𝓲 𝓷𝓮𝓮𝓭 𝔂𝓸𝓾

March, 19. 1990, NJ, Perth Amboy, 468 Brace Ave


Love can be cruel
But it's always been a two way street
- Richie Sambora

,,Ich hab dich all die Jahre nie um viel gebeten, aber ich bitte dich jetzt darum dieses Glas Wasser auszutrinken, Cherry...", seufzte Richie und Mary sah ihn mit bebender Unterlippe an. Ihre braunen Augen waren ganz verklärt... und vom Weinen gerötet und geschwollen. Sie zitterte, was Richie nicht entging. Allgemein wirkte die Rothaarige, als wäre hier noch mehr als bloß der Alkohol im Spiel gewesen. ,,Ich kann dich nicht wieder verlieren... Ich kann nicht", gab sie brüchig zurück und drückte seine Hand zur Seite, als er ihr das Glas wieder reichte. Richie sah sie aus seinen dunklen Augen an, sein Kiefer war angespannt und er rang mit sich... Er wusste nicht, was er tun sollte - und er kämpfte mit seiner Geduld, weil ihm ihre Verfassung schwer zusetzte. Weil er sich die Schuld an ihrem Zustand gab. Warum nur hatte er sie nicht halten können? Hätte er das, wäre es niemals soweit gekommen. Das hätte Richie nicht zugelassen.

,,Wieso kann ich dich nicht endlich loslassen...", flüsterte sie verzweifelt. Ihre Finger strichen von seinem Kinn zurück zu seiner Wange, liebevoll glitten sie über sein so hübsches und markantes Gesicht. Richie war so wunderschön... Er kam ihr deshalb umso mehr wie ein Trugbild vor. ,,Glaub mir, Cherry, diese Frage hab ich mir auch lange gestellt...", murmelte er und sie sah ihn an. ,,Und jetzt hast du mich losgelassen?", fragte sie ihn und neue Tränen schossen ihr in die Augen, sodass Richie sofort den Kopf schüttelte. ,,Nein, das habe ich niemals", gab er mit fester Stimme zurück und seine Hand strich ihr sanft übers Knie. ,,Anderenfalls wäre ich nicht hier. Ich bitte dich, Cherrybaby..." Er hielt ihr das Glas wieder hin. Er würde nicht nachlassen, er würde nicht aufgeben. Mary wusste das, während sie ihn ansah... und schließlich ergriffen ihre blassen Hände das Glas doch. Sie nahm kleine Schlucke daraus... Ironischerweise wurde ihr übel beim Trinken, sodass sie keuchte, als sie das leere Glas fahrig zurück auf den Küchentisch stellte.

,,Okay...", murmelte Richie und nickte ihr zu. ,,Das ist gut..." Sanft strich er ihr wieder übers Bein und erhob sich dann. ,,Kannst du aufstehen? Wir bringen dich jetzt ins Bett... Das hier schläfst du jetzt besser erstmal aus", setzte er nach und Mary schüttelte verzweifelt den Kopf. ,,Nein, ich will nicht schlafen... wenn ich aufwache...", setzte sie weinerlich an und er unterbrach sie sanft. ,,Dann bin ich noch immer hier, Cherry... Versprochen", versicherte er ihr leise. So sehr hatte er gehofft, dass es ihr wenigstens gut ohne ihn ging... wenn sie es schon war, die ihre Beziehung beendete. Doch Mary war ein Wrack... Und Richie brannte das Warum auf der Zunge. Warum hatte sie ihn verlassen, wenn sie ohne ihn nicht konnte? ,,Versprochen...", flüsterte sie heiser. ,,Versprochen hast du das so oft schon..."

Richie griff ihr sanft, aber bestimmend unter die Arme, um sie auf die Beine zu ziehen und sie nur langsam wieder loszulassen... sehen ob sie sich aufrecht halten konnte und sie hastig wieder aufzufangen, als Marys Beine wie von dem Gitarristen beinahe erwartet, unter ihr nachgaben. Er schlang seine Arme um ihre Hüfte, um sie festzuhalten und sie drückte zittrig ihre Stirn an seine Brust. ,,Richie...", entwich es ihr gequält und er schloss einen Moment die Augen, denn trotz all des Alkohols stieg ihm noch ihr so zart blumiger, ihm so vertrauter Duft in die Nase. ,,Alles gut", raunte er leise. ,,Ich hab dich. Wo ist dein Schlafzimmer, Cherry?" Er lehnte sich vor, um einen Arm in ihre Kniekehlen zu legen und sie mit einem geschickten Ruck hochzuheben. Mary klopfte das Herz bis zum Hals... Würde der Alkohol sie nicht so beschwingen, würde sie gerade an ihren Gefühlen zergehen... ,,Die Tür neben dem Bad", flüsterte sie und er nickte. Er trug sie durch den Flur.

All das Chaos... Das passte nicht zu ihr. Richie wusste, wie gerne sie es heimisch und schön hatte... wie gern sie sich immer Blumen gekauft hatte... wie sehr sie sich immer gefreut hatte, wenn er es für sie getan hatte. Er seufzte leise. Was war nur mit ihr passiert...? Der Dunkelhaarige trat mit ihr in ihr Zimmer, suchte mit dem Ellenbogen nach dem Lichtschalter und war erleichtert, dass ihr Schlafzimmer nicht ganz so schlimm aussah... Schwer schlucken musste er aber, als er zwei seiner Hemden auf ihrer Matratze liegen sah... Oder eines ihrer Bilder, das auf ihrem Nachtschrank lag und ganz vergriffen aussah, so als hätte die Rothaarige es ziemlich oft in den Händen. ,,Oh Cherry... Wieso hast du mich nie angerufen...", murmelte er, als er sie auf ihrem Bett absetzte. Aus verweinten Augen sah sie ihn an. ,,Weil es meine Schuld war, alles. Es ist meine Schuld... Ich hab dich verlassen, ich habe nicht mal ein Recht dich zu vermissen..."

Es war verwunderlich, dass sie überhaupt noch so klare Sätze zustande bekam... Sie ließ sich zurück in die Kissen sinken, weil die Welt sich viel zu schnell drehte und ihre Hände ergriffen das Hemd mit dem violettblauen Muster, das sie zu sich ranzog, das sie an sich drückte, als stünde Richie nicht neben ihrem Bett. Er sah sie an, ehe er sich nach kurzem Zögern auf ihre Bettkante sinken ließ. ,,Cherry, ich bin hier...", murmelte er, seine Hand ergriff die Ihre. ,,Du hast mich angerufen, ich bin hergefahren. Das ist real." Seine dunklen Augen sahen sie an und sie erwiderte seinen Blick. ,,Und bleibst du?", fragte sie ihn erstickt, was ihn nicken ließ. ,,Fürs Erste", gab er zurück. ,,So kann ich dich nicht alleine lassen, das wissen wir beide...", fügte er heiser hinzu. ,,Was tust du dir nur an..." Tränen rollten über Marys Wangen. ,,Ich habs nicht anders verdient", flüsterte sie brüchig und entzog ihm ihre Hand. ,,Ich hab das alles nicht anders verdient, Richie", brachte sie hervor, schluchzend verbarg sie ihr Gesicht in ihren Händen.

Richie konnte das kaum mitansehen, er hatte Mary nie weinen sehen können... Und das hier, das brach ihm das Herz. Er griff nach ihr, um sie wieder in eine sitzende Position zu ziehen... Um sie an sich zu ziehen und seine Arme wieder um sie zu schlingen. ,,Cherry... Es wird alles gut...", versuchte er sie mit rauer, leicht gebrochener Stimme zu beruhigen, doch Richie klang selbst zu unsicher... Wie sollten sie das wieder in Ordnung bringen, wenn Mary sich offenbar selbst aufgegeben hatte, kurz nachdem sie es mit ihm getan hatte? ,,Ich brauche dich", weinte sie. ,,Ich will es nicht, aber ich... aber ich tue es." Ihre Hände klammerten sich an ihm fest, an seinen Schultern... und Richie hielt sie so fest, wie er es sich aufgrund ihres Zustands wirklich traute ohne zu befürchten, ihr vielleicht doch wehzutun... ,,Ich bin da", versicherte er ihr heiser, was er an ihr an diesem Abend schon so oft versprochen hatte. ,,Ich bin da, Cherry..."

Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht hiermit... Er musste ihr helfen, bevor sie sich selbst völlig zerstörte... Er musste nur hoffen, dass es in seiner Macht lag seine Liebe vor ihr selbst zu retten...

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