ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ 33 - ɴᴜʀ ᴅɪᴇsᴇs ᴇɪɴᴇ ᴍᴀʟ
»Wow. Du hast nicht erzählt, dass diese Susi im Geld schwimmt«, entfuhr es Liam, als Tom den Wagen vor dem riesigen Gelände zum Stehen brachte.
Freya schwieg und starrte selbst ungläubig aus dem Fenster.
Vor ihnen lag ein Strandhaus, welches aus einem Werbekatalog stammen konnte. Die weiße Fassade schimmerte dank der untergehenden Sonne in leuchtenden Orange. Auf der weitläufigen Terrasse tummelten sich schon eine Vielzahl von Menschen und der Bass der laufenden Musik, war selbst im Wagen schon zu spüren.
»Na dann, trotzdem viel Spaß und wenn ihr so weit seid. Anrufen! Ich bleib in der Nähe«, erklärte Tom und reichte beiden ihre Inears.
Freya und Liam stiegen aus dem Wagen und liefen auf das Haus zu. Bekannte Gesichter lächelten Freya an. Seit der Aktion auf dem Schulhof schienen sie einige Leute mit anderen Augen zu sehen. Ob nun aus Angst oder Anerkennung war nicht ganz klar, aber eigentlich auch völlig egal.
Schon von Weiten erkannte Freya die blonden Haare von Susi. Mit einem breiten Lächeln trat diese den beiden entgegen und zog Freya ohne Vorwarnung in eine feste Umarmung. Liam schoss sofort ein gehässiges Grinsen ins Gesicht, denn er wusste, wie unwohl Freya sich gerade fühlte.
»Schön, dass es dir wieder besser geht«, murmelte Susi und ließ sich nur widerwillig von Freya zurückschieben.
»Ja, ich freu mich auch, dich zu sehen. Aber ich hatte nur eine Erkältung und lag nicht auf dem Sterbebett«, erwiderte Freya und trat einen Schritt zurück.
Susi schwankte leicht und grinste Freya übertrieben an.
Okay, da hatte eindeutig schon jemand zu tief ins Glas geschaut.
»Und wer ist der hübsche Mann an deiner Seite?«, fragte Susi und strahlte Liam an.
Ein teuflisches Grinsen zeigte sich in Freyas Gesicht.
»Mein Bruder Liam. Single«, sagte sie und zwinkerte Susi dabei an.
Deren Augen fingen direkt an zu leuchten und ehe Liam reagieren konnte, hakte sich Susi bei ihm ein und schlief ihn hinter sich her. Er drehte sich zu seiner Schwester zurück und warf ihr einen Fuck you Blick zu, was diese nur mit einem breiten Lächeln abtat.
»Das war die Rache wofür?«, hörte Freya plötzlich in ihrem Ohr.
»Er weiß schon wofür«, murmelte sie leise und machte sich auf die Suche nach Aaron.
Dieser hatte sich aus dem Haus geschlichen, obwohl es nicht nötig gewesen wäre. Killian war seit gestern Vormittag verschwunden, ebenso wie Derek. Er wusste nicht, wo sie waren, und es war ihm egal. Das Einzige, was er darin sah, war die Luft, die er zum Atmen hatte. Die Frist, Freya zu Killian zu bringen, würde heute enden und Aaron hatte immer noch keine Lösung gefunden, wie er das schaffen sollte. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass er es nicht wollte. Doch was für eine Wahl hatte er schon?
Sosehr er sich auch die letzten Tage um Freya gesorgt hatte, so heftig war der Schlag ins Gesicht, als ihre Nachricht ankam. Sein Inneres war zerrissen. Er wollte nichts mehr als sie wiedersehen. Dort weitermachen, wo sie in ihrem Studio unterbrochen wurden. Sie war es. Sie hatte sein Herz berührt. Und gleichzeitig zog sich sein Magen schmerzhaft zusammen, wenn er daran dachte ihr gegenübertreten zu müssen. Er würde sie verraten, um das Leben seiner Mutter zu schützen.
Je näher er der Adresse kam, desto schwerfälliger wurden seine Schritte und etwas in ihm schrie »Er solle umdrehen!«.
Und doch stand er nach wenigen Minuten vor dem riesigen Strandhaus und starrte auf die vielen Menschen, die den Spaß ihres Lebens hatten. Er hielt für wenige Augenblicke inne und sah sich um. Sein Herz schlug schmerzhaft gegen seine Brust. Da war es wieder, das Verlangen nach Flucht und doch lief er los. Ferngesteuert mit reißendem Herzen.
Er lief auf die Terrasse zu und suchte die Menge nach ihr ab, doch auch wenn ihm viele bekannte Gesichter ins Auge vielen. Freya war nicht dabei. Am Ende der Terrasse war eine Bar aufgebaut worden.
Alkohol. Irgendwas musste ihn beruhigen und seine rasenden Gedanken zum Schweigen bringen. Gerade als er sich einen Drink bestellte, erweckte eine einzelne Person seine Aufmerksamkeit.
Während die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwand und das Meer mit ihren letzten Strahlen zum Leuchten brachte, sah er sie. Freya, die mit den Füßen in dem seichten Wasser stand. Der Wind wirbelte ihre langen Haare immer wieder auf.
Ein brennendes Gefühl schoss durch Aarons Körper und ließ ihn die Luft anhalten. Er bestellte einen weiteren Drink und lief langsam in ihre Richtung. Mit jedem Schritt, den er durch den weichen Sand machte, stieg sein Herzschlag an. Sie stand immer noch mit dem Rücken zu ihm und er musterte die unzähligen Tattoos auf diesem. Doch es waren nicht die bunten Bilder, die ihm schlagartig einen Stich ins Herz versetzten, sondern die unzähligen kleinen Narben, die sich unter den Kunstwerken verbargen.
Was zur Hölle war ihr passiert?
Gerade als er sich räuspern wollte, drehte sie sich zu ihm um. Ein unglaubliches Lächeln lag auf ihren Lippen.
»Wow«, entfuhr es ihm.
Sofort presste er die Lippen aufeinander, entsetzt darüber, dass ihm dieses Wort über die Lippen gekrochen war.
Ihre Augen begannen zu leuchten und sie neigte leicht den Kopf. Ihre blauen Irden zogen ihn in ihren Bann. Unmöglich, sich ihrem Blick zu entziehen, standen sie für einige Herzschläge schweigend voreinander. Aarons Herz schlug ihn bis in die Kehle. Während diese mit jedem Atemzug trockener wurde. Freyas blicke wanderten über seinen Körper, bis sie schließlich das Schweigen brach.
»Ich... Ich dachte schon, du kommst nicht.«
Aaron schluckte und suchte nach den passenden Worten, doch sie wollten ihm einfach nicht einfallen.
»Ist der für mich? Oder hast du vor die Party schnell wieder zu verlassen?«, fragte Freya und zeigte dabei auf einen der Drinks in seiner Hand.
Ihr Anblick vernebelte sein Hirn vollständig, sodass er im ersten Moment nicht verstand, was sie da sagte. Er folgte jedoch ihrem Finger und erst als er selbst wieder die Gläser in seiner Hand erblickte, nickte er und reichte ihr eins.
»Nein. Ich meine ja. Für dich.«
Freya lachte auf und nahm das Glas entgegen.
»Verschlage ich dir die Sprache?«
Aaron riss die Augen auf und spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht kroch.
»Ein wenig«, murmelte er.
Sie zeigte auf das Glas in seiner Hand.
»Auf Ex. Das hilft«, sagte sie und setzte sich selbst das Glas an die Lippen, um es mit einem Zug zu leeren.
Aaron tat es ihr nach und der brennende Schmerz in seiner Kehle und das wärmende Gefühl in seinem Magen, schien tatsächlich den Nebel in seinem Kopf zu lichten.
»Ich... Gott... Ich komm mir vor, wie ein kleines Kind. Aber du siehst heute so anders aus. Gut anders. Also nicht das du sonst schlecht aussiehst, aber...«
»Hör auf, du redest dich ja um Kopf und Kragen«, sagte Freya lachend und schüttelte den Kopf.
»Einigen wir uns darauf, dass wir beide gut aussehen!«, schob sie nach und musterte ihn.
Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er das Kompliment in diesen Worten vernahm und nickte.
»Gern.«
Sie seufzte.
»Ich bin dir wohl noch eine Erklärung schuldig, was?«, fragte sie, ohne zu wissen, was und wie sie ihm überhaupt etwas erklären sollte.
Doch Aaron winkte ab.
»Belassen wir es bei der Rotznase und was den Rest betrifft. Reden macht es wohl nicht besser, oder?«
Er sah sie fragend an. Freya durchfuhr eine Welle der Erleichterung.
»Nein, wahrscheinlich nicht«, erwiderte sie.
Freya löste den Blick von ihm und wackelte mit ihrem leeren Glas.
»Nachschub?«
»Unbedingt«, erwiderte er und war dankbar, dass sie diese eigenartige Situation scheinbar versuchte zu lösen.
Gemeinsam liefen sie zurück zu der Bar und nachdem sie neue Getränke in der Hand hatten, stellten sie sich an den Rand der Terrasse. Freya ließ ihren Blick für einen Moment schweifen und konnte sich ihr Grinsen nicht verkneifen, als sie Liam sah und wie Susi um ihn herum wirbelte.
»Was gibt es zu grinsen?«, fragte Aaron.
Sie löste den Blick von ihrem Bruder und sah zu Aaron.
»Was machen die da?«
Aaron runzelte die Stirn.
»Wer?«
Freya nahm einen Schluck aus ihrem Glas und zeigte dann auf die tanzenden Weiber unmittelbar vor sich.
»Na die da! Was machen die da? Bitte sag mir nicht, dass die das Tanzen nennen. Ich meine, da steckt null Taktgefühl drin und was macht die denn da mit ihrer Hüfte?«
Aaron ließ den Blick vor sich wandern und lachte.
»Sie versuchen, die Kerle zu beeindrucken.«
Freya zog eine Braue nach oben.
»So?«, fragte sie fassungslos.
»Wann warst du das letzte Mal feiern?«, fragte Aaron lachend.
Freya leerte das nächste Glas und schüttelte sich.
»Es ist scheinbar zu lange her.«
Sie musterte Aaron dabei, wie er an seinem Glas nippte und dabei den Blick auf den Mädels vor sich ruhen ließ.
»Funktioniert es?«, fragte sie leise.
Ein Schmunzeln zuckte über seine Lippen.
»Wenn ich mir die Blicke der Kerle da so anschaue. Ja. Aber keine Angst. Ich gehöre da wohl nicht dazu.«
»Warum sollte ich Angst haben?«
Aaron schluckte. Er konnte das hier nicht. Was zur Hölle tat er hier?
»Ich brauch noch einen Drink«, sagte er plötzlich, leerte sein Glas und ließ Freya stehen.
Diese seufzte und legte den Kopf in den Nacken.
»Alles okay?«, hörte sie Liam plötzlich in ihrem Ohr fragen.
Sie suchte ihren Bruder, der sie über die Terrasse hinweg anstarrte und nickte.
Doch nichts war okay. Sie schaffte es einfach nicht ihre aufkeimenden Gefühle für Aaron unter Kontrolle zu bekommen. Sie schwankte zwischen Hass und Verlangen. Ihr Kopf wollte ihn einfach nur niederstrecken, für den Verrat. Doch ihr Herz suchte nach den Gründen seines Handelns. Doch ehe sie sich in ihren inneren Kampf verlieren konnte, tauchte Aaron erneut auf und reichte ihr das nächste Glas. Zögernd nahm sie es an. Sie war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, das Chaos in ihr weiter mit Alkohol zu unterdrücken. Denn das erste Mal in ihrem Leben war sie sich nicht sicher, ob ihr Kopf diesen Kampf gewinnen würde.
»Jaxon hat eine Kugel wegen ihm kassiert«, raunte es plötzlich in ihrem Ohr, als wüsste Liam, welcher Kampf in ihr tobte.
Mit seinen Worten tauchten die Bilder des blutverschmierten Bodens im Clubhouse wieder auf. Das bleiche Gesicht ihres Vaters und schlagartig stoppte der Kampf in ihrem Inneren. Sie leerte das nächste Glas, stellte es neben sich auf einen der Tische ab und sah zu Aaron.
»Tanzen?«
Aaron schien überfordert und schüttelte den Kopf.
»Du verpasst was«, raunte sie und mischte sich unter die tanzende Masse.
Aaron zweifelte nicht einen Moment an ihrer Aussage und nur Minuten später, zog sich ein eigenartiges Gefühl durch seinen Körper. Hüftschwingend schien Freya mit der Musik zu verschmelzen. Sofort lagen alle Blicke auf ihr und er sah das aufflammende Verlangen in den Augen der Kerle um sie. Ein Verlangen, welches er ebenso spürte. Mit jeder Bewegung ihres Körpers wurde ihm bewusster, wie sehr er nach diesem verlangte. Er wollte sie spüren. Er wollte ihr nah sein. Er und niemand sonst sollte an ihrer Seite in diesem Moment sein.
Ferngesteuert lief er los. Die umliegenden Menschen hatte er bereits ausgeblendet, als er hinter sie trat. Behutsam legte er seine Hand auf ihre Hüfte. Sofort drehte sie sich zu ihm herum. Ihr Duft stieg ihm in die Nase und nahm ihm die letzten Bedenken.
»Was soll das denn werden?«, flüsterte sie.
Seine Hand immer noch auf ihrer Hüfte ruhend, zog er sie ein Stück näher an sich heran.
»Ich habe es mir anders überlegt«, raunte er.
Freya lächelte und ließ ihre Arme um seine Schultern gleiten.
Als Antwort darauf, legte Aaron auch seine andere Hand auf ihre Hüfte und schloss den letzten Abstand zwischen ihnen.
Sie schloss die Augen, als seine Wärme sich auf ihren Körper legte. Sein herber Geruch legte sich wie ein Schleier um ihre Gedanken und ließ sie fallen. Nur für wenige Sekunden, dachte sie sich. Nur für wenige Momente diese Wärme genießen und die Zufriedenheit, welche diese mit sich brachte.
Verloren ineinander bewegten sie sich über die Tanzfläche. Nichts von den umliegenden Geschehnissen drang noch zu ihnen durch. Ihre Herzen schlugen wild, doch bereits im selben Takt in ihren Brüsten.
Sich der Situation hingebend, entfernten sie sich immer weiter von der Masse und bewegten sich im Takt der Musik durch den warmen Sand.
Freya schrak auf und öffnete die Augen, als das kalte Wasser des Meeres ihre Füße berührte. Mit leuchtenden Augen strahlte sie Aaron an, der sie anlächelte. Langsam löste er seine Hand von ihrer Hüfte und strich ihr sanft eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.
»Dein Lächeln ist wunderschön«, wisperte er, während sein Daumen sanft über ihre Wange wanderte.
Sie griff nach seiner Hand und legte ihren Kopf gegen seine Berührung. Sie waren sich so nah, dass sie seinen Atem auf seiner Haut vernahm und wie sich eine leichte Gänsehaut über ihren Körper ausbreitete. Er sah sie voller Sehnsucht an und Freya spürte dieselbe sich durch ihren Körper fressen. Sie wollte ihn genauso sehr, wie er sie.
Nur dieses eine Mal.
Ihre Lippen trafen aufeinander und sofort verschmolzen sie ineinander. Ein reißendes Kribbeln schoss durch Aarons Körper und er zog sie näher an sich. Ihre Hände wanderten zu seinem Nacken, während ihre Zungen einen wilden Tanz vollführten. Seine Hände rutschten tiefer und legten sich auf ihren Hintern, um sie im nächsten Moment zu packen und auf seine Hüften zu heben.
Ohne sich zu lösen, legte Freya ihre Beine um seine Hüften und presste sich fest an seinen Oberkörper.
Pures Verlangen durchströmte ihre Körper. Gedanken und Zweifel waren verschwunden und schienen in endloser Weite zu liegen. Dieser eine Moment galt nur ihnen.
»Fuck«, raunte Liam, als er Freya und Aaron im Meer erblickte.
»Was?«, fragte Tom.
Liam rieb sich übers Kinn und seufzte.
»Ich bin mir nicht sicher, aber Freya und Aaron stecken sich gerade gegenseitig die Zungen in den Hals!«
»Gehört das zu ihrem Plan?«, fragte Tom irritiert.
Liam schüttelte den Kopf.
»Ich weiß es nicht. Aber irgendwas sagt mir, dass es nicht so ist.«
Er hörte, wie Tom tief Luft holte.
»Das wird sie zerstören.«
Liam biss sich auf die Lippe und nahm den Blick von seiner Schwester.
»Hoffen wir, dass es nur das sein wird.«
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