Kapitel 22
Beim Abendessen redeten alle noch aufgeregt über ihre Stunde bei Lupin, auch wenn Avessa auffiel, wie Harry, Ron und Hermine leise miteinander tuschelten, wohl, um zu ergründen, warum Lupin Harry nicht hatte drankommen lassen wollen. Für Avessa lag es eigentlich auf der Hand und als sich Fred und George mit Lee zu ihnen gesellten und die Unterhaltung nun offener fortgeführt wurde, zuckten die Zwillinge mit den Schultern.
„Vielleicht war das nur Zufall, Harry", sagte George und Fred nickte. „Ja, oder er wusste einfach, was für ein mieser Zauberer du bist." Harry warf ihm einen Blick zu und die Zwillinge lachten. Avessa schnaubte leise und biss von ihrem Brot ab, während sich die Blicke auf sie legten. George stützte seinen Ellenbogen auf dem Tisch ab und sah sie auffordernd an. „Ja, Miss Carrow? Sie haben etwas dazu zu sagen?", fragte er in bester Professor-Manier und sie zuckte mit den Schultern, sah Harry an, der ebenfalls interessiert an ihrer Meinung schien. „Naja...ich denke, er wollte nicht, dass der Dunkle Lord plötzlich im Zimmer steht, oder?", sagte sie gelassen und goss sich Kürbissaft ein. „Ich meine, ich weiß zwar nicht, warum, weiß doch keiner von uns, wie er aussieht, also wird es wohl nicht..." sie merkte, dass Hermine und die Weasleys sie etwas unbehaglich und Harry sie verwirrt ansahen.
„Was ist?", fragte sie und die anderen warfen sich Blicke zu. „Naja, Silver...nur Anhänger von Du-weißt-schon-wem nennen ihn den Dunklen Lord", sagte Fred vorsichtig und die anderen nickten langsam, während sich Verstehen in Harrys Gesicht bildete. Avessa sah ihn einen Moment an und zuckte dann mit den Schultern.
„Nun, es ist nicht so, als ob ihr nicht wüsstet, in welcher Umgebung ich aufgewachsen bin. Aber entschuldigt, wenn ich euch verstört habe. Man nennt ihn einfach so bei uns..." Ihr Blick wurde etwas unwillig. „Und ich finde Du-weißt-schon-wen irgendwie...unpassend als Namen." Sie unterdrückte ein Schmunzeln und tat, als würde sie sich wieder auf ihr Essen konzentrieren, bevor sie nochmal den Kopf hob. „Ich kann ihn aber gern Voldemort nennen, wenn das besser ist", sagte sie und biss erneut mit einem süffisanten Grinsen von ihrem Brot ab.
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Sein Kopf ruckte herum. Hatte diese kleine dreizehnjährige Hexe gerade den Namen den Dunklen Lords in den Mund genommen? Und warum? Gut, sie sprach mit Potter, da war das Thema wahrscheinlich nie weit entfernt. Dennoch... Seine schwarzen Augen bohrten sich in ihren Hinterkopf, hatte sie sich gerade zu einem der Weasley-Zwillinge umgedreht, der ihr einen Klapps auf eben jenen gegeben hatte. Kurz verzogen sich seine Lippen höhnisch. Sie, das reinblütige kleine Prinzesschen, bei dem sich in Slytherin sicher nie jemand getraut hätte, es anzufassen, saß nun bei denen, die definitiv am wenigsten Respekt vor ihr und ihrer Herkunft hatten.
Irgendwie ironisch...und er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie es verdient hatte, obwohl er jeglichen Vorwurf, er würde es ihr übelnehmen oder eingeschnappt sein, dass sie nicht in seinem Haus war, entschieden zurückgewiesen hätte. Doch interessierte es ihn immer noch, wie das Thema auf den Dunklen Lord gekommen war und warum sie es sich traute, seinen Namen auszusprechen, wusste er recht gut, dass ihr Vater, Aaron Carrow, einen gesunden Respekt vor dem Zauberer verspürte, den er an seine Kinder weitergegeben hatte...nun, zumindest hatte er es versucht...
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Die Weasleys zuckten bei dem Namen zusammen und George gab ihr einen Klapps auf den Hinterkopf. „Lass das, Schlange!" – „Ja, aus!" Doch Hermine und Harry sahen zustimmend zu ihr. „Dumbledore sagt, dass die Angst vor einem Namen nur die Angst vor der Sache selbst schürt.", sagte Hermine, als hätte sie es auswendig gelernt und Harry nickte. Avessa grinste und wandte den Kopf zum Lehrertisch, Dumbledore einen Blick zuzuwerfen. „Er ist ein beeindruckender Zauberer...", sagte sie und die anderen nickten, auch wenn Fred ihr in die Seite stieß. „Warum klingst du so überrascht?"
Ihr Blick blieb noch kurz an Snape hängen, der seinen Blick über den Slytherintisch schweifen ließ und sah dann zu Fred. „Na, weil er bei uns nicht ganz so gut wegkommt", sagte sie freimütig, erklärte es aber lieber nicht weiter, wollte sie nicht schon wieder dieses Thema aufmachen. Die anderen nickten eh wissend genug und so aßen alle zu Ende. Als Zephyria hereingeschwebt kam, hörte Avessa hier und da ein entzücktes „Aaaaw..." und sie lächelte stolz und warm, war ihre kleine Eule eben wirklich ein Hingucker. „Oh, ist die süß!" schmachtete Ginny, als sie auf Avessas Schulter Platz genommen hatte und ihr eine kleine Pergamentrolle überbrachte.
Avessa rieb ihre Wange an der kleinen Eule, die sich aufmerksam umsah und vor ihr auf den Tisch hüpfte, aus ihrem Becher zu trinken. „Ihr Name ist Zeph. Also Zephyria eigentlich. Das ist..." - „Ein Gott, oder?", fragte Hermine und Avessa sah sie verdattert an. „Ich...also...ja. Zephyr ist der Gott des Westwindes...bringt den Frühling. Mir gefiel einfach der Name... Hermine, woher weißt du sowas?!" „Sie ist bei den Muggeln großgeworden", erklärte Ron, als sei damit alles gesagt.
Avessa schüttelte den Kopf. „Ach komm, du kannst mir nicht sagen, dass sich Muggel alle mit sowas auskennen!" Hermine lachte und schüttelte den Kopf. „Nein, sicher nicht. Aber ich liebe die griechische Mythologie und habe einfach extrem viel darüber gelesen, daher...aber woher kennst DU den Namen und die Herkunft?", fragte sie und Avessa schmunzelte leicht und ein wenig verlegen.
„Naja, ich...", sie betrachtete ihre kleine Eule. „Als Kind, wenn wir die Malfoys besucht haben, bin ich oft mit...", sie unterbrach sich kurz und sprach dann weiter, „...da habe ich mich oft in die Bibliothek geschlichen. Sie ist...unglaublich!" Sie sah begeistert zu Hermine, die sie in einer Mischung aus Unwohlsein und Neid ansah. „Ehrlich. Ich meine, meine Familie hat auch eine schöne Bibliothek, aber die der Malfoys ist einfach...der Wahnsinn."
George lachte, als sie schmachtend seufzte und sie sah ihn verwirrt an. „Was?" Er grinste. „Ich hatte nicht gedacht, dass es neben Hermine noch jemanden geben könnte, der über Bücher und Bibliotheken ebenso redet wie andere Mädchen über Jungs." Avessa sah Hermine an und sie beide schnaubten, bevor sie sich angrinsten.
„Nun, da habe ich viel gelesen und in einem Buch gab es einen Querverweis auf die Mythologien der Muggel. Eine...", sie zögerte kurz, „Abhandlung darüber, was sich Muggel alles ausdenken, um sich Magie zu erklären und die Religionen der verschiedenen Länder sind ein großer Teil davon.", schloss sie ein wenig verlegen und strich sich eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht, ihre Eule beobachtend, welche zu Ginny gehüpft war und sich liebkosen und bewundern ließ.
Erst als sie im Gemeinschaftsraum war und sich an ihre Hausaufgaben gesetzt hatte, fiel ihr die Nachricht ein, die sie erhalten hatte und sie beeilte sich, sie zu entrollten. „Oooh, eine geheime Botschaft von...Lupin?!", erklang eine überraschte Stimme hinter ihr und sie zuckte zusammen, das Pergament mit der Schrift nach unten ablegend. George stand hinter ihr und sah sie mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an, bevor er schmunzelte. „Das musst du erklären."
Er setzte sich und sie stieß ein kurzes Lachen aus. „Ach. Muss ich das?", fragte sie und verschränkte die Arme, ihn herausfordernd anblickend. Er nickte, sich auf das Spiel einlassend. „Natürlich." Avessa wölbte die Augenbrauen. „Und warum, bitte?", fragte sie ein wenig spöttisch.
„Weil du zu uns gehörst und wir als deine Freunde und Beschützer wissen müssen, was du mit wem tust", sagte Fred, der sich auf den Stuhl neben ihr gleiten ließ. Er sah von George zu Avessa und wieder zurück. „Worum geht es genau?"
Avessa rollte mit den Augen und lachte leise, bevor sie seufzte. „Ich habe eine Einladung von Professor Lupin bekommen und...", begann sie, aber Fred unterbrach sie, „Warte – was?! Warum? Wozu?", ereiferte er sich und George nickte zustimmend. „Eben da waren wir gerade, Fred. Danke fürs Mitspielen." Avessa schnalzte mit der Zunge. „Ich weiß nicht, ob euch das etwas angeht.", sagte sie streng, aber ihre Augen funkelten vergnügt.
„Ich habe...ich muss etwas nachholen. Vom Unterricht.", erklärte sie dann und die Zwillinge sahen sie neugierig an. So erzählte sie von ihrer Irrwichtstunde und dass Lupin sie ausgelassen hatte unter der Bedingung, dass sie es nachholte. „Und nun hat er mir die Zeit geschickt." Fred und George sahen sich kurz an, bevor die übliche Neugierde in ihnen aufkam. „Warum wolltest du nicht mitmachen, Carrow?", fragte George und sie sah ihn an. „Aus demselben Grund, warum ich dir nicht antworten möchte, Weasley." Sie feixte, als er sie enttäuscht ansah, doch sie wedelte mit der Hand. „Und nun husch...ich muss meinen Aufsatz für Zaubertränke fertig machen und die Arbeit für Wahrsagen nachholen."
„Iiieh, Hausaufgaben. Komm, Fred, lass uns abhauen." Die beiden erhoben sich, ihr zuzwinkernd und gingen zu Lee, der bei Angelina Johnson und Alicia Spinnet stand und offensichtlich das bevorstehende Quidditchmatch besprachen. Kurz verspürte Avessa Bedauern, dass sie es nicht würde verfolgen können nun, da sie die Mehrzahl der Spieler kannte und...mochte...
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