Kapitel 64
Avessa war früh ins Bett gegangen, da sie keine Lust mehr auf eine Konfrontation mit den Zwillingen gehabt hatte, die ihr sicher nicht allzu wohlgesonnen waren. Aber sie hatten es verdient! Warum nur mussten sie ihr Vorschriften machen wollen, mit wem sie redete? Das war fast wie bei ihren Brüdern! Naja...nicht ganz...aber sie verstand einfach nicht, warum die beiden so eine große Sache daraus machten. Besonders George...
Er war richtig wütend gewesen. Und sie hatte es aufgesogen wie ein Schwamm! Warum? Sie warf sich unruhig auf ihrem Bett umher und konnte einfach nicht schlafen. Dann hörte sie einen markerschütternden Schrei aus einem der anderen Schlafsäle und setzte sich entsetzt auf. Die Härchen an ihrem Arm stellten sich auf und sie fröstelte.
Dennoch schnappte sie sich ihren Zauberstab und sprang aus dem Bett. Sie war schon bei der Tür, als sich die anderen Mädchen noch verschlafen umsahen. „Was war das?", hörte sie Hermines Stimme und sah zu ihr. Sie war bleich und Angst stand in ihren Augen. Ihr ging es wie Avessa.
Die beiden Mädchen traten auf den Flur und gingen die Treppe nach unten. Schon andere waren im Gemeinschaftsraum und Avessa hörte Freds Stimme, die gutgelaunt klang. „Oh, toll! Machen wir weiter?" Sie runzelte die Stirn. Hatte er den Schrei nicht gehört? Da erklang schon Percys Stimme.
„Was soll das? Ihr hattet Professor McGonagall doch vorhin gehört! Alle wieder ins Bett!" Da trat Ron zu ihm. „Er war hier, Percy!" Percy, dem es sichtlich unangenehm war, dass sein Bruder sie aufhielt, sah ihn verärgert an. „Wer?" – „Sirius Black! In unserem Schlafsaal! Mit einem Messer!" Bevor Percy noch viel sagen konnte, stand Professor McGonagall im Raum, sichtlich wütend. „Nun ist es aber genug! Ich freue mich ja, dass Gryffindor gewonnen hat, aber genug ist genug! Percy, ich hatte mehr von ihnen erwartet!"
Percy warf sich in die Brust. „Es war mein Bruder Ron...er hatte einen Alptraum." „Es war kein Alptraum! Professor! Sirius Black! Mit einem Messer, er war hier!", keuchte Ron und die Lippen der Professorin wurden ein schmaler Strich, während sie ihn streng tadelnd ansah. „Das ist unmöglich, wie soll er denn reingekommen sein?"
„Fragen sie doch den da!", sagte Ron und deutete auf Sir Cadogans Gemälde. Sie warf Ron noch einen entnervten Blick zu, kletterte aber durch das Portraitloch nach draußen und sie hörten sie plötzlich rufen. „SIE HABEN IHN REINGELASSEN?!"
Avessa spürte das Entsetzen ihrer Mitschüler und sah selbst fassungslos zu Hermine, die aber ihren Blick auf Ron gerichtet hatte. Die Anteilnahme und Sorge, die von ihr ausging, schlug Avessa auf dem Magen und sie wandte sich ab, die Arme um sich schlingend.
Professor McGonagall kam gerade wieder in den Raum. „Er hatte wohl einen Zettel mit allen Passwörtern der Woche! Wer war so unglaublich dumm, so etwas herumliegen zu lassen?!" Avessa gefror innerlich zu Eis, hatte sie Sir Cadogan doch überredet, Neville die Passwörter zu geben! Aber...sie hatte doch nicht gewusst, was er tun würde!
Ihr Blick ging zu Neville, der in der Stille, die nach Professor McGonagalls Worten eingesetzt hatte, leise fiepend die Hand hob. Das Donnerwetter war nur kurz, aber Professor McGonagall versprach, dass es ein Nachspiel haben würde, bevor sie ihnen befahl, den Gemeinschaftsraum nicht zu verlassen und verschwand, das Schloss erneut zu durchsuchen.
Wie hatte Black erneut hereinkommen können?! Sie nagte an ihrer Unterlippe und ging wie die anderen, die bis eben noch auf den Treppen gestanden hatten, in den Raum nach unten, der schon aufgeräumt war. Sie sah nachdenklich ins Feuer und ließ die aufgepeitschten Emotionen und das aufgeregte Durcheinanderreden an sich vorbeirauschen.
Dann spürte sie, wie sich jemand links und ein anderer rechts von ihr ans Feuer stellten. „Das sieht heiß aus, Silver", raunte eine Stimme verschmitzt und sie sah auf, in Freds funkelnde Augen. „Hm?", fragte sie und George, der auf der anderen Seite stand lachte. „Nur ein kurzes Nachthemd, aber den Zauberstab in der Hand...sehr wehrhaft, Avessa."
Die beiden lachten und sie rollte mit den Augen. „Passt auf, dass ich den nicht gegen euch benutze...", brummelte sie und die beiden grinsten breit. Offensichtlich waren sie ihr nicht mehr böse, was sie stark erleichterte, schienen ihr die beiden echt wichtig geworden zu sein. Sie spürte, wie ihre Wangen bei den Gedanken warm wurden und schlang die Arme um sich.
„Das solltest du lieber nicht", sagte George und Fred nickte. „Aye...erstmal sind eh wir dran..." Sie sah aus schmalen Augen zu ihnen auf und schnaubte. „Nichts da. Wir sind quitt." Die beiden lachten und zerstrubbelten ihr die Haare. „Ist klar, Silver...", schmunzelte Fred und Georg kniff ihr in die Wange. „Wie süß, dass du das denkst..."
Lee trat zu ihnen und die drei ersannen direkt einige Theorien, wie Black wohl erneut hereingekommen war. „Sie werden ihn eh nicht finden", sagte Lee überzeugt. „Der ist schon längst wieder weg." Die Zwillinge stimmten ihm zu und dann glitt das Gespräch wieder zu Quidditch. Faszinierend...da war ein Massenmörder in ihren Gemeinschaftsraum eingedrungen und sie redeten über Quidditch. Jungs!
Black hatten sie nicht gefunden und als McGonagall im Morgengrauen zurückgekommen war, sie zu informieren waren die meisten ins Bett gewankt. So kam es, dass Avessa recht allein in der großen Halle am Gryffindortisch beim Frühstück saß, da die meisten noch am Schlafen waren. Sie sah zum Lehrertisch, der vollständig besetzt war und versuchte, anhand der Emotionen rauszufinden, wie die Stimmung war. Alle schienen recht aufgebracht und sie sah, wie Snape voller Hass zu Lupin sah, doch bevor sie sich wieder darüber wundern konnte, wurde sie an beiden Armen gepackt und ein heller Schrei entkam ihr.
Sie sah gerade noch, wie sich alle Lehrerköpfe und die der Schüler ruckartig ihr zuwandten und sie verstummte, die Lippen beschämt aufeinanderpressend, bevor sie aus der Bank gehoben wurde. Sie erkannte Fred und George und ihre Wangen brannten. „Was macht ihr da?", zischte sie und spürte die Scham über diese so unwürdige Situation. Sie hatte geschrien wie...naja, wie ein verängstigtes Kind!
Die Zwillinge grinsten. „Rache, Silver." Sie zappelte kurz, doch unterließ es dann, als sie merkte, dass sie ihnen nicht viel entgegenzusetzen hatte. Die wenigen Gryffindors, die am Tisch saßen, lachten laut und sie warf ihnen einen vernichtenden Blick zu, der zumindest Neville dazu brachte, schnell auf seinen Teller zu schauen.
Aber dann waren sie auch schon am Eingang der Großen Halle und die beiden ließen ihre Arme immer noch nicht los. „Das musste sein, ja?", fragte sie mit vor Scham brüchiger Stimme und tiefroten Wangen und als die Zwillinge das sahen, lachten sie. „Oh, wie süß!", quiekte Fred und George grinste breit. „Ihr sind wirklich noch Sachen unangenehm!" – „Das wirst du dir als unsere Freundin abgewöhnen müssen", sagten die beiden und sie schob trotzig die Unterlippe vor. „Offensichtlich..."
Sie warf noch schnell einen Blick zum Slytherintisch und sie sah, dass wirklich alle die Szene beobachteten. Verflucht! Sie konnte wohl nur von Glück reden, dass ihre Brüder nicht da waren, da diese sicher sonst eingeschritten wären. Dann entzog sie sich endlich dem Griff der Zwillinge und sah sie böse an.
„Also, was sollte das?" Die beiden grinsten und sahen dann auf sie hinab. „Als Wiedergutmachung wirst du mit uns am Wochenende nach Hogsmeade." Sie schüttelte den Kopf. „Ganz davon ab, dass ich es bezeichnend finde, dass ihr ein Treffen mit euch als Strafe setzt... muss ich zu meinem Vater, wie ihr euch vielleicht erinnert?" Sie verschränkte die Arme und musste dann grinsen, als sie die bedröppelten Mienen der beiden sah, auch wenn sie sacht errötete.
„Ein anderes Mal wieder gern." Dann fiel ihr etwas ein. „Ich habe euch nie gedankt für das Weihnachtsgeschenk!" Nun war es an den Zwillingen zu grinsen, sah Avessa richtig erschrocken aus. „Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir fotografiert wurden." George und Fred schwoll die Brust und sie kicherten. „Lee hat eine Kamera, die nicht sehr auffällig ist", zwinkerte ihr George zu.
„Ich mag das Bild sehr", sagte Avessa leise. „Und es tut mir leid, dass ich nichts für euch hatte." Fred winkte ab und George legte den Arm um ihre Schultern. „Du musst uns nichts schenken, wir hatten ja nur gedacht, dass du eine Aufmunterung gebrauchen kannst." Sie nickte lächelnd und die drei gingen in den Gemeinschaftsraum, der immer noch ganz leer war.
Avessa kuschelte sich mit einem Buch auf die Couch vor das Feuer, während die Zwillinge mit Lee an dem Tischchen unter dem Fenster an irgendwelchen neuen Scherzen arbeiteten. Sie tuschelten vor sich hin und dieses leise Raunen und das Prasseln des Feuers sorgten dafür, dass ihr irgendwann die Augen zufielen und sie den fehlenden Schlaf der Nacht nachholte.
Dass George ihr die Decke über die Schulter zog, bekam sie noch halb mit, doch öffnete sie die Augen nicht, auch wenn sich ein leises Lächeln auf ihre Lippen stahl, als sie seinen Blick auf sich spürte. Dann berührten seine Finger ihre Schläfe und strichen eine Strähne ihres Haares zurück und ihr Herz begann heftig zu pochen, während ihr ganz heiß wurde.
Als sie die Augen leicht öffnete, hatte George sich bereits wieder Lee und Fred zugewandt und sie überließ sich wieder der Schwere ihrer Müdigkeit und der Wärme der Flammen.
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