Kapitel 56

Natürlich. Avessa Carrow. Sie stand schräg hinter Draco und bebte vor Wut, während Draco Yorick im Auge hatte. Snape sah, wie seine Hand im Umhang verborgen war und war sich sicher, dass auch dort der Zauberstab bereit war. Lästige Bande, allesamt.

Seine schwarzen Augen hefteten sich als erstes auf die Nott Brüder. „Was genau ist hier los?" „BITTE ENTFERNEN SIE SIE AUS MEINER BIBLIOTHEK! DIE BÜCHER...!", keifte die alte Schreckschraube weiter und Snapes Augen verengten sich, als bekäme er von der schrillen Stimme Kopfschmerzen. Dann ruckte er selbst mit dem Zauberstab gen Ausgang und nach einem Blick auf Avessa wandten sich die beiden ab und gingen auf den Flur.

„Sie beide auch, wird's bald!", herrschte Snape Draco und Avessa an und während der Slytherin nickte und sich anschickte, seinen Worten zu folgen, wagte es die kleine Gryffindor, ihm einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. Seine Augenbraue ging steil in die Höhe, als er das Feuer in ihren sonst so ruhigen silbrigen Augen sah und schnell glitt sein Blick über ihre Erscheinung.

Sie schien tatsächlich leicht zu glühen, ihre Magie funkelte hektisch um sie herum und er konnte eine starke Präsenz...eine Spannung um sie spüren, nun, da er sich darauf konzentrierte. Seine Stirn runzelte sich, doch ruckte er erneut auffordernd mit dem Zauberstab. „Wenn ich es Ihnen nochmal sagen muss, Miss Carrow bleibt es nicht bei Strafpunkten!", sagte er schneidend und seine Worte schienen sie zu erreichen, sodass sie, wen auch deutlich widerwillig, Draco folgte, der zwei Schritte weiter auf sie gewartet hatte. Was war das? Waren die beiden plötzlich Freunde?

Im Gang standen die Notts auf der einen Seite und Avessa auf der anderen, Draco ein wenig abseits, das Ganze stumm betrachtend, schien er sich seine eigenen Gedanken zu machen. Snapes Augen jedoch richteten sich auf Yorick. „Erklären Sie sich", sagte er ruhig, doch war klar, dass es keine Bitte war.

Yorick schaute kurz zu dem Professor, dann wieder auf Avessa und atmete tief durch, doch war es sein jüngerer Bruder Theodore, der antwortete. „Sie ist schuld, dass unser Vater im St. Mungos liegt!" stieß er hervor und Snape sah ihn herablassend an. „Das ist Unsinn, Mister Nott. Miss Carrow war zum einen die ganze Zeit im Schloss und zum anderen ist sie wie Sie selbst in der dritten Klasse und auch wenn sie weit mehr Talent zeigt, als Sie, wäre sie zu einem solchen Fluch nicht in der Lage, ebenso wenig, den Auroren, die dabei waren, zu entwischen."

Er sah nicht zu Avessa, merkte aber aus den Augenwinkeln, dass sie kaum auf seine Worte reagierte, sondern immer noch Yorick im Blick hatte und die Spannung um sie ließ nicht nach. Ihren Zauberstab aber hatte sie bereits wieder verstaut. Sie scheint sich nicht beruhigen zu können... Er entschied schnell. „10 Punkte Abzug für jeden von Ihnen dafür, in der Bibliothek ein derartiges Benehmen an den Tag gelegt zu haben. Miss Carrow, Sie..."

„Wenn sie es nicht war, war es eben ihre Familie. Alle wissen, wie verrückt die Carrows sind!" Avessa, die ihren starren Blick auf Snape hatte richten wollen, ruckte herum und ihre aufs Äußerste gespannte Haltung ließ auf ihre innere Unruhe schließen. „Was hast du gesagt...?", zischte sie leise, doch selbst Snape musste zugeben, dass gerade das es irgendwie eindrucksvoller machte.

Seine Augenbraue ging nach oben und obwohl sich die Schüler gerade über seine Anweisungen hinwegsetzten, kam er nicht umhin, sie machen zu lassen, war die wissenschaftliche Neugierde in ihm zu groß, wann sich die knisternde Spannung um das junge Mädchen entladen mochte. Zudem war die Magie eines anderen Menschen ein höchst seltener Anblick – und die der jungen Carrow war wirklich... Er riss sich zusammen und sah die Schüler nochmal genau an. Kein anderer schien die unkontrollierte Magie ihrer Mitschülerin zu bemerken.

Yorick lächelte herablassend und ein böser Glanz trat in seine Augen. „Du weiß, was ich meine, kleine Carrow...", zischte er leise."...was meinst du? Hat sie sich deinetwegen umgebracht?", raunte er ihr zu und sein Blick wurde lauernd, doch kam er kaum dazu, die Worte zu Ende zu sprechen, als schon eine Druckwelle von Avessa ausging, die jeden um sie herum erfasste und zu Boden riss.

Sie selbst fiel heftig atmend auf die Knie, kraftlos nach der Menge an Magie, die durch sie gegangen war, während Snape sich geschmeidig und schnell erhob. Er sah die Schüler seines Hauses an. „Nachsitzen, Nott. Beide. Heute Abend 19 Uhr in meinem Büro. Und nun verschwinden Sie." Dann trat er zu Avessa und sah nochmal zu den Slytherins. „Und sollte mir zu Ohren kommen, dass Sie dieses Thema erneut anschneiden, oder hierüber sprechen, ziehe ich jedem von ihnen erneute 50 Punkte ab."

Er sah den schockiert blickenden Jungs nach und wusste, dass diese Sache noch weitere Auswirkungen haben würde, insbesondere, wenn die Brüder der jungen Miss Carrow davon hören würden. Er sah auf das Mädchen hinab. „Mitkommen!", bellte er, doch reagierte sie nicht. Er knurrte und packte ihren Oberarm, sie auf die Füße zu ziehen, doch zog er seine Hand schnell zurück, als er einen Schlag bekam. Ihr Kopf ging nach oben und seine Augen weiteten sich, als er in ihren Augen nicht nur im übertragenen Sinn einen Sturm toben sah.

Die silbrige Iris des Mädchens bewegte sich aufgewühlt, durchzogen von dunklen grauen Schlieren...wie eine Gewitterwolke. Er atmete scharf ein und nutzte dann einen Zauber, sie hinter sich herzuziehen, direkt zu Dumbledores Büro.

Hitze. Hitze strömte durch sie und schmerzvolle Blitze zuckten durch ihren Körper, doch langsam wurde es schwächer. Ein kleiner Teil ihres Inneren registrierte, dass diese prickelnden Stiche und das Ziehen nicht uninteressant waren, doch klärte sich langsam ihre Sicht und ihr Denken setzte wieder ein. Was ist eben passiert?!

Sie spürte den Zauber, der an ihr zog und ihre Stirn runzelte sich, als sie versuchte, sich dagegen zu stemmen. „Auch wenn die Versuche beeindruckend sind, Miss Carrow, machen Sie sich nicht die Mühe, Sie werden ihn nicht lösen", sagte die Stimme von Snape und Ruhe breitete sich in ihr aus. Sie blinzelte und atmete tief durch, sah Snape mit wehendem Umhang vor sich.

„Ich kann alleine gehen, Sir", sagte sie leise und spürte das Stechen in ihrem Kopf, die trockene Kehle, die ihre Stimme heiser werden ließ und das Zittern ihrer Muskeln. Salazar, sie wollte einfach nur sitzen!

Dann spürte sie, wie sich der Zauber löste und das Gehen anstrengender wurde. Mist! Aber natürlich würde sie sich das nie anmerken lassen. So ging sie hinter Snape her, strich sich die Haare aus dem Gesicht und sah sich um. „Wo-...wohin gehen wir, Professor?", wagte sie zu fragen, denn auch, wenn sie es nicht auf die übliche Weise spürte, war seine Wut allgegenwärtig.

Er bemerkte, dass ihr das Gehen schwerfiel und musste ein gemeines Grinsen unterdrücken. Das kam davon, wenn man immer unbedingt die Kontrolle haben wollte, ohne nachzudenken. Bei ihren leisen Worten sah er über seine Schulter.

„Zum Büro von Professor Dumbledore, Miss Carrow.", sagte er mit einer Schärfe in der Stimme, die sie leicht zusammenzucken ließ, wohl in der Annahme, es würde ihm nicht auffallen. „Warum zu ihm?", wagte sie dennoch einen erneuten Vorstoß und Snape musste sie für ihre Hartnäckigkeit bewundern. Bei der Laune, die er offensichtlich hatte, traute sich sonst kaum ein Schüler, überhaupt etwas zu sagen, geschweige denn, seine Beweggründe zu hinterfragen.

„Weil ich das so entschieden habe, Miss Carrow. Probleme damit?", fragte er selbstgefällig und schritt weiter weit aus.

Sie blieb stehen. „Um ehrlich zu sein, ja, Sir."

Was?!

Er blieb abrupt stehen und wandte sich zu ihr um und die tiefschwarzen Augen lagen unter dichten dunklen Augenbrauen, die wütend zusammengezogen waren.

„Wie bitte, Miss Carrow?", fragte er drohend.

Avessa schluckte, doch schlang sie die Arme um sich und reckte ihr Kinn. „Ich fragte, warum wir dorthin gehen. Und warum nur ich?" Er sah sie unter seinen steil nach oben gehenden Augenbrauen und dem scharfen Blick etwas in sich zurückweichen. „Nicht, dass ich mich Ihnen gegenüber zu rechtfertigen hätte, Miss Carrow, aber wenn ich mich recht entsinne, sind es nicht die anderen gewesen, die gerade einen derartigen Zauber auf den Gängen gewirkt haben, sondern nur sie."

Er blickte sie grimmig und deutlich missbilligend an und sie schlug, entgegen ihrer sonstigen Art, schuldbewusst die Augen nieder, was ihm ein leichtes Schmunzeln entlockte ... Reiß dich zusammen! Er wandte sie um und ging bis zu den Wasserspeiern, wusste er, dass sie folgen würde.

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