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-Han Jisung

Ich saß alleine in meinem Zimmer und wusste nicht was ich tun sollte. Minho's Gespräch mit seiner Mutter war schon ein paar Tage her und jetzt war er nicht da, da er spontan ein Hilfeplangespräch hatte, weil die Erzieher das so wollten. Natürlich konnte ich nicht den ganzen Tag hier sein und nur was mit Minho unternehmen. Soweit ich wusste, waren Hyunjin und Changbin auf ein Date gegangen und Felix war mit Chan aus. Naja, ich war eben alleine. Mit Minji wollte ich nichts machen, ich meine, warum auch? Die nervt nur. Dann fiel mir ein, dass ich doch Seungmins Nummer bekommen habe. Vielleicht war er mit Jeongin nicht auf einem Date, also konnte ich ihn ja mal fragen. Ich schrieb ihm also ob er Zeit hatte, doch direkt antwortete er natürlich nicht.

Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und schrieb weiter an einem Song, an dem ich schon etwas länger saß, während ich auf eine Antwort von Seungmin wartete. Irgendwie musste ich mir ja die Zeit vertreiben und mir fiel auch gerade erstaunlich viel für meinen Lyrics ein. Sowas musste ich mir dann immer direkt aufschreiben. Wenn ich unterwegs war, schrieb ich es oft aufs Handy, damit ich es nicht vergaß. Mir war aber gerade danach, es auf Papier zu schreiben. Ich wusste nicht wie lange ich am Schreibtisch saß, aber plötzlich klopfte es an der Tür und Sora, eine weitere Erzieherin hier, kam in mein Zimmer.

,,Es ist deine Mutter, sie wollte dir was Mitteilen." meinte sie und gab mir das Telefon, ehe sie mich alleine ließ. Ein wenig überrascht darüber, das meine Mutter mit mir reden wollte, hielt ich mir das Telefon ans Ohr und gab ein ,,Ja" von mir, damit meine Mutter wusste, dass ich ihr jetzt zuhörte. Was auch immer sie zu sagen hatte.

,,Deine Oma ist gestorben. Ich wollte dir das nur mitteilen. Willst du wissen warum sie gestorben ist? Wegen dir. Weil ich ihr gesagt habe, dass wir dich ins Heim geschickt haben weil du eine Schwuchtel bist. Komm damit klar. Auf ihre Beerdigung brauchst du nicht kommen." nachdem sie mir dies mitgeteilt hatte, legte sie auf. Ich hörte nur dieses piepen, ehe ich das Telefon an die Seite legte und mir die Hand vor den Mund hielt um nicht gleich laut los zu weinen. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass sie nicht mehr da war und ich mich nicht mal von ihr verabschieden konnte. Nicht mal durfte. Laut meiner Mutter war sie meinetwegen gestorben und ich wollte mich dann wenigstens entschuldigen können. Dafür das ich einen Jungen liebte. Verdammt, warum war ich nur so? Warum musste ich auch nur auf Jungs stehen? Warum habe ich es meinen Eltern überhaupt gesagt? Vielleicht wäre es dann nicht so gewesen. Vielleicht wäre alles anders gewesen.

Wie sehr ich gerade Minho bei mir hätte. Ich wollte das er mich umarmte, mir seine Wärme spendete, damit ich mich besser fühlte. In seinen Armen fühlte ich mich immer besser. Gewollt. Doch weil ich ihn liebte, hatte ich Menschen verloren, die ich liebte. Ich habe meine Familie geliebt und nur weil ich mich in Minho verliebt hatte, musste ich Menschen loslassen, die ich schon mein ganzes Leben kannte. Scheiße, was hatte ich getan?

Ich weinte, konnte nicht aufstehen. Warum konnte ich nicht einfach aufstehen? Ich wollte weg von hier. Ich wollte meine Mitbewohner nicht mehr sehen, die Erzieher nicht mehr und Minho. Den wollte ich so plötzlich auch nicht mehr sehen. Aber es lag nicht an ihm. Es lag an mir. Wie Erbärmlich konnte ich nur sein? Warum hatte ich mich in ihn verliebt? Warum ausgerechnet in einen Jungen? Ich war ekelhaft. Ich verstand jetzt warum meine Eltern mich dafür hassten, aber ich konnte nichts für meine Gefühle. Warum ist das alles so verwirrend?

,,Jisung?", ich hörte Minho meinen Namen sagen und im nächsten Moment hörte ich schon, wie die Tür aufging.

,,Hey, Baby, was ist los?" Minho wollte mich umarmen, doch ich wollte nicht. Ich wollte nicht, dass er mich so nannte, ich wollte nicht von ihm berührt werden. Ich wollte ihn nicht mehr sehen. Ich war ekelhaft. Ich war eine Schande für diese Welt.

,,Fass mich nicht an!" schrie ich ihn an, als er mich umarmen wollte. Minho schreckte zurück, war überrascht wie ich reagierte.

,,Jisung..." Minho klang traurig, aber ich konnte ihn einfach nicht mehr sehen. Wenn ich ihn sah, musste ich daran denken wie ekelhaft ich eigentlich war. Warum ich mit einem Jungen zusammen war. Das konnte ich nicht mehr. Ich wollte mich nicht mehr so ekelhaft fühlen.

,,Scheiße! Geh doch einfach! Lass mich in Ruhe!"

,,Jisung, ich kann doch nicht zusehen, wie du weinst..." er wollte mich wieder in den Arm nehmen, aber ich schubste ihn ein wenig weg von mir. Verstand er nicht, dass er gehen sollte? Warum verstand er das nicht?

,,Brauchst du auch nicht! Geh einfach! Komm nicht wieder! Ich brauch dich nicht!" schrie ich ihn an, wusste selbst nicht warum ich das sagte. Ich wollte das er bei mir war, aber irgendwie auch nicht. Ich wollte mich nicht mehr so ekelhaft fühlen und wenn Minho nicht da war, dann wäre das Gefühl nicht allzu stark. Vielleicht war es auch besser so.

,,Was?" Minho konnte die Worte nicht glauben, ich hörte wie verletzt er war. Ich sah ihn nicht an, glaubte aber das er weinte. Das zittern in seiner Stimme verriet ihn.

,,Du hast richtig gehört! Jetzt geh endlich!" Ich hörte wie Minho schniefte, ehe er den Raum verließ. Er knallte meine Zimmertür zu, und ich brach zusammen. Fing an noch stärker zu weinen. Jetzt hatte ich auch noch Minho verloren. Und das nur weil ich mich ekelhaft fühlte, einen Jungen zu lieben. Weil ich schuld war, das meine Oma gestorben war.

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