Kapitel 61
Die Freundschaft zwischen Hermine und Ron schien irreparabel kaputt zu sein und Avessa tat Harry ein wenig leid, der zwischen den Stühlen zu sitzen schien, bis Hermine, die immer gereizter schien, auch mit ihm irgendwann die Geduld verlor. Selbst Avessa hatte Schwierigkeiten mit Hermine zu sprechen, da diese viel zu sehr in ihren Hausaufgaben und Arbeiten versunken war, schlecht zu schlafen schien und viel zu wenig aß.
Avessa kannte das leider nur zu gut. Ihr letztes Jahr an der Durmstrang war ähnlich verlaufen. Dennoch stimmte da etwas nicht. Hermine machte Hausaufgaben zu Fächern, die sie nicht haben konnte! Avessa hatte auch Muggelkunde belegen wollen – sehr zum Ärger ihres Vaters und eigentlich auch nur aus Neugierde – doch war es nicht möglich gewesen, weil es sich mit Wahrsagen überschnitten hatte, in welchem Hermine auch war. Ein fürchterliches Fach, wie Avessa fand.
Hermine aber machte Aufgaben für Muggelkunde und Avessa hatte versucht, sie dahingehend anzusprechen – da sie gern gewusst hätte, wie Hermine das hinbekam – aber Hermine hatte sie abblitzen lassen. Auch Arithmantik war ein solches Fach...
Doch hatte Avessa mit ihren Animagus-Studien ohnehin mehr als genug zu tun, als dass sie sich lange Gedanken über Hermine und ihren Stundenplan hätte machen können; zumal sie nicht der Typ war, sich derart für andere zu interessieren. Es waren Hermines Leben und ihre Entscheidungen, da hatte sie sich nicht einzumischen.
Das Nachsitzen bei Snape hatte sich als Nachsitzen bei Filch rausgestellt, dem sie beim Putzen zur Hand gehen sollte. Wie unkreativ. Vor allem, weil sie so viel Besseres zu tun hatte. Kurz hatte sie überlegt, zu versuchen, Filch dazu zu überreden, die Arbeit mit einem Zauberstab zu machen, dann hätte er auch frei gehabt, aber nach einem Blick in seine funkelnden Augen, die er immer dann bekam, wenn er einen Schüler oder eine Schülerin gängeln durfte, unterließ sie es.
Dann kam das Spiel Gryffindor gegen Ravenclaw und wenn Avessa den Jungs richtig zugehört hatte – na ja, wohl eher schlecht genug weggehört, da sie praktisch gegen ihren Willen einiges aufgeschnappt hatte – hatte Ravenclaw gegen Slytherin verloren, was gut war für die Löwen...warum auch immer. Irgendwas mit dem Punktekonto.
Harry hatte seinen Besen endlich wiederbekommen und alle waren völlig aufgeregt deswegen. Am Morgen vor dem Spiel kam er damit in die Große Halle und Avessa musste schnell zur Seite rücken, als Oliver Wood, der Kapitän der Quidditchmannschaft Gryffindors, den Besen auf den Tisch legte. Er sah schick aus...also der Besen. Aber was wusste sie schon.
Sie aß weiter ihr Toastbrot, den aufgeregten Stimmen lauschend, als sie eine heftige Welle Neid verspürte. Sie legte ihr Toast zur Seite, war ihr ein wenig schlecht davon geworden und sah sich um. Draco und andere Slytherins traten an den Tisch und sahen giftig auf Harry und seinen Besen. „Schade, dass kein Fallschirm eingebaut ist, falls wieder ein Dementor auftaucht, Potter", giftete Draco und Avessa rollte mit den Augen. Er konnte echt so ein Arsch sein...
„Ja, und schade, dass du keinen Ersatzarm an deinem hast, der könnte den Schnatz für dich fangen, Malfoy", erwiderte Harry gutgelaunt und alle Gryffindors, Avessa eingeschlossen, lachten. Als Dracos giftiger Blick auch sie kurz streifte, zuckte sie ein wenig entschuldigend aber lachend die Schultern und meinte, ein kurzes Zucken seiner Mundwinkel zu sehen, auch wenn Hass und Neid in ihm brodelten. Warum hat er es nur so mit Harry...?
„Kommst du heute wieder mit, Avessa?", fragte Fred und sie kräuselte die Nase, das Toast, welches sie hatte endlich aufessen wollen, wieder ablegend. Sie sah unwillkürlich zum Lehrertisch, wo sie Professor Snape in ein Gespräch mit Dumbledore vertieft sah und hob die Schultern, zu Fred zurückblickend.
„Ich...versuche es", sagte sie und er nickte strahlend. „Wird sicher toll! Das Wetter ist so viel besser, als beim letzten Mal." George nickte. „Ja, du würdest diesmal etwas sehen!" Alle lachten und sie nickte, im Versuch, ebenfalls zu lächeln. Doofe Höhenangst...sie wollte wirklich zuschauen, aber...diese Tribünen...aber vielleicht, wenn sie unten blieb?
Sie nagte an ihrer Unterlippe und machte sich direkt nach dem Frühstück auf den Weg zum Spielfeld, um zu sehen, wie es war, wenn man neben der Tribüne am Boden blieb...ob man da etwas erkannte? Dann aber sah sie Snape auf dem Weg zur Kerkertreppe und sie biss sich auf die Unterlippe. Sollte sie ihn fragen? Als habe er sie gehört, drehte er sich um und seine schwarzen Augen bohrten sich in ihre.
„Sir...haben Sie einen...Moment?", entkam es ihr, als sie allen Mut zusammennahm und zu ihm ging. Seine Augenbraue hob sich und die Lippen wurden schmal. Sie wusste, er hasste es, auch noch in den Gängen von Schülern genervt zu werden und sie spürte, wie Nervosität von ihr Besitz ergriff.
„Miss Carrow?", fragte er schneidend. „Was kann ich hier, im Flur, zwischen den Unterrichtsstunden für Sie tun?" Sie versuchte sich an einem festen Blick und sah zu ihm auf. „Ich habe mich gefragt, ob...Sie...eventuell noch so einen Trank haben, den Sie mir beim letzten Spiel gegeben haben."
Gut. Es war raus. Nicht unbedingt so sicher, wie gewollt, aber richtig gestammelt hatte sie auch nicht.
∾
Er musste an sich halten, als sie mit so scheuem Blick zu ihm aufsah, auch wenn sie ganz offensichtlich meinte, er sei fest und sicher. Und dann diese gestotterte Frage. Unwille durchfuhr ihn und seine Augen verengten sich. Zufrieden bemerkte er, wie ihre Wangen von Röte angehaucht wurden und der Puls an ihrem Hals schneller ging.
„Ich denke nicht, dass es Ihrem Vater gefallen würde, wenn ich Ihnen erneut so etwas verabreiche, Miss Carrow", sagte er abweisend und drehte sich um. Er hatte beschlossen, diese unselige Nachsicht, die er mit ihr bisher gehabt hatte, ein für alle Mal abzustellen.
„Das hätte es das letzte Mal auch nicht und da hat es Sie auch nicht gestört." Er verharrte. Hatte diese vorlaute kleine Göre ihn etwa gerade... Er wirbelte herum und sah mit Genugtuung, dass ihre Augen sich etwas weiteten, auch wenn sie nicht zurückwich, was ihn wiederrum reizte.
„Was wollen Sie mir damit sagen, Miss Carrow?!", herrschte er sie an und sie bekam ganz offensichtlich eine trockene Kehle, da er sie schlucken sah. Die Anzeichen waren bei ihr sehr viel subtiler, als bei anderen Schülern und das war wirklich...reizend. „Heute noch!", schnarrte seine dunkle Stimme durch den Gang und einige Schüler, die in Richtung der Treppe gekommen waren, bogen schnell in eine andere Richtung ab.
Die kleine Gryffindor erlaubte es sich, das Kinn zu recken und ihm einen äußerst arroganten Blick zuzuwerfen, der nun seinen eigenen Puls in die Höhe trieb. „Nun, Sir...", begann sie und er runzelte die Stirn, wartete aber ab. „Es sollte nur heißen, dass mein Vater kein Grund sein kann, mir keinen zu geben, da es diesen Grund auch beim letzten Mal gegeben hätte. Sagen Sie doch einfach, dass Sie mir keinen geben wollen und gut. Aber kommen Sie mir nicht mit Aus-... meinem Vater", korrigierte sie sich gerade noch so.
Professor Snape schwankte wie sooft zwischen lodernder Wut und Vergnügen bei ihrem fragwürdigen Mut, ihm mit diesen Worten zu kommen, doch entschied er sich natürlich nicht für Letzteres...als ob er einem Schüler je zeigen würde, dass ihm etwas imponierte. So bohrten sich seine kalten Augen nur in ihre und seine Lippen verzogen sich. „10 Punkte Abzug für Gryffindor für ihr respektloses Verhalten, Miss Carrow", zischte er und sie presste die Lippen aufeinander.
Er sah sie noch einen Moment an und wollte sich schon abwenden, als er unfassbarerweise erneut leise Widerworte von ihr hörte. Ein Blick auf sie zeigte ihm, dass sie selber nicht ganz wusste, warum sie das tat. „Ich habe Ihnen nur eine Frage gestellt und dann die ihre wahrheitsgemäß beantwortet, Sir", sagte sie gepresst. „Warum verdiene ich dafür Strafpunkte?"
Snape war kurz davor, ihr Nachsitzen aufzudrücken. Am besten jetzt, während des Spiels, doch hatte er etwas Anderes vor und so sah er sie nur spöttisch von oben herab an. „Weil Sie eine unerträgliche nervige Schülerin sind, die meint, sie sei zu gut für Hogwarts und dürfe sich über jegliche Regeln der Schule oder des Respekts hinwegsetzen, nur, weil sie eine Carrow ist! Das zählt hier aber nicht! Und jetzt verschwinden Sie endlich!", polterte er und ging mit wehendem Umhang die Treppe hinab.
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