefangen hielten, und den Ansatz von Bauchmuskulatur. Erst beim zweiten Blick bemerkte ich ihre spärliche Bekleidung: Mehr als einen Minirock trug sie nicht. Dennoch schenkte ich viel eher ihren stechenden Augen Beachtung, die mich scheinbar zu durchbohren versuchten.

"Minerva", gab ich atemlos von mir und versuchte ein Stück von der Klinke in meinem Rücken abzurücken, was mir jedoch unmöglich war. "Minerva McGonagall."

"Und was suchst du hier, Minerva?", fragte die junge Frau vor mir meinen Namen spöttisch betonend, während sie mich von oben bis unten musterte.

"Ich-"

"Lass sie!", mischte sich eine dritte Stimme in meine versuchte Erklärung. Die Frau vor mir wand ihren Blick hinter sich, ohne großartig von mir abzulassen. "Ja, lass los", bestätigte die Stimme im ernsten Tonfall hinter ihr. Tatsächlich lockerte die Frau ihren Griff und ließ mich los, wenn auch sehr zögerlich und kritisch betrachtend. Ich wunderte mich, dass sie sich keineswegs bemühte, ihren Körper vor meinen Blicken zu verbergen, die ich jetzt allerdings vorbei an ihr in Richtung der Stimme lenkte. Mir stockte unwillkürlich der Atem.

"Minerva", begrüßte mich Sybill, die ebenfalls dünn bekleidet in einem Sessel saß. In ihrer rechten Hand verteilte eine Zigarette feine Rauchschwaden, die sich sanft um ihren Körper schmiegten.

"Sybill", stotterte ich überfordert mit der Situation. Meine Kollegin, die ich vor kurzem noch in ihre Wohnung begleitet hatte, weil sie völlig aufgelöst schien, saß da keine drei Meter von mir entfernt in einem düsteren wohnzimmerartigen Raum, ihre Beine überschlagen. Nichts als eine dünne Decke schlang sich um ihre Schultern und fiel ihr in kunstvollen Falten auf ihren Schoß. Zu ihren Füßen breitete sich unter dem Sessel und einem beistehenden Sofa ein dicker Teppich aus. In mitten der gepolsterten Möbel befand sich ein Tisch zugestellt mit mehreren Glasflaschen und zwei halbgefüllten Absinthgläsern.

"Wie bist du hierhergekommen?", fragte sie mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen und nippte an einem der Gläser.

"Das würde ich auch nur zu gerne wissen!", schaltete sich die Frau wieder ein, die mich eben noch an die Tür gepinnt hatte.

"Danke, Elvira, du darfst gehen. Deine Bezahlung erhältst du morgen per Eulenpost", stoppte Sybill die Neugierde der Frau. Energisch wand sie sich zum Gehen, offensichtlich wütend. Stumm sah ich ihr dabei zu, wie sie sich auf dem Weg nach draußen eine Jacke schnappte, die auf einer E-Gitarre gehangen hatte, als hätte sie jemand dort unbeachtet fallengelassen. Laut fiel die Tür zum erneuten Male hinter mir ins Schloss.

"Was passiert hier?", fragte ich halblaut eher an mich selbst gerichtet.

"Keine Sorge, Minerva, du brauchst dir keine Gedanken zu machen", sagte Sybill und erhob sich aus ihrem Sessel. Sie zog an der Zigarette und stellte das Glas mit der milchig-grünen Flüssigkeit auf dem Glastisch ab. Mit geschlossenen Augen atmete sie aus, hüllte sich in einen dünnen Rauch, der dennoch nicht gänzlich ihren Körper verbarg. Langsam kam sie auf mich zu, zog zum erneuten Male an der Zigarette.

"Träume ich?", fragte ich schließlich überfordert. Alles fühlte sich so surreal an, dass es unmöglich wahr sein konnte.

Sybill stieß nur ein leises, heiseres Lachen aus und sah mir in die Augen. Sie war mir mittlerweile so nah gekommen, dass ich trotz fehlender Kleidung ihrerseits kaum noch einen freien Blick auf ihren Körper hatte.

"Minerva", tadelte sie lächelnd. "Ist es wirklich so unwahrscheinlich, mich anzutreffen? Das habe ich bereits schon vor einiger Zeit vorhergesehen."

"Hier schon", brachte ich hervor, während ich wie fixiert auf ihre nach oben geschwungenen Lippen starrte. Sie zuckte bloß ansatzweise mit den Schultern, doch es reichte, dass die dünne Decke zu Boden rutschte. Ich war versucht, einen weiteren Blick auf ihre Brüste zu erhaschen, aber sie lehnte sich an mich. Ihre freie Hand suchte sich ihren Weg in meinen Nacken, um mich zu ihr hinunterzuziehen. Der Kuss, den sie begann, zeugte von langer zurückgehaltener Leidenschaft, die nun endlich Ausdruck erhielt. 

1773 Wörter 

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