𝟐𝟎│𝑪𝒐𝒍𝒊𝒏

Colin

Wir haben Kieras Autoschlüssel geklaut.

Naja, besser gesagt, habe ich Terrice angewiesen, sie aus Kieras Handtasche zu klauen, während ich draußen gewartet habe. Ich konnte ja schlecht mit den nassen Klamotten einfach so in den Festsaal reinmarschieren.

Zuvor hatte ich diesen wahnsinnig brillanten Plan aufgestellt, der eigentlich recht simple, wenn nicht sogar idiotensicher war.

Terrice sollte die Schlüssel klauen und mir geben. Ich würde damit Kieras pinken Albtraum von einem Auto aufschließen und mir die Box mit den Wechselklamotten schnappen.

Easy peasy, oder was sagt ihr?

Ja, Scheiße wars, Freunde.

Die Vorbereitung war allein die Vollkatastrophe.

Der Anzug war vorher schon viel zu klein gewesen und durch das aufgesaugte Wasser hatte ich das Gefühl in irgendso einem Latexanzug zu stecken, der meine Eier ungemein stark einschnürte.

Das Gefühl war abgrundtief unangenehm und ich musste aussehen wie der letzte Vollhonk.

Kein Wunder, dass Terrice allein zehn Minuten gebraucht hat, um sich von seinen mehrmals hintereinander erfolgten Lachattacken zu erholen. Danach beanspruchte es noch weitere zehn Minuten, in denen Terrice versuchte, mich mit seiner Kamera abzulichten und ich aus Panik in den nächstbesten Busch gesprungen bin, wobei dort zurzeit ein Eichhörnchen weilte, das es nicht ganz so lustig fand, als Onkel Colin auf seinen Schwanz gehüpft ist. Daraufhin ist es nämlich auf meinen Schwanz gehüpft.

Und Terrice?

Der stand wie so ein Arsch daneben, als dieses Chipmunk-artige Vieh auch noch beschlossen hat, seine Krallen über meinen Arm fahren zu lassen. Beinahe hätte ich es angeschrien, dass das nur Kiera mit ihren Nägeln machen darf und bei der fuckt es mich auch immer extrem ab.

Nachdem ich mich von diesen bestialischen Monsterklauen befreit hatte, konnte ich Terrice irgendwie überzeugen mir zu helfen. Ich meine, das war er mir schuldig gewesen!

Ich wäre beinahe gestorben!

Nur beinahe, denn gegen meine überdimensionale Männlichkeit hatte das Eichhörnchen keine Chance. Von meiner Schönheit geblendet, hat es den Rückzug angetreten. Feigling! Ich war nur eine Haaresbreite davon entfernt, es fertig zu machen.

Das mit den Schlüsseln klauen ging auch recht zügig. Terrice ist zwar nicht die hellste Birne auf diesen Planeten, dafür verfügt er über 1A Flirtkünste und hatte im Handumdrehen alle Frauen am Tisch um den Finger gewickelt. Es war ein Leichtes für ihn, den Schlüssel aus Kieras Tasche zu mopsen.

Sobald ich den Schlüssel hatte, hat sich Terrice-was hatte ich auch anderes erwartet- mit einer Wodka Flasche und einer ziemlich heißen Brünette abgesetzt. Ihr wisst gar nicht, wie sehr ich mir mein Leben als Single in diesem Moment herbeigesehnt habe.

Ich sollte es sein, der sich heute literweise volllaufen lässt und die Weiber abschleppt. Stattdessen wurde ich in die Fluten des beschissenen Sees geschmissen und habe mich anschließend mit einem Kampfeichhörnchen im Busch um die Wette duelliert aus Angst, gleich kastriert zu werden.

Dieser Tag ist eine verdammte Katastrophe und das Dumme daran ist, dass Mitternacht noch in weiter Ferne ist.

Die Sonne steht tief am Horizont, als ich über den Parkplatz stapfe. Jeder meiner Schritte wird begleitet von dem Quietschen der nassen Schuhsohlen auf den Asphalt und dem unaufhaltsamen Knurren meines Magens.

Dazu kommt noch dieses nervige Klimpern, wann immer die Unmengen von Anhängern an Kieras Schlüsselbund gegeneinander klappern. Darunter ein Cupcake, eine Palme und ein Kamel (wahrscheinlich Urlaubssouvenirs oder so) und ein stoffüberzogener Metallkreis, auf dem in pinken Buchstaben steht:

Mein Name? G-Ö-T-T-I-N.

Ich grinse. Sowas Blödes kann auch wirklich nur sie haben.

Göttin. Das ich nicht lache.

Wir wissen doch alle, dass auf dieser Welt nur Platz für einen Gott ist und das bin ja mal sowas von ich. Man erinnere sich an meine vielen Titel; Sexgott, Gott der Schönheit, Gott der Coolness und so weiter...

Mein Blick fällt nach vorne auf die vielen Autos. Es ist wirklich nicht schwer, Kieras kleinen Smart darunter auszumachen, wo sie ja auf betörendes Barbie-Pink gesetzt hat. Und während ich so auf das pinke Etwas zu stapfe, fange ich an über mein Leben zu philosophieren und mir wird eins klar:

Ich will Rache.

Und ich habe da auch schon ein paar unfassbar geniale Ideen.

Ich meine, ich habe die Karre und die dazugehörigen Schlüssel. Könnte ja sein, dass ich mich kurzerhand entschließe, einen Abstecher zu einem nahegelegenen Schrottplatz zu machen oder ich drehe eine kurze Spritztour und parke dann leider auf einem Parkplatz mit fettem Abschlepp-Symbol.

Wie gesagt, nur Ideen.

Wahnsinnig verlockende Ideen, nachdem ich so mutwillig in den See geworfen wurde oder was meint ihr?

Welche ich davon letztendlich umsetze, muss ich mir noch überlegen. Für den Anfang sollte ich aber auf jeden Fall aus den Klamotten raus, denn trotz der schwülen Temperaturen ist es nämlich nicht gerade angenehm, wenn alles an einem klebt wie eine zweite Haut. Besonders im unteren Bereich, dem heiligen Bereich.

Ich greife schon nach dem Türgriff auf der Beifahrerseite und will das Auto entriegeln, als der Griff unter dem Druck meiner Hand unerwartet nachgibt.

Zögernd öffne ich ganz die Tür und starre misstrauisch auf das Gefährt.

Wieso zum Teufel ist die Tür offen? Kiera hat doch nicht etwa vergessen, ihr Auto abzuschließen? Also so viel Grips hätte ich ihr zugetraut. Vielleicht bin ich auch nur aus Versehen auf den Auslöser gekommen, als ich mir ihre Anhänger angeschaut habe? Ja, das muss es sein. Zumindest tue ich es mit dieser Erklärung und einem einfachen Schulternzucken ab. Wie das Auto aufgegangen ist, ist doch letztendlich egal. Hauptsache ich kann endlich meine Kleidung wechseln.

Ich beuge mich nach innen und werde sofort von einem Mantel aus stickiger Luft umhüllt. Zwar steigt mir wie schon heute Mittag der verlockend gute Duft nach Süßigkeiten in die Nase, aber diesmal ist er anderes, irgendwie verändert. Da ist diese starke Unternote, die ich momentan noch nicht richtig zu ordnen kann.

Energisch stütze ich meine linke Hand auf das schwarze Sitzpolster ab, während meine andere Hand suchend den Boden nach dem Karton mit den Wechselklamotten entlang tastet. Doch das Einzige, was ich zu fassen bekomme, ist ein Hauch von Luft.

Verdammt, wo hat sie diese beschissene Kiste hingepackt?

Ich beuge mich wieder hoch und erschrecke mich fast zu Tode, als ich den schwarzen Raben sehe, der sich auf der Windschutzscheibe niedergelassen hat und empört kräht. Beinahe hätte ich aufgeschrien, doch im letzten Moment presse ich meinen Mund zusammen, bevor ein spitzer Ton über meine Lippen gleiten kann.

Man denkt, ich schreie jetzt nur wegen so einem dämlichen Raben rum wie ein Mädchen.

Äh, hallo?

Ich bin Colin und Colin bleibt immer cool.

COOLin eben.

Gott der Coolness, ihr erinnert euch?

Naja, egal.

Dieses blöde Federvieh macht nach einigen Sekunden auch wieder den Abgang und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich mich durch seine Anwesenheit beobachtet gefühlt habe.

Entschlossen setze ich meine Suche fort, beuge mich über die Mittelkonsole hinweg unter den Fahrersitz, doch auch dort ist nichts.

Super. Einfach fantastisch.

Wo ist dieses blöde Ding nur?

Schnaufend drehe ich mich um, entschließe mich gerade dazu, einen Blick auf die Rückbank zu werfen, als mich von dort aus grüne Augen neugierig anfunkeln.

Ich schrecke zurück, knalle mit meinem Hinterkopf volle Kanne gegen den Rückspiegel.

Und dann schreit jemand.

Laut.

Hysterisch.

Wie ein fucking Mädchen.

Und sobald ich den Mund wieder schließe, merke ich, dass ich es war.

Verdammt.

Heyyy,
Wie gehts euch so???😄😃
Ich hatte jedenfalls viel Spaß beim Schreiben und kann schon einmal für die zahlreichen Colin Fans unter euch kundtun: Das NÄCHSTE Kapitel ist auch wieder aus COLINS SICHT! Yeah🎉🎉

Welche Perspektive gefällt euch generell eigentlich am besten? Kieras oder Colins?

Und auf wen wird da Colin wohl im Auto gestoßen sein, hmmm?😄🤔

Ich habe mir außerdem aus Spaß überlegt, euch ab sofort jedes Mal mit einer anderer Abschiedsfloskel zu verabschieden hahah😄 Eine persönliche Challenge an mich und ich hoffe doch, mir fallen bis zum Ende noch Verabschiedungen ein! Wenn nicht, brauche ich eure Hilfe!

Da sage ich doch mal:
Auf Wiederhörnchen!

(wer hat die Anspielung auf den Beginn des Kapitel gecheckt? Niemand, okay😂)

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